E-Book, Deutsch, 0 Seiten
Galanter / Brodeur Star Trek - The Next Generation: Fremde Widersacher
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11694-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
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ISBN: 978-3-641-11694-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die Hidrans kämpfen seit siebzig Jahren gegen das Klingonische Imperium. Nun sollen Captain Picard und die Enterprise das Unmögliche möglich machen und Frieden stiften. Auf dem Planeten Velex treffen die Delegationen aufeinander. Doch dann kommt der hidranische Botschafter auf mysteriöse Art und Weise ums Leben, zuvor tötet er jedoch die klingonischen Abgesandten. Lieutenant Worf wird für das Attentat verantwortlich gemacht - und wenn Picard den Mord nicht aufklären kann, droht dem Klingonen ein schrecklicher Tod ...
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Kapitel 1
»Töten Sie den Klingonen, wenn er sich bewegt.«
Ein oder zwei Sekunden lang bewegte sich überhaupt niemand. Der Befehl des hidranischen Botschafters hallte von den steinernen Wänden des Saals wider und schallte in den Ohren der Enterprise-Offiziere. Durch die Atemmaske klang die Stimme dumpf, doch die Worte verloren dadurch nicht an Bedeutung. Captain Urosk schlug mit dem Phaser gegen Worfs Brust. Kein Zweifel, er würde ohne Zögern abdrücken.
Worf versteifte sich, und seine Augen blitzten zornig.
»Einen Augenblick!« Commander William Riker hob den eigenen Phaser und trat einen Schritt vor – obwohl sich die Situation dadurch überhaupt nicht änderte. Mit einem Wink bedeutete er Data, sich von der anderen Seite zu nähern.
Der Saal schien plötzlich das ganze Universum zu umspannen. Das einzige, was sich verdichtete, war Rikers Bedauern: Er hätte Worf nicht mitnehmen dürfen. Zwischen Klingonen und Hidranern kam es immer zu Spannungen.
Urosk und Botschafter Zhad starrten den Ersten Offizier der Enterprise an. Ihre Augen wirkten wie dunkelgrüne Murmeln unter Brauen, die an feuchtes rotes Leder erinnerten.
Worf nutzte die gute Gelegenheit und stieß Urosks Waffe beiseite. Der große Captain ließ sich aber nicht einschüchtern und riss den Strahler sofort wieder herum.
»Aufhören!« Riker sprang vor, um sich zwischen den klingonischen Sicherheitsoffizier und die beiden Hidraner zu drängen.
Auch Riker war recht groß – groß genug, um den hidranischen Captain mit der Schulter fortzudrängen. Warum hatte er dies nicht kommen sehen?
»Töten Sie ihn!«, heulte Zhad. »Bringen Sie den Kerl um!«
Lieutenant Commander Data kam näher. Sein Phaser steckte noch im Halfter, aber seine rechte Hand ruhte bereits auf dem Kolben. Der Androide wartete auf eine Anweisung des Ersten Offiziers, bevor er die Waffe zog.
»Sie beleidigen uns mit der Präsenz dieses Tiers!«, ereiferte sich Botschafter Zhad. Sein Blick durchbohrte Worf, und die Stimme klang nun heiser unter der Atemmaske, hinter der sich die Hälfte seines Gesichts verbarg.
Urosk wich einen Schritt zurück. Die scharlachroten Finger des Hidraners schlossen sich noch fester um den Strahler – er schien es gar nicht mehr abwarten zu können, endlich den Auslöser zu betätigen.
»Wie können Sie es wagen?«, knurrte Zhad. Er bebte am ganzen Körper, und Wut verdunkelte sein rotes Gesicht.
Riker sah von dem Hidraner zu Worf und wieder zurück. »Wie wir es wagen können?« Welch eine Unverschämtheit! Erst wandten sich die Hidraner mit einer Bitte um Hilfe an die Föderation – um sich dann so zu verhalten, als erwiesen sie der Föderation einen Gefallen, wenn sie die Hilfe annahmen. Riker musste sich sehr beherrschen, um dem hochmütigen Botschafter nicht ganz deutlich die Meinung zu sagen.
Er atmete tief durch, wodurch er fast an dem penetranten Geruch erstickte, der von dem Hidraner ausging. Eigentlich sollte er imstande sein, die Hinweise seiner Nase einfach zu ignorieren – bestimmt gab es Wesen, die den Geruch von Menschen abscheulich fanden – doch das war leichter gesagt als getan: Immerhin roch es nach einer Mischung aus Schimmel und nassem Sackleinen.
»Was wissen Sie schon von siebzig Jahren Unterdrückung?«, donnerte Zhad. Seine Stimme schien die Wände erzittern zu lassen, und in den dunklen Augen brannte das Feuer der Verachtung. »Oder zwanzig Jahren des Krieges? Und von zwanzig weiteren Jahren ständiger Schikane?« Er schmetterte die rubinrote Faust auf den Granittisch neben ihm – es klang wie Stein auf Stein. »Wann geschah es zum letzten Mal, dass man Freunde von Ihnen kaltblütig ermordete? Wann haben Sie den letzten Verwandten an einen gnadenlosen Feind verloren?« Zhad deutete auf Worf. »Er hat uns so etwas angetan! Er hat unsere Heimatwelt verwüstet, uns um unsere Zukunft betrogen!«
Worf straffte die Schultern. »Ich habe keine Schuld auf mich geladen.« Der tiefe Bariton des Klingonen und seine hoch aufgerichtete Gestalt passten in die steinerne Halle.
Riker trat einen Schritt zurück. »Sie befanden sich mit dem klingonischen Imperium im Krieg«, sagte er. »Nicht mit dem klingonischen Volk.«
»Das ist Ansichtssache.« Der hidranische Botschafter drehte den Kopf zur Seite. »Ich bin jetzt bereit, mit Ihrem Captain zu reden.«
»Er wird gleich hier sein.« Es gelang Riker nicht, den Ärger ganz aus seiner Stimme zu verbannen. Auch sonst machte er sich bemerkbar: Dem Offizier wurde plötzlich bewusst, dass er die Fäuste geballt hatte. Datas Hand verließ den Phaser.
Noch nicht. Riker schüttelte den Kopf, und darauf kehrte die Hand des Androiden zur Waffe zurück.
Der Erste Offizier hielt Zhad für zu unberechenbar und irrational. In gewisser Weise war jeder Botschafter ein Geschöpf der Rhetorik, aber Zhad neigte auch dazu, mit dem Kopf durch die Wand zu gehen, den Weg zum Sieg zu erzwingen. Er stand in dem Ruf, Fakten so hinzubiegen, wie sie ihm passten. Wenn ihm die Ansichten seiner Verhandlungspartner nicht gefielen, drehte er ihnen einfach das Wort im Munde um. Die Atemmaske behinderte ihn überhaupt nicht dabei, obwohl sie seine Stimme verzerrte. Er war ein Hahn, der den Morgen mit solcher Arroganz ankündigte, dass er alle Ohren davon überzeugte, er selbst sei der Schöpfer des Lichts. Bisher hatte diese Taktik für ihn und sein Volk funktioniert, und genau deshalb war er jetzt hier.
Unbehagen regte sich in Riker. Zhad befand sich aus gutem Grund hier, und das galt auch für Urosk. Urosk war Soldat. Will hatte den hidranischen Captain beobachtet, als er sich umsah und die Situation einschätzte. Urosk überlegte immer, bevor er handelte – die typische Verhaltensweise eines Captains. Zumindest dessen, der überlebte. Und deshalb stellte Urosk eine große Gefahr dar. Großmäuler mit Fäusten waren einfach nur ärgerlich, Schlauköpfe mit Fäusten hingegen konnten enorme Probleme verursachen. Riker beschloss, sich nicht noch einmal überraschen zu lassen. Nichts lief wie geplant. Der Erste Offizier hatte den Auftrag, die Hidraner beschäftigt zu halten, ohne unhöflich zu werden. Unmöglich. Und Worf der Delegation hinzuzufügen … Kein besonders geschickter Schachzug. Riker wollte den Hidranern damit zeigen, wie Klingonen sein konnten. Doch Zhad und Urosk lehnten es ab, die Dinge von diesem Standpunkt aus zu sehen. Und jetzt stritten sie, statt sich zu unterhalten.
»Wir warten nicht mehr lange«, brummte Zhad und schnitt eine Grimasse.
»Botschafter, wir sind hier, weil Ihre Heimatwelt stirbt«, sagte Riker.
»Unsinn!«, zischte Zhad. »Es wurden Vereinbarungen getroffen, per Subraum-Kom. Warum hat uns die Föderation zu diesem gottverlassenen Planeten gebracht, wo wir in der Gesellschaft unseres Feindes warten müssen?«
»Lieutenant Worf ist nicht Ihr Feind«, erwiderte Riker. »Und dieser gottverlassene Planet ist der einzige Treffpunkt, den Ihre Regierung akzeptiert hat.«
»Genug!« Zhad wischte die Einwände des Ersten Offiziers mit einer schroffen Geste beiseite. Er rutschte am Tisch entlang und sah sich in alle Richtungen um.
»Wir sind allein«, stellte Riker fest und forderte Data stumm auf, dem Botschafter zu folgen.
Zhad warf Riker einen ernsten Blick zu und strich mit den Händen über einen der Wandteppiche. Er zog daran, um die Stabilität der Befestigungen zu überprüfen. Anschließend riss er den dicken Stoff beiseite und warf einen skeptischen Blick dahinter.
»So dünne Klingonen gibt es nicht«, meinte Riker trocken. »Es existieren auch keine imperialen Assassinen, die sich in irgendwelchen Mauerritzen verbergen. Wenn es uns darum ginge, Sie umzubringen, so wären Sie bereits tot.«
»Vielleicht habe ich mich nur für den Wandteppich interessiert«, erwiderte Zhad.
»Sie sind ziemlich alt, Botschafter.« Data machte eine Geste, die allen Wandbehängen galt. »Es heißt, sie stammen von den alten Velexianern.«
Zhad schnitt eine finstere Miene. »Wen kümmert's?«
Data setzte zu einer Antwort an, aber Riker schüttelte wortlos den Kopf.
Wenige Sekunden später kam der Botschafter mit langen Schritten zu ihnen zurück und blieb neben Urosk stehen. »Wenn Sie nicht sofort Ihren Captain rufen, verlassen wir diesen Ort.«
»Botschafter, Captain Picard hat sich für acht Uhr dreißig angekündigt, und das bedeutet, dass er um acht Uhr dreißig hier eintrifft.« Riker hielt nach wie vor den Phaser in der Hand und spürte, wie die Anspannung im Raum wuchs. Sie hatte alle Versuche vereitelt, der Diplomatie den Vorrang zu geben. Und jetzt bedrohte sie auch noch die Reste von Anstand und Höflichkeit. »In fünfzehn Minuten …«
Captain Urosks Kommunikator kreischte regelrecht, und der Hidraner riss ihn vom Gürtel. Eine Stimme drang aus dem Lautsprecher. »Ein klingonisches Kriegsschiff nähert sich diesem Sektor, Sir. Das energetische Niveau der Waffensysteme deutet auf Einsatzbereitschaft hin, und außerdem fliegt es mit Gefechtsgeschwindigkeit.«
Riker stöhnte. Na großartig …
Urosk fuchtelte mit dem Strahler. »Schilde hoch!«, brüllte er. »Waffen vorbereiten! Aus der Umlaufbahn schwenken!«
»Verstanden, Sir.«
Zhad zerrte an Urosks Arm, bis sich der Kommunikator direkt vor seiner Atemmaske befand. »Zerstören Sie das klingonische Schiff!«
»Nein!« Riker trat näher – und blieb abrupt stehen, als er in die Mündung von Urosks Strahler sah. Er nickte dem weiter hinten stehenden Data zu. »Die Enterprise ist in der Nähe. Soll sie sich darum...