Gellert | Flieger- und  Luftschiffkämpfe im Weltkriege | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 221 Seiten

Gellert Flieger- und Luftschiffkämpfe im Weltkriege


7. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7467-0297-1
Verlag: epubli
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

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ISBN: 978-3-7467-0297-1
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26 Erlebnisberichte vermitteln einen wirklichkeitsnahen Eindruck der Kämpfe über den Fronten des Ersten Weltkrieges. Lange Zeit befanden sich die Jagdflieger im Stadium der Improvisation. Luftkämpfe wurden mit Pistolen ausgetragen. Als es jedoch gelang Maschinengewehrsalven synchronisiert durch den eigenen Propellerkreis zu feuern, veränderte sich der Luftkampf in atemberaubendem Tempo. Detailliert schildert Georg Gellert erbarmungslose Fliegerkämpfe, den Einsatz von Zeppelinen, die Beschießung eines englischen Schlachtkreuzers und weiteren entscheidenden Ereignissen.

Georg Gellert war ein deutscher Schriftsteller.
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Der Flieger von Tannenberg.


Wie einst die zahllosen Mongolenscharen die deutschen Gefilde auf ihren kleinen flinken Rossen zertrampelten und alles verwüsteten, so fluteten Anfang August 1914 in gewaltigen Heersäulen die Russen über die Grenze Ostpreußens.

Pillkallen, Eydtkuhnen, Stallupönen im Norden wurden von ihnen mit Feuer und Schwert verwüstet, bis hinunter nach Johannisburg, Ortelsburg und Soldau drangen die Mordbrenner,

Da war es Generalfeldmarschall von Hindenburg, der nach seinem genialen Plane die Russen aus der deutschen Provinz wieder vertrieb und sie dahin jagte, wohin sie gehören: in die masurischen Seen und endlosen Sümpfe.

Das war am 26. August 1914.

In aller Stille waren die deutschen Heere zusammengezogen worden und warteten nur auf das Zeichen, um gegen die freche russische Soldateska vorzugehen.

Es galt vor allein, die Stellungen der Feinde zu erkunden.

Der Flieger-Unteroffizier Fritz Welz, der sich als ein geschickter und zuverlässiger Pilot erwiesen hatte, war spät am Abend von einem Erkundungsfluge, der ihn über Goldap bis zum Wysztvter See geführt hatte, zurückgekehrt.

Er war auf dem Rückwege begriffen.

Er hatte sich allmählich bis auf zwölfhundert Meter hinaufgeschraubt, da er unter sich Trainkolonnen und Bagagewagen des Feindes in endloser Menge wahrnahm.

Endlos weitete sich unter ihm die Romintener Heide. Die Dörfer und bewohnten Flecken waren zu kleinen dunklen Punkten zusammengeschrumpft.

Erst als er den Kurs nach Südwesten nahm, machte ihn sein Begleiter auf die zum Himmel lodernden Fanale aufmerksam.

Es war ein schönes Schauspiel, zu sehen, wie die roten Flammen zum dunklen Nachthimmel emporzüngelten und wie. der kräftige Ostwind goldene Funkengarben durch die Lüfte jagte.

Ein unheimlich banges Gefühl beschlich die beiden Flieger, als sie mit ihrem Albatros-Doppeldecker heimwärts zu ihrer Truppe flogen.

Kaum hatten sie dieses Brandfeld hinter sich zurückgelassen, da deutete der Begleiter schon wie- der auf einen ausgedehnten Brandherd in der Tiefe.

Der Führer faßte das Lenkrad fest mit seinen beiden Händen, als wollte er mit diesem festen Druck seinen Schmerz und seine Wut zum Ausdruck bringen.

Wer weiß, wie viel brave Ostpreußen jetzt in dieser Stunde Schweres erleben mußten!

O, wenn doch endlich diese Barbaren wieder über die, deutsche Grenze gejagt wären!

Der Propeller schnurrte sein lautes Lied, und der Führer ging mit seiner Maschine in eine größere Tiefe, um besser beobachten zu können.

Große Wälder, die sich tiefschwarz von den helleren Tönen der Felder abhoben, verschwanden unter ihnen und neue Brandherde zeigten ihnen die Wege, auf denen die Russenheere marschierten.

Der Führer glaubte jetzt, in der Nähe von Angerburg zu sein. Er ließ die Maschine noch mehr hinuntergehen.

Er hatte sich nicht getäuscht. Es war Angerburg. Auch hier züngelten die roten Flammen zum Himmel.

Da, als sie gerade wieder durch die Luken in der Tragdecke Ausschau hielten, hörten sie lebhaftes Gewehrfeuer, und schon wurde die eine Tragdecke ihres Apparates von mehreren Kugeln getroffen.

Der Unteroffizier schraubte seinen Apparat wieder in die Höhe und ließ den Motor von neuem kräftig angehen. Ihm lag nicht daran, abgeschossen zu werden und in die Hände der Russen zu fallen. Darum: auf und davon, um das Erschaute zu Haus zu melden.

Im Gleitfluge ging er nach einer glatten, halbstündigen Fahrt nieder.

Sie waren gut gelandet und waren nicht unweit von dem Platz, wo sie aufgestiegen waren, gestartet.

Hier wartete schon ein Automobil ihrer, das sie im Eiltempo ins Hauptquartier trug,

Der Bericht, den der Unteroffizier und sein Begleiter erstattete, wurde mit beifälligem Nicken des höchstkommandierenden aufgenommen.

Die Herren beugten sich über die auf dem mächtigen Tisch aufgespannte Karte und zeichneten jede Stellung des Feindes getreulich ein, wie sie der zuverlässige Führer ihnen gemeldet hatte.

Doch der Oberkommandierende schien mit dem Endresultat nicht ganz zufrieden zu sein.

Er ging, die Hände auf dem Rücken, in dem Saale auf und ab, dann blieb er bei den Generalstäblern stehen!

„Was die Flieger gesehen haben, das wird, daran zweifle ich nicht, alles stimmen. Sie haben große Züge mit Munitionswagen, Bagage und Train beobachtet. Gut. — Sie haben viel Brände beobachtet. Das läßt ebensowenig auf vorhandene große feindliche Truppenmassen schließen, als auf eine kleine Rotte brandstiftender Kosaken. Was ich in dem Bericht vermisse, das ist die Meldung der großen Heere.“

Die Herren vom Generalstabe hoben die Köpfe, spitzten die Ohren und sahen sich bedeutungsvoll an, als wollten sie sagen: „Da hat doch der Generalfeldmarschall wieder den Nagel auf den Kopf getroffen.“

„Wo sind die vielen russischen Armeekorps geblieben, die unter allen Umständen auf den gutgepflegten deutschen Landstraßen kommen mußten? Es ist unmöglich, daß die über Stallupönen, Gumbinnen und Insterburg im Anmarsch befindlichen Russenheere allein den Einfall in Ostpreußen gewagt haben sollen. Wo ist die Hauptarmee, die wir schon längst erwarten?“ —

Die Darlegung des Höchstkommandierenden war so eindringlich und für alle so klar, daß keiner, der die Begründungen hörte, an dem Vorhandensein zahlreicher großer russischer Truppenkörper zweifeln konnte.

„Morgen früh um halbdrei Uhr“ so lautete der Befehl, „sollen nochmals alle Flieger nach verschiedenen Richtungen Erkundungsflüge unternehmen.“

Fritz Welz war mit freundlichem Nicken entlassen. Er eilte zurück, um alles für den nächsten Morgen, der voraussichtlich die Entscheidung bringen sollte, vorzubereiten.

Beim Scheine einer weißstrahlenden Azetylenlampe wurde die Maschine genau visitiert, die auf den Tragdecken stehenden Spanntürme auf ihre Festigkeit geprüft, der Kühler über dem Motor nachgesehen. Dann prüfte er die Bremse, die Widerstandsfähigkeit jeder einzelnen Spiere. Er fand den Benzinbehälter in Ordnung, auch den Motor selbst einwandsfrei.

Unter einem Zeltplan wurde der Doppeldecker dann über Nacht gegen die Witterung geborgen. So ging der mutige Flieger denn befriedigt zu Bett, das für ihn in einem ländlichen Gasthaus bereitstand.

Um zwei Uhr war er schon wieder auf den Beinen. Nach Einnahme eines einfachen Frühstücks stieg er mit seinem Begleiter durch die Luke der Tragdecke in den Apparat. Kurz darauf wurde der Motor angedreht, und bald stiegen sie zum wolkenlosen Himmel an.

Sie nahmen die Richtung nach Osten. Bald tauchte vor ihnen eine kleine rote Kugel am blaßblauen Himmel auf, die sich hob und größer wurde und dann in goldener, strahlender Majestät die Erde erleuchtete.

Was galt ihnen heut die Sonne und der ganze Himmel? — Sie hatten nur eins im Sinn: wie Spürhunde die anmarschierenden Russenheere zu entdecken.

Er war gleichzeitig mit einigen Kameraden aufgestiegen. Einige waren nach Südost, die andern nach Nordost geflogen, und ihn trug sein sicherer Albatros in der ihm aufgegebenen Richtung davon.

Was war nur heut mit dem Motor? Er hatte doch alles vor einer halben Stunde sorgfältig nachgeprüft?

Erschreckt war er aufgefahren. Der Motor hatte für einen Augenblick ausgesetzt und das Tempo verlangsamt. Zwar erholte er sich wieder, aber nach einigen Minuten wiederholten sich die Störungen von neuem.

Er machte seinem Begleiter Zeichen, deutete auf den Motor, um ihn darauf aufmerksam zu machen, daß an der Maschine etwas nicht in Ordnung wäre.

Das war eine schöne Geschichte! Sollte der Vergaser etwa nicht in Ordnung sein? Er beugte sich weit vornüber, um dies festzustellen. Er konnte jedoch nichts entdecken.

Doch da gab es einen Ruck — und hier — es war kein Zweifel mehr — ein Blick aus die Benzinuhr zeigte es ihm. — der Benzinbehälter hatte einen Defekt. Das Benzin lief rapid aus.

Herrgott im Himmel, jetzt war es mit dem Flug zu Ende. Er mußte niedergehen, Die Erstickungsanfälle des Motors waren eine schreckliche Musik für seine Ohren.

Noch einige hundert Meter, dann mußte er abstürzen, wenn er nicht vorher im Gleitfluge niederging.

Also rasch einen möglichst bequemen Platz aufsuchen, wo er ungefährdet landen konnte.

Unter ihm war die endlose Fläche grüner Felder. In der Ferne blitzten helle Flächen in der Morgensonne, das waren die großen Flächen der masurischen Seen.

Er erkannte, daß er durch das Aussetzen des Motors von der eigentlichen Richtung ein bedeutendes Stück abgekommen war.

Sein Weg sollte über die Landstraße führen, und er war zu weit nach rechts gesteuert. Er warf das Steuer noch einmal herum, um nicht allzuweit von der Landstraße auf einem Felde niederzugehen.

So viel stellte sein prüfender Blick fest: soweit das Auge reichte und soweit er mit dem Glase erkennen konnte, nirgends war ein Russe zu...



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