E-Book, Deutsch, 540 Seiten, Format (B × H): 162 mm x 218 mm, Gewicht: 600 g
Gelwig / Bundesamt für magische Wesen Flüstern um Mitternacht
2. Auflage 2020
ISBN: 978-3-96350-321-4
Verlag: Bundeslurch
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Eine Dokumentation des Bundesamtes für magische Wesen über schwule Balzrituale und erotische Interaktionen postpubertierender Mitglieder endemischer Werwolf-Populationen
E-Book, Deutsch, 540 Seiten, Format (B × H): 162 mm x 218 mm, Gewicht: 600 g
ISBN: 978-3-96350-321-4
Verlag: Bundeslurch
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Mikael, ein junger Werwolf mit russischen Vorfahren, hat die Schnauze gestrichen voll. Daniel, ein aufdringlicher Alphawolf und unter anderem auch noch sein Rudelführer, hat beschlossen, dass Mikael ihm gehören soll, womit Mikael nicht im Geringsten einverstanden ist. Denn der Teenwolf möchte seine kostbare Freiheit nicht aufgeben, und seiner Meinung wollen Alphas genau das: Ihn für immer an sich binden und wie eine Trophäe zuhause lagern, bis er einstaubt.
Nach einer unglücklichen Party beschließt Mikael, dass ein Leben in Stuttgart keine Option ist. Zusammen mit seinem Cousin Justin zieht er nach Aachen zu ihrer Tante. In deren Rudel sind die Gesetze der Werwölfe wesentlich beta-freundlicher. Dort trifft er auf Shayn, beziehungsweise auf sein Auto, das von dessen jüngeren Bruder gefahren wird und ihn erst mal ins Krankenhaus befördert. Von hier an beginnt sein neues Leben, das zwar nicht unbedingt Mikaels Erwartungen entspricht, aber wesentlich angenehmer scheint als sein altes Dasein in Stuttgart.
Shayn, der zukünftige Rudelführer und Oberhaupt eines alten dämonischen Wolfsclans mit britischer Herkunft, findet unerwartet Gefallen an Mikael und an seiner aufbrausenden und direkten Art, die für einen Betawolf eher unüblich ist. Was mit Freundschaft beginnt, endet in einem chaotischen Haufen an Missverständnissen, bei denen sich beide Parteien das Leben so gut es geht erschweren, weil keiner von ihnen in der Lage ist, vernünftig über Gefühle zu reden.
Weitere Infos & Material
Kapitel 1: Liebevolles Beast
»Ist das dein Ernst? Du verlässt das Rudel?!«, fährt Daniel mich an und presst mich gegen die Tür einer Kabine. Ich bereue es jetzt schon, gedacht zu haben, alleine aufs Klo gehen zu können, nachdem ich meinen Austritt angedeutet habe. »Das geht dich einen Scheißdreck an, Daniel«, knurre ich, stoße ihn von mir weg, sodass er gegen die gegenüberliegende Tür knallt, und sehe ihn wütend an. »Und wie mich das was angeht! Ich bin dein Rudelführer!«, knurrt er zurück, greift mich an meinen Oberarmen und schlägt mich einmal mit dem Rücken so fest gegen die Tür, dass diese aufspringt und wir nach hinten in die Kabine stolpern. Ich weiche aus, damit es mich nicht direkt aufs Maul haut, beziehungsweise in die Toilette, finde mich allerdings erneut gegen die Wand gepresst wieder. Daniels warmer Atem streift unangenehm meinen Hals. Ein heißer Schauder läuft mir über den Rücken und am liebsten würde ich ihm die Hand abbeißen. »Lass mich los«, sage ich und verenge die Augen. »Du hast nicht das Recht –« »Halt deinen Mund, Mikael!«, unterbricht er mich. Tatsächlich bekomme ich Angst, dass er gleich etwas Dummes macht, das in erster Linie ich mein Leben lang bereuen könnte. »Wenn ich wollen würde, könnte ich dich jetzt einfach an mich binden und niemand würde mich aufhalten! Du am allerwenigsten!« »Das wagst du nicht!« Ich stemme meine Hände gegen ihn, weil ich ihn an meinem Hals nicht haben will, da fängt er sie ein, schiebt sie zur Seite und demonstriert mir erneut, wie überlegen er mir ist. Einmal mehr weiß ich, warum ich diesen Bastard so hasse. »Stimmt, das wäre zu einfach.« Er lacht allen Ernstes leise, während er mit einer Hand über meine Brust und meinen Bauch streicht, sie langsam unter mein Shirt schiebt. »Irgendwann wirst du zurückkommen.« »Werde ich nie und selbst wenn, dann ganz bestimmt nicht zu dir«, sage ich und drehe den Kopf weg, starre stur auf die Wand. Er wird mir hier nichts tun, das weiß ich. »Du bist ein beschissener Alpha. Jemandem wie dir würde ich mich nie unterordnen.« »Das werden wir ja noch sehen.« Er kratzt mir über den Bauch und beißt mir dann fest in den Hals, als Zeichen der Dominanz. Reflexartig stoße ich ihn weg, hole aus und schlage ihm mit voller Wucht die Faust ins Gesicht. Er taumelt zurück. Blut läuft ihm über die Lippen, aber der Bastard wagt es mich anzulächeln, bevor er ohne ein weiteres Wort aus den Toiletten verschwindet. »Mikael, jetzt warte doch mal!«, ruft Justin, mein dämlicher Cousin, mir nach, während ich auf mein Auto zu stampfe. Ich bin so unglaublich wütend! Meine Finger zittern, als ich die Tür meines Wagens aufreiße. Blutig sind sie auch, aber dafür hat der blöde Penner namens Daniel eine gebrochene Nase! Und zwar verdient! »Worauf?«, knurre ich, während ich mich zu ihm umdrehe und ihn anblitze. Soll er es nur wagen, etwas Falsches zu sagen! »Auf mich, Mann! Bist du eigentlich blöd? Ich hätte das doch klären können! Du kannst doch nicht einfach … Mika!«, schreit er, als ich mich wegdrehe, um einzusteigen. »Und ich habe dir schon hundert Mal gesagt: Ich brauch keinen scheiß Beschützer! Steck dir deine ganze Fürsorge sonst wohin! Und ich kann Daniel sehr wohl die verfickte Nase brechen, und weißt du was, ich hätte es nicht nur bei der belassen sollen!« »Ja, aber nein! Ich weiß, dass du das nicht leiden kannst, aber du weißt, wie das hier läuft, und er hat dir doch nur –« Schnell unterbreche ich ihn. Der soll bloß nicht weiterreden, sonst hat er gleich auch eine sitzen! Und zwar schneller, als er reagieren kann, der verdammte Alpha! »Nur was? Hm?! Er hat mir in den Hals gebissen! Verstehst du?! Er wollte mich unterwerfen! Oh nein, warte! Du bist auch ein blöder Alphawolf, du hast gar keine Ahnung, wie das ist, wenn plötzlich so ein Vollidiot von dir Besitz ergreifen will, ohne auch nur zu fragen oder daran zu denken, dass das nicht okay ist! Das ist ein beschissenes Gefühl! Da hätte er auch anfangen können, mich zu vergewaltigen!«, schnauze ich Justin weiter an, ohne ihn zu Wort kommen zu lassen. Ich bin unfassbar wütend und mir ist richtig schlecht. Dieses widerliche Gefühl, als ich seine Zähne in meinem Nacken hatte und seine Hand auf meinem Bauch. Bah! Sofort schüttelt es mich und ich verziehe mein Gesicht vor Ekel. »Vielleicht wollte er dich nur bestrafen für dein freches Mundwerk?!«, kontert Justin, zieht seinen Kopf dann aber ein und streicht sich durch die kurzen, blonden Haare. Ich knurre laut als Antwort. Ein Knurren, das jeden Straßenhund in die Flucht schlagen würde. Und bestimmt manchen Werwolf. »Ich kenne den Unterschied zwischen ›Bestrafen‹ und ›In Besitz nehmen‹, okay? Nur weil du … weißt du was? Fick dich einfach! Fick dich hart, Justin. Hau ab zu diesem Idioten, aber ich bleibe nicht hier, verstanden? Ich bin weg!« Damit drehe ich mich um und steige in den verdammten Wagen, bekomme aber die Tür nicht zu, weil er sie festhält und sich dazwischen drängt. »Dann lass mich wenigstens mitkommen!«, fordert er und klettert dabei fast auf meinen Schoß. Entschlossen sieht er mich an, während er zwischen mir und dem Lenkrad hängt und es mir unmöglich macht, wegzufahren. Manchmal hasse ich ihn. Dann, wenn er mal nicht den üblichen naiv-blöden Deppen an den Tag legt, der er sonst ist, mit seinem strahlenden Lächeln, auf das die Mädels hier stehen, sondern so wie jetzt ernst wird. »Ich lass dich nicht alleine gehen, okay? Du bist mein bester Freund und mein Cousin mal nebenbei und wer weiß, was dir alles passieren kann, wenn du alleine bist! Werwolf hin oder her, es ist gefährlich, alleine zu reisen!« Und vorbei ist seine Chance. Das war das denkbar Schlechteste, was er hätte sagen können. Dass er nicht einmal seinen Kopf-zu-Mund-Filter benutzen kann! »Boah, raus jetzt! Ich brauch keinen Beschützer!«, Ich dränge ihn aus dem Auto, doch er lässt sich das nur kurz gefallen, klettert dann über meinen Schoß auf den Beifahrersitz, lässt sich seufzend hineinsinken und schaut zu mir rüber. Nicht, dass ich ihm entkommen könnte, immerhin weiß er, wo ich wohne, und er kennt meinen Geruch so gut wie meine Eltern, wenn nicht sogar besser. In einer gottverdammten Wüste würde der blöde Alpha-Penner mich finden und diese Tatsache kotzt mich genauso sehr an, wie sie mich fasziniert! »Wohin willst du überhaupt?«, murrt er und schnallt sich an, als Zeichen, dass ich ihn nicht mehr loswerde. »Deine Eltern lassen dich niemals aus Stuttgart weg.« In der Tat werden sich meine Eltern anstellen wie sonst was, wenn ich ihnen diese Nachricht überbringe, aber ich habe mir schon Gedanken gemacht. Vielleicht hören sie drauf, wenn ich sage, dass Daniel meine Abinote negativ beeinflusst? Immerhin schwänze ich heute mal wieder die letzte Stunde wegen dieses Penners. »Wir haben doch noch Verwandte in Aachen. Ich frag einfach, ob ich nicht zu denen kann. Ist mir egal, was meine Eltern sagen, ich bleibe nicht hier! Diese … diese Psychopathen, und wehe, du sagst jetzt auch nur ein Wort darüber, dass das normal ist! Das ist es nämlich nicht!« Bloß der Gedanke daran, wie Daniel mir vorhin zu nah gekommen ist. Seine Finger, seine Nähe und sein stinkiger Atem. Mir wird immer noch ganz schlecht, wenn ich daran denke, was seine Absichten waren. »Aber … wir sind in dem Alter …« »Sprich bloß nicht weiter!«, fahre ich ihm über den Mund, während ich den blöden Wagen starte und endlich von diesem beschissenen Parkplatz steuere. Justin gibt tatsächlich vorerst keinen Ton mehr von sich, während ich langsam etwas runterkomme. Es war schon immer unangenehm, als einziger nicht weiblicher Beta in einem Rudel voller dämlicher Alphas. Aber jetzt … es lässt sich nicht einmal treffend beschreiben, wie sehr mir die Tatsache, dass ich ein männlicher Werwolfsbeta bin, auf den Sack geht, weil offenbar die gesamte wölfische Alpha-Bevölkerung – mit wenigen, sehr wenigen Ausnahmen wie zum Beispiel meinem Vater, meinem Onkel oder Justin – mich als … ich weiß nicht genau, als was sie mich ansehen. Ein Stück Fleisch? Etwas zum Vögeln? Jedenfalls nichts Wertvolles oder zumindest Gleichwertiges wie sich selbst. Elendes Pack! Justins Hand schleicht sich auf mein Knie und drückt es kurz, bevor er sanft zu mir rüberlächelt und ich fast nicht mehr sauer sein kann. Er ist zwar ein Alpha, aber er ist vollkommen anders als die anderen hier. Er würde wahrscheinlich alles für mich tun, würde ich drum bitten. Ich weiß, dass er nichts dafür kann, dass Alphas … dass sie in unserem Alter nun mal triebgesteuerte Idioten sind oder dass sie offenbar grundsätzlich bescheuert sind – egal in welchem Alter. Er kann auch nichts dafür, dass ein Beta in unserem Rudel niedriger gestellt ist und weniger Rechte hat als die supertollen Alphabastarde, und vor allem kann er nichts für Daniel, diesen elenden Wichser. Weiß treten meine Fingerknöchel hervor, als ich fester um das Lenkrad fasse und an einer roten Ampel halte. Ich könnte einen ganzen Wald roden. Und anzünden. »Hey, entspann dich, wir ziehen weg und dann wird es besser, okay?«, versucht mich Justin zu beruhigen und drückt mein Knie wieder. Dann legt er seine Hand in meinen Nacken und dirigiert meinen Kopf zu sich, während wir stehen. Seine Stirn stößt mehr oder weniger sanft gegen meine und er blickt mir durch die hellen Ponysträhnen fest in die...




