George | Auf Ehre und Gewissen | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 512 Seiten

Reihe: Ein Inspector-Lynley-Roman

George Auf Ehre und Gewissen

Roman
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-641-12032-0
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 3, 512 Seiten

Reihe: Ein Inspector-Lynley-Roman

ISBN: 978-3-641-12032-0
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Elizabeth George ist die Meisterin des englischen Spannungsromans." New York Times

Ein Elite-Internat: Tradition, Ehre und Leistung bestimmen das Leben der Schüler. Ausgerechnet hier wird eines Tages die Leiche des kleinen Matthew Whateley gefunden, und damit beginnt die Fassade von Moral und Kameradschaft zu bröckeln. Bei ihren Nachforschungen treffen Inspector Lynley und Sergeant Barbara Havers von Scotland Yard allerdings auf eine Mauer des Schweigens ...

Der vierte Fall für Inspector Lynley.

Akribische Recherche, präziser Spannungsaufbau und höchste psychologische Raffinesse zeichnen die Bücher der Amerikanerin Elizabeth George aus. Ihre Fälle sind stets detailgenaue Porträts unserer Zeit und Gesellschaft. Elizabeth George, die lange an der Universität »Creative Writing« lehrte, lebt heute in Seattle im Bundesstaat Washington, USA. Ihre Bücher sind allesamt internationale Bestseller, die sofort nach Erscheinen nicht nur die Spitzenplätze der deutschen Verkaufscharts erklimmen. Ihre Lynley-Havers-Romane wurden von der BBC verfilmt und auch im deutschen Fernsehen mit großem Erfolg ausgestrahlt.

George Auf Ehre und Gewissen jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


2


»Ein Junge ist aus der Schule verschwunden, und ich bin sein Hausvater. Ich bin also für ihn verantwortlich. Wenn ihm etwas passiert ist...«

Corntel erklärte in knappen Worten, zog zwischen abgerissenen Sätzen immer wieder an seiner Zigarette. Er war Hausvater und Leiter des englischen Fachbereichs in Bredgar Chambers, einer Privatschule in der Gegend zwischen Crawley und Horsham in West Sussex, etwas über eine Stunde von London entfernt. Der Junge, um den es ging – dreizehn Jahre alt, ein Sextaner, somit also neu auf der Schule –, stammte aus Hammersmith. Der Gesamtsituation nach zu urteilen, schien es sich hier um einen ausgeklügelten Plan zu handeln, den der Junge sich ausgedacht hatte, um zu einem Wochenende in ungebundener Freiheit zu kommen. Aber irgendwo und irgendwie war etwas schiefgegangen, und nun war der Junge verschwunden, wurde schon seit mehr als achtundvierzig Stunden vermißt.

»Ich könnte mir denken, daß er durchgebrannt ist.« Corntel rieb sich die Augen. »Tommy, ich hätte sehen müssen, daß den Jungen etwas bedrückte. Ich hätte es wissen müssen. Das gehört zu meinen Aufgaben. Wenn er so wild entschlossen war durchzubrennen, wenn er all die Monate so unglücklich war, und ich das nicht bemerkt habe ... Die Eltern kamen völlig hysterisch in der Schule an, ein Mitglied unseres Verwaltungsrats war zufällig zur selben Zeit da, und der Schulleiter war den ganzen Nachmittag damit beschäftigt, die Eltern zu beruhigen, festzustellen, wer den Jungen zuletzt gesehen hat, und herauszubekommen, warum er ohne ein Wort auf und davon gegangen ist. Er will die Sache auf keinen Fall der zuständigen Polizei übergeben. Ich weiß nicht, was ich den Leuten sagen soll, was ich zu meiner Entschuldigung vorbringen kann, wie ich das wiedergutmachen soll.«

Er fuhr sich mit der Hand über das kurze Haar und versuchte zu lächeln, aber es gelang ihm nicht. »Im ersten Moment wußte ich nicht, wohin ich mich wenden sollte. Dann fielst du mir ein. Es schien mir geradezu eine Eingebung. Schließlich waren wir in Eton gute Freunde. Und – lieber Gott, ich quaßle wie ein Schwachsinniger, ich weiß. Ich kann nicht mal mehr klar denken.«

»Das ist eine Angelegenheit für die Polizei von West Sussex«, sagte Lynley. »Wenn es überhaupt eine Angelegenheit für die Polizei ist. Warum hat man sie noch nicht benachrichtigt, John?«

»Wir haben in der Schule eine Gruppe, die sich die freiwilligen Helfer nennt, und diese Schüler sind jetzt unterwegs, um den Jungen zu suchen – in der Annahme, daß er nicht weit gekommen sein kann. Oder in der Annahme, daß ihm in der Nähe der Schule etwas zugestoßen ist. Die Polizei nicht einzuschalten, war der Entschluß des Schulleiters. Er und ich haben das abgesprochen. Ich habe ihm erzählt, daß ich eine Verbindung zum Yard hätte.«

Lynley konnte sich die Einzelheiten der Situation, in die Corntel da geraten war, leicht ausmalen. Ganz abgesehen von seiner berechtigten Sorge um den Jungen mußte sich John Corntel auch um seine eigene Stellung – vielleicht sogar seine Karriere – sorgen; alles hing davon ab, daß der Junge rasch und wohlbehalten wiedergefunden wurde. Es kam vor, daß ein Kind im Internat Heimweh bekam und vielleicht den Versuch machte, zu seinen Eltern oder seinen alten Freunden zurückzukehren; meistens wurde der kleine Delinquent schon nach kurzer Zeit und ganz in der Nähe der Schule wieder gefaßt. Aber dies war eine ernste Sache. Corntels stockend vorgetragener Schilderung zufolge war der Junge am Freitagnachmittag das letzte Mal gesehen worden, und seitdem hatte niemand auch nur einen Gedanken an seinen Verbleib verschwendet. Was die Entfernung anbetraf, die er in der Zeit seiner Abwesenheit möglicherweise hatte zurücklegen können – die Lage war wirklich mehr als ernst für Corntel. Sie war gewissermaßen der Auftakt zur beruflichen Katastrophe. Kein Wunder, daß er dem Schulleiter versichert hatte, er könne sie allein bereinigen, rasch und diskret.

Aber Lynley konnte nichts tun. Scotland Yard konnte nicht einfach Fälle übernehmen, die von Privatpersonen unterbreitet wurden, und man hütete sich beim Yard davor, ohne förmliches Ansuchen der zuständigen Regionalpolizei in fremdes Revier einzudringen. Corntels Reise nach London war also nichts als Zeitverschwendung, und je eher er auf die Schule zurückkehrte und den Fall den zuständigen Behörden übergab, desto besser würde es für alle Beteiligten sein. Davon gedachte Lynley ihn zu überzeugen, sammelte daher alle ihm zur Verfügung stehenden Fakten, um sie in der Weise einzusetzen, daß sie Corntel zu der unausweichlichen Schlußfolgerung führen mußten, daß die zuständige Polizeidienststelle eingeschaltet werden mußte.

»Was genau ist denn eigentlich geschehen?« fragte er.

Sergeant Havers griff bei der Frage ihres Vorgesetzten automatisch nach einem Spiralblock auf Lynleys Schreibtisch und begann auf gewohnt kompetente Weise Fragen und Antworten zu notieren. Sie kniff die Augen zusammen, als ihr der Rauch ihrer Zigarette ins Gesicht stieg, hustete, drückte die Zigarette an der Schuhsohle aus und warf sie in den Papierkorb.

»Der Junge – Matthew Whateley – hatte für dieses Wochenende einen Urlaubsschein. Er wollte mit einem anderen Schüler, Harry Morant, zu dessen Eltern fahren. Morants Familie hat in Lower Slaughter ein Landhaus, und dort sollte Harrys Geburtstag gefeiert werden. Fünf von unseren Schülern waren eingeladen. Sie hatten alle die Erlaubnis der Eltern.«

»Wer sind die Morants?«

»Erstklassige Familie«, antwortete Corntel. »Die drei älteren Söhne waren auch schon in Bredgar Chambers. Eine Tochter ist jetzt bei uns in der Oberstufe. Für die zwei letzten Jahre nehmen wir auch Mädchen auf«, fügte er überflüssigerweise hinzu. »In der Oberstufe. Meiner Ansicht nach bekam Matthew deswegen kalte Füße. Ich meine, wegen der Familie – den Morants –, nicht weil wir Mädchen aufnehmen.«

»Das verstehe ich nicht. Was hat die Familie damit zu tun?«

Corntel warf einen Blick des Unbehagens auf Sergeant Havers. Dieser kurze, nervöse Blick verriet Lynley, was als nächstes kommen würde. Corntel hatte an Havers’ ausgeprägtem Akzent gehört, daß sie aus der Arbeiterklasse stammte. Wenn die Morants als Kern des Problems bezeichnet wurden und, wie Corntel gesagt hatte, eine erstklassige Familie waren, dann konnte das nur heißen, daß Matthew genau wie Havers aus einer ganz anderen Klasse kam.

»Ich glaube, Matthew bekam kalte Füße«, wiederholte Corntel. »Er ist ein Kleinstadtkind und ist jetzt das erste Jahr auf einer Privatschule. Bisher hat er nur öffentliche Schulen besucht. Er hat immer zu Hause gelebt. Jetzt kommt er mit ganz anderen Leuten zusammen – so etwas braucht Zeit. Die Umstellung ist nicht einfach.« Er streckte wie um Verständnis bittend die geöffnete Hand aus. »Du weißt, was ich meine.«

Lynley sah, wie Havers den Kopf hob, wie ihre Augen sich verengten bei dem, was unausgesprochen hinter Corntels Worten stand. Er wußte, daß sie ihre Herkunft aus dem Arbeitermilieu immer wie ein Schild vor sich hergetragen hatte.

»Und als Matthew am Freitag nicht mitkam?« fragte er. »Die Jungen hatten sich doch sicherlich irgendwo verabredet, um gemeinsam ins Wochenende zu fahren. Haben sie sich über sein Ausbleiben keine Gedanken gemacht? Haben sie es dir nicht gemeldet, als er nicht kam?«

»Sie glaubten ja, sie wüßten, wo er ist. Wir hatten am Freitagnachmittag Sport, und danach wollten die Jungen losfahren. Sie sind alle im selben Hockeyteam. Matthew kam nicht zum Spiel, aber niemand dachte sich etwas dabei, weil der Sportlehrer der Sexta – Cowfrey Pitt, einer unserer Lehrer – einen Zettel von der Krankenstation bekommen hatte, der besagte, daß Matthew erkrankt sei und am Spiel nicht teilnehmen könne. Als die Jungen das hörten, nahmen sie automatisch an, er würde auch nicht mit ihnen ins Wochenende fahren. Das war durchaus logisch.«

»Was war das für ein Zettel?«

»Eine Befreiung. Ein Standardformular von der Krankenstation mit Matthews Namen darauf. Offen gestanden, mir sieht es danach aus, als hätte Matthew das alles im voraus inszeniert. Von zu Hause holte er sich die Erlaubnis, das Internat zu verlassen, um angeblich mit zu den Morants zu fahren. Gleichzeitig besorgte er sich eine Befreiung, der zu entnehmen war, daß er auf der Krankenstation lag. Aber da die Befreiung gefälscht war, bekam ich keine Kopie von der Krankenstation. Folglich mußte ich annehmen, Matthew sei mit den Jungen zu den Morants gefahren. Und die Morants andererseits mußten annehmen, er sei im Internat geblieben. Auf diese Weise wollte er sich offenbar ein freies Wochenende verschaffen, wo er tun und lassen konnte, was ihm beliebte. Und genau das hat er ja getan, der kleine Bengel.«

»Du hast nicht nachgeprüft, wo er war?«

Corntel beugte sich vor und drückte seine Zigarette aus. Seine Hand zitterte. Asche fiel auf Lynleys Schreibtisch. »Ich glaubte doch, ich wüßte, wo er war. Ich dachte, er sei bei den Morants.«

»Und der Hockeylehrer – wie hieß er gleich? Cowfrey Pitt? –, informierte der dich nicht, daß der Junge auf der Krankenstation lag?«

»Cowfrey nahm an, die Krankenstation würde mich informieren. So wird das im allgemeinen gehandhabt. Und wenn ich erfahren hätte, daß Matthew krank war, wäre ich selbstverständlich auf die Station gegangen, um nach ihm zu sehen. Das ist doch ganz klar.« Der Nachdruck, mit dem Corntel seine Beteuerungen hervorbrachte, war merkwürdig.

»Ihr habt doch sicher auch einen Hausältesten für jedes Haus. Was hat der denn die ganze Zeit getan? War er über das Wochenende in der Schule?«

»Brian Byrne. Ja. Ein Schüler der Oberstufe....


George, Elizabeth
Akribische Recherche, präziser Spannungsaufbau und höchste psychologische Raffinesse zeichnen die Bücher der Amerikanerin Elizabeth George aus. Ihre Fälle sind stets detailgenaue Porträts unserer Zeit und Gesellschaft. Elizabeth George, die lange an der Universität »Creative Writing« lehrte, lebt heute in Seattle im Bundesstaat Washington, USA. Ihre Bücher sind allesamt internationale Bestseller, die sofort nach Erscheinen nicht nur die Spitzenplätze der deutschen Verkaufscharts erklimmen. Ihre Lynley-Havers-Romane wurden von der BBC verfilmt und auch im deutschen Fernsehen mit großem Erfolg ausgestrahlt.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.