E-Book, Deutsch, 337 Seiten
Gerken Die Chroniken von Nyúmel
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-347-59367-1
Verlag: tredition
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Drachenblut
E-Book, Deutsch, 337 Seiten
            ISBN: 978-3-347-59367-1 
            Verlag: tredition
            
 Format: EPUB
    Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Stefanie Gerken wurde im Dezember 1989 in Norddeutschland geboren. Seit 2013 veröffentlichte sie als T.E. Lind, Hanna Swillerman und Lee Walker ihre Romane. Nach mehreren Nummer 1 Plätzen in den Bestsellerlisten von Amazon.de und ihrem Bestseller Love me - Like nobody's watching, entschied sie sich im Jahr 2021 dazu unter ihrem Klarnamen zu schreiben. 2021 eröffnete sie ihren eigenen Verlag FoxBuxs.
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1
Neue Wege
Er kniff die Augen zusammen, als der Diener von Sommerly erneut mit dem Rohrstock ausholte. Das Geräusch würde Ser Eland sein restliches Leben lang nicht mehr vergessen. Genauso, wie die Schreie der jungen Frau, die Sommerly foltern ließ.
»Sommerly, ich flehe dich an! Lass dieses unschuldige Kind gehen. Ich schwöre dir, dass ich nicht weiß, wo sie ist!«
»Das sagst du seit Monaten. Ich habe es dir damals im Wald gesagt. Du bist daran schuld, wenn du ein weiteres Leben an deinen Händen kleben hast. Wo ist sie, Eland?«
»Ich weiß es nicht!«
»Wer sind eure Verbündeten?«
»Das weißt du, Sommerly. Sie sollte den Prinzen der Sonnlunds heiraten. Das hat sie aber nie, ich weiß nicht, ob dieses Bündnis noch besteht!«
Königin Sommerly ging vor ihrem Bruder auf und ab. Seit Monaten versuchte sie aus ihm ein Wort herauszubekommen. Starrsinnig wie sie war, wollte sie nicht einsehen, dass Eland wirklich nicht wusste, wo sich seine Enkelin versteckt hielt.
»Sommerly, bitte. Es ist Monate her, seit diesem Vorfall. Dein geliebter Ehemann, König Rej, ist schon lange bei den Göttern. Was meinst du, was er für dich empfinden würde, wenn er dich jetzt sehen würde?«
Sommerly fuhr herum und schlug Eland mit ihrer flachen Hand in sein Gesicht. Der Schmerz des Schlages verebbte schnell, doch länger würde er den Schmerz in seinem Herzen behalten.
Seine eigene Schwester hatte es gewagt ihn zu schlagen.
Bevor er noch etwas zu ihr sagen konnte, beugte sie sich zu ihm herunter und funkelte ihn an.
»Wage es noch einmal den Namen meines Mannes in den Mund zu nehmen.«
»Sommerly, ich…«
»Nein, schweig. Ich habe genug für heute.«
Sie stellte sich wieder aufrecht hin und wandte sich an ihren Diener. Diese falsche Schlange von Elf befolgte jeden ihrer Befehle mit Genugtuung. Oft hatte sich Eland gewünscht, einmal mit ihm alleine zu sein. Jedoch wollte er sich frei bewegen können. Dieser Elf, war das Böse in Person.
»Nerzul? Beende dein Werk. Danach kommst du zu mir.«
»Sehr wohl, Minherrin. Soll ich vorher den Gefangenen zurück in den Kerker bringen?«
»Nein. Er soll dir bei deiner Arbeit zusehen. Anschließend werden wir ihn hier auf diesem Stuhl lassen. Vielleicht bringt ihn der Anblick einer toten Frau dazu, zu reden.«
»Wie Ihr wünscht, Minherrin.«
Eland wollte seinen Ohren nicht trauen.
»Sommerly!?«
»Nein, Eland. Du wolltest dieses Schicksal. Du kannst froh sein, dass ich nicht dich in die geschickten Hände meines Dieners übergebe. Ich habe erst in den letzten Monaten gelernt, zu was dieser Künstler fähig ist.
Du solltest mich nicht provozieren, ich kenne noch nicht alle seiner Fähigkeiten.«
Ser Eland sah mit an, wie Sommerly ruhig die Folterkammer verließ und ihn mit dieser Bestie alleine ließ.
»Hätte sie mich doch nur auf die Himmelsscheibe gebracht.«
Der Elf lachte, während er eine Zange in seine Hände nahm.
»Wer einmal auf die Himmelsscheibe kommt, kommt nie wieder herunter. Außer er springt. Hast du das vergessen, alter Mann? Meine Königin braucht deine Informationen. Du solltest ihr endlich antworten, sonst werden noch mehr Menschen und Elfen deinetwegen sterben.«
Während er dies sagte, stellte er sich über die Frau, die erschöpft auf dem Boden lag. Ohne Gnade zu zeigen, stemmte der Elf seinen Fuß zwischen ihre Schulterblätter, zog ihren Arm hinauf und begann damit Stück für Stück ihr die Nägel auszureißen. Elands Magen drehte sich herum und er versuchte wegzusehen. Die Schreie der jungen Frau würden ihn sein Leben lang begleiten.
Der Wind blies über den Berg hinweg. Lyria streckte sich aus und drehte sich auf ihren Rücken. Fugl regte sich neben ihr und drehte sie schließlich zu ihr herum.
»Du bist wach?«
»Nun, ich habe mir diese Wache freiwillig ausgesucht. Und auch, wenn du mich kurz abgelenkt hast, beachte ich meine Pflichten.«
Fugl drehte sich gänzlich zu ihr herum und legte seine Hand zwischen ihre Brüste. Langsam begann er damit sie auf ihrem Brustbein zu streicheln.
»Du sitzt hier jeden Tag, seit er uns verlassen hat. Wann willst du endlich wieder ein normales Leben führen?«
»Er war mein normales Leben.«
»Nein, du hattest vor ihm noch eines. Kannst du dich noch an die Zeit erinnern, als wir mit Lorenonn auf dem Festland gelebt haben? Als er der Botschafter der Sonnlunds war? Und als wir seine Wachen waren? Wir wollten danach eine Familie gründen und zusammen auf den Sonnlunds leben. Was ist aus diesem Plan geworden?«
Lyria setzte sich hin und sah zu Fugl hinunter.
»Diesen Plan gab es, bevor Tamris geboren wurde. Warum verlangst du von mir ihn zu vergessen?«
»Weil er erwachsen ist.«
»Beinahe.«
»Lyria, diese paar Jahre interessieren uns Elfen nicht, das weißt du. Er ist nur noch nicht alt genug, dass ihm eine wichtige Position zugeteilt wird. Aber er ist durchaus in der Lage alleine zu überleben.«
»Aber auch nur, weil ihr ihn alle verdrängt. Bei den Göttern, Fugl. Er ist unser Prinz und dazu noch mein Schützling. Ich lasse ihm diese Freiheit, die er sich wünscht, jedoch werde ich ihn finden und ihm danach den Kopf waschen!«
Fugl ließ sich zurück auf seinen Rücken gleiten.
»Du solltest ihm nach allem, was passiert ist, diesen Abstand eingestehen.«
»Du hast ja recht.«
Lyria legte sich wieder zu ihm und schmiegte sich an seine Seite.
»Ich mache mir Sorgen um ihn.«
Fugl zog sie enger an sich heran und gab ihr einen Kuss auf ihre Haare.
»Ihm wird es gut gehen. Er hat schon einmal alleine auf dem Festland überlebt. Was soll schon schiefgehen?«
Die Fackeln erhellten die Zellen, auch tief in der Nacht. Für die Neuankömmlinge bedeutete dies, dass sie die ersten Nächte nicht schlafen konnten. Doch Tamris hatte sich auf sein steinernes Bett gelegt, die Augen geschlossen und schlief bereits halb, als er von einer anderen Zelle her Stimmen vernahm.
»Verstehe ich nicht.«
»Unmöglich.«
»Als ob nichts passiert ist.«
»Wer ist das bloß?«
»Ich kenne ihn nicht. Und ich habe alle Elfenreiche besucht.«
»Da hättest du bleiben sollen. Genauso, wie wir anderen.«
Er konnte deutlich hören, dass über ihn gesprochen wurde. Genervt spannte er seinen Kiefer an, um sie zu verdrängen. Dieses Mal schaffte er es nicht die neugierigen Fragen auszublenden, deswegen konfrontierte er sie.
»Was wollt Ihr von mir?«
Die Stimmen erstarben.
Tamris glaubte bereits, dass er nun endlich schlafen konnte, als sich schließlich ein Sklave traute und ihn direkt ansprach.
»Ihr könnt schlafen, Minherr?«
»Nein, Ihr seid zu laut.«
»Wir wundern uns nur, Minherr.«
Tamris setzte sich auf und suchte mit seinen Augen den Sprecher. In der Zelle, die ihm gegenüber war, stand eine kleine Gruppe, die ihn gebannt beobachtete. Tamris zog seine Beine an und legte seine Unterarme auf seine Knie.
»Weshalb wundert Ihr Euch?«
»Nun, wir kamen heute alle zusammen an. Jeder von uns hat Angst, außer Ihr. Könnt Ihr Euer Geheimnis mit uns teilen?«
»Es gibt kein Geheimnis.«
»Aber, Minherr, bitte. Mein Sohn, Sulvinnur. Er ist doch erst zwölf.«
Als Tamris den Jungen sah, sammelte sich in seinem Mund saurer Speichel. Er hatte Mühe damit, mit ruhiger Stimme weiterzusprechen.
»Weshalb ist er nicht bei den anderen Sklavenjungen?«
»Der Sklavenhändler wollte ihn nicht weitergeben. Sulvinnur kann nicht sprechen.«
Durch die Adern von Tamris floss kein Blut mehr, sondern Eis. Vorsichtig fragte er, in der Hoffnung mit seinen Herren reden zu können, nach.
»Seit wann schweigt dein Junge? Erst, seit er gefangen wurde?«
»Nein, schon immer. Er wurde so geboren, Minherr.«
Am liebsten hätte Tamris alles dafür getan, dieses Kind zu retten. Doch er wusste, wie die Zukunft für ihn aussah. Die Kinder der Sklaven und Huren, wurden in den Dienst der Arena geschickt. Sie sollten als Pagen jeden noch so kleinen Wunsch der Besucher erfüllen.
Oder sie wurden zum Verkauf angeboten.
So ersparten sie sich den Weg in die Arena, jedoch war dies ihr Weg in die private Sklaverei. Ein Leben als Diener, klang dennoch für viele verlockender, als dem Tod in der Arena in die Augen zu sehen.
Wenn ein Kind unbrauchbar für diese Dienste war, wurde es gleich in die Arena gebracht. Zur Belustigung der Besucher.
Tamris ekelte dieses Verhalten an,...





