E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Reihe: Labyrinthe-Krimis
Gfrerer Störfaktor
10001. Auflage 2010
ISBN: 978-3-522-62028-4
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 208 Seiten
Reihe: Labyrinthe-Krimis
ISBN: 978-3-522-62028-4
Verlag: Thienemann in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Gabriele Gfrerer, geboren 1961 in Wien, wuchs mit vier älteren Brüdern auf. Daher gab es von Kindesbeinen an Action, aber auch viel Geborgenheit - und vor allem jede Menge Geschichten. Vorgelesene ebenso wie selbst erfundene. Es dauerte dann allerdings noch Jahr(zehnt)e, bis ihr erstes gedrucktes Buch Wirklichkeit wurde. Dazwischen lagen ein Lehramtsstudium, die Arbeit als Grundschullehrerin und schließlich die Selbstständigkeit als Grafikdesignerin. Ob Krimis, Fantasy, Liebesgeschichten oder Zeitgeschichtliches: Was erzählt werden will, findet seinen Platz von selbst. Gabriele Gfrerer lebt und schreibt in der Nähe von Wien umgeben von ihrer Familie.
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" (S. 11-12)
Ivo blinzelte in den schmalen Strahl der Morgensonne, der zwischen den dicht aneinandergebauten Wohnhäusern einen Weg in den Raum gefunden hatte. »Hast du schon wieder schlecht geträumt?« Sophia stand in der Tür zu Marijanas Zimmer und hielt die Arme in die Seiten gestemmt.
Ivo hievte sich zum Sitzen hoch und warf seiner Mutter ein zerknittertes Lächeln zu. »Nicht so schlimm«, beeilte er sich zu beteuern, bevor Sophia wieder über Marijanas Schlangen-Panik schimpfen konnte. Mit bloßen Füßen tappte er zu ihr und beugte sich für einen Guten-Morgen-Kuss hinunter. Ihre Augen glänzten schokoladig, als er sein Gesicht wieder hob. Dabei fiel ihm das gestrige Gespräch ein. »Mama, warum habe ich eigentlich blaue Augen und helle Haare?
Niemand sonst in unserer Familie schaut aus wie ich ...« Sophia schüttelte unwillig den Kopf. »Die Natur macht, was sie will – und ich will jetzt, dass du dich beeilst«, fügte sie in einem Ton hinzu, der jede weitere Diskussion unterband. Ivo seufzte. Schnell schlüpfte er in seine Jeans und stopfte das Shirt nachlässig in den Hosenbund. Dann trottete er in die Küche und griff nach dem Sandwich, das Sophia bereits für ihn hergerichtet hatte. Er ließ sich auf den Holzstuhl plumpsen, machte einen großen Bissen und blies gleichzeitig in die dampfende Kakaotasse. Zwischen seinen Lippen sprühten weiße Brösel hervor und verteilten sich auf Tisch und Boden. Entschuldigend hob er Hände und Schultern und warf Sophia einen Blick zu, in den er alle Unschuld der Welt legte.
Er wusste: Niemand konnte diesem Blick widerstehen, Sophia am allerwenigsten. Sie stemmte die Fäuste in die Seiten und versuchte einen strengen Blick, aber im nächsten Moment musste sie schon lachen. »Du Kindskopf«, seufzte sie und wuschelte ihm durch den zerrauften Haarschopf. Ivo schüttelte den Kopf, um die Strähnen aus den Augen zu kriegen. Aus den Augenwinkeln sah er Marijana, die gerade aus dem Bad kam.
Er hätte sie nicht ansehen müssen, um zu wissen, wie sie in der Tür stand. Die Arme um den Oberkörper geschlungen und die Unterlippe zwischen die Zähne gezogen. Nur einen Moment verharrte sie so, bevor sich ihre Gesichtsmuskeln wieder entspannten und sie zielstrebig auf den Tisch zuging. Sie drehte sich halb zu Sophia, griff aber dann nach ihrem Kaffee und legte die Finger um die Tasse. »Mama, darf ich dich etwas fragen?«, sagte sie in die braune Brühe hinein. Sie nahm einen Schluck, zuckte zusammen, weil der Kaffee noch zu heiß war, und stellte die Tasse wieder zurück. »Kannst du mir Genaueres darüber erzählen, was damals während des Krieges in Bosnien passiert ist?