Glaubensspuren | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 160 Seiten

Reihe: Denkfabrik Schalom Aleikum

Glaubensspuren

Jüdische, muslimische und christliche Lebensrealitäten in Ostdeutschland
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-95565-640-9
Verlag: Hentrich & Hentrich
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Jüdische, muslimische und christliche Lebensrealitäten in Ostdeutschland

E-Book, Deutsch, Band 2, 160 Seiten

Reihe: Denkfabrik Schalom Aleikum

ISBN: 978-3-95565-640-9
Verlag: Hentrich & Hentrich
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Die „Denkfabrik Schalom Aleikum“ schaut auf der Suche nach Glaubensspuren durch ein selten geöffnetes Fenster: jüdische, muslimische und christliche Lebensrealitäten in Ostdeutschland. Wie spielt sich religiös-gesellschaftliches Leben ab in einer Region Deutschlands, in der die meisten Menschen keiner Konfession angehören und die Geschichte vieler Gemeinden zweifach unterbrochen wurde – durch die Schoa und die DDR? Juden, Christen und Muslime Ostdeutschlands haben oft eine andere Geschichte und auch eine andere Gegenwart als die in der restlichen Bundesrepublik. Das markiert nicht nur Probleme, sondern auch große Chancen für Deutschland. Was bedeuten multiple Zugehörigkeiten insbesondere für junge Erwachsene in einem Umfeld, das aktuell auch von antidemokratischen Aktivitäten geprägt ist? Die Autorinnen und Autoren führen diese Aspekte zu einer Frage des sozialen Miteinanders zusammen und entwickeln eine selten ausgeführte Perspektive.

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Glaubensspuren in Ostdeutschland


Expertisen und Vertrauen. „Denkfabrik Schalom Aleikum“ in Krisenzeiten

RA Daniel Botmann

Geschäftsführer

Zentralrat der Juden

Dr. Dmitrij Belkin

Leiter

„Denkfabrik Schalom Aleikum“

Die Veranstaltung der „Denkfabrik Schalom Aleikum“ in Erfurt am 11. Oktober 2023 bleibt uns in Erinnerung. Aus der geplanten Gesprächsrunde über jüdische, muslimische und christliche Perspektiven und Ansichten in einem politisch wackeligen ostdeutschen Bundesland und seiner Hauptstadt wurde ein Gespräch über Perspektiven und Grenzen eines Dialogs nach dem Terror der Hamas in Israel, der in Deutschland stark resoniert. Das zeigt sich, um nur ein Ereignis zu nennen, am Brandanschlag auf die Synagoge in der Berliner Brunnenstraße in den Morgenstunden des 18. Oktobers 2023.

Der Veranstaltung ging eine Kundgebung in der Altstadt von Erfurt voraus – es ging um Israelsolidarität nach den gravierenden antisemitischen Terroranschlägen vom 7. Oktober 2023 im Süden Israels. Viele Gäste der stillen und würdevollen Kundgebung kamen nachher zu uns, um über den Dia- und Trialog in Thüringen zu diskutieren.

Die Frage, die im Veranstaltungsrahmen stand und die wir seitdem in diversesten politisch-medialen Kontexten nonstop gestellt bekommen, lautet: Hat der jüdisch-muslimische Dialog in Deutschland angesichts der hiesigen Resonanz auf den mörderischen islamistischen Antisemitismus der Hamas überhaupt noch eine Chance?

Wir können diese keineswegs triviale Frage nicht schlicht feierlich bejahen und zur Tagesordnung übergehen. Wir wollen diese Frage auch nicht eindeutig verneinen und die Türen des Gesprächs unwiderruflich schließen.

Die „Denkfabrik Schalom Aleikum“ ist ein Ort der wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Innovation. Die Realität hinter einem solchen Anspruch will vor allem eines: Sie will wissenschaftlich und gesellschaftlich fundiert sein. Wir benötigen durchdachte, verifizierbare Aussagen hinter einem relevanten Thema. Wenn es brennt, wie zurzeit, schauen wir gemeinsam, wie und ob der Diskurs weitergehen kann.

Die 2024 anstehenden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg und die für die dortigen demokratischen Kräfte momentan bitteren Prognosen machen den Diskurs über die ostdeutschen Bundesländer unseres Landes zu einem zentralen gesellschaftlichen Thema in der Bundesrepublik Deutschland.

Rund um dieses Thema gibt es aktuell viel rhetorisch-publizistischen Lärm. Das Feuilleton ist voll davon. Eine Liste der Publikationen und darin enthaltenen Äußerungen über das Phänomen Ostdeutschland wäre lang und würde aus nicht vielen positiv konnotierten Aussagen bestehen.

Mit dem Buchthema „Glaubensspuren. Jüdische, muslimische und christliche Lebensrealitäten in Ostdeutschland“ zeigen wir Großes durch das Kleine. Wir analysieren die Generation, die nach der Wiedervereinigung geboren ist, und ihre religionsgesellschaftlichen Ansichten in einer angeblich areligiösen Region Deutschlands. Die Frage lautet nicht: „Was glauben Juden, Muslime und Christen in Ostdeutschland?“, sondern vielmehr: „Wie füllen sie ihre Region, wie lesen sie die dortige Gesellschaft?“ und: „Wie leben sie in Ostdeutschland als junge Muslime, Christen und Juden?“

Der interreligiöse bzw. interkulturelle Trialog ist für uns kein rein theologisches, sondern ein gesellschaftlich öffnendes Thema.

Was kann ein jüdischer Interessenverband zu einem gesamtgesellschaftlichen Thema von einer solchen Diversität und Komplexität beitragen? Die Antwort ist einfach und zugleich kompliziert. Sie ist einfach, weil wir uns als politischer Verband und die jüdische Interessenvertretung in Deutschland selbstverständlich unserer gesamtgesellschaftlichen Verantwortung jenseits der „rein jüdischen“ Themenbereiche bewusst sind. Sie ist kompliziert, weil die Frage das „Wie“, die Vorgehensweise und die Ziele, inkludiert. Wir wollen als Zentralrat der Juden einen Raum, einen gesellschaftlichen, politischen und intellektuellen Space, eine funktionierende vertrauensvolle Plattform von wissenschaftlichem und kommunikativem Niveau anbieten.

Unter dem Dach der Denkfabrik begeben sich Vertreterinnen und Vertreter der drei großen Religionen mit uns in einen Austausch über soziales Miteinander und religiöse Identitäten, sodass uns nicht nur ein Vergleich zwischen den Religionen, sondern eine insgesamt reichhaltige und umfangreiche Übersicht über die (ostdeutsche) Gesellschaft gewährt ist.

Selbstkritisch können wir sagen, dass der Fokus unserer Institution auf Ostdeutschland nach der Wiedervereinigung bisher nicht immer von einer ausschlaggebenden Bedeutung war. Die Gründe hierfür sind vielfältig, ihre Auflistung würde den Rahmen einer solchen Einleitung sprengen. Hier genügt die Feststellung eines Verbesserungsbedarfs.

Umso wichtiger und erfreulicher ist es, dass die Denkfabrik im Zentralrat mit diesem Buch eine Pionierarbeit im Osten der Republik leistet.

Mit dem Thema „Glaubensspuren in Ostdeutschland“ knüpfen wir also auch in diesem Buch an aktuelle Entwicklungen und Geschehnisse an, indem wir jüdischen, muslimischen und christlichen Lebensrealitäten in Ostdeutschland intellektuell, wissenschaftlich und politisch begegnen und sie analysieren.

Spuren verschwinden nicht, sie erzählen uns etwas und müssen interpretiert werden. Spuren – auch Glaubensspuren – kann man folgen. Sie müssen auch nicht marginal sein – wobei sie durchaus nicht überdimensioniert groß sein müssen: Wir sind uns darüber im Klaren, dass die Religionen im Osten unseres Landes und inzwischen in Deutschland insgesamt nicht weiterwachsen, auch nicht florieren.

In Ostdeutschland sind religiöse Gemeinden in der Regel jung, viele ihrer Mitglieder erblickten nach der Wiedervereinigung das Licht der Welt oder erreichten Ostdeutschland im Zuge von Flucht und Migration. Ihre Strukturen sind neu, vor allem Moscheen und muslimische Gemeindezentren sind eine Seltenheit.

Inmitten einer Region, in der eine Kultur der bewussten und nicht selten politisch betonten Konfessionslosigkeit vorherrscht und eine zureichende religiöse Infrastruktur fehlt, kommt interreligiöser Austausch zu kurz. Das tut im Übrigen auch gesellschaftlicher Austausch – und das in einer Krisenzeit, die nach einem gesellschaftlichen Dialog schreit. Verstärkt wird dies unter anderem durch ein Defizit an nichtchristlichem Religionsunterricht an öffentlichen Schulen. Seit einigen Jahren wird jüdischer Religionsunterricht in Sachsen und Thüringen als ordentliches Fach in allen Jahrgangsstufen und in Sachsen-Anhalt in Grundschulen gelehrt. Trotz eines im Vergleich zu Jüdinnen und Juden quantitativ erheblich höheren Anteils von Musliminnen und Muslimen in der ostdeutschen Bevölkerung bietet zum jetzigen Zeitpunkt keines der neuen Bundesländer islamischen Religionsunterricht in seinen öffentlichen Schulen an.

Die deutsche Wiedervereinigung und ihre Auswirkungen, vornehmlich die ihr folgenden innerdeutschen Entwicklungen, der Pfad zur Anpassung und die bestehenden Unterschiede zwischen Ost und West, sind seit 1989 wiederkehrende Themen des gesellschaftlichen und politischen Interesses. Aus ihnen leitet sich der beschwerliche und auf weiten Strecken ungewisse Weg einer für Deutschland bedeutenden Region ab, dessen Ende noch nicht erreicht ist.

Im öffentlichen Diskurs um Ostdeutschland wird meist die wachsende Popularität der rechten Parteienlandschaft betont. Spätestens seit dem 5. Juni 2023 und der Wahl eines Landrats mit rechtspopulistischer Parteizugehörigkeit richten Politik und Gesellschaft ein besonderes Augenmerk auf die politische Entwicklung in Ostdeutschland und blicken besorgt auf die drei dort anstehenden Landtagswahlen im Jahr 2024. Die deutlich spürbare Präsenz antidemokratischer bis rechtsextremer Positionen hat auch zur Folge, dass Freiheiten unabhängig von Religion und Herkunft, wie die Artikel 1 und 4 des Grundgesetzes sie garantieren, nicht jederzeit perspektivisch gewährleistet sind.

Sorgen in Hinblick auf die politische Zukunft Ostdeutschlands sind gewiss berechtigt – trotzdem drängt eine derart eindimensionale Wahrnehmung der Region zahlreiche weitere Aspekte der ostdeutschen Gesellschaft teilweise vollständig in den Hintergrund. Der Großteil der Zivilgesellschaft, der sich für einen gesellschaftlichen Zusammenhalt stark macht, hat häufig das Nachsehen, agiert er doch außerhalb des Scheinwerferlichts. Ebenjene Lebensrealitäten sind es, welche wir mit unserem Buch aufzeigen und unterstreichen wollen. Dabei analysieren wir, wie insbesondere junge Erwachsene ihren Bezug zur eigenen Religion und Herkunft in Ostdeutschland verstehen und wie sich das religiöse Leben in einem säkular geprägten Staat gestalten kann.

Dazu versammeln wir ein weites Spektrum an Perspektiven. Aufmerksame Leserinnen und Leser werden auf vielschichtige Nuancen...



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