Gnu | Du schaffst das nicht | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Gnu Du schaffst das nicht

Über Kontrollverlust, Kampfgeist und unstillbaren Hunger. Ein berührender und inspirierender Lebensweg zwischen Schönheitsdiktat und Social Media
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96775-086-7
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Über Kontrollverlust, Kampfgeist und unstillbaren Hunger. Ein berührender und inspirierender Lebensweg zwischen Schönheitsdiktat und Social Media

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-96775-086-7
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Als erste deutschsprachige Gamerin mit über 1 Million Abonnentinnen und Abonnenten auf YouTube hat sich Jasmin alias Gnu einen Namen gemacht. Viele kennen sie als witzige, selbstbewusste junge Frau aus dem Internet, schauen vielleicht sogar zu ihr auf. Doch dieser Erfolg ist hart erkämpft. Lange Zeit prägte der Gedanke »Du schaffst das nicht« Jasmins Leben. Sie hielt sich für nicht klug genug, nicht hübsch genug, nicht gut genug. Der Drang, einem aufgezwungenen Idealbild entsprechen zu müssen, wurde zu einer Krankheit, die sie zehn Jahre lang nicht losließ, von der aber kaum jemand etwas wusste. Doch damit ist jetzt Schluss. Jasmin hat es satt, anderen die Kontrolle zu überlassen. Sie will ein selbstbestimmtes Leben führen. Ein Leben, in dem sie sich erlaubt, glücklich zu sein und stolz auf die eigenen Erfolge. Schonungslos offen berichtet sie von eigenen Fehlern, von negativen Einflüssen, aber auch von den guten Zeiten. So will sie denjenigen Mut machen, die ebenfalls nicht daran glauben, aus eigener Kraft etwas auf die Beine stellen zu können. Sie selbst ist der beste Beweis für ihre wichtigste Botschaft: »Lasst euch von niemandem einreden, was ihr schaffen könnt und was nicht. Glaubt mir, das habe ich viel zu lange getan. Der Satz ?Du schaffst das nicht? ist eine Lüge.«

Im Internet ist die 1989 geborene Jasmin besser bekannt als Gnu. 2021 gelang es ihr, über 1 Million Abonnentinnen und Abonnenten auf YouTube zu begeistern - womit sie die erste und bislang einzige deutschsprachige Gamerin ist, die diesen Meilenstein knackte. Im selben Jahr wurde sie beim Deutschen Computerspielpreis als »Spielerin des Jahres« ausgezeichnet. Die große Reichweite ihrer Online-Kanäle nutzt Jasmin jedoch nicht nur, um ihre Liebe zu Videospielen auszuleben. Neben jeder Menge guter Laune und witzigen Videos ist es ihr ein Anliegen, einen Safe Space für ihre Community zu kreieren, in dem auch ernste Themen wie Mobbing, Sexismus oder Schönheitswahn zur Sprache kommen. So setzt sich Jasmin unermüdlich für einen positiven und respektvollen Umgang miteinander ein.
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Weitere Infos & Material


Kapitel 1


Die Gnu-Origin-Story


Jede Geschichte braucht einen Anfang und eine Hauptfigur. Im Idealfall eine Hauptfigur, über die wir etwas in Erfahrung bringen wollen. Bei der uns interessiert, welche Werte ihr vermittelt wurden. Woran sie glaubt. Was für Erinnerungen ihr durch schwierige Zeiten helfen und welche Erlebnisse sie für immer geprägt haben. Diese Figur muss nicht unbedingt herausragend sein oder besondere Fähigkeiten besitzen. Das Leben schreibt viele spannende Geschichten mit ganz normalen Menschen. Wichtig ist nur, dass wir sie auf ihrem Weg ein Stückchen begleiten möchten.

Meine Geschichte beginnt so, wie viele gute Filme enden: mit einer großen Liebesgeschichte. Nicht mit meiner eigenen, dazu kommen wir später. Sondern mit der einen großen Liebesgeschichte, die alles Weitere überhaupt erst möglich gemacht hat.

Es sind die 1980er. Jede zweite Frau verlässt den Friseur mit einer dramatischen Fönfrisur, der Rest trägt ganz unironisch Vokuhila. Musikfans ahnen noch nichts von Spotify. Sie müssen noch die knallharte Entscheidung treffen, welche paar Songs sie auf die eine Musikkassette packen, die in ihren Walkman passt. Ziemlich viele entscheiden sich für »Take on Me« von A-ha und wissen damals noch nicht, dass der Song über dreißig Jahre später eine ganz neue Generation zu Tränen rühren wird. Wie kann ein ehemaliger Party-Hit so traurig sein, Deadpool 2 und The Last of Us Part II? Erklärt mir das mal!

Die 80er sind auch das Jahrzehnt, in dem Zocken langsam ein mögliches Hobby wird. Allerdings noch nicht auf dem PC. Menschen spielen an Arcade-Automaten oder besitzen mit dem Atari ihre erste eigene Videospielkonsole für zu Hause. Statt sich durch fotorealistische Schlachten im Online-Multiplayer zu ballern, sitzt man in den 80ern beeindruckt vor grünen Linien auf einem schwarzen Bildschirm. Was die Technik noch nicht kann, erledigt die Fantasie.

Unsere Geschichte startet in Regensburg, einer dieser mittelgroßen, unspektakulären, ziemlich verschlafenen Städte in Bayern, Entschuldigung, in der Oberpfalz. Nicht viel los, aber gerade noch genug, um nicht wahnsinnig zu werden. Zumindest für die meisten.

Meine Mutter Ursula ist damals einunddreißig Jahre alt und hat keine Zeit für Arcade-Automaten oder Discobesuche in Neonleggings. Sie ist verheiratet und hat zwei Kinder. Im Herzen ist sie eigentlich eine ziemlich wilde Person. Doch jetzt mit Anfang dreißig bekommt sie Jugendkultur nur noch von den Studentinnen und Studenten mit, die zur Untermiete in die kleine Einliegerwohnung im Haus ziehen. Im Vergleich zu deren Freiheit fühlt sich ihre Ehe manchmal wie ein Gefängnis an. Dabei sollte Liebe keine Strafe oder Verpflichtung sein. Wenn man in einer toxischen Beziehung ist, vergisst man das schnell. Man sieht die Gitterstäbe nicht mehr. Was eigentlich eine Zelle ist, sieht plötzlich aus wie ein Zuhause. Und wenn man lange genug in der Zelle sitzt, traut man sich da auch gar nicht mehr raus. Vor allem nicht allein.

Als der Medizinstudent Hasan in die kleine Studentenwohnung zieht, ändert sich für Ursula jedoch alles. Hasan ist zwanzig. Ein hochgewachsener Türke mit riesigem Afro, der es durch harte Arbeit und sein Medizinstudium endlich nach oben schaffen will. Genau die richtige Mischung aus Disco und Entschlossenheit. Die beiden reden viel und kommen sich näher. Erst zaghaft, dann immer intensiver. Hasan und Ursula werden in ein paar Jahren meine Eltern sein. Aber das wissen sie da noch nicht.

Hasan ist zwar jung, hat aber keine Angst vor Verantwortung. Zwei Kinder von einem anderen Mann? Kein Problem. Wenn man jemanden wirklich liebt, entscheidet man sich nicht nur für diese eine Person, sondern auch für ihre Familie. Krass eigentlich, wenn ich drüber nachdenke. Mit Anfang zwanzig konnte ich nicht mal Verantwortung für mich selbst übernehmen! Aber das ist eine andere Geschichte. Zu der kommen wir noch.

Wenn die erste Ehe meiner Mutter ein Gefängnis war, ist mein Vater der Schlüssel. Das Umfeld meiner Mutter aber sieht die Beziehung kritisch. Für sie ist die Liebe zwischen Hasan und Ursula ein echter Skandal. Eine zweifache Mutter verlässt ihren Mann ausgerechnet für einen zwanzigjährigen Türken! Wie kann sie nur? Im konservativen Bayern der 80er-Jahre undenkbar.

Doch auch die türkische Familie meines Vaters ist nicht gerade begeistert. Es ist nicht die Herkunft meiner Mutter, die ihnen Sorge bereitet, sondern ihre Situation. Hasan hat noch sein ganzes Leben vor sich. Wie kann er sich für eine Frau entscheiden, die nicht nur elf Jahre älter ist, sondern auch noch zwei Kinder von einem anderen Mann hat?

Meinen Eltern sind die Bedenken anderer egal. Sie wollen zusammen sein. Was bedeutet, dass meine Mutter ihren Mann verlässt. Glücklich waren die beiden sowieso schon lange nicht mehr. Darin steckt eine wichtige Lektion: Löse dich von Menschen, die dir nicht guttun. Das Leben ist zu kurz, um unglücklich zu sein.

Fast schon ironisch, dass ich diese simple Weisheit bereits so früh in meiner Geschichte zum Besten gebe. Merkt sie euch bitte gut, denn sie wird noch sehr wichtig werden. Auch ich werde mich später in Beziehungen gefangen fühlen und schlecht behandeln lassen. Manche Fehler muss man wohl selbst machen. Aber auch dazu komme ich noch.

Wir machen einen Zeitsprung in die 90er. Deutschland ist wiedervereint, lässt sich Arschgeweihe über den Hintern tätowieren, schaut Sailor Moon und Pokémon und füttert Tamagotchis. Meine Mutter hat sich scheiden lassen und meinen Vater geheiratet. Meine Halbschwester bleibt bei ihnen, mein Halbbruder bei seinem Vater. Vorerst. Meine Eltern bekommen zwei gemeinsame Kinder: meine große Schwester und zwei Jahre später mich.

Wir sind in meiner Kindheit oft umgezogen. Doch wenn ich an den ersten Ort denke, der für mich ein Zuhause war, denke ich an Ensingen, ein winziges Dorf mitten im Weingebiet – und so unspektakulär, dass sich der Wikipedia-Eintrag schneller durchlesen lässt als viele Videobeschreibungen bei YouTube. Auch wenn es mir und meiner Familie später ziemlich gut gehen wird, zu diesem Zeitpunkt haben wir kaum etwas. Vor allem kein Geld. Mein Vater ist in den letzten Zügen seines Medizinstudiums, meine Mutter ist zwar berufstätig, verdient als Bürokauffrau aber nicht genug, um unserer Familie ein komfortables Leben zu ermöglichen. Meine Welt besteht aus einem kleinen Kinderzimmer mit kahlen weißen Wänden und einem braunen Teppich. Ich teile es mir mit meinen zwei Schwestern und später zusätzlich mit meinem Halbbruder. Die Situation bei seinem Vater war nach einiger Zeit zu schlimm geworden, sodass er zu uns zog.

Statt in Betten schlafen wir vier auf Luftmatratzen. Wer wenig hat, muss eben improvisieren.

Kindheitserinnerungen fühlen sich manchmal an, als würde man durch ein Kaleidoskop gucken: Man ist sich nie zu einhundert Prozent sicher, was man da sieht. Klar, da sind Farben und Formen, in denen sich einzelne Bilder erkennen lassen. Aber es gibt keine eindeutige Definition, kein richtig oder falsch, mehr ein Gefühl.

Das Gefühl, das ich habe, wenn ich an meine Kindheit zurückdenke, ist Glück. Ich habe alles, was ich brauche. Auch in der kleinen Wohnung mit dem braunen Teppich und den Luftmatratzen. Es ist egal, dass es zu Weihnachten keine teuren Geschenke gibt oder dass ich alles mit meinen Geschwistern teilen muss. Die Kinder im Kindergarten interessieren sich sowieso noch nicht dafür, wer was anhat, woher jemand kommt oder wie jemand aussieht. Meine Kindheit gibt mir das, was ich später viel zu schnell verlieren werde: Sorglosigkeit. Wir spielen im Garten unseres Vermieters oder an dem kleinen Bach, der direkt neben dem Haus vorbeiplätschert. Schrammen, Dreck, aufgeschlagene Knie – alles egal. Aufstehen und weitermachen.

Ich bin schon als Kind kein »typisches Mädchen«. Oder entspreche zumindest nicht dem Bild davon, wie sich Mädchen angeblich zu verhalten haben. Heute werden diese Klischees kritisiert und auseinandergenommen. Zu Recht. Damals gilt in der Regel aber noch, dass Mädchen Kleider tragen, süß aussehen und Puppen mögen. Meine Schwester passt in dieses Bild, ihr ist auch heute noch wichtig, schick auszusehen und immer richtig gestylt zu sein. Chaos-Gnu nicht.

Eine »Mädchen«-Sache haben wir damals trotzdem gemeinsam: Wir sind verrückt nach Polly Pocket. Das kennt ihr heute wahrscheinlich vor allem aus nostalgischen Buzzfeed-Artikeln für Leute wie mich, die sich gedanklich gerne in die sorgenfreie Vergangenheit beamen. Für die Kinder in den 90ern ist Polly Pocket aber der absolute Shit. Kleine Plastikschatullen zum Aufklappen, die im Inneren wie ein Café, eine Mini-Tierklinik oder wie die Art von Jugendzimmer aussehen, von dem wir in unserem Reich aus Luftmatratzen nur träumen können. Manche Elemente kann man ausklappen oder drehen. Die kleinen Menschenfiguren oder Tiere lassen sich herausnehmen. Wenn man fertig ist mit Spielen, wirft man alle losen Figürchen einfach wieder in die Schatulle und klappt sie zu. In der Theorie bedeutete das, immer einen Mini-Koffer voller...


Im Internet ist die 1989 geborene Jasmin besser bekannt als Gnu. 2021 gelang es ihr, über 1 Million Abonnentinnen und Abonnenten auf YouTube zu begeistern – womit sie die erste und bislang einzige deutschsprachige Gamerin ist, die diesen Meilenstein knackte. Im selben Jahr wurde sie beim Deutschen Computerspielpreis als »Spielerin des Jahres« ausgezeichnet. Die große Reichweite ihrer Online-Kanäle nutzt Jasmin jedoch nicht nur, um ihre Liebe zu Videospielen auszuleben. Neben jeder Menge guter Laune und witzigen Videos ist es ihr ein Anliegen, einen Safe Space für ihre Community zu kreieren, in dem auch ernste Themen wie Mobbing, Sexismus oder Schönheitswahn zur Sprache kommen. So setzt sich Jasmin unermüdlich für einen positiven und respektvollen Umgang miteinander ein.



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