Godazgar | Tote Fische schwimmen oben: Ein Fall für Markus Waldo - Band 2 | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 205 Seiten

Reihe: Privatermittler Markus Waldo

Godazgar Tote Fische schwimmen oben: Ein Fall für Markus Waldo - Band 2


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-96148-226-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 2, 205 Seiten

Reihe: Privatermittler Markus Waldo

ISBN: 978-3-96148-226-9
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Ein Privatdetektiv sieht mitten im Grünen rot: Der trocken-humorvolle Krimi 'Tote Fische schwimmen oben' von Peter Godazgar als eBook bei dotbooks. Es gibt viele Arten, die schönste Zeit des Jahres zu verbringen - Markus Waldo hat sich mit schlafwandlerischer Sicherheit die schlimmste ausgesucht: Er verbringt seinen Urlaub auf einem Campingplatz irgendwo im Nirgendwo. Die Mücken stechen, die Zeltnachbarn nerven ... und dann wird auch noch ein toter Dauercamper gefunden! Eigentlich alles prima Gründe, um das Weite zu suchen - aber bevor Waldo aufbrechen kann, verbreitet sich das Gerücht, dass er zu den besten Privatdetektiven des Landes gehört. Das ist zwar eine glatte Lüge, verdonnert ihn aber dazu, den Tod des Campers aufzuklären. Missmutig beginnt Waldo zu ermitteln - und findet sich in einem abgründigen Fall wieder, in dem es bald ein weiteres Opfer gibt ... 'Ein ungewöhnlicher Privatdetektiv in einem spannenden Ostsee-Krimi, der mit der Campingplatz-Idylle Schluss macht.' Radio Gong 96,3 Jetzt als eBook kaufen und genießen: 'Tote Fische schwimmen oben' von Peter Godazgar, der zweite Krimi mit Privatermittler Markus Waldo. Wer liest, hat mehr vom Leben: dotbooks - der eBook-Verlag.

Peter Godazgar, geboren 1967, wuchs im nordrhein-westfälischen Hückelhoven auf. Er studierte Germanistik und Geschichte, bevor er die Henri-Nannen-Journalistenschule besuchte und später als Redakteur der Mitteldeutschen Zeitung in Halle an der Saale arbeitete. Heute ist Peter Godazgar stellvertretender Pressesprecher von Halle an der Saale. Für seine Kriminalromane und Kurzgeschichten war für unter anderem für den renommierten Friedrich-Glauser-Preis nominiert und erhielt ein Stipendium der Kunststiftung von Sachsen-Anhalt. Der Autor im Internet: www.peter-godazgar.de
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Mittwoch


Waldo starrte auf den 140-Euro-Schein. Er kniff die Augen zusammen und öffnete sie erst wieder, als sie schmerzten. Dann blickte er das Mädchen an, das ihm und Albert den ganzen Abend Bier gebracht hatte; es mochte Anfang zwanzig sein und ließ gelangweilt seinen Blick durch die Kneipe schweifen.

Erstaunlich, wie geduldig sie war.

Komm jetzt, Junge, ganz ruhig.

Waldo sah erneut angestrengt auf die Rechnung. Jetzt standen am Ende des Zettels wieder 280 Euro. Es war zum Irrewerden. Waldo war weniger über die enorme Summe erschüttert – auch wenn er bislang in einer Kneipe nie eine Rechnung hatte bezahlen müssen, die nur annähernd bei 280 Euro gelegen hatte; er machte sich auch keine Gedanken darüber, wie es sein konnte, dass Albert und er an diesem Abend Bier für 280 Euro getrunken haben sollten und dennoch nicht auf der Notfallstation des Uni-Klinikums oder wenigstens hier unterm Tisch lagen. Was Waldo irritierte, war die Tatsache, dass sich die Zahlen auf der Rechnung mit jedem Blick, den er auf sie warf, änderten und das, obwohl es sich um einen Computerausdruck handelte. Der ausgedruckte Endbetrag wechselte von 280 Euro auf 176 Euro. Und wieder auf 280 Euro.

Okay, dachte Waldo, also doch 280 Euro. Ein Einhundertvierziger liegt auf dem Tresen. Er blickte wieder in sein Portmonee und blätterte die Scheine durch.

»280 muss ich zahlen«, murmelte er leise und mit geschlossenen Augen vor sich hin. Er fühlte sich unendlich müde, versuchte aber trotzdem, sich zu konzentrieren. »140 Euro liegen da, brauch ich erst mal noch 20 Euro« – er zog einen Zwanziger aus der Geldbörse und legte ihn neben den Einhundertvierziger – »ruhig bleiben, jetzt hab ich 160 Euro, nehm ich noch einen Fuffi« – er nahm einen Schein heraus, aber es war kein Fünfziger, sondern ein Fünfundfünfziger – »komisch, wo kommt der denn her, aber egal, hab ich jetzt 160 plus 55 sind ... sind 215.« Er blickte auf die Rechnung.

Jetzt standen dort wieder 176 Euro!

Ich werde wahnsinnig, dachte Waldo.

Er glotzte der Bedienung in den Ausschnitt und rechnete verzweifelt: 215 Euro minus wie viel sind 176 Euro? Minus fünfzehn sind schon mal zweihundert, fehlen also noch ...

Oder soll ich sagen: Stimmt so? Aber, Mann, das wär ja ein Hammertrinkgeld, das wären ..., wie viel Euro Trinkgeld wären das denn ...?

Er kapitulierte. Ihm war schlecht.

Dann hörte er hinter sich einen Schrei. Er kam von weit her und Waldo drehte sich verwundert um, doch er konnte nicht ausmachen, woher das Geräusch kam. Aus dem gammeligen Zelt, das im Eingang der Kneipe stand, jedenfalls nicht. Waldo schüttelte den Kopf – ein selten dämlicher Platz für ein Zelt.

Erneut vernahm er aus der Ferne einen Schrei, doch die anderen Gäste in dem Lokal saßen an ihren Tischen und schienen nichts zu hören – oder jedenfalls schienen sie sich nicht an dem Schrei zu stören. Waldo drehte sich wieder der Theke zu und nahm erneut die Rechnung zur Hand.

Neben ihm gab nun Albert ein Grunzen von sich. Waldo sah nach rechts: Offensichtlich war sein Freund eingeschlafen. Kerzengerade stand er vor dem Tresen, mit geschlossenen Augen, die Arme vor der Brust verschränkt.

Wieder ein Schrei.

Und wieder ein Grunzen von Albert.

Waldo öffnete die Augen und blickte gegen die grasgrüne Zeltwand. Vogelgezwitscher.

»Wasndasfürnlärm?«, nuschelte Albert.

Waldo richtete sich auf, bis sein Schädel den Zeltstoff eindrückte; der Schlafsack knisterte. Waldo blieb still und horchte. Er hörte, wie jemand vorbeilief. Dann ertönte ein weiterer Schrei.

Neben ihm rappelte sich Albert hoch. »Sag mal, wer brüllt denn hier die ganze Zeit mitten in der Nacht rum wie ‘n Bekloppter?«

»Eher wie ‘ne Bekloppte«, sagte Waldo. »Da schreit ‘ne Frau.«

Sie saßen geduckt in dem Zelt und lauschten. In der Ferne erklangen Stimmen, aber Waldo konnte kein Wort von dem verstehen, was sie sagten. Über allem lag das Zwitschern der Vögel. Ganz in der Nähe wurde ein Reißverschluss geöffnet; Waldo nahm an, dass es der Reißverschluss eines Zelteingangs war.

Mit einem Stöhnen schälte sich Albert aus seinem Schlafsack, beugte sich nach vorn und öffnete ihren eigenen Zelteingang. Er steckte seinen Kopf nach draußen.

»Morgen«, hörte Waldo Albert sagen. »Wer schreit denn hier so?«

»Kommt von da hinten, glaub ich«, antwortete eine männliche Stimme von rechts.

»Wie spät is’ denn?«, fragte Albert mehr sich selbst.

Waldo tastete nach seiner Uhr, die irgendwo neben seiner Luftmatratze liegen musste. »Kurz nach sechs«, antwortete er, nachdem er sie gefunden hatte. Er hörte mehrere Menschen an dem Zelt vorbeilaufen. Anfangs hatte es Waldo erstaunt, wie deutlich die Außengeräusche in das Zelt drangen. Irgendwie hatte er angenommen, dass die dünne Plane nicht nur Blicke abwehren kann, sondern auch als Lärmschutzwand dient. Das Geschnarche, das ihm in der ersten Nacht den Schlaf geraubt hatte, hatte ihn schnell eines Besseren belehrt.

Waldo ließ sich auf seine Luftmatratze zurücksinken.

Albert krabbelte zurück in das Zelt. »Ich geh mal gucken«, sagte er und angelte nach seiner Jeans. Er zog sie im Liegen an, dann kroch er nach draußen. Jetzt war nur noch das Zwitschern der Vögel zu hören und ab und zu, weit weg, unverständliches Rufen.

Waldo schloss die Augen und zog den Schlafsack über sein Gesicht, damit es dunkler wurde. Er war hundemüde und spürte ein leichtes Pochen hinter der Stirn. Er wusste, dass er nun nicht mehr einschlafen würde, und bedauerte sich dafür, so früh aus seinem zugegebenermaßen merkwürdigen Traum gerissen worden zu sein.

Nein, besonders entspannend fand er den Urlaub bislang nicht.

Er wurde ruckartig wach, als Albert erneut in das Zelt robbte. Waldo machte die Augen erst gar nicht auf.

»Mann, das glaubst du nicht«, zischte Albert.

»Was ‘n?«, nuschelte Waldo.

»Das glaubst du nicht«, wiederholte Albert mit Nachdruck.

»Hast Recht, ich glaub’s nicht«, sagte Waldo lustlos.

»Da hinten haben sie ‘ne Leiche gefunden!«

Waldo blinzelte und hob den Kopf leicht an. »Wo?«, fragte er blöde.

»Na, da hinten«, Albert drehte seinen Oberkörper in dem engen Zelt und zeigte in Richtung Eingang. »Am Wasser. Auf dem Holzsteg. Polizei ist da und alles.«

Waldo stützte sich auf die Ellenbogen. »Polizei?«

»Ja, so ‘n kleiner Fetter und noch einer. Machen auf irre wichtig, haben aber keine Ahnung.«

Solche Charakterisierungen waren typisch für Albert. Waldo hätte sich nicht gewundert, wenn sein Freund den Polizisten schon ein paar Tipps gegeben hätte. »Na, und wer ist tot?«

»Keine Ahnung, ein Opa, der hier Urlaub gemacht hat.«

»Ach du Scheiße.« Waldo blickte dumpf vor sich hin. Eine Weile war nur das Gezwitscher der Vögel zu hören.

»Ich geh wieder zurück«, sagte Albert dann.

»Komm, nun mach mal halblang. Was willste da denn jetzt rumstehen und blöd gaffen?«

»Keine Bange, nur gucken«, beschwichtigte Albert, während er aus dem Zelt krabbelte.

Waldo machte es sich mit einem Stöhnen wieder auf der Luftmatratze bequem. »Bring Brötchen mit«, sagte er leise und zog sich den Schlafsack übers Gesicht.

Aber nun war er wach. Eine Leiche, na prima, auch das noch. Vermutlich erwürgt vom wahnsinnigen Campingplatzmörder, der hier oben schon seit Jahren sein Unwesen treibt. Wahrscheinlich der merkwürdige Typ, der hinten in der äußersten Ecke des Platzes in diesem schmuddeligen roten Zelt haust – in eben jenem Zelt, von dem ich inzwischen schon träume, dachte Waldo. Klasse Urlaub.

Waldo blieb noch ein paar Minuten liegen. Dann fischte er sich die beiden Strümpfe, die er gestern Abend ausgezogen hatte, schnüffelte daran und entschied, dass sie für einen weiteren Tag reichen würden. Er rutschte aus seinem Schlafsack, streifte die Strümpfe über, zog eine Jogginghose an und kroch aus dem Zelt. Er blickte an sich herab. Keine Woche unter freiem Himmel und ich seh aus wie der letzte Asi, dachte er.

Die Luft war frisch und es war fast windstill. Der Duft von Nadelbäumen ließ Waldo ein paarmal tief ein- und ausatmen. Er streckte sich. Sein Rücken schmerzte und er beneidete zum wiederholten Mal Albert um dessen Nachtlager. »Beste Luftmatratze von Welt«, hatte Albert gesagt, als sich Waldo über das flache Ding lustig gemacht hatte. Tatsächlich hatte sein Freund dieses eine Mal nicht übertrieben. Waldo war außerordentlich überrascht gewesen, als er sich auf das Teil gelegt hatte. Überhaupt kein Vergleich zu seiner eigenen Luftmatratze mit den drei Kammern, von denen die mittlere die Luft nicht mehr halten konnte, sodass Waldo sie allabendlich aufblasen musste, nur um am nächsten Morgen mit dem Gefühl aufzuwachen, auf ein paar Maulwurfshügeln genächtigt zu haben. »Wir können ja tauschen«, hatte Waldo gesagt, »einen Tag kriegst du das Ding, einen Tag ich«, aber Albert hatte den Vorschlag nicht mal ignoriert.

Noch mehr vermisste Waldo sein Kopfkissen. In der ersten Nacht – das war vor vier Tagen gewesen – hatte er sich im Schlaf den Nacken verrenkt und seitdem konnte er den Hals nur unter Schmerzen drehen. Abend für Abend rollte er seine beiden Pullover zusammen, aber das war ein allzu notdürftiger Ersatz.

Waldo beugte sich in das Zelt hinein, nahm ein Handtuch und stapfte in Richtung Waschhaus. Er bedauerte, sich aufs Zelten eingelassen zu haben. Annettes Versuchen, ihn zum Campen zu überreden, hatte er schließlich stets erfolgreich...



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