E-Book, Deutsch, 166 Seiten
Gold Homifung
3. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7583-3414-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Ein Abgesang in 2 mal 12 Kapiteln
E-Book, Deutsch, 166 Seiten
ISBN: 978-3-7583-3414-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Diesmal bedroht ein Pilz, der zu seiner Vermehrung nur Männer befällt und sie anschließend vertrocknen lässt, die Menschheit. Gibt es Hoffnung, werden die Menschen überleben? Ein vergnüglicher Ritt von Evolution zu Tod und Auferstehung, von Sex zu Unsterblichkeitsproblemen und vom Entstehen neuer Arten.
Ari Gold ist das schreibenede Alter Ego von Fritz Draxler, er schleift auch Messer www.meserschleiferei-amstetten.at
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3. Der Medizinmann
Dr. Kriegleder – Oberarzt. So stand es auf seinem Namensschild. Nicht alle Mitarbeiter und innen trugen Namensschilder, seit Datenschutzbestimmungen, Drohungen gegen medizinisches Personal, juristische Spitzfindigkeiten und das Buhlen der politischen Parteien um jede einzelne Wählerstimme, - und sei deren Geist noch so verwirrt, immerhin zählt ja jede Stimme gleich viel – immer neue Varianten der Gefälligkeitsseltsamkeiten ausgesponnen hatten und so ordentlich die Verwirrung der Verwirrten in deren Echokammern befeuerte. Jedenfalls hatte der Dr. Kriegleder für sich beschlossen, nicht in der verordneten Anonymität das trügerische Gefühl des Geschütztseins als zusätzliche Arbeitskleidung überzuziehen, sondern als Person der Welt entgegenzutreten, im tiefen zuunterst liegenden Sinne des Durchtönens, des Schwingens in nachvollziehbaren Frequenzen beim Gegenüber ins Sein zu treten, dekodierbar, auf gleicher Ebene, eben im Austausch von Seienden. Kein Verstecken hinter Anonymitätsschranken, was er zu sagen hatte, das hatte er eben zu sagen, er war einer, der nach einem etwas überholtem Ausdruck einer war, der aus seinem Herzen keine Mördergrube machte – und er stand dazu. Der Dr. Kriegleder war mit seiner Berufswahl nicht unzufrieden, was man ja nicht so ohne Weiteres von seinen Kollegen und -innen behaupten konnte, manche haderten mit den Umständen, die ein Massenbetrieb wie eine Landes-Universitätsklinik so mit sich brachte, manche haderten mit den Kollegen, mit den Ungereimtheiten der Diensteinteilungen, manche wiederum haderten mit dem Beruf als Neurologe und manche wieder haderten mit dem Leben an sich, denen war gar nichts recht und zählten in ihrer inneren Emigration nur mehr die Tage bis zur Pensionierung. Das waren die Schlimmsten, von denen kam nichts, aber rein gar nichts zurück, keinerlei Interesse an beruflicher Weiterbildung, keine Fachliteratur, keine Kongresse, nichts was irgendwie mit Beruflichem zu tun haben könnte. Der Dr. Kriegleder war da aus anderem Holz geschnitzt, alles an neuesten Erkenntnissen und auch Spekulationen, die natürlich noch der Verifizierung bedurften, wollte er nicht versäumen, er war immer wieder fasziniert von den unglaublich trickreichen Umwegen und Lösungen, die sich die Evolution einfallen ließ, um ein koordinierten Zusammenspiel so unzählig vieler Beteiligten, wie es Zellen im menschlichen und natürlich auch im tierischen Körper gab zu ermöglichen. Nicht zum Selbstzweck, sondern einzig der Aufgabe geschuldet, Nachkommen zu zeugen. Sollte die Evolution noch nicht erfunden worden sein, die Gene würden sie sicherlich erfinden, denn das war das effektivste Vehikel um Entwicklungen abzusichern. Das war natürlich ein ausgemachter Blödsinn, was er sich da ausdachte, was war zuerst, die Henne oder das Ei? Auch diese Frage ist ein ausgemachter Blödsinn, verständlich und vielleicht auch entschuldbar aus einer stark homozentrischen Sichtweise, aber nicht desto Trotz ein Blödsinn, und zwar ein ausgemachter. Kein Blödsinn war das Spiel von challenge and response, von blinden Mutationen und ebenso blinder Auslese, diese doppelte Blindheit des Nichtgerichtet - Seins zeigte erstaunliche Ergebnisse, aber eben nur im Rückblick. Kurzum, der gute Herr Dr. Kriegleder war im Grunde seines Herzens ein Wissenschafter, und er hatte großes Glück. Sein Chef, der Institutsvorstand hatte vielerlei Studien laufen, einige in enger Zusammenarbeit mit der Pharmaindustrie, die eher großzügige Ausstattung garantierte, einige wiederum vollkommen unabhängig, alles vom Ethikrat genehmigt mit Randomisierung, Doppelblindsiegel und was das Herz sonst noch alles begehrt. Und er, der Dr. Kriegleder, war derjenige, bei dem die Fäden zusammenliefen, der rapportierte, sodass der Chef ein in weltweiten Kongressen vielgeschätzter Speaker war. Der Chef war übrigens die meiste Zeit nicht da, der Dr. Kriegleder war in der Zwischenzeit als sein Stellvertreter der wahre Leiter. Die Zahlen stimmten, die Veröffentlichungen in den Fachzeitschriften passten, lediglich im Lancet fehlte noch die eine oder andere Publikation. Es musste der Geruch sein. Nachträglich, oder genauer genommen, mitten drinnen war es dem Dr. Kriegleder klar, dass es vom Geruch kommen musste, es war gar nicht anders möglich. Es überrollte ihn, jeder Widerstand war zwecklos, ja nicht einmal daran zu denken, es war die klassische Force Majeure, die ihn staunend zu Boden zwang. Mitten in der monatlichen Morgenbesprechung zu allen die Studien und ISO-Audits betreffenden Themen in welche alle involvierten Abteilungen ihre Vertreter entsandt hatten, war es passiert, aus heiterem Himmel, dem buchstäblichem Blitz aus diesem wie aus dem Lehrbuch folgend, mit sowohl höchst überraschenden wie unvermeidlichen Konsequenzen. Er wandte sich gerade zur Stirnseite des geräumigen Besprechungsraumes, im Rücken die U-förmig angeordneten Tische mit den ca. zwanzig Teilnehmer und innen, über sich den großen Beamer-Bildschirm, vor sich zwei Flipcharts, auf denen er Organogramme mit Filzstiften entwickelte. Von einer Sekunde auf die andere wurde er unaussprechlich und unbeschreibbar geil, ihm schoss eine Erektion ein, ach was, ein Ständer von atemberaubender Härte und Dringlichkeit. Als junger Student hatte er einmal beim Umbau seiner Studentenbude in einem Gründerzeithaus einen Stromunfall gehabt, eine jugendliche Blödsinnigkeit, er hatte mit einem kaum an den Griffen isolierten Seitenschneider ein Kabel durchtrennt, bei dem er sich nicht ganz sicher war, ob dieses nicht doch spannungsführend war. Der Seitenschneider war ein billiges Lagerhausteil, zwar mit einer Plastikhaut überzogen, aber eben kein geprüftes Elektrowerkzeug mit den entsprechenden Widerständen und so kam es, wie es eben kommen musste, wenn 230 Volt relativ ungehindert vollflächig mit Druck, - das Kabel zu trennen erfordert eben eine gewisse Druckkraft – gegen die menschliche, in diesem Falle noch dazu schweißnasse Hand anliegen und der Strom, von Spannung gepulst, sich auf den Weg macht. Glücklicherweise war er gerade von der Leiter herabgestiegen und er stand in seinen neuen Laufschuhen mit der Supergelenksdämpfung, beide Umstände hatten den Stromfluss von seinem Herzen ferngehalten und es vor Taktverlust und Herzflimmerei bewahrt, aber das unangenehm prickelnde Gefühl bei Daumen und Handballen sollte ihn noch wochenlang begleiten. Genau dieses elektrisch induzierte Prickeln war wieder da, dieses Mal aber zwischen Eiersack und Schwanzspitze, dazu das unangenehme Spannungsgefühl im Schritt, er blickte kurz nieder und eine unübersehbare Ausbuchtung im Schritt ließ ihn zögern, sich umzudrehen um seinen Platz an der Stirnseite des Tisch-Arrangements wieder einzunehmen. Geistesgegenwärtig verkündete er, dabei nur den Kopf drehend, eine Kaffeepause, er musste dieses ein paar Mal wiederholen, wohl weil seine Stimme im Gegensatz zur sonstigen Usance etwas dünn und zittrig war und wahrscheinlich auch, weil die Zwischendrin- Kaffeepause so gar nicht zu seinen sonstigen Gepflogenheiten passte. Sobald sich der Geräuschpegel gesenkt hatte und der Raum fast geleert war, eilte er gekrümmt, den Blick fest am Boden, auf den Gang und von dort sofort ins Freie, auf eine der Freiluftloggien, wie sie auf jeder Station wohl für jedermann und frau aber doch hauptsächlich für Raucher jederzeit zugänglich waren. Die frische Luft tat gut, er wünschte, er könne sich mit kaltem Wasser duschen, zumindest die Hände im eiskalten Wasser kühlen. Im Haus gab es richtig kaltes Wasser nur in einigen Räumen, üblicherweise floss eine raumtemperierte Flüssigkeit aus den Ventilen, das war es nicht was er jetzt brauchte. Der vertraute Blick in den Spitalswald konnte ihn auch nicht stabilisieren, jüngste Herbststürme hatten einige der markanten Fichten umgelegt und die Silhouette unwiderrufbar verändert, die langen Stämme lagen, dem Diktat der Luftströmung folgend, in eher ordentlichen Reihen, den beliebten Spazierweg versperrend. Die meterhohen senkrechten Wurzelteller entblößten den Waldboden, was jahrzehntelang bedeckt war den neugierigen Blicken der Welt offenbart. Es war keine klassische Geilheit, es war ein auf Eiersack und Ständer konzentriertes Geschehen mit der Mächtigkeit eines jähen Sturmes, er konnte nur kapitulieren, versuchen sich abzulenken und abwarten. Langsam kam er mental wieder zurück auf die kleine Loggia, das Ziehen an der Penisspitze hatte leicht nachgelassen. Eine Zigarette wäre jetzt gut, es war schon eine Weile her, als er seine letzte geraucht hatte, aber er beruhigte sich, indem er seine beiden Hände auf das verzinkte Metall des Schutzgeländers legte, die Kühle auf der Haut genoss und dann, als das Metall sich etwas erwärmt hatte, er mit seinen Händen ein Stück weiter rückte, auf noch kühle Stellen. Mit gekühlten Händen, leicht verschmutzt durch eine klebrige Staubschicht, ging er wieder zurück, seine Schwellung war etwas abgeklungen, es musste irgendwie weitergehen. Gleich beim Türöffnen fiel sie ihm auf, die angekündigte neue...