E-Book, Deutsch, Band 0002, 128 Seiten
Reihe: Cora Classics
Gordon Ein Königreich für unsere Liebe
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-7337-3314-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 0002, 128 Seiten
Reihe: Cora Classics
ISBN: 978-3-7337-3314-8
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Ich habe den Eindruck, Sie versuchen mit mir zu flirten.' König Daniel sieht Lizzie kühl in die Augen, während er sie im Walzerschritt über das Parkett führt. Dabei bezaubert ihn die junge Historikerin weit mehr, als es die Etikette erlaubt. Der König von Voltavia darf sich schließlich nicht in eine Bürgerliche verlieben! Doch sich von Lizzie fernzuhalten, fällt Daniel unerträglich schwer ...
Die populäre Schriftstellerin Lucy Gordon stammt aus Großbritannien, bekannt ist sie für ihre romantischen Liebesromane, von denen bisher über 75 veröffentlicht wurden. In den letzten Jahren gewann die Schriftstellerin zwei RITA Awards unter anderem für ihren Roman 'Das Kind des Bruders', der in Rom spielt. Mit dem Schreiben erfüllte sich Lucy Gordon einen großen Traum. Zuerst begann sie mit Artikeln für ein britisches Frauenmagazin. Einige der interessantesten sowie attraktivsten Männer der Welt unter anderem Richard Chamberlain, Charlton Heston, Sir Alec Guiness, Sir Roger Moore wurden von ihr interviewt. Nach 13 Jahren Schreibtätigkeit für diese Zeitschrift entschloss sie sich, im Jahr 1984 ihren ersten Roman zu schreiben. Dieser Liebesroman erschien unter dem Titel 'Ungezähmtes Verlangen' im Jahr 1992 bei CORA Love Affair. Ihr zweiter Roman 'Hand in Hand durch Venedig', der kurz danach herauskam, erschien unter der Nummer 212 im Jahr 2003 bei Julia Extra. Sie gab ihren Job beim Frauenmagazin auf und konzentrierte sich auf das Schreiben von Romances, die unter dem Pseudonym Lucy Gordon veröffentlicht werden. Mit richtigem Namen heißt sie Christine Sparks Fiorotto.
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2. KAPITEL
„Eine Frau ist niemals zu alt, um verführerisch zu sein.“ Nach dieser Devise hatte Lady Elizabeth bis zuletzt gelebt, und Lizzie hatte sie oft zu hören bekommen. Sie hatte ihre außergewöhnliche Tante sehr gern gehabt, und das Zusammenleben mit ihr war stets unterhaltsam und interessant gewesen. Lizzie dachte oft an die Abende, an denen die Schauspielerin in ihren Erinnerungen geschwelgt und die aufregendsten Geschichten erzählt hatte, in denen es fast immer um Theateraufführungen, fremde Länder oder Liebhaber und Verehrer ging. So lernte sie bereits in jungen Jahren einiges über den Umgang mit Männern.
Eine Ersatzmutter war ihr Lady Elizabeth allerdings nie gewesen. Diese Rolle hatte Bess, die ehemalige Garderobiere und spätere Zofe und Gesellschafterin der Lady, übernommen. Als Lizzie aus dem Internat nach London zurückkehrte, sorgte Bess dafür, dass sie sich in der neuen Umgebung zu Hause fühlte. Sie erkundigte sich nach ihren Lieblingsgerichten und stellte ihr Blumen ins Zimmer. Bess war auch für sie da, wenn Lizzie Fragen hatte oder ihre kleinen Sorgen loswerden wollte. Als sie die ersten Erfahrungen mit Jungen machte, wies Lady Elizabeth ihre Nichte in die Geheimnisse des Umgangs mit dem starken Geschlecht ein. Dieser ‚Unterricht‘ machte beiden viel Vergnügen, auch wenn die Ratschläge der alten Dame öfters etwas passé waren. Aber wenn Lizzie dann später von einem ihrer Rendezvous zurückkam, war es Bess, die auf sie wartete, um sicher zu sein, dass sie einen schönen Abend verbracht hatte und gut nach Hause gekommen war. Und ihr vertraute das junge Mädchen ihre Erlebnisse und neuen Erfahrungen an.
Als Lizzie sich in Toby Wrenworth, einen jungen waghalsigen Motorradfahrer, verliebte, versuchte Lady Elizabeth, sie zu warnen und erklärte ihr ohne Umschweife: „Der junge Mann eignet sich als Liebhaber, aber nicht zum Ehemann. Die zwei sollte man nicht verwechseln.“
„Aber Tante!“, rief Lizzie, halb entrüstet, halb belustigt. „Willst du etwa sagen, ich sollte …“
„Ich rate dir lediglich, den Unterschied zwischen einem Geliebten und einem Ehemann nicht zu missachten“, wiederholte die alte Dame mit Bestimmtheit.
Doch die achtzehnjährige Lizzie hatte nicht auf sie gehört und bereits kurze Zeit später den Preis dafür gezahlt. Während der Hochzeitsfeier und auch danach hatte ihre Tante aus ihrer Abneigung gegen den jungen Ehemann keinen Hehl gemacht. Doch als es zwei Jahre später zu der unvermeidlichen Scheidung kam, war sie ihrer Nichte ein unerschütterlicher Halt gewesen und hatte sie weder mit Mitleid noch mit Vorwürfen überhäuft.
„Hör auf zu jammern und mach dich lieber an dein Studium“, war alles, was sie sagte. „Das hättest du von Anfang an tun sollen, anstatt deine Zeit mit einem selbstsüchtigen Angeber zu verschwenden.“
Die offenen Worte halfen Lizzie ungemein, über ihren Kummer hinwegzukommen. Bald war sie mit Feuereifer in ihr Studium vertieft und dachte kaum noch an Toby. Und wenn sie ab und zu doch vom Kummer überwältigt wurde und ihr nach Trost zumute war, wandte sie sich an Bess. Die mütterliche Freundin hörte ihr geduldig zu und gab ein paar sinnvolle Ratschläge. Danach vergossen sie zusammen ein paar Tränen, und die Sache war erledigt.
Lizzie war Bess von ganzem Herzen dankbar, aber ihr unscheinbares und ereignisloses Dasein im Schatten der berühmten Künstlerin hatte sie von Anfang an mit Mitleid erfüllt. Die Zofe schien jedoch mit ihrem Schicksal zufrieden zu sein. Jedenfalls zeigte sie sich niemals niedergeschlagen oder gar verbittert. Als Lady Elizabeth starb, mietete Bess eine kleine Wohnung in einem bequemen Seniorenheim, wo sie, umgeben von blühenden Gärten, in bescheidenem Luxus zufrieden lebte.
Lizzie besuchte sie, so oft sich eine Gelegenheit bot. Auch vor der Abreise nach Voltavia versäumte sie nicht, mit einem Blumenstrauß bei ihrer lieben Freundin vorbeizuschauen. Bess war inzwischen alt und gebrechlich, aber ihr Verstand war noch ebenso scharf wie früher. Nachdem sie Tee und Gebäck auf dem kleinen Esstisch bereitgestellt und die Blumen in einer Vase angeordnet hatte, fragte sie ihren ehemaligen Schützling neugierig: „Nun, Lizzie? Was machen deine Liebhaber?“
„Wie bitte? Gleich in der Mehrzahl? Wofür hältst du mich denn?“
„Für eine sehr hübsche Frau, und hübschen Frauen sollte es an Verehrern nicht fehlen.“
„Na ja, ein oder zwei Männer gibt es schon in meinem Leben.“
„Und? Ist es was Ernstes?“
„Du meinst wohl, ich sollte mich beeilen, wie?“, sagte Lizzie und lachte vergnügt.
„Natürlich nicht. Ich finde es nur schade, dass es dir so schwerfällt, dein Herz zu verschenken. Seit deiner Scheidung lässt du, wie man so schön sagt, keinen zu nahe kommen.“
„Ich bin eben vorsichtig geworden, Bess. Ein gebranntes Kind scheut das Feuer.“
„Ach, Lizzie. Eine Frau sollte der Liebe nie aus dem Weg gehen. Auch, wenn es manchmal wehtut.“
„Aber ich gehe ihr ja gar nicht aus dem Weg. Du hättest mich letzte Woche auf dem Ball in der Botschaft sehen sollen! Ich habe ganz schön geflirtet. Und nicht nur das.“
„Davon spreche ich auch gar nicht, wie du sehr wohl weißt. Zu meiner Zeit nannte man das ‚auf Fischfang gehen‘. Es gab etwas zu gewinnen, und nur deswegen hast du dich so angestrengt.“
„Aber es hat sich auch gelohnt. Ich habe einen ganz schönen Fisch an Land gezogen. Ach Bess, er frisst mir aus der Hand. Du weißt doch, wovon ich rede, oder? Die Tür zum königlichen Archiv steht mir so gut wie offen.“
„Natürlich freut mich das für dich, Lizzie. Ich weiß, wie sehr du dich darum bemüht hast. Aber ich habe den Eindruck, dass du dich wieder einmal hinter deiner Arbeit versteckst. Dein Ehrgeiz liefert, wie immer, eine passende Ausrede, nicht wahr?“
Bess versteht und sieht viel zu viel, dachte Lizzie. Es wird Zeit, das Thema zu wechseln.
„Übrigens habe ich dir noch gar nicht gesagt, dass ich morgen nach Voltavia fliege. Der König hat mich eingeladen.“
Die müden Augen der alten Dame leuchteten auf. „Oh Lizzie, wie mich das für dich freut. Du wirst sehen, das Land ist wunderschön.“
„Richtig. Du warst ja mit Tante Lizzie zusammen dort, stimmt’s?“
„Ja. Es ist schon lange her, aber mir kommt es vor, als sei es erst gestern gewesen. Ich wünschte, du hättest deine Tante damals sehen können. Sie war auf dem Höhepunkt ihrer Karriere – und so schön! Die ganze Tournee war ein einziger Triumph. Sie trat in allen Großstädten auf und zum Abschluss in der Hauptstadt, vor dem König und dem ganzen Hof. Nach der Vorstellung gab König Alphonse ihr zu Ehren einen Ball. Und sie tanzte mit ihm.“
„Hast du ihn auch gesehen, Bess?“
„Oh ja, ich war auch dabei. Natürlich nicht im Ballsaal. In ihrem Umkleidezimmer, damit ich mich um sie kümmern konnte, wenn sie eine Verschnaufpause brauchte. Wie sieht König Daniel eigentlich aus? Nach den Bildern in der Zeitung hält man ihn eher für kalt.“
„Das fand ich zuerst auch. Aber ich glaube, der Schein trügt. Im Grunde ist er ein warmherziger und aufgeschlossener Mensch, davon bin ich überzeugt.“
Bess nickte zustimmend. „Wie sein Großvater. Der war genauso. Er versteckte seine Gefühle und zeigte sie nur, wenn er wollte.“
„So? Woher weißt du denn das? Hat dir die Lady von ihm erzählt?“, fragte Lizzie amüsiert.
Bess sagte nichts, sie legte nur die Hand vor den Mund und sah ihre junge Freundin verschmitzt an.
„Ich wünsche dir einen wunderschönen Aufenthalt, Liebes. Komm mich besuchen, wenn du wieder zurück bist. Ich freue mich schon auf das, was du mir dann zu erzählen hast.“
Voltavia war ein kleines Land mitten in Europa mit einer Bevölkerung von einer Million Menschen. Es hatte vier Großstädte, einen schiffbaren Fluss, drei offizielle Landessprachen – Englisch, Französisch und Deutsch – und einen kleinen Flughafen.
Als Lizzie nach der Landung am Nachmittag die Ankunftshalle betrat, kam ein Chauffeur in der königlichen Palastuniform auf sie zu. Er kümmerte sich um ihr Gepäck, und danach führte er sie aus dem Flughafengebäude zu einer Limousine, die draußen auf sie wartete. Er versicherte sich, dass sie es auf dem Rücksitz bequem hatte, wies auf die gut gefüllte Bar und fragte, was sie gern trinken wolle. Sie entschied sich für ein Glas Orangensaft.
Nachdem er ihr das Getränk serviert hatte, setzte er sich ans Steuer. „Bis zum Schloss sind es ungefähr fünfzig Kilometer. Ich hoffe, die Fahrt wird Ihnen gefallen.“
Kurz nach dem Flughafen begann das offene Land. Die Gegend war von atemberaubender Schönheit, und Lizzie konnte sich nicht sattsehen. Zuerst fuhren sie durch ein Gebirge, vorbei an zerklüfteten Felsen und steilen Gipfeln. Dann kamen dichte dunkelgrüne Nadelwälder, in denen, so erzählte man sich, noch vor einiger Zeit wilde Bären gehaust hatten. Hinter den Wäldern erstreckten sich sanfte Wiesen und Täler, in denen ab und zu tiefblaue Seen in der Sonne funkelten. Schließlich näherten sie sich der Landeshauptstadt Durmann, doch kurz davor bogen sie in eine gepflegte Straße, die bis zum Schloss führte.
Der königliche Palast aus honigfarbenem Sandstein war bogenförmig gebaut und etwa vierhundert Meter lang. In der untergehenden Sonne schimmerte er wie Gold. Ein Paar großzügig geschwungener Treppen schmückte die Fassade und führte zu einem kunstvoll verzierten Portal. Beim Näherkommen sah Lizzie eine männliche Gestalt, die auf den unteren Treppenstufen auf...