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E-Book

E-Book, Deutsch, 255 Seiten

Gottsched Dramen


1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-8496-2623-5
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 255 Seiten

ISBN: 978-3-8496-2623-5
Verlag: Jazzybee Verlag
Format: EPUB
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Johann Christoph Gottsched war ein deutscher Schriftsteller, Dramaturg und Literaturtheoretiker in der Frühzeit der Aufklärung. Dieser Band beinhaltet seine beiden Dramen 'Atalanta' und 'Der sterbende Cato.'

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Erster Auftritt.

Atalanta. Menalkas.

ATALANTA.

Das war ein grober Streich, den mir der Kerl erwies,

Daß er den Blumenstrauß durchaus dem Bruder ließ,

Und gar nicht haben wollt. Ich kanns ihm nicht vergeben;

Die Ehre schätz ich noch weit höher, als mein Leben.

MENALKAS.

Erzürne dich doch nicht; der Schimpf trifft ja nicht dich:

Der Strauß kam nur von mir und war nicht sonderlich.

Ich wußt es schon vorher, du würdest ihm nichts schenken,

Drum mußt ich mich geschwind auf diese List bedenken.

ATALANTA.

Du hast an allem Schuld. Du bildest ihm was ein;

Hernach muß ich dadurch so grob beschimpfet seyn.

Und gleichwohl soll ich nicht den plumpen Schäfer schelten?

Sobald ich ihn nur seh, so soll ers schon entgelten!

MENALKAS.

Ich bitte, zwinge dich und schieb auf mich die Schuld.

Hast du mit Fremden denn nicht etwas mehr Geduld?

Er kennt dich noch nicht recht; sonst würd er dich schon ehren:

Verweilt er sich nur hier, so wollen wirs ihn lehren,

Wie man den Schönen hier geschickt zu schmäucheln pflegt.

ATALANTA.

Die Mühe wird gewiß sehr übel angelegt.

Bey solchen Leuten ist der Unterricht verlohren;

Die Grobheit ist mit ihm recht auf die Welt gebohren.

MENALKAS.

Erwäge, was du thust! Du strafst die Sprödigkeit;

Und hast ihr selber doch dein ganzes Herz geweiht.

Da siehst du wie es läßt, wenn man gleich wilden Thieren

Nach keinem Menschen fragt, und sich durch nichts läßt rühren.

Es steht dir eben so; wenn du die Liebe fliehst,

Die Schäfer von dir jagst und dich darauf bemühst.

Sieh nun, wie dirs gefällt, wann andre sich desgleichen,

Bey deiner Schönheit, nicht den Augenblick erweichen!

Und wann ein starrer Kopf, der deinem ähnlich ist,

Nicht alsofort bey dir die Freyheit eingebüßt.

ATALANTA.

Es ist ein Unterschied bey ihm und mir zu finden;

Uns Mädchen darf man nicht mit solchen Regeln binden,

Wodurch man euer Thun zur Höflichkeit gewöhnt;

Wir würden nur damit vor aller Welt verhöhnt.

Ein freundlich Wort von uns wird ärger aufgenommen,

Als wäre schon die Brust ganz lichterloh entglommen;

Ein Blick, ein schlechter Gruß wird oftmals angesehn,

Als wär es allbereits um unser Herz geschehn.

Euch Männer aber pflegt man nicht so scharf zu messen;

Drum müsset ihr auch nicht das Höflichseyn vergessen.

MENALKAS.

Dem sey nun, wie ihm sey: das kömmt nicht ungefähr!

Daß du empfindlich bist, kömmt von der Liebe her.

Doch sieh, wie traurig kömmt dort Corydon gegangen?

Der andere Auftritt.

Corydon. Atalanta. Menalkas.

CORYDON.

Ach schönste Schäferinn! ach stille mein Verlangen!

Wann mildert endlich sich der gar zu harte Sinn?

Bedenks, wie treu ich dir bey so viel Proben bin!

Was hab ich nicht bereits erduldet und erlitten,

In Hoffnung, dich dereinst noch endlich zu erbitten.

Ich bitte noch einmal; verwirf mein Herze nicht!

Das dir ergeben bleibt, bis mir das Auge bricht.

Wenn Leben, Geist und Kraft aus meiner Brust verschwinden,

Sollst du den Corydon noch treu und redlich finden.

ATALANTA.

Das ist dein altes Lied! Es ist mir keine Lust,

Mein guter Corydon, daß du so stöhnen mußt.

Du qvälest mich und dich mit den verliebten Klagen:

Mehr kann und mag ich nicht zu deiner Warnung sagen.

CORYDON.

Ist das der ganze Trost für mich und meine Pein?

Verstockte Schäferinn! wie kann es möglich seyn,

Daß so viel Grausamkeit bey solcher Schönheit wohne?

Du lebest der Natur und Menschlichkeit zum Hohne.

Du bist ein harter Fels, durch deinen Widerstand!

So ändre dich einmal! erlaube mir die Hand,

Und laß mich selbige, mein Leiden zu versüßen,

Aus treuer Zärtlichkeit mit heißen Lippen küssen.

ATALANTA zieht die Hand weg.

Was soll das Kinderspiel? Geh, schäm dich, Corydon!

Wenn du das weiter thust, so geh ich gar davon.

Und müßt ich itzo nicht mit dir Erbarmen tragen,

So würd ich wahrlich dich viel härter von mir jagen.

MENALKAS.

Das ist zu viel gesagt! Was soll das Ungestüm?

Der Schäfer liebet dich, und du begegnest ihm,

Wie man mit Feinden spricht? Wo hast du das gelernet?

Das heißt sich ganz und gar von Schäferart entfernet.

Vermeld ihm nur einmal, daß du dich schon versagt;

So wird ein jeder fliehn, der dich bisher geplagt:

Allein so lange noch dein Herz in Freyheit lebet,

So lange wird gewiß nach deiner Gunst gestrebet.

Befreye dich davon durch eine kluge Wahl.

Doch wenn ichs sagen soll; so hat mir allemal

Der Schäfer Corydon in seinem Thun gefallen:

Erwähle wenigstens dir einen unter allen.

ATALANTA.

Du, Bruder, quälst mich auch? ist das für Brüder recht?

Man schränkt ja ohnedem das weibliche Geschlecht

Durch harte Regeln ein. Bald soll man gar nicht lieben,

Bald reizt man wider uns zu gar verhaßten Trieben.

Geh, armer Corydon, doch zu Myrtillen hin:

Geh, lern aus seiner Art den edlen Eigensinn,

Den keine Schönheit rührt. Was gilts? du wirst dich fassen,

Und mich inskünftige gewiß zu frieden lassen.

MENALKAS.

Da kömmt er eben her. Doch Schwester, gieb wohl Acht,

Daß dein Verweis ihn auch nicht gar zu zornig macht.

Der dritte Auftritt.

Myrtillus. Atalanta. Menalkas. Corydon.

ATALANTA.

Willkommen, seltner Gast! ich warte mit Verlangen,

Von jenem stolzen Thun Erklärung zu erlangen.

Du scheinst kein Schäfer; nein! ein Bauerknecht zu seyn:

Bey Hirten ist hier nicht die Grobheit so gemein.

Geht alle Höflichkeit in deiner Flur verloren?

War dir der leichte Hut denn an das Haar gefroren?

Und war denn keine nicht des theuren Grusses werth,

Der uns doch täglich wohl von bessern wiederfährt?

Du dorftest wahrlich dich der Blumen gar nicht schämen;

Die mancher schon gewünscht von meiner Hand zu nehmen.

MYRTILLUS.

Wie hart und ungestüm begegnet man mir nicht!

Ist das die Art allhier, wie man mit Fremden spricht?

Was hab ich dir gethan, erzürnte Atalante?

Wie sollt ich höflich seyn, da ich dich noch nicht kannte?

Von Blumen halt ich nichts; drum theilt ich jeden Strauß,

Den andern Schäfern hier, die sie gern riechen, aus.

Und blieb der Deinige in deines Bruders Händen,

So werd ich darum doch mein Leben nicht verpfänden!

Was wär es denn nun mehr? was hätt ich groß versehn?

ATALANTA.

Ja, ja! man sieht es schon, es ist mit Fleiß geschehn.

Du hast aus Frechheit mich dadurch beschimpfen wollen:

Drum hättest du vielmehr zu Hause bleiben sollen,

Bey Dirnen deiner Art, die schlecht von Sitten sind.

Bey uns, lacht dich gewiß das allerkleinste Kind

Mit...



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