E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Greene Im Rausch einer Nacht
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7337-1820-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-1820-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Seit 1980 hat die US-amerikanische Schriftstellerin Jennifer Greene über 85 Liebesromane veröffentlicht, die in über 20 Sprachen übersetzt wurden. Unter dem Pseudonym Jennifer Greene schreibt die Autorin Jill Alison Hart seit 1986 ihre Romane. Ihre ersten Romane wurden 1980 unter dem Namen Jessica Massey herausgegeben, das Pseudonym Jeanne Grant benutzte sie zwischen 1983 bis 1987. Ebenfalls veröffentlicht sie Bücher unter ihrem richtigen Namen Alison Hart. Ausgezeichnet wurde die Autorin mit zahlreichen Preisen, bereits 1984 erhielt sie von der RWA das 'Silver Medaillon'. Im Jahr 1998 wurde sie in der 'Romance Writers of America's Hall of Fame' aufgenommen, außerdem erhielt sie im Jahr 2009 den 'Nora Roberts Lifetime Achievement Award'. Jennifer Greene absolvierte an der Michigan State University ein Studium in Englisch und Psychologie. Dort wurde sie mit dem 'Lantern Night Award' ausgezeichnet, der traditionell von der MSU an die 50 besten Frauen des Abschlussjahrgangs übergeben wird. Gearbeitet hat sie als Lehrerin, Managerin und Beraterin, bevor sie mit dem Schreiben begann. Bereits in der siebten Klasse entdeckte sie ihre Liebe zum Schreiben und 1980 machte sie ihr Hobby zum Beruf. Für die Autorin ist das Lesen allerdings kein Hobby, sondern es ist eine Frage des Lebensstils.
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1. KAPITEL Der Schwangerschaftstest konnte einfach nicht stimmen! Nicole saß im Labor des Krankenhauses, das ganz in der Nähe ihrer Firma lag. Sie hatte sich einen Termin geben lassen, weil sie sich schon seit Tagen nicht richtig wohlfühlte und annahm, sie hätte vielleicht eine Grippe. „Ich bin mir vollkommen sicher, dass da ein Irrtum vorliegen muss. Das können schlicht und einfach nicht meine Testergebnisse sein, da ich schon lange nicht mehr mit einem Mann intim war“, sagte Nicole. Die Schwester blieb ruhig und gelassen. Offenbar hatte sie dieses Argument schon des Öfteren gehört. „Ich stimme Ihnen zu, dass bei einem Test Irrtümer vorkommen können. Daher machen wir immer eine Gegenprobe, bevor wir unser Ergebnis mitteilen. Und es besteht bei Ihnen keinerlei Zweifel, Miss Stewart: Sie sind seit zweieinhalb Monaten schwanger. Da ich an Ihren Reaktionen jedoch erkenne, dass Sie überhaupt nicht mit einer Schwangerschaft gerechnet haben, bin ich gerne bereit, Ihnen jemanden zu nennen, mit dem Sie sich in Ruhe aussprechen können.“ „Schwester, Sie scheinen mich nicht zu verstehen.“ Nicole hob eine Spur ihre Stimme. „Ich war mit keinem Mann zusammen!“ „Es sollen ab und zu zwar noch Wunder geschehen, Miss Stewart“, antwortete die Schwester ungerührt, „aber es gehören immer noch zwei Menschen dazu, um schwanger zu werden. Außer Sie sind der Meinung, bei Ihnen habe eine unbefleckte Empfängnis stattgefunden.“ Offenbar wollte die Schwester Nicole mit ihrer witzigen Bemerkung ein wenig aufmuntern. Doch Nicole war alles andere als zum Lachen zu Mute. „Ich bin schließlich zweiunddreißig und keine sechzehn mehr. Ich bin ein verantwortungsbewusster, erwachsener Mensch und weiß natürlich, an wen ich mich wenden muss, wenn ich Rat brauche“, entgegnete sie ärgerlich. Die Schwester ließ sich durch Nicoles etwas barschen Ton nicht davon abhalten, noch etwa eine Viertelstunde bei ihr sitzen zu bleiben. Sie schrieb ihr Vitaminpräparate und ein Mittel gegen die morgendliche Übelkeit auf. Dann entließ sie Nicole mit gut gemeinten Ratschlägen für die kommenden Monate. Nicole war wie vor den Kopf geschlagen, als sie schließlich aus dem Krankenhaus trat. Ein scharfer Wind schlug ihr entgegen, und ihr war kalt in ihrer dünnen, cremefarbenen Seidenbluse. Als sie vor etwa zwei Stunden das Büro verlassen hatte, war es angenehm warm gewesen, und sie hatte es nicht für nötig gehalten, ihren Blazer überzuziehen. Obwohl sie inzwischen eigentlich wissen müsste, wie schnell das Wetter hier an der Küste Oregons umschlug. Außerdem war es auch noch März. Da änderte sich die Witterung fast stündlich. Eilig ging Nicole zu ihrem Auto, öffnete schnell die Fahrertür und ließ sich ermattet in die Polster sinken. Ihre Hände zitterten so sehr, dass sie den Wagen kaum starten konnte, und sie schaffte es fast nicht, die Heizung anzustellen. Es war völlig verrückt, was man ihr da gerade mitgeteilt hatte. Wenn sie jetzt beinahe im dritten Monat war, bedeutete das, dass sie um die Weihnachtszeit herum schwanger geworden sein musste. Doch das war nicht möglich. So wie sie die Sache sah, bestand nicht einmal die geringste Wahrscheinlichkeit. Es war schlichtweg 100-prozentig unmöglich. Nicole gab Gas und bog auf den Highway ein, der sich an der Küste entlangschlängelte. Sie hatte nur etwa zehn Minuten zu fahren, um ihre Firma zu erreichen. Sie war Inhaberin eines Designerbüros, das nach den neuesten psychologischen und medizinischen Erkenntnissen Arbeitsplätze gestaltete. Vor wenigen Jahren hatte Nicole ganz klein angefangen. Aber inzwischen boomte ihre Firma derart, dass sie noch einige hoch qualifizierte Leute eingestellt hatte, die jetzt sogar ganze Bürogebäude entwarfen. Schon immer hatte Nicole Designerin werden wollen. Anfangs jedoch, nach ihrem Studium, waren die in Frage kommenden Arbeitsbereiche völlig überlaufen gewesen. Als Psychologen dann immer mehr darauf hinwiesen, wie wichtig es für eine gute Arbeitsleistung sei, dass die Menschen sich an ihrem Arbeitsplatz wohl fühlten, weil er nicht nur nach ergonomischen, sondern auch nach ästhetischen Gesichtspunkten gestaltet war, hatte Nicole die Chance ihres Lebens gewittert und, ohne lange zu überlegen, ihre eigene Firma gegründet. Da die Gestaltung von Arbeitsplätzen auch unter psychologischen Gesichtspunkten zu dem Zeitpunkt noch ziemlich neu gewesen war, hatte sie keine große Konkurrenz zu fürchten und von Anfang an großen Erfolg gehabt. Diese Arbeit kam nun nicht nur ihren künstlerischen Bedürfnissen entgegen, sondern sie konnte damit auch ihren Mitmenschen etwas Gutes tun, was ihr ebenso wichtig war und sie glücklich machte. Um ihre Firma gleich in der Gründungsphase auf eine solide Basis zu stellen, hatte Nicole sich sofort einen sehr guten Ingenieur und einen innovativen Architekten gesucht. Die künstlerischen Ideen und Entwürfe für die Innenausstattung blieben ihr Aufgabengebiet. Anfangs hatte sie täglich bis zu sechzehn Stunden gearbeitet und auch jedes Wochenende der Arbeit geopfert. Aber ihr Einsatz hatte sich gelohnt. Ihre Firma lief mittlerweile so gut, dass sie die hereinkommenden Aufträge kaum bewältigen konnten. Weil Nicole so hart gearbeitet hatte, um dieses Ziel zu erreichen, war an ein Privatleben für sie nicht zu denken gewesen und an ein Baby schon gar nicht. Sicher, wenn ihr der Richtige begegnet wäre, hätte die Sache vielleicht anders ausgesehen. Aber der bewusste Eine war ihr nicht über den Weg gelaufen, und deshalb hatte sich diese Frage für sie nie gestellt. Das war ja der springende Punkt: der Richtige war ihr eben nicht begegnet, der Falsche aber auch nicht. Denn es war ihr während der anstrengenden Aufbauphase ihrer Firma überhaupt kein Mann begegnet. Abgesehen von den Männern, mit denen sie beruflich zu tun hatte. Dabei war es keineswegs Nicoles Absicht gewesen, wie eine Nonne zu leben. Es hatte sich einfach so ergeben. Allerdings hatte sie auch wichtige, ganz persönliche Gründe gehabt, sich in einen Workaholic zu verwandeln und wie eine Besessene zu arbeiten. Als Jugendliche war Nicole ziemlich auf die schiefe Bahn geraten. Wer weiß, was passiert wäre, wenn da nicht Sam gewesen wäre, ein Polizist, der ihr vor siebzehn Jahren, zusammen mit seiner Frau Leila, geholfen hatte. Dank ihnen hatte sie wieder festen Boden unter die Füße bekommen. Um ihrer belastenden Situation zu entkommen, hatte sie damals ein neues Leben begonnen, hatte den Ort gewechselt und sich bemüht, nicht mehr zurückzuschauen. Deshalb überraschte es Nicole auch, dass nun, nach so vielen Jahren, plötzlich Gefühle in ihr hochkamen, die sie tief in sich begraben geglaubt hatte. Gefühle der Beklemmung und Angst. Dabei hatte sie jetzt allen Grund, stolz auf sich zu sein. Aus eigener Kraft war aus dem vom Abrutschen ins kriminelle Milieu bedrohten Teenager eine verantwortungsbewusste, erfolgreiche Geschäftsfrau geworden. Allerdings tat es ihr immer noch weh, wenn sie an ihre wilden Jahre dachte. Darum hatte sie sich während der letzten Jahre sehr bemüht, perfekt zu sein. Fehler durfte sie sich nach ihrem Empfinden keine leisten. Bis jetzt war sie der Überzeugung gewesen, dass ihr das auch gelungen war, jedenfalls bis zu dem Augenblick, als sie von ihrer Schwangerschaft hörte. Nicole parkte vor dem modernen Bürogebäude aus Glas und Beton und lief hinein, um der Kälte zu entkommen. Auf ihrer Etage hastete sie an ihren Angestellten John, Mitch, Wilma und Rafe vorbei. Ihr Büro lag am äußersten Ende des langen Flures und war ihr Heiligtum. Sie hatte sich große Mühe gegeben, es so schön wie möglich zu gestalten. Die Wände waren mit blauer Seide bespannt. Ein farblich abgestimmter dicker Teppich, mit dem der ganze Raum ausgelegt war, dämpfte ihre Schritte. Die hohen Panoramafenster boten einen atemberaubenden Blick auf die felsige Steilküste und das unendliche Blau des Pazifiks. Die Wellen brachen sich mit lautem Getöse an den steil ins Meer abfallenden Felsen. Nicoles Blick blieb an dieser kargen, weiten Landschaft hängen. So wie sich ihr die Natur bot, fühlte sie sich heute auch – einsam und verloren. Erschöpft und ziemlich mutlos ließ sie sich in ihren großen Sessel hinter dem blank polierten Schreibtisch aus Edelholz sinken und schloss die Augen, um besser nachdenken zu können. Um zu begreifen, wie es zu ihrer Schwangerschaft gekommen war. Das einzige Vergnügen, das sie sich in der letzten Zeit erlaubt hatte, war die Weihnachtsparty gewesen. Und die hatte sie selbst gegeben. Sie hatte ihre Angestellten für ihren unermüdlichen Einsatz und den fantastischen geschäftlichen Erfolg belohnen wollen. An dem Tag hatte sie an nichts gespart, und es war ein rauschendes Fest gewesen. Dabei musste es passiert sein, und deshalb konnte nur einer ihrer Angestellten als Vater ihres Kindes infrage kommen. Eine bestürzende Erkenntnis, und fassungslos ließ Nicole den Abend noch einmal an ihrem geistigen Auge vorüberziehen. Irgendwann war ihr schon vorher aufgefallen, dass sie sich an einzelne Phasen jenes Abends überhaupt nicht mehr erinnern konnte. Aber darüber hatte sie sich keine großen Gedanken gemacht, sondern es damit erklärt, dass sie so fürchterlich müde gewesen war. Sie hatte sehr viel zu tun gehabt. Großzügigerweise hatte sie ihren Gästen auch noch angeboten, bei ihr zu übernachten, damit alle das Fest und den Champagner auch wirklich genießen konnten, ohne sich Sorgen wegen der Heimfahrt machen zu müssen. Es hatte viel zu organisieren gegeben. Als der Party-Service den Hummer lieferte und die Platte mit den eisgekühlten Austern, hatte sie die kühl stellen...