E-Book, Deutsch, 324 Seiten
Grey / Lopez / Muelle Pink Christmas 11
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-86361-937-4
Verlag: Himmelstürmer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Andere Weihnachtsgeschichten
E-Book, Deutsch, 324 Seiten
ISBN: 978-3-86361-937-4
Verlag: Himmelstürmer
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der 11. Band von Pink Christmas ist der bisher umfangreichste und von den Themen her der Abwechslungsreichste! 13 Autoren haben ihre Geschichten geschrieben!
Der Leser wird auf eine Zeitreise ins Jahr 1321, und in einem anderen Beitrag in die Zukunft, ins Jahr 2222 mitgenommen.
Die weihnachtlichen Geschichten spielen in Italien, Norwegen, Bethlehem, Venedig Bochum, Köln und Tokio – eine bunte Regenbogenreise um die Welt!
Die Geschichten erzählen von einem speziellen Hotelservice, einem jungen Asylanten, zwei jungen Hirten, einem überraschenden Geburtstag am Heiligabend und mehr.
Wie immer unterhaltsam, spannend und sexy!
Unsere Weihnachtsgeschichten werden nicht nur von der Gay/Queer Community gelesen, sondern erfreuen sich einer breiten Leserschaft. Geblieben ist das gay Thema, dass alle Geschichten beherrscht.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Wie Helene Fischer den Heiligabend gerettet hat.
„Ein Tablet für mich allein!“, juble ich und befreie es endgültig vom bunten Geschenkpapier. Dann fällt mein Blick aber auf den Gesichtsausdruck meiner Mutter, der nichts Gutes verheißt, und schon wendet sie sich an meinen Vater. Ihre Augen funkeln zornig. „Ich habe gemeint, dass wir abgemacht haben, dass Jonas kein Tablet zu seinem zwölften Geburtstag bekommen soll. Wir wollten doch damit bis Weihnachten warten.“ „Du wolltest damit warten“, kontert mein Vater rasch und fügt hinzu, dass es noch acht Monate dauern würde bis Weihnachten. „Du willst doch bloß Jonas mit diesem Geschenk auf deine Seite ziehen. Und ich bin die Rabenmutter, die ihrem Sohn kein Tablet zum Geburtstag präsentiert“, schimpft meine Mutter ungerührt weiter. Wie schon so oft in den letzten Wochen artet ein kleines Missverständnis in einen riesigen Streit aus. Denn nun ergreift mein Vater wieder das Wort und verkündet laut, dass ihn die ständigen Anschuldigungen den letzten Nerv kosten würden. Am liebsten würde ich mir die Ohren mit den Händen zuhalten, um das Wortgefecht meiner Eltern nicht mitanhören zu müssen. Stattdessen ergreife ich mein neues Tablet und verschwinde rasch aus der Gefahrenzone, bevor mir meine Mutter das Geschenk wieder abnimmt und es bis Weihnachten in einem Schrank gefangen hält. Ich suche blitzschnell mein Zimmer auf, verschließe aber hinter mir die Tür zu meinem Reich. Dann werfe ich mich aufs Bett. Aus dem Wohnzimmer höre ich immer noch die Schimpftiraden meiner Eltern. Vermutlich haben sie mein Verschwinden noch gar nicht zur Kenntnis genommen. Ich weiß nicht, was mit den beiden los ist. Bis vor kurzem herrschte bei uns ein harmonisches Familienleben. Praktisch von einem Tag auf den andern aber herrschte Kleinkrieg zwischen meinen Erzeugern. Meistens greift meine Mutter Papa verbal an. Nur ein achtlos hingeworfener Pullover kann zu einem Tobsuchtsanfall von Mama führen. Früher hat sie den Gegenstand wortlos aufgenommen und weggeräumt. Heute aber macht sie jedes Mal eine riesige Szene, wenn mein Papa einen Fauxpas begeht. Anfangs gab sich mein Vater noch kleinlaut und hat kaum ein Wort gesagt. Aber in letzter Zeit wird auch er immer lauter und schreit meine Mutter an. Ich habe keine Ahnung, was zwischen ihnen abläuft und was die Ursache von diesem Kleinkrieg sein könnte. Aber ich wünschte mir, dass endlich wieder Frieden zwischen den beiden einkehren würde. Ich würde sogar mein neues Tablet hergeben, wenn ich wüsste, dass danach Friede, Freude und Eierkuchen in unserer Familie herrschen würde. Ich höre das schrille Stimmorgan meiner Mutter, das meinen Vater mit Vorwürfen überschüttet. Dann spricht mein Vater sechs Worte: „Ich halte es nicht mehr aus!“, und schon vernehme ich seine Schritte im Flur. Sekunden später donnert die Haustür ins Schloss. Papa hat sich aus dem Staub gemacht. Vermutlich geht er in eine Kneipe oder ins Geschäft. Weg von meiner keifenden Mutter. Irgendwie kann ich ihn ja verstehen. Es ist gespenstisch ruhig in der Wohnung. Ich schleiche mich vorsichtig an die Tür und lausche angestrengt. Ich höre, dass meine Mutter im Wohnzimmer rastlos umherläuft wie eine Raubkatze im Käfig. Dann nähern sich ihre Schritte meinem Zimmer. Sie versucht, die Tür zu öffnen. Zum Glück habe ich sie verschlossen. Jetzt klopft sie schüchtern an die Tür. Ich rege mich nicht. „Jonas, es tut mir leid! Bitte öffne die Tür!“ Ich schweige. Ich habe keine Lust auf ein Gespräch. „Ich nehme dir das Tablet nicht weg. Aber lass mich doch ins Zimmer!“ Ihre Stimme tönt weinerlich. Vermutlich fließen Tränen über ihre Wangen. Nach jedem Streit versucht sie mich mit Tränen auf ihre Seite zu ziehen. Aber ich lasse mich nicht beeinflussen. Ich mag Mama und ich mag Papa. Ich will mich für keinen der beiden entscheiden müssen. „Wir sprechen uns morgen. Gute Nacht, Junge!“ Mama zieht sich in ihr Schlafzimmer zurück. Seit ein paar Wochen haben meine Eltern getrennte Schlafzimmer. Das sei kein gutes Zeichen, meinte Martin, mein bester Freund, als ich ihm davon berichtet habe. „Zuerst getrennte Betten, dann die Scheidung!“, hat er achselzuckend gemeint und mir mit diesem Satz einen furchtbaren Schrecken eingejagt. Scheidung? Nur das nicht! Aber Martin kennt sich damit aus, denn seine Eltern haben sich getrennt, als er nicht einmal sechs war. Heute lebt er bei seinen Großeltern, die ihn maßlos verwöhnen. Seine Mutter hat nur am Wochenende für ihn Zeit, denn sie ist ein hohes Tier bei einer Bank. Sein Vater hingegen hat sich in die USA abgesetzt und lebt dort mit seiner neuen Partnerin. Mir tut Martin leid. Aber er meint, dass sei alles halb so schlimm. Man könne sich an alles gewöhnen. Ich bin mir da ganz und gar nicht sicher. Ich lege das Tablet auf meinen Schreibtisch. Auf einmal freue ich mich nicht mehr über dieses Geschenk. Ich lege mich wieder aufs Bett und starre frustriert an die Decke. Was für ein schrecklicher Geburtstag! Kann es jetzt noch schlimmer werden? Ich hoffe nicht. *** „Nein!“, schreie ich außer mir vor Wut. „Ich gehe an Heiligabend nicht zu Papa. Ich bleibe hier.“ Meine Mutter schüttelt energisch den Kopf und erklärt: „Dein Vater und ich haben uns so abgesprochen. Du übernachtest am vierundzwanzigsten Dezember bei ihm und ich hole dich am folgenden Abend wieder ab.“ „Aber ich will nicht zu Papa. Ich feiere Weihnachten hier in unserer Wohnung.“ Ich kann richtig bockig sein, wenn es sein muss. Seit drei Monaten lebt mein Vater in einer Dreizimmerwohnung in der Stadt. Seine Wohnung ist klein und mein Zimmer, das er für mich eingerichtet hat, ist nur halb so groß wie mein richtiges Zimmer hier. Es genügt mir, wenn ich schon jedes zweite Wochenende bei Papa verbringen muss. Alle meine Freunde wohnen hier im Dorf. Wenn ich bei Papa bin, bin ich allein. Natürlich ist mein Vater da und er gibt sich wirklich Mühe, mir ein spannendes Programm zu bieten, wenn ich bei ihm bin. Aber ich verstehe nicht, warum meine Eltern in getrennten Wohnungen und fast hundert Kilometer voneinander entfernt wohnen müssen. „Was ist, wenn Papa an Heiligabend plötzlich weg muss? Du kennst seinen Job.“ Oft muss er abends weg. Das war schon so, als er noch bei uns lebte. Warum sollte sich das geändert haben? Manchmal ist er die ganze Nacht weggeblieben. „Ich will nicht allein Weihnachten in seiner Wohnung herumlungern.“ Mein Vater arbeitet für einen Reparaturdienst, der defekte Computer und Fernseher wieder zum Leben erweckt. Dazu muss mein Vater zu den Kunden fahren und dort ihre kaputten Geräte wieder auf Vordermann bringen. Das kann zu jeder Tages- oder Nachtzeit passieren. Aber meine Mutter lässt diesen Einwand nicht gelten. „Weihnachten muss dein Vater nicht arbeiten. Das weißt du genau. Das ist ein Feiertag. Da arbeitet niemand.“ Geschickt werfe ich meinen nächsten Trumpf ins Spiel, während ich meine Mama mit liebevollem Blick anschaue. „Ich will aber nicht, dass du an Weihnachten allein zuhause bist. Dann sitzt du im Wohnzimmer vor dem Tannenbaum und weinst. Ich werde ein anderes Mal zu Papa gehen. Versprochen! Aber Weihnachten lasse ich dich bestimmt nicht allein.“ „Ich bin nicht allein“, platzt es in diesem Augenblick aus meiner Mutter heraus und ich bemerke an der Röte, die ihr Gesicht überzieht, dass sie diesen Satz zutiefst bereut. „Kommen Opa und Oma zu Besuch? Dann bleibe ich sowieso hier. Ich habe die zwei schon vier Wochen nicht mehr gesehen.“ „Nein, deine Großeltern feiern bei meinem Bruder in Zürich. Sie kommen erst am 2. Weihnachtstag zu Besuch und dann bist du wieder zuhause.“ „Wer kommt denn dann zu dir?“, bohre ich neugierig nach, obwohl ich genau weiß, wer meiner Mutter Gesellschaft leisten wird. „Roger kommt kurz vorbei.“ „Wusste ich es doch! Du willst mich loswerden, um mit deinem neuen Lover allein zu sein.“ Roger arbeitet im selben Büro wie meine Mutter. Vermutlich hat Mama seit längerem eine Affäre mit diesem Typen gehabt und irgendwann ist Papa dahintergekommen. Das ist der Trennungsgrund meiner Eltern. Da bin ich mir sicher. Seit ein paar Wochen verbringt meine Mutter die Wochenenden, die ich bei Papa absitzen muss, stets mit diesem Roger. Ich habe ihn erst zweimal kurz gesehen. Er war mir sofort unsympathisch. „Dieser Roger ist dir wichtiger als ich“, stelle ich gespielt zerknirscht fest und versuche, ein paar Tränen aus meinen Augen zu drücken. Aber umsonst! „Wir können an dieser Stelle stundenlang diskutieren, aber du wirst trotzdem den Heiligabend bei deinem Vater verbringen.“ „Ich hasse Roger!“ „Du kennst ihn kaum. Lern ihn doch besser kennen! Dann änderst du bestimmt deine Meinung.“ „Okay, ich bleibe also an Weihnachten bei dir, damit ich diesen Kerl genauer unter die Lupe nehmen kann. Ich akzeptiere deinen Vorschlag.“ Meine Mutter schüttelt ungeduldig den Kopf und stellt...