E-Book, Deutsch, Band 1896, 144 Seiten
Reihe: Julia
Grey Spiel, Kuss & Sieg
1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-86295-435-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1896, 144 Seiten
Reihe: Julia
ISBN: 978-3-86295-435-3
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Spielt ihr Jugendschwarm Alejandro D'Arienzo nur mit ihr?, fragt Tamsin sich verletzt. Die junge Designerin ist mit dem attraktiven Milliardär nach Argentinien gejettet, um Trikots für sein Poloteam zu entwerfen. Doch plötzlich versucht er sie lustvoll zu verführen. Eine gefährliche Herausforderung für Tamsin, die mehr denn je Alejandros Liebe gewinnen will. Doch der scheint vor allem eins zu wollen: Rache, weil ein heißer Flirt mit Tamsin ihn vor acht Jahren fast die Sportlerkarriere kostete. Denn so sinnlich er sie berührt, die magischen drei Worte sagt er nicht ...
India Grey liebte schon als kleines Mädchen romantische Liebesgeschichten. Mit 13 Jahren schrieb sie deshalb das erste Mal an den englischen Verlag Mills & Boon, um die Writer's Guidelines anzufordern. Wie einen Schatz hütete sie diese in den nächsten zehn Jahren, begann zu studieren ... und nahm sich jedes Jahr aufs Neue vor, eine Romance zu schreiben. Doch zuerst einmal trat ihr eigener Held in ihr Leben, sie beendete die Universität, und bekam kurz hintereinander drei Töchter. Und wieder gab es Ausreden, den langen Vorsatz nicht umzusetzen. Doch irgendwann war es soweit. India schickte ihre erste Romance an Mills & Boon - und war erfolgreich. Aber nicht nur ihre Leserinnen lieben sie: Ihre Romance "Süße Sehnsuchtsmelodie" (JULIA 1885) wurde 2009 von der Romantic Novelists' Association zu dem Liebesroman des Jahres gekürt.
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1. KAPITEL
Sechs Jahre später.
Sich nach dem Abpfiff gegen die Wand des Spielertunnels in Twickenham zu lehnen, fühlte sich ein bisschen so an, als sei man im Bauch einer gigantischen Bestie gefangen, die zudem noch höllische Schmerzen litt. Tamsin hatte es nicht über sich gebracht, sich das Spiel anzusehen, aber der Lärm der Zuschauer verriet ihr auch so, dass England gerade eine haushohe Niederlage erlitten hatte.
Nicht, dass es Tamsin interessierte. Das Team hätte gegen eine Schar aufgeweckte Sechsjährige verlieren können – solange sie dabei gut aussahen!
Sie atmete zitternd aus und stieß sich von der Wand ab. Ihre Knie fühlten sich weich an, ihre Beine wollten sie kaum tragen. Jetzt war der Moment gekommen, in dem sie herausfinden musste, ob sich die Arbeit der letzten Monate – und die panische Schadensbegrenzung der vergangenen achtzehn Stunden – bezahlt gemacht hatte.
Wie eine Schlafwandlerin bewegte sie sich auf den Ausgang des Tunnels zu und blickte in das große Stadion, das sich wie eine Arena für Gladiatoren vor ihr erstreckte. Mit gesenkten Köpfen und hängenden Schultern kam ihr das englische Team entgegen. Ängstlich schaute Tamsin von einem Spieler zum nächsten. Sie verschwendete keinen Gedanken an die niedergeschlagenen Mienen, sondern empfand nur ungeheure Erleichterung.
Die Spieler mochten keine Glanzleistung erbracht haben, aber ihre Trikots hatten sich glänzend geschlagen. Und soweit es Tamsin, Designerin der neuen Trikots, anging, war das alles, was zählte. Bislang hatte sie allerlei gehässige Kommentare einstecken müssen, was für ein Zufall es doch sei, dass der prestigeträchtige Auftrag ausgerechnet bei der Tochter des neuen RFU-Vorsitzenden gelandet sei. Jeder Fehler grenzte also an geschäftlichen Selbstmord.
Sie fuhr mit der Hand durch die kurzen platinblonden Haare und rieb sich die müden Augen. Deshalb durften die Probleme, die gestern bei der Produktion der Trikots aufgetreten waren, auch nie publik werden.
Am Eingang des Tunnels traf sie der harte Ostwind mit voller Wucht. Selbst der lange Wintermantel, den sie über dem dünnen Cocktailkleid trug, hielt die Kälte nicht ab. Gestern Abend hatte sie die Wohltätigkeitsveranstaltung früh verlassen und war sofort in die Fabrik gefahren. Daher war ihr keine Zeit mehr geblieben, sich zu Hause umzuziehen. Zehn Stunden, diverse Hilfeanrufe bei Serena und Unmengen schwarzer Kaffee später war sie in Besitz von exakt der Anzahl Trikots, die auf dem Feld benötigt wurden – das ganze Spiel hindurch hatte sie gebetet, dass es keine Auswechslungen geben würde. Erst allmählich atmete sie wieder leichter.
Das Gefühl hielt ungefähr zehn Sekunden.
Dann umfing sie namenloses Entsetzen. Tamsin schaute zur Leinwand am südlichen Ende des Stadions. Alle Luft wurde aus ihren Lungen gepresst und durch etwas ähnlich Tödliches wie Napalm ersetzt.
Er.
Deswegen hatte England also verloren.
Alejandro D’Arienzo war zurück. Und diesmal spielte er im Team der Gegner.
Tamsin klopfte das Herz bis zum Hals. Wie oft hatte sie in den vergangenen sechs Jahren schon geglaubt, Alejandro zu sehen? Wie oft hatte sie sich auf der Straße nach einem großen dunkelhaarigen Mann umgedreht, um ihn noch einmal zu betrachten? Wie oft hatte sie schon geglaubt, sein markantes Profil in einem schnittigen Sportwagen gesehen zu haben – nur um dann herbe Enttäuschung und gleichzeitig extreme Erleichterung zu empfinden, als ihr klar wurde, dass sie einen weit weniger charismatischen Fremden anstarrte?
Doch beim Anblick des übergroßen Bildes auf der Leinwand, des muskulösen Körpers, der breiten Schultern wusste sie, dass ihr kein Aufschub mehr vergönnt war.
Die Zuschauer brachen in spontanen Jubel aus, als die Kamera näher heranzoomte, und sein ernstes Gesicht unter dem Schriftzug Man of the Match erschien. Er trug noch den Mundschutz, der die Sinnlichkeit seiner vollen Lippen zusätzlich betonte. Eine Sekunde lang blickte er direkt in die Kamera.
Es fühlte sich an, als würde er sie ansehen.
Tamsin wollte den Blick abwenden, doch ein beinahe masochistischer Wesenszug zwang sie, hilflos den Bildschirm anzustarren. Plötzlich war sie wieder achtzehn, ängstlich und aufgeregt, als ihre Blicke sich in Harcourt Manor begegnet waren und Alejandro auf sie zugegangen war …
Die englischen Spieler hatten sich auf beiden Seiten des Tunnels aufgestellt und zollten dem gegnerischen Team klatschend Beifall. Auf einmal scherte Ben Saunders, einer der jüngeren englischen Spieler, aus der Reihe aus und begann, zurück aufs Spielfeld zu gehen. Wie betäubt verfolgte Tamsin, wie er sein Trikot über den Kopf zog und es Alejandro in einer sportlichen Geste des Respekts entgegenhielt.
Eine Sekunde rührte sich der stolze Argentinier nicht. Angespanntes Schweigen senkte sich über das Stadion. Es war, als hielten alle den Atem an, um zu sehen, ob Alejandro D’Arienzo, vormals Star der englischen Mannschaft, das Trikot annehmen würde.
Und dann brach abermals lautstarker Jubel aus, als Alejandro den Saum seines eigenen Trikots fasste und es langsam auszog. Auf den Leinwänden erschien Zentimeter für Zentimeter sein muskulöser, bronzefarbener Bauch. Und dann, während er das Trikot über seinen Kopf zog, schrie und lärmte das Publikum vor Begeisterung, als die tätowierte Sonne – das Symbol Argentiniens – über seinem Herzen zum Vorschein kam.
Nur undeutlich war Tamsin sich bewusst, dass sie die Hände so fest zu Fäusten geballt hatte, dass sich die Nägel schmerzhaft in die Handflächen gruben. Angewidert wandte sie sich ab.
Sicher, Alejandro D’Arienzo war atemberaubend attraktiv. Darüber brauchte man nicht zu diskutieren. Aber er war auch der kälteste und arroganteste Mistkerl, der je gelebt hatte. Nur blieben die meisten Menschen von dem Unglück verschont, beide Seiten von ihm kennenzulernen.
Sie nicht. Und sie trug immer noch die Narben dieser Begegnung. Warum also drehte sie sich wieder um und starrte ihn wie ein schwärmender Teenanger an, während er über das Spielfeld ging und dabei das englische Trikot überstreifte? Die Zuschauerränge hatten sich in ein Meer aus weißen und roten Fahnen verwandelt. Das Publikum jubelte begeistert, als es seinen unvergessenen Helden wieder im Trikot der englischen Mannschaft sah.
Und plötzlich traf es sie wie ein Blitz.
In einem englischen Trikot.
Alejandro D’Arienzo in einem englischen Trikot.
In einem kostbaren, in letzter Minute fertig gewordenen englischen Trikot, bezahlt mit Blut, Schweiß und Tränen. In einem Trikot, das sie unter gar keinen Umständen verlieren durfte.
„Nein!“
Tamsin machte einen Satz vorwärts, ihre Zehn-Zentimeter-Absätze sanken tief im matschigen Spielfeld ein. Verzweifelt versuchte sie, die Menge aus Journalisten, Trainern, Betreuern und Groupies zu durchqueren und den Eingang zum Tunnel zu erreichen, bevor Alejandro in den Katakomben unter dem Stadion verschwand.
„Bitte, ich muss …“
Es war, als sei sie unsichtbar. In dem Moment, in dem Alejandro das Spielfeld verließ, umringten ihn die Journalisten. Tamsin wurde abgedrängt und fand sich schließlich weit abseits der Wand aus Körpern wieder. In ihrem Kopf hämmerte nur ein Gedanke: Das Trikot, ich muss das Trikot zurückbekommen, sonst …
Sie unternahm noch einen Versuch, sich durch die Menge zu quetschen. Jemand hielt sie an ihrem Mantel fest, doch die Panik verlieh ihr ungeahnte Kräfte, und sie riss sich los.
In diesem Augenblick beendete Alejandro das Interview mit den Journalisten und bewegte sich in Richtung des Tunneleingangs. Tamsin stolperte, weil die Menschentraube sich mit ihm bewegte. Gerade, als sie glaubte, zu fallen, wurde sie von starken Armen gepackt.
„Tamsin! Vorsicht, mein Liebling.“ Es war Matt Fitzpatrick, die englische Nummer fünf. Er grinste gutmütig, wobei er ihr eine frische Zahnlücke präsentierte. „Stimmt’s, oder hab ich recht? Als du mein grandioses Tor in der ersten Halbzeit gesehen hast, ist dir endlich klar geworden, dass du ohne mich nicht mehr leben kannst.“
Sie schüttelte den Kopf. „Ich … ich brauche …“ Ihre Stimme glich einem atemlosen Krächzen. Panisch schaute sie sich um und sah Alejandro soeben im Tunneleingang verschwinden. „Ihn“, flüsterte sie heiser.
Matt zuckte die Schultern und seufzte theatralisch. „Ich verstehe. Da kann man wohl nichts machen.“ Und damit hob er sie in seine muskulösen Arme und, bevor sie noch protestieren konnte, marschierte er lässig durch die Menschenmenge. „D’Arienzo!“
Ein entsetztes Geräusch entrang sich ihrer Kehle. „Matt, nicht!“, rief sie und wand sich in seinen Armen. Der Mantel rutschte von ihren Schultern, der ohnehin schon kurze Rock ihres Cocktailkleides entblößte auf einmal ziemlich viel Bein. Aber es war zu spät. Wie in Zeitlupe beobachtete sie, wie Alejandro stehen blieb.
Sich umdrehte.
Sie ansah.
Und dann, ohne das geringste Interesse oder Wiedererkennen zu zeigen, Matt fragend anschaute.
„Ja?“
„Jemand will dich“, erwiderte Matt grinsend und setzte Tamsin
auf dem Boden ab.
Rasch senkte sie den Kopf. Auf einmal fühlte sie sich, als bestehe ihr Blut zu fünf Teilen aus Wodka. Gleichzeitig empfand sie wahnsinnige Erleichterung. Er erkannte sie nicht. Natürlich nicht – damals war ihr Haar länger gewesen, dunkler. Und sie viel jünger.
Und sie hatte ihm absolut nichts bedeutet.
Das war sehr...