Grimes | Inspektor Jury lässt die Puppen tanzen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 21, 384 Seiten

Reihe: Die Inspektor-Jury-Romane

Grimes Inspektor Jury lässt die Puppen tanzen

Roman
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-641-18840-5
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 21, 384 Seiten

Reihe: Die Inspektor-Jury-Romane

ISBN: 978-3-641-18840-5
Verlag: Goldmann
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Ein neuer Fall für Inspektor Jury - ein Glücksfall noch dazu.
Als Inspektor Jury den Mord an einem Mitglied der Londoner High Society aufklären soll, ahnt er nicht, welch rasante Ermittlungen auf ihn zukommen: Am Tatort, einem vornehmen Hotel im Londoner In-Stadtviertel Clerkenwell, erwartet Jury eine neue Kollegin. Lu Aguilar ist nicht nur schön, sondern auch klug, und sie stürzt Jury ebenso in Verwirrung wie die Ermittlungsergebnisse: Der Tote, Billy Maples, hütete nämlich ein pikantes Familiengeheimnis. Die Spuren führen ins Berlin der 1940er Jahre ...

Martha Grimes zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen unserer Zeit. Lange Zeit unterrichtete sie kreatives Schreiben an der Johns-Hopkins-University. Durch ihre Serien um Inspektor Richard Jury und die 12-jährige Ermittlerin Emma Graham wurde sie weltbekannt. Die 'Mystery Writers of America' kürten sie 2012 für ihr Lebenswerk zum 'Grand Master', und ihre Inspektor-Jury-Reihe wurde nun auch fürs deutsche Fernsehen entdeckt und erfolgreich verfilmt. Martha Grimes lebt heute in Bethesda, Maryland.
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2


Das Zetter, das Wert auf die Bezeichnung »Restaurant mit Gästezimmern« legte, lag in der Clerkenwell Road. Es besaß die schlichten, eckigen Konturen einer alten Lagerhalle, und hier war Schlichtheit in coole Eleganz verwandelt worden. Klare Formen galten nun als minimalistisches Interieur. Man musste dem Kind nur einen neuen Namen geben. So einfach war das.

Jury fragte sich, ob das Zetter womöglich Vorbote eines neuen Trends war. Vermutlich schon, wenn man bedachte, wie viele Spitzenrestaurants in letzter Zeit in London dazugekommen waren. Vor zwanzig Jahren wäre es jedenfalls undenkbar gewesen, dass die Leute allein des Restaurants wegen ein ganz bestimmtes Hotel wählten.

Da es in der Clerkenwell Road, die selbst zu dieser späten Stunde stark befahren war, keine Parkmöglichkeit gab, fuhr Jury beim St. James’ Green in eine Lücke.

Phyllis trug keinen Mantel, behauptete aber, ihr schwarzer Kaschmirschal böte ausreichend Schutz vor der Unbill der Witterung: vor Orkanen, Wirbelstürmen und Flutwellen. Es hatte heftig zu regnen begonnen, so dass sie die Straße im Laufschritt überquerten, bis sie zu einem Durchgang namens Jerusalem Passage gelangten. Dankbar stellten sie sich unter.

Eine dunkel gekleidete Gestalt kam mit gesenktem Kopf auf sie zugelaufen, auf der Flucht vor dem Regen vielleicht. In dem engen Durchgang stieß sie mit Phyllis zusammen.

»He!«, knurrte Jury.

Über die Schulter rief ihnen der Mann eine Entschuldigung zu. Jury hätte ihn ohne Umschweife angehalten, wäre ihm nicht das dunkle Gewand aufgefallen, der berufstypische weiße Kragen. Ob er vor einem zürnenden Gott davonrannte?, überlegte Jury laut. Phyllis lachte, und sie gingen weiter.

Am Empfangstresen im Hotel stellte Jury fest, dass der Todesfall dem Restaurantbetrieb herzlich wenig Abbruch getan hatte. Selbst um fast elf Uhr schien der Laden noch brechend voll zu sein.

Er zeigte der gutaussehenden Empfangsdame seinen Dienstausweis, die daraufhin leicht blasiert das Haustelefon betätigte, leise etwas hineinsprach und sich dann wieder an Jury wandte: »Sie sollen gleich raufgehen. Es ist im fünften Stock, Zimmer 523.« Sie nickte ihm lächelnd zu, wogegen sie Phyllis in ihrem kurzen schwarzen Kleid mit einem leicht skeptischen Blick bedachte, bis diese ebenfalls ihren Ausweis hervorzog.

Sie betraten einen Raum, in dem die Kollegen von der Spurensicherung bereits dabei waren, Beweismaterial einzusammeln. Eine relativ junge Frau, vermutlich das Zimmermädchen, wurde gerade vom diensthabenden Beamten befragt. Ihr Englisch war schlecht, und sie mühte sich ziemlich ab. Von hinten gesehen kam Jury der Detective irgendwie bekannt vor. Dann drehte sich dieser um.

»Ron Chilten!«, sagte Jury.

Ron setzte sein hintergründiges Lächeln auf, in Andeutung einer Fülle von Enthüllungen, die, wie Jury wusste, nie kamen, und zwar hauptsächlich deshalb, weil es nichts zu enthüllen gab. Das war Chiltens Stärke. »Richard, meine Güte.« Er tat hoch erstaunt. »Was suchen Sie denn hier? Ich kann mich nicht entsinnen, einen Hilferuf losgelassen zu haben.«

»Sie brauchen mich doch immer, oder? Was treiben Sie hier außerhalb von Fulhams Stadionmauern?«

»Bei Ihnen klingt das wie frisch aus dem Knast entlassen. Stimmt vielleicht auch.« Für echten Groll war Ron viel zu locker, und Grund dafür hatte er nicht. Es ging einfach um das Revier, den Zuständigkeitsbereich. Die Polizei von Islington kam nämlich eigentlich ganz gut allein zurecht, ohne dass der Rest der Metropolitan Police ihren Senf dazugab. »Ich frage noch mal – was führt Sie hierher?«

»Ihr Starzeuge.« Jury deutete mit einem Kopfnicken auf Benny Keegan, der gerade mit einem älteren Mann redete. Beide sahen erwartungsvoll und gespannt herüber. »Ich kenne Benny gut, glaube aber nicht, dass er mit der Polizei von Islington auf vertrautem Fuß steht.«

Sie waren aus dem Zimmer auf eine Dachterrasse hinausgetreten, ein riesiges Holzdeck, um einiges größer als der Raum selbst. Am anderen Ende befanden sich ein Tisch, zwei Stühle und eine Leiche. Und Dr. Nancy.

»Wer ist das?« Er sah zu Phyllis hinunter.

Die hatte sich bereits neben die Leiche gekniet und sie einer flüchtigen Untersuchung unterzogen. Sie hob den Blick. »Dr. Phyllis Nancy. Superintendent Jury hat mich hergebeten.«

»Wir haben schon einen Arzt«, entgegnete DS Chilten in eher unsicherem als verärgertem Tonfall. Das Opfer würde keinen mehr brauchen. Das lag mit Brustschuss da, aus der Wunde sickerte Blut.

Phyllis musterte ihn. »Natürlich. Ich war zufällig da und kam einfach mit. Außerdienstliche Amtshandlung sozusagen.« Sie streifte die von der Spurensicherung geborgten Gummihandschuhe über und wandte sich wieder der Leiche zu. Ihr Verhalten war so frei von jeglicher Arroganz, dass es nahezu unmöglich war, sie als Bedrohung zu betrachten. »Ich würde ihn gern umdrehen, ja?«

Chilten nickte etwas skeptisch.

Sie tat es mit einer einzigen glatten Bewegung. Dabei ging es nicht ums Gewicht, sondern um Hebelwirkung. Jury musste daran denken, dass es sich bei den meisten Dingen so verhielt. Nun gut, bloß so ein Gedanke. »Wir sind gleich wieder weg. Es ist schließlich Ihr Fall, Ron.«

Fingerschnippend verlangte Chilten von einem der Kriminaltechniker eine Plastiktüte, ließ etwas hineinfallen und übergab sie dem Mann wieder. Dann steckte er sich nachdenklich erst einen, dann noch einen Streifen Kaugummi in den Mund und kaute bedächtig, als hätte er sonst nichts Wichtigeres zu tun. »Nicht direkt.«

Jury musterte ihn fragend. »Nicht direkt was?«

»Mein Fall.«

»Aber der von Islington.«

»Ja, schon, das heißt, er gehört Lu.«

Da er dieser Aussage nichts hinzufügte, konnte sich Jury schon denken, dass er wohl wieder Chiltens kleine Rätselstunde über sich ergehen lassen musste. »Wer zum Teufel ist Lu?«

Nun musterte Chilten ihn seinerseits fragend. »Aguilar? Sie kennen Detective Inspector Aguilar nicht?«

»Sollte ich das? Lassen Sie mich jetzt nicht bei Adam und Eva anfangen.«

Aber genau darauf hatte Chilten es angelegt. Er betrachtete das Tablett – alle beide Tabletts –, die der Zimmerservice an dem Abend gebracht hatte, und wandte sich dann den Kellnern zu, Benny und dem älteren namens Gilbert Snow. »Das ist also das Essenstablett, das Sie heraufgebracht haben?« Er musterte Snow.

»Jawohl, allerdings halb aufgegessen.«

Chilten nickte. »Du hast da doch nichts weggenommen, Benny, oder?«

»Was?« Benny schien entgeistert, dass ihm jemand so eine Frage überhaupt stellen konnte. »Wie käm ich dazu, was vom Tatort wegzunehmen!«

»Du wusstest ja nicht, dass hier jemand umgebracht worden ist, Freundchen. Oder doch?« Chiltens Stimme hatte diesen herablassenden Tonfall, den Erwachsene oft gegenüber Kindern anschlagen, dieses »Wie kannst du denn was Wichtiges wissen?«, wo du erst dreizehn oder zehn oder sechs oder acht bist. Kein Wunder, dass Kinder die Klappe zumachen, dachte Jury.

Benny sagte: »Aber der Mann da war doch ziemlich tot, oder?«

Ein Kollege von der Spurensicherung streckte den Kopf aus der Badezimmertür. »Verzeihung, Sir, aber da ist ein Hund in der Dusche.«

Chilten runzelte die Stirn. »Das Opfer hatte einen Hund? Wieso zum Teufel hat der nicht gebellt oder sonst was? Und wieso ist der –? Vielleicht wollte ihn der Schurke aus dem Weg haben.«

»Sieht so aus.«

Chilten hechtete in Richtung Badezimmer.

»Sparky?«, fragte Jury.

Benny nickte verlegen. »Also, Sparky wartet sonst immer draußen auf mich. Ich war aber schon über ’ne Stunde später dran und musste doch noch den Kaffee raufbringen. Und unheimlich gegossen hat es auch. Da dachte ich, was soll’s, das eine Mal kann er doch mitkommen, also hab ich ihn im Aufzug mit raufgenommen.«

Phyllis Nancy wollte wissen: »Ist das etwa der Sparky, der Superintendent Jury das Leben gerettet hat?«

Benny reckte die stolzgeschwellte Brust. »Genau der.« Es freute ihn, dass man sich an Sparkys großen Einsatz erinnerte.

Chilten kam zurück, der Mann von der Spurensicherung mit dem Hund hinterher.

Sparky, ein kleiner weißer Terrier, hielt sich hübsch still, bis er Jury bemerkte. Dann allerdings fing er an zu bellen und sich wie wild zu drehen und zu winden.

Chilten fragte: »War der Köter hier, als du den Kaffee gebracht hast?«

Benny sah zu Jury hinüber und merkte an dessen Gesichtsausdruck, dass er besser gleich mit der Wahrheit herausrückte. »Also, Sparky, das is mein Hund.«

»Dein Hund. Dein Hund? Na, und hat der etwa das Tablett hereingetragen?«

Der Kriminaltechniker kicherte. Chilten musterte ihn streng. Der Mann hörte auf. Chilten fuhr fort: »Was gibt’s über den Hund zu sagen, junger Freund?«

Jury sah, wie Benny bei dieser Anrede zusammenzuckte. Doch er antwortete: »Hab ich doch gesagt, ich hatte ihn eben dabei. Wir wollten danach gleich nach Hause gehen.«

»Die Geschäftsleitung findet es bestimmt ganz toll, dass dein Hund hier rumrennt. Am Tatort –«

»Wir haben aber doch gar nich gewusst, dass hier was passiert is!«

Jury wandte sich ab. Benny ging DS Chilten offenbar ziemlich auf die Nerven.

»Sehr witzig.« Chilten sah zu Sparky hinunter. »Das fehlt uns grade noch, was? Eine Leiche und ein...


Grimes, Martha
Martha Grimes zählt zu den erfolgreichsten Krimiautorinnen unserer Zeit. Lange Zeit unterrichtete sie kreatives Schreiben an der Johns-Hopkins-University. Durch ihre Serien um Inspektor Richard Jury und die 12-jährige Ermittlerin Emma Graham wurde sie weltbekannt. Die »Mystery Writers of America« kürten sie 2012 für ihr Lebenswerk zum »Grand Master«, und ihre Inspektor-Jury-Reihe wurde nun auch fürs deutsche Fernsehen entdeckt und erfolgreich verfilmt. Martha Grimes lebt heute in Bethesda, Maryland.



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