Groller | Detektiv Dagobert | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 522 Seiten

Groller Detektiv Dagobert

Kriminalgeschichten
Überarbeitete Fassung
ISBN: 978-3-96281-881-4
Verlag: Null Papier Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Kriminalgeschichten

E-Book, Deutsch, 522 Seiten

ISBN: 978-3-96281-881-4
Verlag: Null Papier Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Überarbeitete Fassung aller 17 Kurzgeschichten England hat Sherlock Holmes, Frankreich - Pardon, Belgien - Hercule Poirot und Österreich? Österreich hat den charmanten Detektiv Dagobert. Lesen Sie hier erstmals in überarbeiteter Fassung alle ursprünglich in 6 Bänden herausgebrachten 17 Kurzgeschichten mit dem sympathischen Ermittler, der seinen bekannten Kollegen an Spitzfindigkeit und Schläue in nichts nachsteht. Dagobert Trostler ist ein Wiener Ruheständler. Sein Vermögen erlaubt ihm ein Leben nach seinen Interessen. Und seine Interessen sind die Verbrechen der feinen Wiener Gesellschaft. Dabei geht er stets charmant vor - immer Gentleman, aber auch immer erfolgreich. Der Leser weiß heute, dass die Donaumonarchie da schon dem Untergang geweiht war - umso unterhaltsamer sind die Geschichten, bieten sie doch einen Blick durchs Schlüsselloch auf eine vergangene Epoche. 'Cozy Crime' wie man es heute nennt: Krimis zum Schmunzeln und Einkuscheln, ohne pathologische Serienkiller oder alptraumhafte Gewaltorgien. Null Papier Verlag

Balduin Groller, Pseudonym für Adalbert Goldscheider (1848-1916), war ein österreichischer Journalist, Schriftsteller und Sportfunktionär.
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1.


Nach dem Abendessen begab man sich in das Rauchzimmer. Das war eisernes Gesetz und durfte durchaus nicht anders sein. Die beiden Herren wären vielleicht lieber noch bei Tische sitzengeblieben, um im Nachgenusse der kulinarischen Meisterleistungen in aller Behaglichkeit ihre Zigarre zu rauchen, aber das ging nicht, ging absolut nicht. Das wussten sie so schon lange, und nun schien ihnen der Aufbruch und die Auswanderung nur das Selbstverständliche. Die schöne Hausfrau hatte das so eingeführt. In ihrem Hause durfte nur im Rauchzimmer geraucht werden. Dort hielt sie sogar gelegentlich mit und rauchte selbst in Gesellschaft eine Zigarette, aber für alle anderen Gemächer bestand – das setzte sie durch – strengstes Rauchverbot.

Frau Violet Grumbach hielt wie auf sich selbst, so auch auf den Rahmen für ihre Persönlichkeit, auf ihre Wohnung. Wie ihre äußere Erscheinung mit aller nur erdenkbaren Sorgfalt, mit Geschmack und guter Berechnung in Szene gesetzt war, so auch die Wohnung. Die Einrichtung war modern, war kostbar, alles war blitzblank und funkelte förmlich vor Sauberkeit. Und da sagt man noch manchmal, dass gewesene Künstlerinnen im Allgemeinen keine guten Hausfrauen abgäben!

Frau Violet war Schauspielerin gewesen. Nicht eine von den allerersten, aber sicherlich eine der allerhübschesten. Auch jetzt noch – alles, was wahr ist! – war sie eine ungemein anziehende Frau. Etwas unter Mittelgröße, die Formen von angenehm entwickelter rundlicher Fülle, jetzt doch schon beträchtlich mehr entwickelt als zuzeiten ihrer aktiven Künstlerschaft; lichtblondes, immer kunstreich geordnetes Haar, lebhaft blitzende graue Augen, feingezeichnete zarte, rote Lippen und ein pikantes, keckes Stumpfnäschen, das dem runden Gesichtchen auch jetzt noch eine Art kindlichen Ausdruckes lieh, – alles in allem ein sehr angenehmes Ensemble.

Zu den Mahlzeiten liebte sie es, immer in besonders gewählter Toilette zu erscheinen. Kinder waren nicht im Hause, so hatte sie Zeit dazu, überhaupt besaß sie eine ganz gute Art, sich das Leben zu verschönen; sie schmückte sich und ihre Umgebung. Da begreift es sich denn, dass sie ihre Vorhänge, ihre Spitzen und Deckchen, ihre Plafonds und Seidentapeten nicht der bösen Wirkung des Tabaksqualms aussetzen wollte.

Heute war nur ein Gast anwesend, der alte Hausfreund Dagobert Trostler, und der war im Hause Grumbach so zu Hause, dass man seinetwegen keinerlei Umstände mehr machte; wenn Frau Violet doch wieder große Toilette angelegt hatte, so galt das nicht einmal eigentlich ihm. Es war einmal Gepflogenheit, die eingehalten ward, auch wenn sie mit ihrem Mann allein zu Tische ging. Höchstens dass einige Nuancen auf Rechnung des Gastes kamen, so der herzförmige Ausschnitt der weißen Spitzenbluse, der dem Beobachter einige Aus- und Einblicke gestaltete, und die halblangen Spitzenärmel, die den rundlichen Unterarmen, die sich zu den seinen Handgelenken und den hübschen kleinen Händen zart verjüngten, den wünschenswerten Spielraum gewährten.

Andreas Grumbach, Besitzer einer großen und sehr einträglichen Jutespinnerei, Präsident der Allgemeinen Bauunternehmungsbank und außerdem Träger zahlreicher Titel und Würden, war ganz erheblich älter als seine Gattin; so an zwanzig Jahre, und wenn es verwehrt ist, das Alter der Damen mit allzu brutaler Genauigkeit nachzurechnen, so darf es bei ihm schon verraten werden. Er mochte doch so seine drei- oder vierundfünfzig Lenze gesehen haben, aber er sah sogar noch etwas älter aus, als er war. Sein schönes dunkelbraunes, glattgebürstetes Haar bewies nichts. Er hätte auch außer Haus frisieren lassen können. Der Backenbart zu beiden Seiten schimmerte schon sehr stark ins Silbrige, und dabei trug er doch das Kinn ausrasiert in dem Bestreben, doch etwas jünger auszusehen und den Silbersegen nicht allzu sehr anwachsen zu lassen.

Dagobert Trostler, sein alter Freund, war durchaus nicht damit einverstanden gewesen, als Grumbach, einem holden Johannistriebe nachgehend, vor etwa sechs Jahren die Schauspielerin Violet Moorlank als sein ehelich Gemahl in sein Haus führte. Es war aber nichts dagegen zu machen, und schließlich hatte Dagobert auf der ganzen Linie unrecht behalten. Es ward eine ganz akzeptable und respektable Menage daraus, die Ehe gestaltete sich zu einer durchaus glücklichen.

Dagobert selbst war Junggeselle geblieben. Er war ein ausgedienter Lebemann mit stark gelichtetem Scheitel und einem Petrus-Schöpfchen. Sein sokratisches Gesicht wurde belebt durch zwei dunkle ausdrucksvolle Augen. Jetzt hatte er nur noch zwei große Passionen, die Musik und die Kriminalistik. Sein großes Vermögen gestattete ihm, sich diesen seinen beiden so divergierenden Liebhabereien ohne jegliche andere Sorge zu widmen. Zur Musik hatte er ein genießendes und ein schaffendes Verhältnis. Seine Freunde behaupteten, dass er stärker war im ersteren. Auch er hatte Violet schon gekannt, als sie noch dem Theater angehörte, und wenn es damals irgendeine ihrer Rollen mit sich brachte, dass sie einige Lieder zu singen hatte, so war er es, der sie ihr einstudierte. Natürlich als Amateur. Auf allen Tätigkeitsgebieten, aus denen er sich umtat, blieb er Amateur, passionierter Dilettant, gentleman-rider. Seinen Profit hatte er aber bei jenen musikalischen Einpaukungen doch. Es gelang ihm nämlich manchmal, auf diesem Wege die eine oder die andere seiner eigenen Kompositionen als Einlagen in die Öffentlichkeit zu schmuggeln.

Was seine kriminalistischen Neigungen betraf, so äußerten die sich zunächst darin, dass er am liebsten von bedeutenden Raubmorden und halbwegs anständigen Unterschlagungen sprach. Er war überzeugt, dass an ihm ein Kriminalkommissär von Klasse verloren gegangen wäre, und behauptete steif und fest, dass, wenn alle Stricke rissen, er sehr wohl in der Lage sei, sich als Detektiv sein Brot zu verdienen. Seine Freunde machten sich auch oft genug lustig über ihn. Nicht etwa, dass sie an seinem einschlägigen Talent gezweifelt hätten. Von dem hatte er ja oft genug überzeugende Proben geliefert. Sie fanden nur die Passion sonderbar, sich selbst eine Rute auf den Rücken zu binden. Denn seine Liebhaberei brachte ihm nicht nur mancherlei...



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