Guccini / Macchiavelli | Die Spur der Wölfe | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 320 Seiten

Reihe: Marco Gherardini ermittelt

Guccini / Macchiavelli Die Spur der Wölfe

Ökothriller
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-641-23210-8
Verlag: btb
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ökothriller

E-Book, Deutsch, Band 3, 320 Seiten

Reihe: Marco Gherardini ermittelt

ISBN: 978-3-641-23210-8
Verlag: btb
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Nummer-1-Bestseller aus Italien!

In den dichten Wäldern des Apennins lebt eine Ökokommune von Aussteigern, deren Mitglieder sich selbst »Elben« nennen. Fernab von der Zivilisation haben sie sich in verlassenen Dörfern niedergelassen, leben einfach und ohne Strom vom Tauschhandel und gewähren jedem, der um Obdach bittet, Einlass. Forstinspektor Marco Gherardini beobachtet das Treiben mit Interesse. Eines Tages hallen zwei Schüsse durch den Wald, und am Fuße eines abschüssigen Geländes wird ein Toter gefunden. Es ist ein Elbe. Gherardini beginnt zu ermitteln – in seinem dritten und bisher spannendsten Fall.

Francesco Guccini, Jahrgang 1940, zählt zu den bedeutendsten italienischen Liedermachern. Sein Freund Loriano Macchiavelli ist erfolgreicher Krimiautor. Beide leben im rauen Apennin, den sie in ihren gemeinsamen Büchern so wunderbar beschreiben.
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2

DAS FESTIVAL RÜCKT NÄHER


Im Dorf wurde gefeiert. Nicht aus einem speziellen Anlass wie beim Patronatsfest oder beim Jahrmarkt oder bei einem der vielen Dorffeste: Salami-, Schinken-, Crêpes-, Crescentina-Brot-Fest und so weiter und so fort. Dieses neuartige Fest hatte es in der Gegend noch nie gegeben. Die Elben nennen es Rainbow, Regenbogen-Festival. Gefeiert wird es jedes Jahr den ganzen August über, und der jeweilige Ort wird nach bestimmten Kriterien ausgewählt. Allen voran: Das Verhältnis zwischen den dortigen Elben und den Einheimischen muss gut sein.

In Casedisopra gab es da keine Probleme, das Verhältnis war gut. Die weiteren Bedingungen, nämlich ein Ort in möglichst intakter Natur, weit weg von Straßen, erreichbar nur über Fußwege, trockenes Feuerholz und ausreichend Wasser, hatten sie in Collina di Casedisopra vorgefunden, einer Lichtung im Wald und eine knappe Wegstunde von der nächsten Fahrstraße entfernt. Die Elbengemeinde des Apennins zwischen Emilia und Toskana, ein halbes Dutzend kleiner Siedlungen, hatte den Ort für das diesjährige Rainbow-Festival vorgeschlagen, und bereits Mitte Juli kamen die Ersten aus ganz Europa, in Gruppen oder einzeln. Collina di Casedisopra belebte sich zusehends, je näher der neunundzwanzigste August und damit der Vollmond zum Ende des Treffens rückte.

Morgens kamen die ersten Ankömmlinge von Collina herunter, um sich mit Casedisopra und seinen Bewohnern vertraut zu machen, und das Dorf befand sich mittlerweile im Zustand eines Dauerjahrmarkts. Wer noch keinen Platz zum Schlafen hatte, fragte herum. Es tat auch ein Treppenverschlag. Oder ein Heuboden. Sie waren mit allem zufrieden und hatten dabei, was sie zum Leben brauchten, Schlafsack und eine eigene Schale und Besteck.

In diese umtriebige Atmosphäre kurz vor Beginn des Festivals mit den Leuten in diesen seltsamen, knallbunten und oft abgerissenen Klamotten, die so wenig zum Dorf passten, platzte nun abgehetzt Paolino aus Campetti. Er fühlte sich fehl am Platz. Er hielt inne, um Atem zu schöpfen und einen Weg zum Revier der Forstpolizei zu suchen, der nicht so überlaufen war wie die Landstraße, die quer durchs Dorf verlief. Aber es gab keinen. Die Fremden hatten sich überall breitgemacht. Also versuchte er, unauffällig weiterzugehen, was schwierig war für einen so großen, kräftigen Mann, unrasiert seit mindestens einer Woche und mit dieser Haarmatte, die wahrscheinlich seit Monaten keinen Friseur gesehen hatte. So schnell er konnte, aber ohne zu rennen, um nicht aufzufallen, lief er zum Revier, und als Valentino Ferlin, sechsundzwanzig Jahre alt und kürzlich vom Polizeischüler zum Polizeimeister aufgerückt, ihm öffnete, schlüpfte er hinein, froh, ein bekanntes Gesicht zu sehen.

Verschwitzt und keuchend stand er da. »Was ist passiert, Paolino?«, fragte Ferlin.

»Was sind denn das für Leute überall?«

»Das sind doch nur Elben, das müsstest du doch wissen, du wohnst doch bei denen.«

»Das sind nicht die aus Campetti. Ich kenne keinen einzigen.«

»Sie sind von woanders. Aus Deutschland, Frankreich …«

Paolino fiel ihm ins Wort: »Ich muss mit Bussard reden.«

»Der Inspektor ist nicht da. Du kannst es mir sagen, ich gebe es weiter, sobald er kommt.«

Paolino überlegte kurz und schüttelte dann den Kopf. »Nein, ich muss es ihm selber sagen. Außerdem muss ich mit ihm hin, wie soll er ihn sonst finden.«

»Wen soll er finden, Paolino?«

»Den Toten. Weißt du, Cornetta hatte sich verlaufen, und wo ich sie gefunden habe …«

»Den Toten? Und wer ist Cornetta?«

»Siehst du? Du hast keine Ahnung. Ich brauche Bussard.«

Auch wenn Paolino sich nicht klar ausgedrückt hatte, war es immerhin klar, dass es sich um eine ernste und daher dringliche Angelegenheit handelte.

»Schon gut, ich hab’s zwar nicht verstanden, aber wir sollten wohl besser den Inspektor suchen. Er ist im Dorf.« Er setzte seine Dienstmütze auf, öffnete die Tür und sagte, während er Paolino vorließ: »Komm mit.«

Forstinspektor Marco Gherardini, für Paolino wie für die meisten Dorfbewohner freundschaftlich Bussard, hatte frühmorgens das Revier verlassen, um sich die jungen Leute mal näher anzuschauen.

Ihm gefiel die Art, wie die Elben mit den Wäldern und den Bergen umgingen. Es war auch seine Art: die Achtung vor der Natur. Aus diesem Grund und auch wegen anderer Dinge, die ihm am Herzen lagen, hatte er Forstpolizist werden wollen, und er war mit achtundzwanzig Jahren vielleicht der jüngste Inspektor überhaupt gewesen. Jetzt war er zweiunddreißig, und vor vier Jahren hatte Dottor Eugenio Baratti, leitender Forstdirektor und Chef des Provinzkommandos, ihn als Leiter der Forstinspektion von Casedisopra eingesetzt. Marco Gherardini war hier geboren, und das war ein schönes Geschenk gewesen.

Vor drei jungen Frauen in bunten Gewändern, die ein paar Matten auf dem Straßenpflaster ausgelegt hatten, war er stehen geblieben, um zu sehen, was sie wohl machen würden. Gleich hatten sich ein paar genauso neugierige Kinder um sie geschart.

Dann war er in Richtung Piazza weitergeschlendert, um wie jeden Tag nach dem Mittagessen einen Espresso zu trinken. Als er Ferlin von fern »Inspektor!« rufen hörte, blieb er stehen. Ferlin winkte, er solle warten, und der Inspektor begriff, dass etwas nicht stimmte. Nicht so sehr weil der Polizeimeister besorgt wirkte, sondern weil er Paolino aus Campetti im Schlepptau hatte. Seit wann kam der denn runter ins Dorf, ohne dass es die Rente abzuholen gab? Und warum sah er noch zerknitterter aus als sonst?

In der Tür der Trattoria-Bar lehnte Benito, der Wirt. Er hatte den Inspektor kommen sehen und wartete jetzt auf ihn.

Der große glatzköpfige Kerl trug wie immer ein kragenloses Hemd und eine Schürze, beides in Weiß. Er war im Winter wie im Sommer so angezogen, als wäre es seine Uniform.

Warum Benito Bologna verlassen hatte und nach Casedisopra gezogen war, wusste niemand so recht. Die Welt war doch groß, und es hatte viel Gerede gegeben. Darunter manche böse Zunge. Jedenfalls hatte er, als er in Casedisopra erschien, den Kaufvertrag für die Osteria nebst allem Drum und Dran in der Tasche und im Sinn einen radikalen Umbau seines neu erworbenen Eigentums gehabt, um es für die Touristensaison entsprechend aufgepeppt präsentieren zu können.

Sofort machte er sich an die Arbeit, und ein paar Tage später stand auf dem Schild, einem uralten wettergegerbten Holzbrett mit der Inschrift nun eingebrannt: . Dasselbe Brett, bloß dunkelgrün lackiert.

Eigentlich hieß der Wirt Quintiliano Giusti. Der Name auf dem Schild rührte von Benitos außerordentlicher Ähnlichkeit mit dem leidig berühmten Benito der jüngsten Geschichte des Landes, und das Schild legte die Vermutung nahe, dass die Ähnlichkeit dem Wirt nicht missfiel. Eine Frage des Geschmacks.

Unter hatte er auf dasselbe Brett noch geschrieben. Das war der ganze Umbau, den der neue Wirt sich leisten konnte. So blieb neben der Tür ein ebenfalls hölzernes altes Schild an der Wand hängen, auf das ein unbekannter naiver Künstler einen lachenden Koch gemalt hatte, der die Spezialitäten des Hauses anpries: und .

Wie die vielen anderen Lokale in den Bergen war ein Treffpunkt für alle möglichen Menschen, eine Insel, auf der unterschiedliche Völker, Kulturen und Religionen zumindest auf den ersten Blick friedlich miteinander lebten. Vor allem traditionsbewusste Alteingesessene waren dort anzutreffen, aber auch Migranten von sonst wo, geflüchtet vor einem Krieg oder auf Arbeitssuche, Menschen aus Süditalien – besonders Maurer –, Amdi, der vielleicht marokkanische Kellner, und die von den Einheimischen als Flachlandindianer betitelten Stadtflüchtlinge der hohen Mieten wegen. Im Sommer kamen auch Urlauber.

Die Trattoria-Bar konnte als seltenes Beispiel multikultureller Integration bezeichnet werden. Zumindest in dieser Zeit und an diesem Ort.

Benito beobachtete die drei, die erregt miteinander sprachen. Vor allem Paolino, was ihn nicht erstaunte.

»War doch klar, mein Lieber, dass die blöden Elben irgendwann Scherereien machen«, murmelte er, kehrte mit seinen felsenfesten Überzeugungen, die dem üblichen »Mein Lieber« folgten, in sein Lokal zurück, wobei er bedauerte, dass ihm die Einnahme für mindestens dreimal Espresso durch die Lappen ging, und fasste seine Zukunftsaussichten so zusammen: »Und bis dieses Affentheater mit dem vorbei ist, bauen sie bestimmt noch eine Menge Mist.«

In der Zwischenzeit berichtete Paolino, noch bevor sie das Revier erreichten, dem Inspektor, was er erlebt hatte.

»Cornetta ist gestern Abend nämlich nicht nach Hause gekommen, Bussard …«

»Wer ist denn Cornetta?«

»Meine Kaschmirziege. Die hab ich schon seit Jahren.«

»Aha. Deine Cornetta ist …«

Seine Cornetta war nicht wie jeden Abend nach Hause gekommen, und er hatte sich auf die Suche nach ihr gemacht. Und hatte sie nicht gefunden. Am nächsten Morgen war er noch mal losgezogen und hatte sie den ganzen Tag gesucht. Ohne Erfolg. Am dritten Tag …

»Also heute früh. Da hab ich nach dem Frühstück wie immer eine Zigarette geraucht …«

… hatte er sie gefunden, später, als die Sonne schon hoch stand. Er war am Waldrand auf einem ebenen Stück Weg an der Kante stehen geblieben, wo ein schroffer, steiler Hang zu einem...


Macchiavelli, Loriano
Francesco Guccini, Jahrgang 1940, zählt zu den bedeutendsten italienischen Liedermachern. Sein Freund Loriano Macchiavelli ist einer der erfolgreichsten Autoren Italiens. Beiden leben im rauen Apennin, wo auch »Schlechte Saison«, der Auftakt ihrer neuen Krimiserie um Forstinspektor Marco Gherardini, spielt. Mit ihren Kriminalromanen belegen sie in Italien regelmäßig die ersten Plätze der Bestsellerliste.

Guccini, Francesco
Francesco Guccini, Jahrgang 1940, zählt zu den bedeutendsten italienischen Liedermachern. Sein Freund Loriano Macchiavelli ist erfolgreicher Krimiautor. Beide leben im rauen Apennin, den sie in ihren gemeinsamen Büchern so wunderbar beschreiben.



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