E-Book, Deutsch, 368 Seiten
Gungl Diabolischer Engel
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-96031-011-2
Verlag: Leinpfad Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Spannungsroman
E-Book, Deutsch, 368 Seiten
ISBN: 978-3-96031-011-2
Verlag: Leinpfad Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
In Reichenau an der Rax ...
freut sich die junge Juristin Agnes Feder auf ihr Meditationsseminar über Pfingsten. Dann aber schneiden heftige Unwetter und Muren das Seminarhotel nahe Schloss Hinterleiten von der Umwelt ab. Und völlig unerwartet stirbt vor aller Augen ein Mitglied der Meditationsgruppe.
Agnes findet heraus, dass dieser Tod keine natürliche Ursache hat. Und das bedeutet: Sie alle sitzen offenbar mit einem Mörder im Hotel fest!
Nicht nur dieser Verdacht stellt Agnes' Welt auf den Kopf. Denn sie sieht nach zwei Jahren ihre große Liebe, den Anwalt Siebert Thal, wieder; er ist zum Feuerlauf angereist.
Doch da verschwindet bereits das nächste Seminarmitglied ...
Ommmmmmm ... Nach diesem spannenden Roman brauche ich dringend selbst einen Entspannungskurs! Petra K. Gungl verbindet in 'Diabolischer Engel' Thriller- und Krimielemente geschickt mit mystisch-außergewöhnlichem Geschehen. Aufregende Mischung! (Fenna Williams)
Petra K. Gungl lebt und schreibt in ihrer Geburtsstadt Wien. Ursprünglich ist die Autorin gelernte Juristin, auch weil man dabei mit Worten jonglieren darf, vorzugsweise im Dienste der Gerechtigkeit. Dies tut sie zudem mit Vorliebe als professionelle Sprecherin und Drehbuchautorin. Ihre Romane 'Diabolische List', 'Diabolisches Spiel' und 'Tannenglühen' sind mörderisch spannend. Im Repertoire der kampfsporterprobten Autorin findet sich unter dem Pseudonym Petra Liebkind die romantische Komödie 'Kung Fu Mama'.
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Das Wochenende vor Pfingsten, ein Jahr später
Der Wind fauchte um das Haus, rüttelte an den Holzrahmen der Fenster und fand hier und da eine Ritze, durch die er in das Schlafzimmer eindringen konnte. Überraschend wenige Ritzen, wenn Agnes es recht bedachte, angesichts der Baufälligkeit ihre Villa Kunterbunt. Sorgfältig schob sie eine Decke zwischen Fensterbank und Fensterrahmen. Einem geerbten Gaul soll man unbedingt ins Maul schauen, lästerte sie in Gedanken. Das brachte ihr den aktuellen Kontostand in Erinnerung, der sich schon seit langem nach einer schwarzen Null sehnte. Neue Fenster waren da definitiv nicht in Sicht, ja nicht mal für eine Mausefalle gab es ein Budget. »Was für ein aufwühlender Frühling«, sagte sie laut und löste den Blick von den draußen im Sturm zappelnden Pfingstrosen. Mit Hilfe eines Bleistifts steckte sie ihre dunklen Haare zu einem Knoten fest. »Ash, möchtest du raus?« Das feine Tappen von Katzenpfoten antwortete ihr. Kater Ashley sprang vom Kasten auf den Sekretär und von dort auf den Boden, gleich neben das Messingbett. Sein Schattenfell glänzte, der breite Kopf hob sich ihr entgegen. Zusammen mit einer kleinen Bewegung des Unterkiefers ertönte ein kurzes, vorwurfsvolles ›Mau‹. »Mein Süßer, verzeih die dumme Frage.« Agnes bückte sich zu ihm herunter und kraulte sein Ohr. Bald lag sein ganzer Kopf in ihrer Handfläche, gegen die Ashley auffordernd stieß. »Wie kann ein so großer Kater derart verschmust sein?« Sie blinzelte ihn an, ein Katzenlächeln, das Ashley erwiderte. »Jetzt aber raus, die Mäuse warten auf dich.« Kaum stand sie wieder aufrecht, strich er einmal um ihre Beine und lief voraus. Im Flur an der Haustür wartete er mit hocherhobenem Schwanz – die Spitze zuckte erwartungsvoll hin und her. Sein neuerliches Maunzen ließ Agnes lächeln. »Mach’s gut, mein Süßer – und bring nichts mit. Keine Ratte, keinen Maulwurf und auf gar keinen Fall eine Amsel. Ich habe meine vegetarischen Tage.« Die Tür öffnete sich für den Kater und süßer Pfingstrosenduft wehte herein. Ash stolzierte hinaus, ganz König des Bergs. Ein scharfes Hupen schreckte sie beide auf – Ash schlug einen Haken und stürmte davon. Flink schlüpfte Agnes in die Gummistiefel gleich neben der Eingangstür. Hier im Wienerwald, keine fünfzehn Minuten von der Wiener Stadtgrenze entfernt, hörte man ohnehin jedes ankommende Auto, nur Städter glaubten, sie müssten sich besonders bemerkbar machen. Agnes lief über den Steinpfad zum überwucherten Gartentor und sah ihre Freundin aus dem SUV steigen. Thereses Babybauch zeichnete sich unter der Strickjacke ab und ihr Gesicht strahlte. Sie winkte Agnes freudig zu, dann jedoch raffte sie sogleich die Jacke vor der Brust zusammen. Agnes kam ihr mit ausgebreiteten Armen entgegen. »Theres – wie geht es euch beiden?« Sachte umarmten sich die Freundinnen. Agnes spürte die Wölbung des Babybauchs gegen den eigenen Leib drücken. Wundervoll war das. »Uns geht‘s prima«, erwiderte Theres und streichelte dabei über den Leib. Ihre blonden Stirnfransen flatterten im Wind, als wollte in Kürze der ganze Bob abheben und davonfliegen. »Dein Kräutertee hat mir geholfen – endlich bin ich zur Ruhe gekommen.« »Gibt keinen Grund zur Panik«, sagte Agnes mit einem aufmunternden Nicken. »Diesmal wird alles gut laufen.« Der Wind zerrte unaufhörlich an ihnen, was die Frauen Arm in Arm ins Haus trieb. In der Küche erwarteten Theres ein prasselndes Herdfeuer und auf dem uralten Eichentisch eine Kanne Tee samt Gugelhupf. Agnes goss die Tassen ein, während es sich ihre Freundin auf der Sitzbank gemütlich machte. Eine Weile war lediglich das Knarzen der Möbel und das Feuer zu hören. Theres hielt die Nase über die aufsteigenden Aromen des Assams und ließ dabei ihren Blick über die Lavendelbüschel schweifen, die an den Haken des Geschirrbords neben dem Tisch hingen. In der wohligen Wärme schien sie sich zu entspannen. Schon nahm sie ein Stück vom Gugelhupf, während Agnes die Milch zum Tee goss und den Deckel von der Zuckerdose anhob. »Hier hat sich nichts verändert seit dem Tod deiner Mutter«, stellte Theres mit vollen Backen fest. Sie nickte angesichts des Löffels voll braunen Zuckers, den Agnes über ihre Tasse hielt. »Für große Veränderungen fehlt mir das Geld. Omis Küche wird noch einige Zeit genügen müssen«, erwiderte Agnes und ließ den Zucker in den Tee rieseln. »Aber das Bad ist renoviert, ich Glückskind. Paps hat sich eine Gedenk-Fliese für seine Unterstützung verdient.« Theres lachte. »Es lebe Ludwig Feder! Das Bad war mindestens aus dem Fin de Siècle.« Das Klirren ihrer Löffel in den Teetassen hatte einen eigenen Rhythmus, erinnerte Agnes an ein Windspiel. Sie betrachtete Theres eingehend. Die Steilfalte zwischen den Augenbrauen gehörte da absolut nicht hin. »Wie geht es dir? Erzähl mal.« »Der Ischias-Nerv revoltiert.« Theres seufzte und leckte sich die Finger ab, an denen Kuchenkrümel klebten. »Dabei habe ich nur wenig zugenommen.« »Vielleicht brauchst du mehr Unterstützung. Der Ischias-Nerv ist ein Klassiker bei Schwangeren. ›Angst vor dem nächsten Schritt‹ nennt das die Psychosomatik.« Theres wollte protestieren, doch Agnes legte beschwichtigend die Hand auf ihren Arm. »Das ist ganz normal, ein Kind bringt eine große Veränderung mit sich. Ich werde dir nachher mit Rosenöl die Schultern massieren und gebe dir noch mehr von der Kräutermischung meiner Großmutter mit. Sie hatte elf Kinder. Omi wusste Bescheid.« »Woher kannst du das alles?« Theres sah Agnes so dankbar an, dass diese verlegen wurde. »Claudio, der Physiotherapeut in dem Sanatorium, in dem ich arbeite, bringt mir immer wieder ein paar Kniffe bei. Aber das Kräuterwissen ist von meiner Oma. Ich habe auf dem Dachboden ein paar Notizbücher von ihr gefunden.« Theres schob ihre Hand über den Tisch und drückte den Arm der Freundin. In ihren Augenwinkeln konnte Agnes Tränen schimmern sehen. »Nach all den Fehlgeburten machen sich meine Befürchtungen selbstständig. Danke, dass du für mich da bist.« Agnes streichelte über Theres‘ Hand. »Hast du schon eine Hebamme gefunden?« »Ich treffe sie kommende Woche.« Theres seufzte und nahm sich mit der freien Hand ein weiteres Stück Kuchen. »Sag mal, was hast du da reingetan? Ich kann gar nicht aufhören zu essen.« »Pures Obers und Koriander.« »Du meine Güte, hätte ich bloß nicht gefragt! Kein Mensch würde auf die Idee kommen, dass du Juristin bist – eher eine Kräuterhexe.« Agnes prustete los, Brösel fielen auf ihren Teller. »Meiner Großmutter hätte das gefallen.« »Kommendes Wochenende hüte ich also dein Hexenhaus und den Kater.« Theres sah sich um. »Das wird ein schöner Kurzurlaub für mich.« »Ich habe dir alles aufgeschrieben, worauf du achten musst.« Agnes zog einen Schreibblock aus der Tischlade und schob ihn ihrer Freundin hin. »Du kannst mich jederzeit in Reichenau an der Rax erreichen. Ist nur eine Stunde mit dem Auto, Theres. Falls du mich brauchst, komme ich …« »Wenn etwas ist, rufe ich Tom an. Nur weil ich ein paar Tage für mich sein möchte, ist er immer noch mein Schatz. Mach dir keine Sorgen und genieße dein Meditationsseminar. Falls das möglich ist.« Agnes lehnte sich zurück und spürte der bitteren Süße ihres Tees nach. Stark wie Kaffee, aber viel feinsinniger. Entspannt pickte sie die letzten Kuchenkrümel vom Teller, steckte sie in den Mund und wischte sich an der Serviette die Finger ab. »Lästere nicht ständig über Meditation – das ist kein Esoterikkäse, sondern längst von der Wissenschaft bestätigt als hochwirksames Mittel gegen Depressionen, Schlafstörungen, chronische Schmerzen, Bluthochdruck und noch viel mehr.« Agnes erhob sich von der Bank, um nach dem Herdfeuer zu sehen. »Mir hat das Meditieren unendlich geholfen mit meiner posttraumatischen Belastungsstörung. Die Panikattacken überrollen mich nicht mehr, ich bin wieder die Herrin in meinem Körper. Derzeit brauche ich bloß noch abends ein Medikament zum Einschlafen. Die positive Nebenwirkung dabei – ich habe keine Alpträume mehr.« Theres beobachtete sie mit einem Anflug von Skepsis. »Das war eine harte Zeit für dich, nach diesen Mordfällen in England.« Das Mitleid in Theres‘ Stimme ärgerte Agnes. »Du bist noch keine 30 und hast so schlimme Sachen...




