E-Book, Deutsch, 152 Seiten
Haase Stress Dich nicht
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-432-11015-8
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Das 6-Wochen-Programm: Denkweise verändern und Stress in positive Energie umwandeln
E-Book, Deutsch, 152 Seiten
ISBN: 978-3-432-11015-8
Verlag: Enke
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Stress ist reine Kopfsache
Stressige Situationen gehören zum Leben. Aber Sie können aus ihnen lernen, an ihnen wachsen und innerlich stärker, entspannter und produktiver werden.
Denn Stress beginnt im Kopf! Entscheidend ist, wie Sie selbst die Dinge sehen. Das Gute ist, Sie können Ihr eigenes Mindset umschreiben und dadurch Situationen, Menschen und sich selbst positiver sehen und gelassener bleiben. Wie Ihnen das gelingt, erfahren Sie von Sabrina Haase in vielen kleinen praktischen Übungen.
- Wie Stress entsteht und warum ein Entspannungskurs nicht reicht
- Wie Sie Ihr mentales Stressmanagement verbessern können
- Wie Sie Ihr Mindset verändern und an Stress wachsen können
Zielgruppe
Gesundheitsinteressierte
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
Nimmt der Stress tatsächlich zu?
Unsere Welt verändert sich – das tut sie seit jeher und das wird sie immer tun. Es liegt an uns, wie wir mit den Anforderungen umgehen.
»Früher war die Welt noch in Ordnung« – diese Aussage von Eltern oder Großeltern hören wir generationsübergreifend immer wieder, gerne im Zusammenhang mit den neuen digitalen Medien. Im weiteren Gespräch wird jedoch schnell klar, dass das Leiden vielmehr auf eigenen Sorgen und negativen Gedanken dem Neuen gegenüber beruht. Die mangelnde Bereitschaft, sich den Möglichkeiten und Chancen des Wandels zu öffnen, wird zum eigenen Stress. Im Gegensatz dazu profitieren diejenigen Menschen, die bereit sind, Neues zu lernen und den positiven Nutzen neuer Medien zu sehen. Ein Wandel und die damit verbundenen technischen Entwicklungen resultieren letztlich immer aus dem menschlichen Wunsch heraus, ein bestimmtes Problem zu lösen – zur Verbesserung unseres Lebens.
Uns geht es so gut wie nie zuvor
… seien es Hüftprothesen oder Herzschrittmacher, die uns länger gesünder leben lassen, schnellere Kommunikationsmittel, die uns besser mit Mitmenschen vernetzen, oder sichere Arbeitsbedingungen, die uns gesünder arbeiten lassen. Dank neuer Entwicklungen gewinnt selbst das Thema Nachhaltigkeit immer mehr an Bedeutung, ob für Lebensmittel, Kleidung oder Strom, Carsharing, digitales Coaching etc. Den Menschen ging es noch nie so gut wie heute ? [1]. Der Wandel bringt weltweit Wohlstand mit sich, wie es ihn nie zuvor gab. Es gibt weniger Kriege, weniger Armut, weniger Ungleichheit – und doch ist die Angst erschreckend groß. Das heißt nicht, dass wir uns zurücklehnen und darauf ausruhen sollten. Im Gegenteil, wir sind zugleich vor neue Herausforderungen wie den Klimawandel gestellt. Doch sind es weniger die Ängstlichen, die sich für eine bessere Welt einsetzen und kämpfen, als die Mutigen. Angst ist hemmend – Mut dagegen fördert nachhaltige Problemlösungen.
Das Problem: digitaler Wandel im Kopf
Nun werden Sie vielleicht denken, dass die Welt sich zwar schon immer im Wandel befunden hat, aber noch nie in so rasanter Geschwindigkeit – dank digitaler Medien. Da haben Sie völlig recht. Je digitaler unser Leben, desto mehr zieht es die Beschleunigung an. Je schneller, desto höher die Dichte der Reize, die auf das menschliche Gehirn einprasseln: mehr E-Mails oder Chats, die zu beantworten sind, mehr Arbeit durch die Möglichkeit, schneller zu reagieren, mehr Erreichbarkeit, mehr Unterbrechungen, mehr Multitasking und mehr Technik, die verstanden werden muss. Das alles soll unser Gehirn leisten?
Das kann doch nur krank machen, denken Sie sich möglicherweise. Doch genau dieser Gedanke ist das Problem. Wie eine selbsterfüllende Prophezeiung bestärken Sie den Gedanken, der sich mit zunehmender Überzeugung in die Wirklichkeit verwandeln wird. Zugleich nehmen Sie sich jede Chance, die Kapazitäten Ihres Gehirns überhaupt zu testen, denn Ihr Gehirn ist zu viel mehr imstande, als Sie vielleicht denken.
Die zunehmende Geschwindigkeit ist in der Tat eine Herausforderung. Wie jeder andere Veränderungsprozess birgt dies immer Chancen und Risiken. Das Problem ist, dass der Fokus auf den äußeren Risiken und Problemen liegt statt auf den inneren Stärken und Ressourcen. In Publikationen, Medien und letztlich in den Köpfen der Konsumenten macht sich eine unterschwellige Angst vor mehr Stress infolge zunehmender Digitalisierung, Automatisierung oder künstlicher Intelligenz breit. Dabei können wir uns dem Wandel nicht widersetzen, sondern sind ein wichtiger Teil des Ganzen. Wir haben ihn geschaffen – warum sollen wir nicht damit leben können? Ich bin davon überzeugt, dass wir Menschen anpassungsfähiger sind, als wir denken, und über genügend Ressourcen für einen erfolgreichen Wandel verfügen. Doch mangelt es häufig daran, diese zu aktivieren. Und je schneller ein Wandel vonstattengeht, desto wichtiger sind Flexibilität, Lernbereitschaft und die Auflösung starrer Denkmuster. Das schaffen wir nur mit dem richtigen Mindset. Ein Mindset, das uns nicht vor Stress fürchten, sondern daran wachsen lässt.
Stress hatten wir Menschen schon immer
Stress ist keinesfalls eine Epidemie des 20. Jahrhunderts, vor der man sich fürchten sollte. Stress hatten Menschen nachweislich schon immer, wenn nicht sogar noch mehr als heutzutage. Das konnte ein kanadisches Forschungsteam mit seinen beeindruckenden Forschungsergebnissen zeigen. Es analysierte Haare von zehn Mumien aus Peru. Die Menschen waren zwischen sechs und 17 Jahre alt geworden und hatten zwischen 470 und 1532 n. Chr. in fünf unterschiedlichen Gegenden gelebt. Dabei kam heraus, dass der Cortisolgehalt der Haare ungefähr doppelt so hoch war wie bei heute lebenden Menschen ? [2]. Kein Wunder, wenn man bedenkt, welchen Gefahren die Menschen früher ausgesetzt waren. Hunger, Krankheiten oder Kriege waren sicherlich keine Seltenheit. Das heutige Leben in der westlichen Gesellschaft entspricht dem absoluten Gegenteil – die Grundbedürfnisse sind allemal befriedigt.
Dennoch wird jedes Jahr aufs Neue vor mehr Stress gewarnt. Als Erklärung wird in der Regel auf den nachweisbaren Anstieg chronischer muskulärer und psychischer Erkrankungen verwiesen. Auffällig ist, dass primär die äußeren Einflüsse dafür verantwortlich gemacht werden: mehr Hektik, Arbeits- und Termindruck, ungesunde Arbeitsbedingungen und Unternehmenskulturen bei ungenügender Mitbestimmung, Abgrenzung und Erholung. Kurz gesagt: mehr Druck und weniger Ausgleich. Doch wissen wir heute, dass die Gründe für psychische Erkrankungen sehr verschieden sein können und »äußerer« Stress nur einer der Einflussfaktoren ist. Besonders deutlich wird dies beim Burnout-Syndrom, dem Erschöpfungssyndrom der Tüchtigen.
Noch vor zehn Jahren galt Burnout als Folge von zu viel Arbeitsstress. Heute wissen wir, dass zu viel Arbeit, Leistung und Anforderungen allein nicht krank machen, sondern vielmehr das eigene negative Erleben und Verarbeiten von Stresssituationen ? [3]. Wenn der äußere Stress Hauptauslöser für psychische Erkrankungen wäre, müsste jeder Mensch daran erkranken, doch das passiert nicht. Selbst der bedrohlich wirkende statistische Anstieg psychischer Erkrankungen bedeutet keinesfalls, dass diese auch tatsächlich häufiger auftreten. Es gibt verschiedene Ursachen, darunter auch die bessere Aufklärung und Akzeptanz unter Ärzten und Betroffenen. Psychische Erkrankungen werden zunehmend enttabuisiert und somit besser diagnostizierbar ? [4]. Vielleicht sogar vorschnell, denn im Zeitalter der Selbstoptimierung wird jede kleinste Normabweichung bereits als krank etikettiert.
Nicht der »äußere« Stress macht uns krank
Der Mensch selbst mit seinen Motiven, Bewertungen, Emotionen und Gedanken spielt eine viel größere Rolle bei der Entstehung von Stress als bislang angenommen. Wie sehr, zeigte bereits der Medizinsoziologe und Stressforscher Aaron Antonovsky in den 1970er-Jahren ? [5]. Er erforschte nicht die pathologische Seite, sondern jene inneren Faktoren, die den Menschen gesund erhalten – und nicht krank machen.
Ausschlaggebend dafür war eine Vergleichsstudie mit Frauen in der Menopause, die den Holocaust und die Schrecken des Konzentrationslagers überlebt hatten. Trotz ihrer schrecklichen Erlebnisse ging es rund einem Drittel von ihnen sowohl körperlich als auch psychisch ziemlich gut. Das veranlasste Antonovsky zu seinen zentralen Fragen: Warum bleiben Menschen trotz potentiell gesundheitsgefährdender Einflüsse gesund? Was ist das Besondere an Menschen, die trotz extremer Belastung nicht erkranken? In intensiven Befragungen entdeckte er einen zentralen Faktor für die Gesundheit: das sogenannte Kohärenzgefühl, das er als »[…] globale Orientierung […] eines dynamischen wie beständigen Gefühls des Vertrauens […]«. definierte, das aus dem Zusammenspiel von drei entscheidenden Komponenten entsteht. Demnach können wir stressreiche Situationen – wie eine Trennung oder Arbeitsdruck – besser verarbeiten, wenn es uns gelingt, der Situation in unserer Lebensgeschichte erstens einen Sinn zu verleihen, zweitens sie zu verstehen und sie drittens als bewältigbar wahrzunehmen. Selbst in scheinbar banalen Situationen im Job oder Privatleben spielt dieses Kohärenzgefühl eine wichtige Rolle. Solange wir diesen Kontext nicht verstehen, als sinnlos und als nicht zu bewältigen empfinden, werden wir eine hohe Stressbelastung erleben – egal ob wir regelmäßig Yoga machen, joggen gehen oder die beste To-do-Liste der Welt haben.
Dank Studien wie dieser wissen wir heute, dass es nicht der äußere »Stress« ist, der uns krank macht. Es ist vielmehr ein Zusammenspiel verschiedener Schutz- und Risikofaktoren, die sowohl im Außen (unsere materielle und soziale Umwelt) als auch in uns selbst (unseren Fähigkeiten, Eigenschaften, Gewohnheiten) liegen. Insbesondere unsere inneren Prozesse entscheiden darüber, wie wir die Welt wahrnehmen, bewerten und darauf reagieren.
Unsere heutigen Lebensumstände sind allerdings schwer vergleichbar mit denen der von Antonovsky untersuchten Frauen. Kaum einer lebt heute unter so widrigen Lebensumständen wie die Frauen im Konzentrationslager. Dennoch leiden zunehmend mehr Menschen unter Stress. Wie lässt sich das erklären?
Stress steht für alles, was uns anstrengt
Stress lässt sich schwer definieren und hat sehr viele Facetten: So ist er der...