Häusermann | Journalistisches Texten | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 43, 262 Seiten

Reihe: Praktischer Journalismus

Häusermann Journalistisches Texten


3. überarbeitete Auflage 2011
ISBN: 978-3-7445-0002-9
Verlag: Herbert von Halem Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 43, 262 Seiten

Reihe: Praktischer Journalismus

ISBN: 978-3-7445-0002-9
Verlag: Herbert von Halem Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Wer als Journalist einen Text verfasst, arbeitet mit den verschiedensten Quellen – lauter Informationen, die bereits jemand anderes formuliert hat. VorausSetzung für einen guten journalistischen Stil ist deshalb die Fähigkeit, kritisch mit der Sprache anderer umzugehen. Es gilt, eigene und fremde Aussagen klar zu unterscheiden, sie im Text voneinander abzugrenzen und zu kennzeichnen. Jürg Häusermann zeigt in seinem Buch 'Journalistisches Texten', wie dies geht und wie man dennoch attraktiv schreiben kann. Anhand zahlreicher aktueller Beispiele erläutert er die sprachlichen Mittel, mit denen Journalisten eigene und fremde Positionen abgrenzen können. Erprobte Tipps helfen den Lesern, eine verständliche und ansprechende Sprache zu finden. Das Buch hat sich in der journalistischen Aus- und Fortbildung bewährt. In der 3. Auflage werden erstmals die verschiedenen Möglichkeiten des Wertens erklärt, also wann in einem Satz eine Meinungsäußerung enthalten ist und welches die sprachlichen Werkzeuge zur Trennung von Berichterstattung und Kommentar sind. Tipps für die verschiedenen Formen der Textkritik runden das Buch ab. "Anhand zahlreicher Beispiele zeigt dieses Arbeitsbuch, wie durch den bewussten Einsatz sprachlicher Stilmittel Texte inhaltlich präzise und zugleich für den Leser attraktiv gestaltet werden, und wie konstruktive Textkritik ein Gewinn für die eigene Arbeit werden kann. Ein praktisches Handbuch, ansprechend und verständlich formuliert." planetpraktika.de

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[7]Journalistische Texte und ihre Sprache Journalismus ist öffentliche Kommunikation. Journalistische Texte sorgen dafür, dass Menschen voneinander erfahren: In Köln stürzt das Historische Archiv ein. In Meldungen, Berichten und Reportagen wird das Ereignis weit über Deutschland hinaus zum Thema. Fernab im nördlichen Finnland stoppen Umweltschützer, Behörden und Unternehmer gemeinsam den Raubbau an einem Stück Urwald. Journalisten verbreiten die Nachricht in ganz Europa. Aus dem Terrarium einer Kleinfamilie ist eine Boa constrictor entwichen. Wo das war, wann es geschah und ob jetzt Gefahr droht, darüber geben journalistische Medien Auskunft. Bürgerinnen, Politiker, Kunstliebhaber, Sportinteressierte, Buchhalter, Kleintierzüchter: Wer immer an der Welt teilhat, ist mögliches Thema und möglicher Adressat des Journalismus. Journalismus schafft Öffentlichkeit. Er stößt Diskussionen an, hält die öffentliche Kommunikation in Gang. Journalisten als Vermittler Der Ort dieser Kommunikation sind journalistische Texte: Meldungen, Berichte, Reportagen, Interviews. Es können geschriebene oder gesprochene, rein sprachliche oder bebilderte »Texte« sein, sie können in der Zeitung, im Internet, im Radio oder im Fernsehen erscheinen. Alle sorgen sie dafür, dass die unterschiedlichsten Menschen und Gruppen voneinander erfahren. Und auch wenn viele Informationen auch ohne Journalisten an die Öffentlichkeit gelangen – durch PR-Maßnahmen, Blogs, soziale Medien usw. – machen sie den Journalismus nicht überflüssig. Nur Journalismus nimmt einen Platz in der Mitte ein, zwischen den unmittelbar Betroffenen und den Adressaten. Journalistinnen und Journalisten sind im Idealfall nicht Partei. Aber sie leiten auch nicht einfach Informationen weiter. Ihre Texte entstehen in der Zusammenarbeit aller Beteiligten. Als Vertreter des Mediums, als Kommunikatoren, sind sie angewiesen auf die Menschen und Organisationen, die von den Ereignissen [8]betroffen bzw. für sie verantwortlich sind, die Akteure. Deren Informationen und Meinungen fließen in die Recherche ein und letztlich in den Text. Aber auch die Rezipienten – Leserinnen, Hörer, Zuschauerinnen, Internetnutzer – sind beteiligt, zumindest dadurch, dass sie als Zielpublikum die Vorstellungen der Journalisten leiten. Der Modellfall für einen journalistischen Text ist die Live-Reportage vom Ort des Geschehens: Der Reporter schildert aus seiner Sicht, was er in Erfahrung bringen kann. Er befragt aber auch Betroffene und lässt Unbeteiligte, Zeugen, Passanten zu Wort kommen. Das Erdbeben in Japan, bei dem im März 2011 das Atomkraftwerk von Fukushima zerstört wurde, ist ein Beispiel dafür: Nur mit den Stimmen aus der Bevölkerung, von Behörden, Wissenschaftlern usw. bildete sich allmählich ein Bild und ein Verständnis von den Ereignissen. Journalistische Texte als Szenen Journalistische Texte lassen sich als Szenen verstehen, in denen die Kommunikatoren, Akteure und Rezipienten auftreten. Der Autor entscheidet, welche Rolle sie da spielen und in welcher Beziehung sie zueinander stehen. Er hat etwa zu den Schäden im Atomkraftwerk einen Wissenschaftsjournalisten befragt. Er weiß, dass dieser auch Beratungsaufträge für die Atomindustrie wahrnimmt. Dieser »Experte« hat also eine gewisse Nähe zu einem Teil der Akteure und (als Journalist) zum Kommunikator. Ob und wie dies im Text vorkommt, beeinflusst den Wert der Information. Der Leser wird die Aussagen kritischer werten, wenn die Beziehung zur Atomindustrie genannt wird, weniger kritisch, wenn der Gewährsmann nur als Journalist bezeichnet wird. Während der journalistischen Arbeit entwickelt sich das Verhältnis zwischen dem Journalisten, seinen Kollegen, Informanten und seinem Zielpublikum. Im Text aber entsteht es neu. Voraussetzung dafür ist ein bewusster Umgang mit der Sprache. Abgrenzen und Position beziehen Eine der wichtigsten journalistischen Fähigkeiten besteht darin, im Text den fremden Standpunkt vom eigenen abzugrenzen. Journalistisch zu texten, bedeutet, fremde Positionen zu erkennen und seine eigene Position [9]zu kennen. Dies beginnt bei der Nachrichtenauswahl. Wer einen Neurologen in seinem Büro interviewt hat, kann erwähnen, dass im Keller darunter Experimente mit Katzen gemacht werden; er kann es auch bleiben lassen. Die Entscheidung liegt beim Journalisten oder seiner Redaktion. Aber wie sie gefällt wird, beeinflusst die Beziehung von Kommunikator und Akteur im Text. Position ist aber nicht nur eine Sache der Fakten, sondern auch der sprachlichen Verfahren. Wenn die Deutsche Bahn einen ICE stoppen muss, weil sie zu viele Passagiere geladen hat, kann schon allein die sprachliche Gestaltung daraus eine Serviceleistung oder auch eine peinliche Panne machen: Je nach Sichtweise wurden (in diesem Beispiel am 3.10.2000) die überzähligen Fahrgäste »überredet, den Zug zu verlassen« (DPA) oder aber »aus dem Zug geworfen« (EXPRESS, KÖLN). Die Wahl des Prädikats veränderte jeweils die Szene. Einmal war der Kommunikator näher bei der Bahn, das andere Mal näher beim Kunden (und wohl den meisten Lesern). Journalistische Texte interpretieren Auch wenn kein Wort des Kommentars fällt, wird die Position des Kommunikators in seiner Sprache sichtbar. Journalismus ist – auch wenn er sich um Objektivität bemüht – nicht nur ein neutrales Vermitteln. Journalismus interpretiert auch. Und die Interpretation lässt sich nicht vermeiden. Sie ist immer dabei, ob man über Bundespolitik oder über Rockmusik, über Burgenländer Weißwein oder über einen Autounfall im Stadtzentrum schreibt. Bisweilen ist die Art der Interpretation von der Redaktion vorgegeben. Eine Boulevardzeitung wird beim selben Thema vielleicht mehr Nähe zu Akteurinnen und Lesern suchen als die überregionale »Qualitätszeitung«. Aber die Aufgabe ist für alle Journalisten die gleiche: die Sprache so zu wählen, wie es ihrer Beziehung zu Akteuren und Rezipienten entspricht. Erzählen? Einer der häufigsten Begriffe in diesem Buch ist »Erzählen«. In vielen Fällen hilft einem beim Schreiben nur schon die Erinnerung daran, wie attraktiv ein erzählerischer Zugang sein kann. Dennoch ist der Journalist [10]nicht Fall der Erzähler schlechthin. Dafür ist seine Rolle in der Recherche und im Text zu wenig autonom. Das Bild von der Szene, an der außer ihm noch die Akteure und Rezipienten den Text mitgestalten, soll dies unterstreichen. Die journalistische Rolle ist nicht – oder zumindest nicht in erster Linie – diejenige eines klassischen, autonomen Erzählers. Ich betone diese hier nachdrücklich, weil eine Zeit des allgemeinen »Storytelling« angebrochen ist. Personalisierendes Erzählen ist zur Geheimwaffe geworden im Management, in der Markenkommunikation, in der Politik. Überall, wo komplexe Sachverhalte auf einen einfachen Nenner gebracht werden müssen, wird auf »Stories« zurückgegriffen. Statt ein Erfrischungsgetränk über seinen Geschmack zu bewerben, wird seine Geschichte und die seiner Fans erzählt. Statt einen Präsidentschaftskandidaten über seine politischen Ziele vorzustellen, werden die Biografien seines Vaters und Großvaters in den Mittelpunkt gerückt. Dies alles kann einen Sinn erfüllen, es kann aber auch von abstrakteren Themen ablenken, die es verdient hätten, durch sachliche Argumentation verhandelt zu werden. Wer journalistisch arbeitet, hat es in diesem Zusammenhang doppelt schwer: Er bekommt Geschichten frei Haus geliefert, denen er sich kaum verweigern kann, weil sie attraktiv sind und bereits in der Öffentlichkeit diskutiert werden. Und er lernt, dass ein erzählerischer Text auf mehr Resonanz stößt. Er muss aber auch erkenen, dass mit Erzählungen wesentliche Themen überdeckt werden können. Zur Arbeit am journalistischen Text gehört deshalb auch die Skepsis gegenüber Geschichten - vor allem gegenüber denen, die man ohne zu fragen erfährt. Und es gehört dazu, bei allen Stoffen zu erkennen, wo die Informationskraft des Beispiels, des Pars pro toto, der Personalisierung aufhört. Wer informiert, braucht eine eigene Sprache Journalisten stehen ständig unter dem Einfluss der Sprache anderer: Sie müssen den Wortschatz der Rezipienten berücksichtigen, weil sie verstanden werden wollen. Und sie müssen sich in den Wörtern und Wendungen der Akteure auskennen, damit sie korrekt recherchieren können. Sie dürfen aber Ausdrücke der Akteure oder Rezipienten nicht bedenkenlos in ihre Texte übernehmen. Denn oft enthält nur schon die Wortwahl eine [11]klare Meinung. Deshalb kann nur wer seinen eigenen Stil findet, unabhängig informieren. Es ist das Ziel dieses Buchs, zu zeigen, wie dies möglich ist. Es geht davon aus, dass die Voraussetzung dazu ist, dass der Journalist oder die Journalistin eine klare Position bezieht. Die Menschen, Gruppen und Organisationen, über die journalistisch berichtet wird, haben ihre eigenen Interessen. Von ihnen, den Akteuren, stammen meistens auch die wichtigsten Informationen. Zu verhindern ist, dass ihre Sichtweise unbeabsichtigt in die Nachricht einfließt. Journalistische Texte entstehen aus Texten Wer einen Text für ein journalistisches Medium schreibt, formuliert fast nichts von Grund auf neu. Als Basis dienen immer bereits existierende Texte. Die eigene Beobachtung, so wichtig sie auch ist, hat weniger Bedeutung als die Texte, die bei der Recherche anfallen: frühere Presseartikel, Interviewmaterial, Dokumente aller Art. Was wir »Texten« nennen, besteht deshalb vor allem im Verarbeiten: im Umformen, im Zusammenfassen, im kritischen Zitieren. Journalistische Texte...


Jürg Häusermann ist Professor für Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Er hat zuvor als Radiojournalist und als Ausbilder für Radio und Fernsehen gearbeitet.



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