Hamilton | Der nackte Gott | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 6, 1088 Seiten

Reihe: Der Armageddon-Zyklus

Hamilton Der nackte Gott

Der Armageddon-Zyklus 6
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-492-97692-3
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der Armageddon-Zyklus 6

E-Book, Deutsch, Band 6, 1088 Seiten

Reihe: Der Armageddon-Zyklus

ISBN: 978-3-492-97692-3
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Abschluss des Armageddon-Zyklus: Der Feldzug gegen die Besessenen wird zu einer furchtbaren Schlacht, wie sie die Menschheit seit sechshundert Jahren nicht mehr erlebt hat. Und Joshua Calvert und Syrinx brechen mit ihrem Raumschiff zu einer letzten Mission auf. Sie wollen den Schlafenden Gott finden, von dem die Legende kündet, er wäre der Schlüssel zum Sieg über die Besessenen ...

Peter F. Hamilton wurde 1960 in Rutland, Großbritannien, geboren. 1988 verkaufte er seine erste Kurzgeschichte an das legendäre »Fear«-Magazin. Mit seinen gefeierten Serien um das »Konföderations«- und das »Commonwealth«-Universum wurde er zu einem der erfolgreichsten phantastischen Autoren unserer Zeit und verkaufte weltweit mehrere Millionen Bücher. Der »Armageddon«-Zyklus gehört zu den modernen Klassikern der Science-Fiction.
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2. Kapitel


Fünfzig Jahre zuvor hatte Sinon den walisisch-ethnischen Planeten Llandilo besucht. Er hatte drei kalte Stunden zugesehen, wie ein Clan Neuer Druiden bei Sonnenaufgang den ersten Tag des Frühlings willkommen geheißen hatte. Wie das mit heidnischen Zeremonien so ist, war sie für einen Außenseiter eine sterbenslangweilige Angelegenheit voller misstönender Gesänge und undefinierbarer gaelischer Anrufungen an die Muttergöttin des Planeten. Lediglich die Landschaft hatte das Spektakel lohnenswert gemacht. Sie hatten sich auf einer Landspitze zusammengefunden, die einer steilen Küste vorgelagert war, einer Reihe gewaltiger Granitfelsen, die sich bis weit ins Meer erstreckten. »Gottes Kolonnade« hatten die Einheimischen diese Formation genannt.

Als schließlich die Sonne hinter dem Horizont erschienen war, pink- und goldfarben aus dem über dem Meer liegenden Dunst, war die Sichel perfekt entlang der Reihe von Felsen ausgerichtet und hatte eine Spitze nach der anderen mit einer strahlenden Korona umgeben. Glücklich über die Intensität des Naturschauspiels, hatte es die Versammlung weißgekleideter Neuer Druiden schließlich doch noch geschafft, sich auf eine gemeinsame Harmonie zu einigen, und ihre Stimmen hatten weit über das Wasser geschallt.

Es war eine merkwürdige Erinnerung für einen Serjeant-Körper mit seiner beschränkten Speicherkapazität, dachte Sinon. Auch fiel ihm beim besten Willen kein Grund ein, warum seine Persönlichkeit ausgerechnet diese Erinnerung behalten hatte. Möglicherweise eine Überdosis an Sentimentalität. Was auch immer, die Erinnerung an Llandilo erzeugte eine nützliche Brücke, die ihm die Akklimatisierung an die Gegenwart erleichterte. Neuntausend der auf dem Ketton-Felsen gestrandeten Serjeants hatten sich am Rand des Plateaus eingefunden, um gemeinsam ihren Willen anzustrengen. Die restlichen hatten sich den Bemühungen per Affinität angeschlossen, während sie über den Schlamm zum gemeinsamen Treffpunkt wanderten. Es war kein Gebet oder etwas in der Art, doch die äußerliche Ähnlichkeit mit den Neuen Druiden war ein amüsanter Trost. Die gestrandeten Edeniten hatten dringend Aufmunterung nötig, um nicht wegen der misslichen Situation zu verzagen, in die sie geraten waren.

Ihre erste – und dringlichste – Priorität war es, den Sturm einzudämmen, mit dem die Atmosphäre von ihrem fliegenden Felsen entwich. Eine einfache Aufgabe für ihren vereinten Willen, nachdem sie nun ebenfalls über energistische Fähigkeiten verfügten. Ihr gemeinsamer Wunsch beugte die lokale Realität und brachte sie dazu, ihnen zu gehorchen. Selbst Stephanie Ash und ihre abgerissene kleine Gruppe hatten den Serjeants dabei geholfen. Inzwischen war die Luft draußen vor dem Rand des Felsens zu einer undurchdringlichen vertikalen Barriere geworden.

Ermutigt und erleichtert hatten die Serjeants ihren zweiten Wunsch laut und deutlich kundgetan: zurückzukehren in ihr eigenes Universum. Theoretisch hätte es ganz leicht sein müssen. Eine massive Konzentration energistischer Kraft hatte sie in dieses Universum gebracht, also sollte eine gleichermaßen beharrliche Konzentration sie auch wieder zurückbefördern. Bisher hatte dieses Argument logischer Symmetrie jedoch keinerlei Ergebnis gezeitigt.

»Ihr Burschen solltet eine Pause einlegen«, schlug Cochrane ein wenig gereizt vor. »Es ist wirklich gespenstisch, wenn ihr alle so mucksmäuschenstill steht wie eine Armee von Zombies.«

Gemeinsam mit den anderen aus Stephanies Gruppe hatte der beeindruckende Hippie eine gute Viertelstunde lang versucht, den Serjeants bei ihren Bemühungen zu helfen, eine Verbindung zurück in das alte Universum herzustellen. Als (für Stephanies Gruppe) offensichtlich wurde, dass diese Idee nicht so ohne weiteres in die Tat umzusetzen, wenn nicht sogar völlig unmöglich war, hatte Cochrane in seiner Konzentration nachgelassen. Schließlich hatten sie sich in einem Kreis um Tina auf den Boden gesetzt, um ihr an Trost und Unterstützung zu geben, was möglich war.

Tina war noch immer sehr schwach. Sie schwitzte und fror abwechselnd, obwohl sie in einem gut isolierten Feldschlafsack steckte. Einer der Serjeants mit medizinischen Kenntnissen hatte sie untersucht und festgestellt, dass der starke Blutverlust das größte Problem sei. Die Infusionsausrüstung der Serjeants funktionierte in diesem Universum nicht, also hatte er einen primitiven intravenösen Tropf improvisiert, um Tina mit Nährstoffen zu versorgen.

Stephanies unausgesprochene Sorge war, dass Tina innere Verletzungen erlitten hatte, die sie mit ihren energistischen Fähigkeiten niemals heilen könnten, ganz gleich, wie sehr sie es herbeiwünschten. Wie schon mit Moyos Augen mussten sie vor den tieferen Subtilitäten des Fleisches kapitulieren. Sie benötigten voll funktionsfähige nanonische Medipacks. Und die würde es in diesem Universum einfach nicht geben.

Ihre zweite Sorge galt der Frage, was mit den Seelen geschehen würde, deren Körper in diesem Universum starben. Ihre Verbindung mit dem Jenseits war unwiderruflich unterbrochen. Stephanie wollte lieber nicht über die Implikationen nachdenken. Auch wenn Tina sich alle Mühe gab, Zuversicht auszustrahlen, würden sie es vielleicht viel zu bald herausfinden.

Sinon erwachte aus seinem tranceähnlichen Zustand und blickte auf Cochrane herab.

»Unsere Versuche, die energistischen Kräfte zu manipulieren, führen nicht zu physischer Erschöpfung, wie Sie eigentlich wissen müssten. Und weil es sonst nichts für uns zu tun gibt, betrachten wir es als durchaus angemessen, wenn wir unsere Anstrengungen fortsetzen, nach Hause zurückzukehren.«

»Tut ihr, ja? Na ja, meinetwegen, macht was ihr wollt. Ich für meinen Teil ziehe Yoga vor. Es ist auch nicht schlecht. Aber da ist noch etwas anderes, Jungs. Wir müssen nämlich hin und wieder auch essen.«

»Es tut mir leid. Sie hätten sich früher melden sollen.« Sinon ging zu einem der großen Stapel Rucksäcke und Waffen, welche die Serjeants abgelegt hatten. Er fand seinen eigenen und öffnete ihn. »Wir nehmen keine feste Nahrung zu uns, tut mir leid. Aber unsere Nährlösung ist auch für Sie verdaulich. Sie enthält sämtliche Vitamine, Proteine und Mineralien, die von einem normalen menschlichen Verdauungssystem aufgenommen werden.« Er zog mehrere silbrige Tüten hervor und verteilte sie unter den zweifelnden Besessenen aus Stephanies Gruppe. »Sie sollten die Mahlzeit durch Wasser ergänzen.«

Cochrane schraubte den Deckel seiner Tüte ab und schnüffelte misstrauisch. Unter den Augen der anderen quetschte er ein paar Tropfen der blassen bernsteinfarbenen Flüssigkeit auf einen Finger und leckte sie ab. »Heilige Scheiße! Das Zeug schmeckt wie Meerwasser! Mann, ich kann kein rohes Plankton essen, ich bin schließlich kein Walfisch!«

»Groß genug dazu bist du jedenfalls«, murmelte Rana leise.

»Wir haben leider keine andere Nahrungsquelle zur Verfügung«, sagte Sinon tadelnd.

»Das geht schon in Ordnung, danke sehr«, wandte sich Stephanie an den großen Serjeant. Sie konzentrierte sich einen Augenblick lang, und ihr Beutel verwandelte sich in eine Tafel Schokolade. »Achten Sie nicht auf das, was Cochrane sagt. Wir können unsere Nahrung in alles verwandeln, worauf wir Lust haben, wenn Sie nur genügend Energie liefert.«

»Dein schlimmes Karma holt dich noch ein«, schniefte der Hippie. »He, Sinon! Hätten Sie vielleicht ein Glas für mich übrig? Ich schätze, ich kann mich noch gut genug erinnern, wie ein vernünftiger Bourbon schmeckt.«

Der Serjeant wühlte in seinem Rucksack und fand einen Plastikbecher.

»Hey, danke, Mann.« Cochrane nahm den Becher entgegen und verwandelte ihn in einen Kristalltumbler. Dann schenkte er sich eine gute Portion der Brühe ein und sah glücklich zu, wie sie sich in seinen goldenen Lieblingsschnaps verwandelte. »Das ist schon besser.«

Stephanie wickelte das Silberpapier von ihrer Schokolade und biss eine Ecke ab. Sie schmeckte ganz genauso gut wie die importierten schweizerischen Delikatessen aus ihrer Kindheit. Andererseits, so sagte sie sich ironisch, bestimmt in diesem Fall die Erinnerung den Geschmack. »Wie viel von dieser Nährlösung haben Sie noch übrig?«, wandte sie sich an Sinon.

»Jeder von uns führt Proviant für eine Woche mit sich«, antwortete der Serjeant. »Berechnet auf der Annahme, dass wir die meiste Zeit über physisch stark aktiv sind. Bei vorsichtiger Rationierung müssten wir zwei bis drei Wochen damit hinkommen.«

Stephanies Blick schweifte über den zerknitterten graubraunen Schlamm, der die gesamte Oberseite des fliegenden Felsens bedeckte. Vereinzelt glitzerten Tümpel und Pfützen in dem eintönigen blauen Licht,...


Hamilton, Peter F.
Peter F. Hamilton wurde 1960 in Rutland, Großbritannien, geboren. 1988 verkaufte er seine erste Kurzgeschichte an das legendäre »Fear«-Magazin. Mit seinen gefeierten Serien um das »Konföderations«- und das »Commonwealth«-Universum wurde er zu einem der erfolgreichsten phantastischen Autoren unserer Zeit und verkaufte weltweit mehrere Millionen Bücher. Der »Armageddon«-Zyklus gehört zu den modernen Klassikern der Science-Fiction.



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