Hamilton | Mord auf Westwater Manor | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 288 Seiten

Reihe: Ein Fall für Sally und Johnny

Hamilton Mord auf Westwater Manor

Ein Fall für Sally und Johnny
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-608-12405-7
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Fall für Sally und Johnny

E-Book, Deutsch, Band 2, 288 Seiten

Reihe: Ein Fall für Sally und Johnny

ISBN: 978-3-608-12405-7
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Mord in der Bibliothek - Sally und Johnny ermitteln Zwischen den sonnenverbrannten Hügeln der englischen Countryside erstreckt sich das Landgut der Familie Thaxton. Kaum ist das Buchhändlerpaar Sally und Johnny auf Westwater Manor angekommen, entpuppen sich die seltenen Erstausgaben, die die Bibliothek der Thaxtons auszeichnen, als fragwürdige Fälschungen. Zudem wird der Gutsherr Sir Mark vor den Augen der Gäste in hitzige Debatten verwickelt. Denn zum Leidwesen seiner Nachbarn hat er eine große Farm errichtet und den nebenliegenden Fluss durch einen Damm aufgestaut. Die scheinbare Idylle wird endgültig erschüttert, als Sir Mark leblos aufgefunden wird: Jemand hat ihn mit einem präzisen Schlag ermordet. Auf raffinierte Weise entwirren Sally und Johnny in ihrem zweiten Fall die Verstrickungen rund um den Gutsherren und kommen dem Mörder dabei bedrohlich nah. Dieser könnte noch immer auf Westwater Manor weilen und jederzeit ein weiteres Mal zuschlagen. »Mord auf Westwater Manor« ist die Cosy-Crime-Wiederentdeckung des Sommers, voll flirrender Spannung und kluger Ermittlungen.

Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Monica Ali.
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Prolog


Sally Heldar schaute auf die Uhr. Es war fünf Minuten vor sechs. Johnny würde jeden Moment nach Hause kommen. Nach einem Tag wie heute würde er den Laden bestimmt so früh wie möglich verlassen. In ihrer gemeinsamen Wohnung war es den ganzen Tag lang schon sehr heiß gewesen, aber in seinem engen Büro im zweiten Stock, von dem man auf den Verkehr der Charing Cross Road hinausschaute, musste die Hitze nahezu unerträglich sein. Wie schön wäre es doch gewesen, wenn sie aufs Land hätten hinausfahren können, aber nachdem sie bereits im März und April einen Monat auf Hochzeitsreise gewesen waren, konnte Johnny vor Herbstbeginn unmöglich noch einmal wegfahren.

Sie ging in die Küche und öffnete den Kühlschrank. Johnny würde heute Abend bestimmt ein Bier trinken wollen, und sie selbst konnte durchaus auch eins gebrauchen. Sie nahm zwei Flaschen und zwei Gläser, ging zurück ins Wohnzimmer und stellte das Tablett auf den Tisch aus Palisanderholz, den Onkel Charles Heldar ihnen zur Hochzeit geschenkt hatte. Kurz darauf hörte sie Johnnys Schlüssel in der Wohnungstür.

Johnny war sehr groß, mit breiten Schultern, dichten braunen Haaren und ausgeprägten Gesichtszügen. Sally hatte sich eigentlich nie gefragt, ob er nun gut aussah oder nicht, und soweit sie das beurteilen konnte, tat das auch sonst niemand. Es gab etwas in seinen Augen, bei dem man solche Erwägungen sofort vergaß: Sie strahlten Autorität, Humor und Güte aus, und wenn man genauer hinsah, konnte man darin die Anzeichen für zahlreiche weitere wertvolle Eigenschaften erkennen. Jeder, der Johnny begegnete, merkte sofort, dass er hier einem Mann von großer Kraft und zugleich großem Sanftmut gegenüberstand.

Er schloss sie in die Arme, kaum, dass er den Raum betreten hatte, und hielt sie eine Weile eng umschlungen, so wie er es immer tat – als hätte er Sorge gehabt, sie könnte während seiner Abwesenheit plötzlich verschwunden sein. Aber sein Kuss war fest und entschlossen. Für einige Augenblicke dachte keiner von ihnen mehr an die Hitze. Dann fragte Sally: »Ein Bier und dann ein kaltes Bad, oder erst ein kaltes Bad und dann ein Bier?«

»Zuerst das Bier, denke ich«, antwortete Johnny. »Vielleicht habe ich ja danach genug Energie, um in die Badewanne zu steigen.« Er zog sein Jackett aus und hängte es über eine Stuhllehne.

Als sie zusammen auf dem Sofa saßen, nahm er einen tiefen Schluck aus seinem Glas und seufzte. Dann sah er sie an und fragte: »Was hältst du davon, wenn wir für zwei Wochen oder so die Stadt verlassen?«

»Was – jetzt?«

»Ja. Nicht für einen Urlaub, auch wenn das eine nette Abwechslung wäre. Nein, für einen Auftrag – einen dringlichen Auftrag.«

Sally begriff sofort, was er meinte. »Eine Privatbibliothek?«

Johnny nickte und nahm einen weiteren tiefen Schluck. »Es ist eine unglaublich komplizierte Geschichte, und ich bin gerade geistig nicht mehr so ganz auf der Höhe. Aber ich werde mein Bestes versuchen. Erinnerst du dich an den alten Mercator?«

Sally erinnerte sich sogar sehr gut an Sir Mark. Er besaß eine ausgezeichnete Bibliothek, und weil er Teilhaber einer der größten Handelsbanken Europas war, verfügte er auch über die Mittel, diese stetig zu vergrößern. Er gehörte schon seit vielen Jahren zu den Stammkunden der Gebrüder Heldar und war auch häufig persönlich in den Laden gekommen. Zu der Zeit, als sie noch dort gearbeitet hatte, war er jedes Mal überaus charmant und höflich zu ihr gewesen. Darüber hinaus war er Johnny sehr zugetan, und nachdem die Bekanntgabe ihrer Verlobung in der Times erschienen war, hatte er eigens einen Besuch im Laden abgestattet, um ihnen zu gratulieren. Zu dem Anlass hatte er sie zu einem Diner ins Savoy eingeladen. Und zu ihrer Hochzeit hatte er ihnen zwei prächtige Kerzenleuchter aus der Queen-Anne-Epoche geschickt und war bei den Hochzeitsfeierlichkeiten selbst ein äußerst willkommener Gast gewesen.

Johnny fuhr mit seinem Bericht fort: »Ich bin mir nicht sicher, ob du wusstest, dass seine Frau eine Thaxton war – eine von den Hampshire-Thaxtons, genauer gesagt. Er hat ihr irgendwann während der Anfangsjahre dieses Jahrhunderts den Hof gemacht, und obwohl Geld und persönlicher Reichtum damals allmählich eine ähnliche Bedeutung erlangten, wie sie es heutzutage haben, bestand bei den Thaxtons kein Bedarf danach, und ihr Vater rümpfte seine aristokratische Nase bei der Vorstellung, sie könnte einen Juden heiraten. Mercator hat sich damals äußerst geschickt verhalten. Das hat jedenfalls Großvater erzählt, von dem ich diesen Klatsch und Tratsch heute Nachmittag erfahren habe. Anscheinend hat sich Mercator zunächst ein ganzes Jahr lang unendlich geduldig bemüht, den alten Herrn umzustimmen. Aber als das nichts fruchtete, hat er jeden Versuch in dieser Richtung aufgegeben und ist mit ihr durchgebrannt – wenn auch so nüchtern und respektabel wie irgend möglich. Die Ehe wurde zu einem vollen Erfolg, und beide Ehepartner waren so beliebt, dass ihnen aus dieser Geschichte keinerlei gesellschaftlicher Nachteil entstanden ist. Sie hatten keinen Sohn, nur eine Tochter, die ein tragisches Ende gefunden hat. Sie hat einen deutschen Grafen geheiratet und ist dann in einem Konzentrationslager ums Leben gekommen. Der Graf wollte das nicht hinnehmen und ist daraufhin ebenfalls verschwunden. Die beiden hatten zum Glück keine Kinder. Zahlreichen anderen Mitgliedern aus der Mercator-Verwandtschaft ist ein ähnliches Schicksal widerfahren, bis Sir Mark schließlich nur noch ein einziger Verwandter blieb: Richard Thaxton, der Großneffe seiner verstorbenen Frau.«

»Richard Thaxton«, wiederholte Sally. »Diesen Namen habe ich irgendwo schon einmal gesehen. Gibt es nicht eine Thaxton-Bibliothek? Aber es ist gar nicht lange her, dass ich den Namen ›Richard Thaxton‹ gelesen habe.«

»Das glaube ich gern. Dazu komme ich gleich noch. Richard muss jetzt so um die dreißig sein. Ich habe ihn nie persönlich kennengelernt, aber er galt als Verschwender, und man erzählt sich, dass er nur sehr schlecht, um nicht zu sagen überhaupt nicht mit seinem Vater ausgekommen ist. Jedenfalls ist er nach dem Krieg bei der Royal Air Force geblieben und befand sich gerade in Korea, zusammen mit einer der Sunderland-Flugboot-Staffeln, als sein alter Herr sich bezeichnenderweise beim Jagdreiten das Genick brach. Nur wenige Monate darauf wurde Richard abgeschossen. Dabei muss einiges an Pech im Spiel gewesen sein, denn es ist keineswegs leicht, ein Sunderland-Flugboot abzuschießen. Jedenfalls stürzte er ab und wurde als gefallen gemeldet. Er war damals bereits zum stellvertretenden Staffelkapitän aufgestiegen, muss sich also sehr gut geschlagen haben. Er hatte keinen Sohn und hat alles, was er besaß – einschließlich des Familiensitzes – seiner Verlobten hinterlassen. Ich habe keine Ahnung, um wen es sich dabei handelt.

Aber weil es innerhalb sehr kurzer Zeit drei Tode gegeben hatte – Richards Großvater, der ebenfalls Richard hieß, starb 1948 in recht hohem Alter – sah sich die Verlobte gezwungen, den Familiensitz zu verkaufen, um die Erbschaftssteuern bezahlen zu können. Das war der Moment, in dem Mercator eingriff. Er erzählte meinem Großvater, dass der Familiensitz ihm schon immer gefallen habe – es handelt sich dabei um Westwater Manor in der Nähe von Fanchester – und dass er sich ohnehin aus dem Geschäftsleben zurückziehen wolle und sich daher nach einem Haus auf dem Lande umsehen würde. Außerdem wollte er dafür sorgen, dass Westwater wenn möglich im Familienbesitz verblieb. Vermutlich wollte er darüber hinaus auch Richards Verlobten unter die Arme greifen. Also hat er das Haus gekauft, zusammen mit allem, was sich darin befand, wozu, glaube ich, auch einige sehr kostbare Möbelstücke gehören. Und natürlich gibt es da auch die Thaxton-Bibliothek, für deren Zusammenstellung hauptsächlich Richards Großvater verantwortlich war. Es handelt sich dabei um eine wirklich hervorragende Sammlung, wie du sicherlich weißt. Sie enthält unter anderem einen Flambury von 1510 und eine Erstausgabe von Percival.

Jedenfalls hat Mercator nach diesem Kauf sowohl sich selbst als auch sein Hab und Gut nach und nach von London nach Westwater Manor verfrachtet. Er hat sehr viel Geld in das Haus und das Grundstück gesteckt und zahlreiche Verbesserungen vorgenommen. Natürlich hat er auch seine eigene Bibliothek mitgenommen und diese mit der Thaxton-Sammlung verschmolzen. Er wollte unter anderem auch deshalb sämtliche Bücher beisammenhaben, weil er, sobald er sich eingelebt hatte, für die Versicherung ihren Wert bestimmen lassen wollte. Vor einem Monat hat er sein Haus in Hampstead verkauft und ist nach Westwater gezogen – endgültig, wie er glaubte. Vor zwei Tagen hat die chinesische Regierung bekanntgegeben, dass sie großzügigerweise vier Piloten der Royal Air Force freilassen werde, die, wie sie behauptete, über chinesischem Staatsgebiet abgeschossen worden seien, während sie dort Krankheitserreger abwarfen. Eine hübsche Geste, natürlich, in Anbetracht der bevorstehenden Außenministerkonferenz. Und einer dieser Piloten ist, wie du sicherlich bereits erraten hast, Richard Thaxton.«

Sally griff sich mit beiden Händen an den Kopf. »Wie wollen sie dieses Problem denn jemals gelöst bekommen?«, fragte sie dann.

»Ich bin kein Rechtsanwalt«, sagte Johnny. »Gott sei Dank. Ich habe keine Ahnung, was geschehen wird, aber ich kann mir vorstellen, dass es eine unfassbar komplizierte Angelegenheit ist. Glücklicherweise bleibt sie in der Familie, sozusagen. Mercator ist fest entschlossen, Richard wieder zu seinem Besitz zu verhelfen. Er meint, Westwater Manor sei selbstverständlich Richards Zuhause, sobald er in England eintrifft, wahrscheinlich in zwei...


Merkel, Dorothee
Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Monica Ali.

Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Monica Ali.

Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Monica Ali.



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