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Hamilton | Mord in der Willow Street | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 240 Seiten

Reihe: Ein Fall für Sally und Johnny

Hamilton Mord in der Willow Street

Ein Fall für Sally und Johnny
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-608-12489-7
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Fall für Sally und Johnny

E-Book, Deutsch, Band 3, 240 Seiten

Reihe: Ein Fall für Sally und Johnny

ISBN: 978-3-608-12489-7
Verlag: Klett-Cotta
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Was für ein Geniestreich!«  Susann Fleischer, Literaturmarkt zu »Mord in der Charing Cross Road« In einem kleinen Cottage außerhalb Londons verbringen die Heldars den ersten Frühling mit ihrem Sohn Peter. Doch als die Verlobte von Johnnys Cousin, Prudence, des Mordes verdächtigt wird, eilt das Buchhändlerpaar zurück nach London, um die Ermittlungen aufzunehmen. Mitüberraschenden Twistsführt uns Henrietta Hamilton auf die Spur eines Verbrechens, das die Urfrage stellt, wem wir wirklich vertrauen können. In Mr. Frodshams Haus in der Willow Street spielen sich geheimnisvolle Treffen und verbotene Liebschaften ab, Identitäten werden ausgetauscht, Erpresserbriefe verfasst und Plagiate vertuscht. Die Sekretärin des fragwürdigen Hausherren, Prudence, verstrickt sich immer weiter in diese Spielchen. Doch dann wird Mr. Frodsham in seiner Bibliothek ermordet. Die Tatwaffe, ein Revolver, ist verschollen. Schon sichert Scotland Yard den Tatort abund befragt Prudence als Verdächtige. Denn tatsächlich wurde sie am Abend zuvor ganz in der Nähe gesehen.  Sally und Johnny Heldar nehmen die verschiedenen Fährten auf. Der Mordfall führt das Ermittlerduo von den Geschehen in der Willow Street bis hin zu Frodhams Rolle in der Französischen Résistance. Können sie Prudences Unschuld beweisen, oder ist sie stärker in den Mord verwickelt, als es die Heldars wahrhaben wollen?

Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Monica Ali.
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Erstes Kapitel


Was möchtest du heute Nachmittag machen?«, fragte Sally Heldar.

»Nun, heute früh bin ich mit den Kartoffeln fertig geworden«, antwortete Johnny. »Und jetzt würde ich gern mit dem Kopfsalat und den Erbsen weitermachen.« Dann sah er zu den Eichenbalken an der Küchendecke hinauf und fügte mit ostentativer Gleichgültigkeit hinzu: »Ich hatte gehofft, dass meine Frau mir vielleicht dabei zur Hand gehen würde.«

»Das ließe sich eventuell einrichten«, bemerkte Sally würdevoll. »Aber nur nach einer angemessenen Pause.«

Gemeinsam spülten sie das Geschirr vom Mittagessen und gingen dann ins Wohnzimmer. Es war April und noch nicht warm genug, um draußen zu sitzen, aber es herrschte herrliches Frühlingswetter. In dem kleinen Garten blühten die Narzissen, und der Apfelbaum streckte seine Blüten in den klaren blauen Himmel hinauf oder breitete sie wie rosafarbenen Frost über die alten Backsteinmauern. Auch im Inneren des Hauses leuchteten überall Narzissen und hoben sich von der dunklen Holzvertäfelung und den alten Eichenmöbeln ab. Sally empfand – nicht zum ersten Mal – eine tiefe Dankbarkeit, dass Johnnys Großtante Charlotte ihnen dieses Cottage hinterlassen hatte. Johnny saß ihr gegenüber, ohne Krawatte und in der Kleidung, in der er immer die Gartenarbeit verrichtete. Er trug eine hässliche Flanellhose, eine schäbige Tweedjacke, ein khakifarbenes Hemd, das schon vollkommen abgetragen war, und sah wunschlos glücklich aus. Durch das kleine Fenster, das auf die Wiese hinausging, hatte sie ein Auge auf Peter, der schlafend in seinem Kinderwagen lag. In ihrer kleinen Welt war alles in Ordnung.

Plötzlich schrillte das Telefon, das auf einem Tischchen neben ihr stand. Ein wenig verärgert und leicht besorgt hob sie den Hörer ab. Es kam so gut wie nie vor, dass am Wochenende jemand hier anrief.

»Minningham 2048«, meldete sie sich.

»Sally, es tut mir furchtbar leid, euch zu stören, aber ich wollte fragen, ob ich heute Nachmittag mal zu euch runterkommen könnte.«

Es dauerte einen Moment, bis sie Tims Stimme erkannte. Zunächst hatte sie nicht einmal gemerkt, dass es sich um die Stimme eines Mitglieds der Heldar-Familie handelte. Tim Heldar war Johnnys Cousin, aber im Grunde genommen war er eher so etwas wie ein kleiner Bruder. Sie fragte sich, ob etwas mit der Verbindung nicht stimmte. Dann begriff sie, dass es nicht daran gelegen hatte.

»Ich würde ganz gern mit euch beiden reden, wenn es euch nichts ausmacht. Es ist ziemlich dringend.«

»Natürlich, Tim. Komm ruhig. Möchtest du hier übernachten?«

»Nein, vielen Dank, ich bleibe nur für ein Stündchen oder so. Ich muss vor dem Abendessen wieder in der Stadt sein. Ich werde so etwa um halb vier bei euch eintreffen.«

»Alles klar«, sagte Sally. »Wir werden hier sein.«

Sie legte den Hörer auf. Johnny fragte: »Was ist los, Darling

»Ich weiß nicht, aber irgendwas ist im Busch. Wahrscheinlich wird er uns endlich von diesem Mädchen erzählen.«

»Das wäre ja eine Erleichterung«, sagte Johnny.

Sie wussten, dass es da ein Mädchen gab, und sie wussten, dass es zum ersten Mal in Tims Leben etwas Ernstes zu sein schien, aber das war auch schon alles. Tim war sich wahrscheinlich nicht einmal darüber im Klaren, dass Sally und Johnny überhaupt etwas von der Sache wussten. Aber während der letzten beiden Monate hatten sie mitbekommen, wie er sämtliche Stadien der Verzückung durchlaufen hatte, die für einen sehr verliebten jungen Mann typisch sind. Sie hatten jedoch auch gemerkt, dass er sich wegen irgendetwas schreckliche Sorgen machte. Es war nicht einfach nur die Angst, dass seine Liebe womöglich nicht erwidert wurde – da waren sie sich sicher. Und es war auch nicht – oder jedenfalls nicht nur – die Aussicht auf die neue Verantwortung, die ihn in diesem Zusammenhang erwartete. Es gab da noch irgendetwas anderes. Die Geschichte ging sie nichts an, oder jedenfalls erst dann, wenn er sich dazu entschied, ihnen davon zu erzählen, aber allmählich hatten sie sich Sorgen gemacht, dass er es nicht schaffen könnte, allein damit fertig zu werden. Er war vierundzwanzig Jahre alt, aber im Gegensatz zu ihnen selbst hatte er keine Kriegswirren erleben müssen, die ihn gezwungen hätten, schon vorzeitig erwachsen zu werden. Zwei Jahre in der Armee zu Friedenszeiten, drei Jahre in Oxford und das letzte Jahr im Familienunternehmen – einem stillen, wenn auch weltberühmten Antiquariat – hatten ihn nicht älter werden lassen, als er es den Jahren nach war.

***

Sie waren gerade damit fertig geworden, den Kopfsalat und die Erbsen zu pflanzen, und hatten sich bereits saubere Sachen angezogen, als sie auf dem kleinen Zufahrtsweg das vertraute Knattern von Tims altem Morris hörten. Als er die kleine Diele betrat, war Sally schockiert. Tim sah heute tatsächlich älter aus als er eigentlich war. Wegen seiner dichten maisfarbenen Haare, porzellanblauen Augen, feinen Gesichtszüge und makellosen Haut hielten ihn die meisten Leute für einen blutjungen Studenten. Doch jetzt war er leichenblass und hatte dunkle Ringe unter den Augen, als hätte er seit Tagen nicht mehr geschlafen. Fast hätte man ihn für einen Mann von dreißig Jahren halten können.

Es schien so, als würde er sich geradezu schmerzlich anstrengen, einen ruhigen und sachlichen Eindruck zu machen. Nachdem er die ihm angebotene Zigarette entgegengenommen und sie angezündet hatte, platzte er nach mehreren vergeblichen Versuchen, etwas zu sagen, – lauter, als er gewollt hatte, – mit den Worten heraus: »Ich bin gekommen, um euch zu erzählen, dass ich wahrscheinlich bald heiraten werde. Das hoffe ich jedenfalls.«

»Wie schön«, sagte Sally behutsam. »Aber es läuft nicht alles so, wie du dir das wünschst, oder? Ist das das Problem, Tim

»Oh, am Ende wird schon alles gutgehen«, sagte er betrübt. »Jedenfalls gehe ich davon aus. Aber im Moment ist alles ein einziges schlimmes Chaos. Sie steckt in Schwierigkeiten und weigert sich, mir irgendetwas Genaueres zu erzählen. Deshalb kann ich ihr auch nicht helfen. Und selbst wenn ich über alles Bescheid wüsste, bin ich nicht sicher, ob ich sie überhaupt aus diesem Schlamassel herausholen könnte. Aber ich glaube, Johnny könnte es vielleicht.«

»Dann schieß mal los«, sagte Johnny ruhig.

Tim sah ihn dankbar an und begann zu erzählen.

»Ihr Name ist Prudence Thorpe. Ich habe sie vor zwei Monaten auf einer Party kennengelernt. Ihre Familie lebt in Northamptonshire. Der Zweig mütterlicherseits gehört mehr oder weniger zum Landadel, wobei ›mehr oder weniger‹ die Formulierung ist, die sie selbst benutzt hat. Ihr Vater stammt aus einer Familie von Fabrikanten irgendwo in Yorkshire, die bedauerlicherweise steinreich ist.«

»Deswegen würde ich mir keine Sorgen machen«, sagte Sally und lächelte ihn an. Niemand, der Tim jetzt ansah, konnte auch nur für eine Sekunde auf den Gedanken kommen, er sei des Geldes wegen an Prudence Thorpe interessiert.

Tim schaffte es immerhin, Sallys Lächeln zu erwidern. »Doch, ein bisschen beunruhigt mich das schon«, sagte er. »Aber im Vergleich zu den anderen Problemen ist dieses Thema vollkommen unwichtig. Jedenfalls ist Prue auf eine sehr teure Schule und dann nach Paris gegangen. Und als sie wieder nach Hause zurückkehrte, wollte ihre Mutter, dass Prue auf dem Land wohnen bleibt und sich in den dortigen Heiratsmarkt einbringt. Doch das wollte Prue nicht. Sie setzte stattdessen ihren eigenen Kopf durch und ging nach London, um dort im Institut von Mrs Wisbech eine Ausbildung zur Sekretärin zu machen. Als sie vor etwa drei Monaten damit fertig war, hat sie fast sofort einen Job bekommen, was sie größtenteils ihren guten Französischkenntnissen zu verdanken hatte. Die Stelle war bei einem Mann namens Frodsham, der in Richmond wohnt – wohnte.«

Johnny blieb reglos sitzen, aber Sally fiel auf, dass er plötzlich aufhorchte. Tim fuhr indessen fort: »Frodsham war gebürtiger Engländer – oder vielmehr, sein Vater war Engländer, – aber seine Mutter ist Französin. Ich glaube, sein Vater war Künstler und hat den Großteil seines Lebens in Paris verbracht. Jedenfalls wurde Frodsham selbst in Paris geboren und ist auch dort aufgewachsen. Während dieser ganzen Zeit ist er kein einziges Mal nach England gereist. Er kam erst vor vier Jahren hierher, als er so um die vierzig war. Deshalb war er« – hier biss Tim für einen kurzen Moment grimmig die Zähne zusammen – »in allem, was zählt, auch durch und durch Franzose. Wie auch immer, er ist jedenfalls zusammen mit seiner Mutter hierher nach England gezogen – warum, weiß ich nicht – und hat ein Haus im Londoner Stadtteil Richmond gekauft. Vielleicht gehört die Gegend aber auch noch zu Twickenham. Es ist jedenfalls am Middlesex-Ufer, direkt an der Themse. Anscheinend war Frodsham recht gut betucht, jedenfalls hatte er es offenbar nicht nötig, einen Beruf auszuüben. Aber um sich die Zeit zu vertreiben, hat er ein Buch geschrieben, und zwar über den...


Merkel, Dorothee
Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Monica Ali.

Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Monica Ali.

Dorothee Merkel lebt als freie Übersetzerin in Köln. Zu ihren Übertragungen aus dem Englischen zählen Werke von Edgar Allan Poe, John Banville, John Lanchester und Monica Ali.



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