E-Book, Deutsch, 286 Seiten
Hammer / Debiel / Lutz Gemeinsam leben - gemeinsam gestalten
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-593-40963-4
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Zugänge und Perspektiven Integrierter Sozialraumplanung
E-Book, Deutsch, 286 Seiten
ISBN: 978-3-593-40963-4
Verlag: Campus
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Die Herausgeber sind ausgewiesene Experten der Sozialraumplanung.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;Einleitung: Integrierte Sozialraumplanung: Ein Konzept in der Diskussion – Veronika Hammer/Ronald Lutz/Silke Mardorf/Mario Rund;8
3;Teil 1: Zugänge;16
4;Planung des Sozialen – Planung des Raumes: Konturen eines erweiterten Planungsverständnisses – Mario Rund;18
5;Raum – Daten – Kommunikation – Silke Mardorf;74
6;Lebenslagen und Verwirklichungschancen: »Linking Capital« und Institutionelle Sozialarbeit als räumliche Beiträge des Dazwischen – Veronika Hammer;96
7;Stadt und Stadtkulturen: Krise oder Herausforderung? – Ronald Lutz;142
8;Teil 2: Perspektiven;200
9;Politik beginnt bei den Leuten: Politische Gemeinwesenarbeit als Irritation und als Praxis der Integrierten Sozialraumplanung – Ronald Lutz;202
10;Integrierte Stadtentwicklung und öffentlicher Raum: Lokale Partnerschaften zur Mitgestaltung urbaner Qualitäten – Heidi Sinning;242
11;Kommunale Beteiligung von Kindern und Jugendlichen im Kontext Integrierter Sozialraumplanung – Stefanie Debiel;258
12;Integrierte Sozialraumplanung: Ein Beispiel aus der Praxis – Ronald Lutz/Mario Rund;268
13;Autorinnen und Autoren;286
(S. 141-142)
Einleitung
Nach den einführenden Überlegungen stellt sich nun die zentrale Frage des Buches: Wie und mit welchen Methoden (Instrumenten) kann eine Integrierte Sozialraumplanung, die ein erweitertes Verständnis des Sozialen und einen theoretisch gehaltvollen Raumbegriff zur Grundlage haben muss, in städtischen Kontexten entwickelt werden? Eine mögliche Antwort kann nur unter einem umfänglichen Bezug auf den zentralen Ort erörtert werden. Stadt – das ist ein schillernder Begriff, der für eine Vielfalt von Wirklichkeiten und Möglichkeiten steht: vom sündigen Babel über das heilige Jerusalem zu den mittelalterlichen Städten Europas und schließlich bis hin zu den modernen Megacities wie Kalkutta oder Mexiko City (Häußermann/ Siebel 1987; Mumford 1963).
Als eine weltweit zu findende Siedlungsform menschlicher Kulturen, deren Ursprünge im Zweistromland und in Kleinasien liegen, verdichten sich darin bis heute Hoffnungen und unermessliches Elend zugleich (Davis 2007). Städte entfalteten immer eigene Kulturen und Herrschaftsformen, sie zogen Grenzen gegen das Land, das Umland, und dominierten dies doch auch zugleich. Sie waren und sind kulturelle Orte, an denen soziale und ökonomische Entwicklungen und darin eingelagerte und sich entfaltende menschliche Beziehungen und Konflikte verräumlicht wurden und werden (Schäfers/Wewer 1996). Städte offenbaren gesellschaftliche Beziehungen in verdichteter Form, in ihnen sind die körperlichen Erfahrungen in Stein gebaut und werden durch diesen geprägt (Sennet 1994).
Stadt als Verdichtung menschlicher Kulturen ist sowohl eine moderne, komplexe und vor allem notwendig widersprüchliche Form der Vergesellschaftung von Menschen als auch ein Gebilde, das sich nicht so einfach bzw. nicht endgültig auf den Begriff bringen lässt. Mitscherlich wies schon vor Langem in seinem bis heute lesenswerten Text »Die Unwirtlichkeit der Städte« auf deren notwendige »Absurdität« hin: »Unsere Städte und unsere Wohnungen sind Produkte der Phantasie wie der Phantasielosigkeit, der Großzügigkeit wie des engen Eigensinns« (Mitscherlich 1971: 9).
Er diskutierte vor allem den radikalen Umbau der Städte in der Moderne, die zu einer ungeheuerlichen Ballung der Menschen führten und sich zugleich Arbeits- und Lebensweisen der Industriegesellschaften Raum suchten und Bauten schufen. Diesen »Vorgang der Überwältigung« schildert er als »Grausamkeit«, das Aufsaugen der alten Städte durch die Neuen als unwirklich und zunächst niederdrückend. Die Lebensgrundlagen der Menschen haben sich in der Moderne völlig verändert, und dennoch bleiben Städte ein Ausdruck menschlicher Kulturen (Wagner 1995). Da diese sich in einem permanenten Wandlungsprozess befinden, geben sich Städte ein immer neues Bild – diese Nicht-Feststellbarkeit ist ihrer Entwicklung eingeschrieben (Sennet 1994).