E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Hampton Dieser Doc ist viel zu sexy
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7515-0535-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7515-0535-2
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Was bildet sich Laine ein? Schlimm genug, dass Dr. Pierce Beaumont für einen Charity-Kalender halbnackt vor der schönen Fotografin posieren muss! Denn statt Geduld zu zeigen, ist sie dermaßen arrogant, dass die Funken sprühen.Funken der Wut- und derLeidenschaft ...
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2. KAPITEL
Seine Bemerkung amüsierte Laine und machte sie zugleich sprachlos. Dieser Landarzt war gewiss nicht auf den Mund gefallen. Tatsächlich hatte Pierce Beaumont mehr von einem Großstädter, als sie anfangs geglaubt hatte.
Sie lächelte in sich hinein, beschloss dann aber, das Bild, das sich in ihrem Kopf festgesetzt hatte, zu vergessen. Schlagfertig oder nicht, dieser Ausflug nach Uralla musste professionell bleiben. Sie durfte nicht einmal daran denken, dass aus ihrer Zeit mit Pierce mehr werden könnte als ein Fotoshooting. Affären und Berufliches trennte sie strikt voneinander.
Gerüchte verbreiteten sich schnell in ihren Kreisen, und sie wollte keine Fotografin sein, die die Grenze überschritt und mit ihren Models ins Bett ging, egal, wie verführerisch es manchmal war. Damit riskierte man eine Machtverschiebung. Außerdem machte es das Leben unnötig kompliziert, und sie hatte sich noch nie gestattet, Stoff für Gerede zu liefern. Das war eine ihrer Regeln.
Eine weitere verhinderte, dass aus Affären Beziehungen wurden. Ihr Herz war sicher hinter einer Mauer verborgen. Dieser unsichtbare Schutz bewahrte sie davor, zu viel für einen anderen Menschen zu empfinden oder enttäuscht zu werden. Nie wieder wollte sie sich bei jemandem sicher fühlen und anschließend erkennen müssen, dass sie auf einmal doch wieder allein war.
Laine Phillips war eine One-Woman-Show. Und das würde sich durch nichts ändern. Bestimmt nicht durch einen dreitägigen Aufenthalt in Uralla.
„Sie können sich Ihr Hemd wieder anziehen“, sagte sie, ohne einen weiteren Blick auf seinen atemberaubenden Körper zu werfen. „Das Shooting ist vorbei.“
Nun gibt sie sich ganz professionell, dachte Pierce. Vielleicht lag es an seiner Bemerkung über den Mistelzweig. Er hatte die Atmosphäre etwas auflockern wollen, aber das würde ihm so bald wohl nicht gelingen. Sie hatte ihn zum Schweigen gebracht, und die unbeschwerten Späße waren vorbei. Offenbar ging es ihr einzig ums Geschäftliche.
Er atmete tief ein und betrachtete ihr wunderschönes Gesicht. Ihr Ausdruck wirkte völlig emotionslos. Er fragte sich, was dahintersteckte – warum sich diese attraktive Frau so abwehrend gab, so unnahbar und unberührbar. Ihre Schutzmauern waren offenbar so hoch, dass Pierce sich fragte, ob es nicht nur die Arroganz einer Großstädterin war, sondern etwas Persönliches.
Laine Phillips kam ihm wie eine wunderschöne Insel vor, die noch von niemandem entdeckt worden war.
Es wunderte ihn selbst, dass er ein pauschales Urteil über eine Frau fällte, die er kaum kannte. Noch nie zuvor hatte er sich so schnell eine Meinung gebildet, denn er hatte noch nie den Wunsch dazu verspürt. Doch Laine glich einem unwiderstehlichen Rätsel.
„Treffen wir uns also morgen früh um halb fünf auf dem Grundstück der McKenzies?“
„Halb fünf Uhr morgens?“, fragte er und knöpfte sich das Hemd zu. „Wollen wir die Kühe melken?“
Ihre Augen lächelten, doch ansonsten blieb sie ernst. „Um die Uhrzeit herrschen perfekte Lichtverhältnisse. Hat nichts mit Kühen zu tun. Ich möchte Sie bei Sonnenaufgang auf der offenen Weide fotografieren, mit einem einzelnen Eukalyptusbaum am Horizont. Ein Mann, ein Baum. Radikaler Symbolismus.“
„Ein einzelner Eukalyptusbaum?“, fragte er und runzelte verwirrt die Stirn. „Kennen Sie das Grundstück der McKenzies bereits, oder hoffen Sie bloß auf eine solche Kulisse?“
Laine verlagerte das Gewicht der schweren Tasche auf der Schulter. Sie wollte nicht zugeben, dass sie sich auf dem Grundstück blind auskannte, weil sie früher viel Zeit dort verbracht hatte. Sie hatte gehofft, solche Fragen vermeiden zu können, doch nun begriff sie, dass es praktisch unmöglich war.
Als sie herausgefunden hatte, dass Dr. Pierce Beaumont, ihr letztes Motiv für den Kalender, der ansässige Hausarzt in Uralla war, bekam sie es mit der Angst zu tun. Vor all den Jahren, als sie mit dem Bus die Stadt in Richtung Sydney verließ, hatte sie begonnen, Schritt für Schritt ihre Gefühle zu verdrängen. Mit jedem Schild, an dem sie vorbeikam, hatte sie der Mauer um ihr Herz einen weiteren Stein hinzugefügt.
Ein paar Jahre lang war Sydney ihr Zuhause gewesen, danach New York. Sie wählte Städte aus, die sie davor bewahrten, feste Beziehungen einzugehen. Städte, die so kalt und gleichgültig waren wie der Mensch, zu dem sie werden wollte.
Sie war nicht stark genug, um in einer so netten Stadt wie Uralla zu bleiben. Sie fühlte sich einfach nur leer. Nie wieder durfte ihr jemand das Herz brechen, denn beim nächsten Mal wäre es sicher ihr Ende. Also nahm Melanie Phillips die Dinge selbst in die Hand. Sie änderte ihren Vornamen, um sich wie ein anderer Mensch zu fühlen, und lebte weiter, indem sie sich erfolgreich in ein stressiges und anstrengendes Berufsleben flüchtete. Ein Leben ohne Liebe, aber auch ohne das Risiko und die Trauer, die die Liebe stets unvermeidlich mit sich brachte.
Als sie den Kalenderauftrag annahm, hatte sie nicht geahnt, dass er sie in die vertraute Kleinstadt nach New South Wales führen würde. Sie glaubte, die Shootings würden in großen Städten oder am Meer stattfinden, nicht aber in einem so kleinen Ort, den kaum jemand kannte.
Uralla war bildschön, aber wenn jemand das Städtchen kannte, dann deshalb, weil es nicht weit vom Zentrum der australischen Countrymusik entfernt lag. Zudem wurde es von einem wichtigen Highway durchschnitten. In dieser Stadt konnte man die Haustür guten Gewissens unverschlossen lassen, weil alle Einwohner Verwandte oder Freunde waren.
Früher hatte sie es geliebt, hier zu leben, und sie nahm an, dass Pierce genauso empfand.
„Ich war heute Morgen bei den McKenzies. Nachdem mein Flugzeug in Armidale gelandet ist, bin ich hingefahren, um mir die Kulisse anzusehen.“
Seine Neugier wuchs, doch Pierce schwieg und behielt seine Gedanken für sich, während er beobachtete, wie Laine nervös mit dem Riemen ihrer Tasche spielte. Er hatte kein Recht, Fragen zu stellen oder nachzubohren, wenn sie nichts preisgeben wollte. Er war ein verschlossener Mensch. Seine Vergangenheit war tabu, warum sollte es bei ihr anders sein?
Im Grunde hatte sein Leben erst begonnen, als er vor zwei Jahren nach Uralla gezogen war. Nie sprach er über seine Familie oder die Vergangenheit. Er verriet nur, dass seine Eltern starben, als er noch ein Kind gewesen war, und seine Tante danach das Sorgerecht für ihn bekam. Die einstigen Freunde seiner Eltern hatten nach der Tragödie nie versucht, Kontakt aufzunehmen, daher spielten sie keine Rolle, während er aufwuchs. Als auf der elterlichen Jacht keine Partys mehr stattfanden, erlosch auch das Interesse dieser Freunde an Pierce.
Ihre Kinder suchten ihn jedoch Jahre später auf, als er bereits ein junger Mann war. Anfangs glaubte er tatsächlich, ihnen läge etwas an seiner Freundschaft, doch bald stellte sich heraus, dass diese angeblichen Freunde ihn nur brauchten, damit er ihre Rechnungen bezahlte. Pierce begriff, dass sie es nur auf seine Erbschaft abgesehen hatten – ganz besonders die Frauen. Sie waren so scharf darauf, sich einen wohlhabenden Ehemann zu angeln, dass sie nicht einmal versuchten, ihre Gier nach Luxus zu verbergen.
Doch Pierce wollte nichts von ihnen wissen. Er wünschte sich das, was seine Eltern niemals besessen hatten: echte Freunde. Menschen, denen es egal war, ob man ein zwanzig Jahre altes Auto fuhr, und die einem einen Schlafplatz anboten, wenn es nötig war. Finanziell brauchte er selbst jedoch keine Hilfe – er war unbestreitbar einer der reichsten jungen Männer in Australien. Sein Geld stammte aus den väterlichen Anteilen an Bergbauunternehmen und Immobilien und wurde von seinem Vermögensverwalter in Sydney betreut.
Und so wurde ihm eines Tages klar, dass er sich mehr vom Leben erhoffte. Pierce verschwand aus der High Society und zog in eine Stadt, von der er an der medizinischen Fakultät gehört hatte. Eine Stadt, die ihm hoffentlich ein Zuhause bieten würde.
Die Anwohner löcherten ihn niemals mit Fragen, schnüffelten nicht in seiner Vergangenheit herum, und er war glücklich. Alles, was er seit seiner Fahrt über den New England Highway nach Uralla getan hatte, lag offen auf dem Tisch. Was davor gewesen war, kam nicht zur Sprache. Das Interesse, das ihm gegolten hatte, war wie erhofft verpufft. Sein neues Leben war zu ruhig und ereignislos, als dass sich die Medien dafür interessiert hätten. Tatsächlich glaubten viele, dass er sein Erbe durch schlechte Investitionen verloren hätte.
Nachdem er aus dem Visier der Presse verschwunden war, gab Pierce seinem Finanzverwalter diskrete Anweisungen, im Namen der Firma Spenden für gute Zwecke zu tätigen. Als heimlicher Wohltäter verwendete er das Geld niemals für private Zwecke. Er wusste, wer seine Freunde waren, und ohne das Familienerbe hatte er weniger Feinde. Seine Vergangenheit behielt er für sich, und es funktionierte bestens.
Vielleicht hatte auch Laine gute Gründe für ihre Zurückhaltung. Ihr Akzent war unverkennbar australisch, wenn auch mit internationalem Einschlag, und er wusste, dass sie in New York lebte. Er war davon ausgegangen, dass sie in einer Großstadt wie Sydney aufgewachsen war, doch aus irgendeinem Grund kannte sie sich in Uralla aus.
„Ich kenne den Ort, war mal vor Ewigkeiten da“, verriet sie knapp. „Aber es spielt keine Rolle. Ich brauche Sie dort um halb fünf und dachte, wir könnten am späten Nachmittag nach Saumarez Homestead fahren. Auf dem Anwesen gibt es eine Scheune mit einer spektakulären Aussicht. Ich würde Sie bei Sonnenuntergang gerne im Türrahmen...




