E-Book, Deutsch, Band 12, 193 Seiten
Hanika Der Tod taugt nicht als Bräutigam
1. Auflage 2021
ISBN: 978-3-7325-8565-6
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Ein Bayernkrimi
E-Book, Deutsch, Band 12, 193 Seiten
Reihe: Sofia und die Hirschgrund-Morde
ISBN: 978-3-7325-8565-6
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Stimmung unter den Campern am Hirschgrund könnte kaum besser sein: In Evelyns Café findet eine große Hochzeitsfeier statt, und Sofia sprüht vor neuen Ideen für ihren Campingplatz. Aber die zwei monströsen mongolischen Jurten, die plötzlich mitten auf dem Platz stehen, gehörten definitiv nicht dazu! Noch bevor der selbsternannten Camping-Experte Julian Niedermeyer Sofia von diesem neuen Trend überzeugen kann, liegt er tot hinter der Scheune: ermordet mit einem Pfeil aus einer Armbrust! Hat einer der Hochzeitsgäste ihn auf dem Gewissen? Sofia sucht nach dem Mörder - doch ausgerechnet als es brenzlig wird, ist ihr fescher Kommissar auf einer Fortbildung ...
'Der Tod taugt nicht als Bräutigam ' ist der zwölfte Teil der erfolgreichen Bayern-Krimi-Reihe 'Sofia und die Hirschgrund-Morde' von Susanne Hanika. Krimi trifft auf Humor, Nordlicht auf bayerische Dickschädel, Wieder-Single-Frau auf Jugendliebe und feschen Kommissar - dazu jede Menge Leichen, Mörder und Ganoven. Und all dies vor herrlich bayerischer Kulisse!
eBooks von be Thrilled - mörderisch gute Unterhaltung!
Susanne Hanika, geboren 1969 in Regensburg, lebt noch heute mit ihrem Mann und ihren vier Kindern in ihrer Heimatstadt. Nach dem Studium der Biologie und Chemie promovierte sie in Verhaltensphysiologie und arbeitete als Wissenschaftlerin im Zoologischen Institut der Universität Regensburg. Die Autorin ist selbst begeisterte Camperin und hat bereits zahlreiche Regiokrimis veröffentlicht.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 1
Der Himmel spannte sich im typisch bayerischen Weiß-Blau über meinen Campingplatz am Hirschgrund, die Pappeln und Birken rauschten im leichten Wind, und ein Buchfink schmetterte sein Lied. Es war einer dieser ruhigen Tage während der Schulzeit, an denen meine Anwesenheit auf dem Platz nicht nötig war und ich in aller Ruhe frühstücken konnte. Die Semmelchen waren schon längst von den Campern abgeholt worden, abreisende Gäste gab es nicht, und Neuankömmlinge waren selten vor drei Uhr zu erwarten.
Gerade saß ich bei angenehmen zwanzig Grad im Schatten hinterm Haus – das einzige Fleckchen hier am Campingplatz, das für den Durchschnittscamper tabu war und derart abgeschirmt lag, dass ich nicht mitbekam, was auf dem Campingplatz passierte. Hier konnte ich mich zurückziehen, wenn ich meine Ruhe haben wollte. Das Einzige, was noch zu mir durchdrang, war das Jauchzen von kleinen Kindern, die anscheinend gerade schaukelten.
Gerade saß neben mir mein Freund Jonas und schob sich den letzten Bissen Croissant in den Mund. Das hatten wir uns heute vom Meierbeck gegönnt, dem örtlichen Bäcker. Dazu noch einen Filterkaffee in den großen Blümchentassen meiner Nonna, der Großmutter, die mir den Campingplatz vererbt hatte. Zufrieden rutschte ich auf der Bank näher zu Jonas, und er legte mir den Arm um die Schulter.
»Hast du inzwischen Martin erreicht?«, fragte er, während er mir mein Ohr kraulte.
Martin war mein Ex-Mann. Seit ich hier in Bayern war, hatte ich komplett verdrängt, dass ich noch mit ihm verheiratet war. Jonas nicht.
»Nein. Ich wollte es nicht per WhatsApp machen«, sagte ich. Und das eine Mal, als ich angerufen hatte, war gleich die Mailbox angesprungen. Ich angelte nach meinem Handy, tippte auf das Bild von Martin, und das Handy wählte diesmal seine Festnetznummer.
Jonas’ Gesicht verfinsterte sich, als er das Profilbild meines Ex sah, und ich tätschelte ihm beruhigend den Oberschenkel.
»Auf was für Männer du stehst«, stellte er finster fest.
»Gestanden hast«, korrigierte ich. »Da kannte ich dich ja noch gar nicht.« In dem Moment hörte ich ein glasklares »Moin« an meinem Ohr und hätte vor Schreck beinahe das Gespräch weggedrückt.
»Hi«, sagte ich etwas irritiert, denn bereits an dem kurzen Moin erkannte ich, dass es nicht Martins Stimme war. »Martin?«
Sein Lachen verriet den Typen am anderen Ende. Mein Herzschlag wurde für einen kurzen Moment ungleichmäßig, als hätte das mein Herz bei dieser Stimme gelernt. Peter hatte nämlich sehr oft gekifft, und der Duft von Marihuana hatte bei mir immer so ein komisches, unregelmäßiges Herzklopfen ausgelöst.
»Dich gibt’s auch noch«, stellte er fest.
»Ja«, antwortete ich, weil mir keine bessere Antwort einfiel. »Ist der Martin da?«
War er nicht. Und auf eine Unterhaltung mit Martins Bruder hatte ich wahrlich keine Lust. Er war die Kategorie Mensch, die immer Ärger machte, nur auftauchte, wenn er Geld brauchte, und sofort wieder verschwand, wenn er erreicht hatte, was er wollte.
»Kannst du Martin ausrichten, dass er mich demnächst mal anrufen soll?«
»Willst du dich scheiden lassen?«, fragte Peter ziemlich hellsichtig.
»Sag ihm einfach, er soll mich anrufen«, antwortete ich und beeilte mich, das Gespräch wegzudrücken. Schließlich ging ihn das, was ich vorhatte, überhaupt nichts an.
»Puh«, schüttelte ich mich. »Bin ich froh, dass ich den Kerl nicht mehr sehen muss.«
Jonas lächelte plötzlich entspannt, anscheinend dachte er, dass ich von Martin redete. Auf dessen Anwesenheit war ich auch nicht unbedingt scharf, aber die war nicht zu vergleichen mit der seines unsäglichen Bruders.
»Ich muss jetzt los«, bedauerte Jonas.
»Ach«, machte ich.
»Mach keinen Unsinn!«, flüsterte mir Jonas ins Ohr und drückte mich noch einmal fest an sich.
Mache ich doch nie, lag mir auf der Zunge. Doch die letzten Jahre hatten bewiesen, dass das nicht ganz stimmte.
»Ich geb mir Mühe«, versprach ich und schloss beim Küssen die Augen. »Mach auch du keinen Unsinn.«
»Ich wüsste nicht, was ich bei einer Fortbildung für Unsinn machen könnte«, überlegte Jonas. »Besonders wenn du nicht dabei bist.«
»Du hast doch gar keine Fortbildung nötig«, erwiderte ich und strahlte ihn an. »Bleib doch einfach hier bei mir!«
»Vielleicht lerne ich ja dort, wie ich renitente Zeugen unter Kontrolle bringe«, überlegte er nachdenklich. »Die immer selbst ermitteln. Und sich nicht einmal von der Staatsgewalt davon abhalten lassen …«
Etwas empört über seine Anschuldigung drückte ich mich von meinem Freund weg und schlug ihm mit der flachen Hand auf seinen durchtrainierten Bauch.
»Ich gebe mir immer größte Mühe, bei Ermittlungen nicht zu stören«, erklärte ich würdevoll. »Aber ihr macht es mir auch nicht leicht, ihr von der Polizei.«
»Aha«, machte Jonas und grinste, während er gespielt zusammenzuckte, als hätte ich ihn mit meinem sanften Schlag verletzt.
Ich schlenderte mit ihm zurück ins Haus, durch den Campingladen in die Rezeption, wo er seine Reisetasche stehen hatte, und trat mit ihm vor die Tür.
»Himmel, was macht denn der hier?«, stieß ich im nächsten Moment fassungslos aus und sah auf den riesigen Truck, der auf meinem Campingplatz stand, und auf das ganze Geraffel, das schon ausgeladen auf der Wiese lagerte. Das hatte man davon, wenn man sich für kurze Zeit in den Garten setzte und nicht aufpasste!
»Siehst du, es fängt schon wieder an«, behauptete Jonas, wirkte aber überhaupt nicht beunruhigt.
»Nix fängt an!«, empörte ich mich. »Der Typ, dieser Konstantin Meier, wollte mir gestern mongolische Jurten andrehen, um meinen Campingplatz aufzupeppen. Ich habe ganz klar abgelehnt. Der wird jetzt doch wohl nicht trotzdem seine Jurten hier aufstellen!«
Jonas grinste von einem Ohr zum anderen. Seit ich ihm versprochen hatte, Martin zu sagen, dass wir uns dringend scheiden lassen mussten, hatte Jonas permanent gute Laune. Und da störten ihn so ein paar mongolische Jurten überhaupt nicht. Dabei war das eine neue Form von Terror! Früher waren es die Staubsaugerverkäufer gewesen, die einen so lange belaberten, bis man zu viele Staubsauger besaß. Und jetzt die Jurtenhändler!
»Schmeiß ihn raus«, riet er mir. »Nicht, dass wir ihn hier noch tot herumliegen haben.«
Ich verdrehte die Augen. Manchmal konnten Männer echt anstrengend sein.
»Ich bin ein paar Tage weg, ich kann jetzt nicht ermitteln«, verdeutlichte er mir das Problem und küsste mich noch einmal. »Vergiss das nicht!«
»Tschüss«, sagte ich und schob ihn Richtung Auto.
»Sonst kommt Kommissar Unausstehlich vorbei«, warnte Jonas mich und machte die Autotür auf.
»Ich dachte, das bist du«, grübelte ich und fing mir noch einen Klaps auf den Hintern ein.
»Josef Birner. Der geht in ein paar Monaten in Rente, und du willst nicht wissen, wie der ermittelt …«
»Mal den Teufel nicht an die Wand!«, beklagte ich mich.
Als Jonas endlich rückwärts auf die Landstraße rangiert hatte, ging ich eiligen Schrittes zum Jurtentruck. Wie erwartet, hatte der Herr Verkäufer tatsächlich schon eine ganze Menge Material ausgeladen – und zwei meiner Dauercamper, der Hetzenegger und der Schmidkunz, hatten ihm dabei auch noch geholfen! Auch Evelyn hatte sich zu der Gruppe gesellt. Sie würde zwar keinen Finger rühren, wie ich sie kannte, aber alle durch ihre Anwesenheit bei Laune halten. Sehr passend zum Thema »Jurte« war sie in ein Lederröckchen und eine kurze Tunika gekleidet und trug eine bunt bestickte Kopfbedeckung auf ihren knallroten Haaren. Dabei stemmte sie eine Hand in die Seite und ließ ihr Becken lasziv zur Seite kippen.
»Das geht nicht!«, wollte ich dem ganzen Treiben ein Ende bereiten. »Ich habe einen bayerischen Campingplatz und keinen mongolischen, und ich will auch nicht testen, wie so eine Jurte aussieht, wenn sie steht, ich habe schließlich die Bilder gesehen. Ich habe genügend Fantasie, dass ich mir das alles lebhaft vorstellen kann!«
Schließlich hatte Konstantin Meier einen wunderbaren Katalog dagelassen, den ich mir ganztags ansehen konnte.
»Er will nur übernachten«, sagte Evelyn mit einem feinen Lächeln, da sie sich anscheinend für das Thema »Zelt« gerade sehr erwärmen konnte. Sie wirkte geradezu beschwingt. Vielleicht fiel Konstantin in ihr Beuteschema. Bestimmt hatte sie noch nie so einen drahtigen Kerl gehabt, der die Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hatte, und war deswegen nicht abgeneigt, das mal in einer Jurte auszuprobieren.
Evelyn war meine flippigste Dauercamperin und für alles Neue zu haben. Insofern gefiel ihr natürlich die Idee, dass wir einen Glamping-Platz haben könnten, also einen Glamour-Campingplatz.
Ich warf ihr einen finsteren Blick zu. Wenn es um Männer ging, war sie zu allen möglichen Kompromissen bereit, und meine Hoffnung, dass ich den Jurtenverkäufer bald los sein würde, schwand.
»Der Lastwagen kann da nicht stehen bleiben«, maulte ich weiter. »Sie belegen drei Plätze! Da müssen Sie dann auch für drei Plätze zahlen!«
Sonst war ich nicht so pingelig. Aber der Typ kam mir vor, als wollte er mich über den Tisch ziehen, und das würde ich diesmal auf gar keinen Fall zulassen.
»Den stell ich auf den Besucherparkplatz«, versprach mir Konstantin mit einem beschwichtigenden Lächeln.
Er war relativ groß und ziemlich braun gebrannt. Vielleicht, weil er ständig in...




