E-Book, Deutsch, 297 Seiten, eBook
Hartmann / Klesse / Wagenknecht Heteronormativität
1. Auflage 2008
ISBN: 978-3-531-90274-6
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Empirische Studien zu Geschlecht, Sexualität und Macht
E-Book, Deutsch, 297 Seiten, eBook
Reihe: Studien Interdisziplinäre Geschlechterforschung
ISBN: 978-3-531-90274-6
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Heteronormativitätskritische Forschung versucht hinter dem, was als natürlich gegeben angesehen wird, das Wirken normativer Mechanismen freizulegen und diese ins Zentrum der Kritik zu stellen. Der Band versammelt empirische Studien über Gehalt, Durchsetzung, Wirkungsweisen und Effekte solcher Normen, sowie über deren Zusammenhang mit weiteren gesellschaftlichen Machtmechanismen. Im interdisziplinären Vergleich zeigt sich, wie eine Kritik der heteronormativen Forschungsparadigmen gravierende Verschiebungen in allen Wissenschaftsfeldern mit sich bringt.
Dr. Jutta Hartmann ist Vertretungsprofessorin im Bereich 'Pädagogik für Soziale Arbeit' an der Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim.
Dr. Christian Klesse ist Lecturer in Cultural Studies an der Manchester Metropolitan University in Großbritannien.
Peter Wagenknecht ist als freier Dozent in der Jugend- und Erwachsenenbildung tätig.
Dr. Bettina Fritzsche ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Forschungsprojekt 'Lernkultur- und Unterrichtsentwicklung an Ganztagsschulen' an der Technischen Universität Berlin.
Dr. Kristina Hackmann ist zur Zeit Lehramtsreferendarin in Hamburg.
Zielgruppe
Research
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Inhalt;6
2;Heteronormativität. Empirische Studien zu Geschlecht, Sexualität und Macht – eine Einführung;9
3;Was ist Heteronormativität? Zu Geschichte und Gehalt des Begriffs1;16
4;Heteronormativität und qualitative Forschung. Methodische Überlegungen;34
5;I. Der heteronormative Blick in wissenschaftlichen Diskursen;51
5.1;Der heteronormative Blick in wissenschaftlichen Diskursen – eine Einführung;52
5.2;Das Lesbenhormon, oder: Geschlechtskörper – hormonell stabilisiert oder flexibilisiert?;58
5.3;Heteronormativität in der Zoologie;75
5.4;Intervenieren und Perpetuieren – Konstruktionen kritischer Pädagogik in den Feldern von Geschlecht, Sexualität und Lebensform;90
5.5;Das Begehren, das nicht eins ist. Fallstricke beim Reden über Bisexualität;110
6;II. Selbst-Bewegungen. Subjektive Aushandlungsprozesse von Geschlecht und Begehren;127
6.1;Selbst-Bewegungen. Subjektive Aushandlungsprozesse von Geschlecht und Begehren – eine Einführung;128
6.2;Changierende Suchbewegungen. Adoleszente Mädchen zwischen homosexuellen und heterosexuellen Wünschen und Phantasien;134
6.3;Einarbeitungsprozesse männlicher Jugendliche in die heterosexuelle Ordnung;144
6.4;Kritische Reflexion und/oder Reproduktion von Macht? – Hegemoniale Männlichkeit und Heteronormativität im Doing Gender männlicher Sozialarbeiter;163
7;III. Kulturelle Praxis und sexueller Diskurs: Inszenierungen von Geschlecht und Begehren;179
7.1;Kulturelle Praxis und sexueller Diskurs: Inszenierungen von Geschlecht und Begehren – eine Einführung;180
7.2;Geschlechter-Inszenierungen von Schwulen auf Pride- Paraden. Eine heteronormativitätskritische Analyse;187
7.3;Normalisierung und Ausschluss. Darstellungen nichtheterosexuellen Verhaltens in Fahndungssendungen;209
8;IV. Verschränkung und Gleichzeitigkeit mehrfacher Machtverhältnisse;226
8.1;Intersektionalität oder Simultaneität?! – Zur Verschränkung und Gleichzeitigkeit mehrfacher Machtverhältnisse – Eine Einführung;227
8.2;Transnationale Migration, intime Beziehungen und BürgerInnenrechte;239
8.3;(No) Fucking Difference? Eine Kritik an ‘ Heteronormativität’ am Beispiel von Thailändischsein;256
8.4;Weibliche bisexuelle Nicht-Monogamie, Biphobie und Promiskuitätsvorwürfe;277
9;AutorInnen;294
Heteronormativität. Empirische Studien zu Geschlecht, Sexualität und Macht — eine Einführung.- Heteronormativität. Empirische Studien zu Geschlecht, Sexualität und Macht — eine Einführung.- Was ist Heteronormativität? Zu Geschichte und Gehalt des Begriffs.- Was ist Heteronormativität? Zu Geschichte und Gehalt des Begriffs.- Heteronormativität und qualitative Forschung. Methodische Überlegungen.- Heteronormativität und qualitative Forschung. Methodische Überlegungen.- Der heteronormative Blick in wissenschaftlichen Diskursen.- Der heteronormative Blick in wissenschaftlichen Diskursen — eine Einführung.- Das Lesbenhormon, oder: Geschlechtskörper — hormonell stabilisiert oder flexibilisiert?.- Heteronormativität in der Zoologie.- Intervenieren und Perpetuieren — Konstruktionen kritischer Pädagogik in den Feldern von Geschlecht, Sexualität und Lebensform.- Das Begehren, das nicht eins ist. Fallstricke beim Reden über Bisexualität.- Selbst-Bewegungen. Subjektive Aushandlungsprozesse von Geschlecht und Begehren.- Selbst-Bewegungen. Subjektive Aushandlungsprozesse von Geschlecht und Begehren — eine Einführung.- Changierende Suchbewegungen. Adoleszente Mädchen zwischen homosexuellen und heterosexuellen Wünschen und Phantasien.- Einarbeitungsprozesse männlicher Jugendliche in die heterosexuelle Ordnung.- Kritische Reflexion und/oder Reproduktion von Macht? — Hegemoniale Männlichkeit und Heteronormativität im Doing Gender männlicher Sozialarbeiter.- Kulturelle Praxis und sexueller Diskurs: Inszenierungen von Geschlecht und Begehren.- Kulturelle Praxis und sexueller Diskurs: Inszenierungen von Geschlecht und Begehren — eine Einführung.- Geschlechter-Inszenierungen von Schwulen auf Pride-Paraden. Eine heteronormativitätskritischeAnalyse.- Normalisierung und Ausschluss. Darstellungen nichtheterosexuellen Verhaltens in Fahndungssendungen.- Verschränkung und Gleichzeitigkeit mehrfacher Machtverhältnisse.- Intersektionalität oder Simultaneität?! — Zur Verschränkung und Gleichzeitigkeit mehrfacher Machtverhältnisse — Eine Einführung.- Transnationale Migration, intime Beziehungen und BürgerInnenrechte.- (No) Fucking Difference? Eine Kritik an ‘Heteronormativität’ am Beispiel von Thailändischsein.- Weibliche bisexuelle Nicht-Monogamie, Biphobie und Promiskuitätsvorwürfe.
Normalisierung und Ausschluss. Darstellungen nichtheterosexuellen Verhaltens in Fahndungssendungen (S. 219-220)
Normalisierung und Ausschluss
Jan Pinseler
Homosexualität sei heute allgemein akzeptiert, komme ganz selbstverständlich in jeder Talkshow vor und die Vorabendserien im Fernsehen seien voll von Lesben und Schwulen. So lautet jedenfalls eine heute weit verbreitete Auffassung. Schon bei flüchtiger Betrachtung fällt jedoch auf, dass in der Regel Homosexualität in medialen Darstellungen als etwas besonderes gekennzeichnet ist, als etwas, das von einer implizit als ‘normal’ gesetzten Heterosexualität abweicht. Im Rahmen eines größeren Projekts habe ich die Darstellung von Normalität und Abweichung in einer spezifischen Fernsehgattung, in Fahndungssendungen, untersucht.1 In diesen Sendungen werden immer wieder auch Abweichungen von einer normativ gesetzten Heterosexualität thematisiert. – Im Folgenden soll zunächst die Gattung Fahndungssendungen kurz beschrieben werden, um anschließend anhand von Fallbeispielen zu zeigen, mit welchen Mustern Sexualität in diesen Sendungen dargestellt wird und wie diese in allgemeine Muster der Verbrechensdarstellung in Fahndungssendungen eingebettet sind.
Fahndungssendungen und Verbrechen
Fahndungssendungen sind eines der wenigen Fernsehformate, die in Deutschland entstanden sind und anschließend weltweit adaptiert wurden. Die vermutlich erste Fahndungssendung wurde 1938 im nationalsozialistischen Fernsehen ausgestrahlt. Ab 1967 etablierte sich im neu gegründeten ZDF die Sendung Aktenzeichen XY ... ungelöst, seit den 1980er Jahren setzte sich das Format auch international durch. Daneben gibt es heute mit Kripo live im MDR und Täter Opfer Polizei im RBB zwei weitere Fahndungssendungen im deutschen Fernsehen, von 1997 bis 2000 strahlte SAT.1 die Sendung Fahndungsakte aus.
Nachahmersen- dungen gibt es unter anderem in den USA, Ungarn, Israel, den Niederlanden, Australien und Großbritannien.3 Verbrechen werden in den Medien nicht nur in Fahndungssendungen dargestellt, sie sind vielmehr alltäglicher Bestandteil des Fernsehprogramms. Dies gilt sowohl für die fiktive Darstellung in Form des Krimis, als auch für Verbrechen, die tatsächlich stattgefunden haben und über die in Nachrichten und so genannten Boulevardsendungen häufig und in großer Detailfülle berichtet wird.4 Fahndungssendungen nehmen jedoch eine Sonderstellung ein, denn sie stellen tatsächliche und unaufgeklärte Verbrechen dar und verfolgen damit nach eigenen Angaben das Ziel, diese mit Hilfe der Zuschauerinnen aufzuklären.
Während Nachrichten- und Boulevardsendungen mit sekundären Bildern einer Straftat auskommen müssen und fiktive Verbrechensdarstellungen zumindest aus dem Kontext immer als solche zu erkennen sind, zeigen Fahndungssendungen das Geschehene vorgeblich genau so, wie es wirklich passiert ist. Indem dabei der Inszenierungscharakter völlig ausgeblendet wird, greifen Fahndungssendungen auf besonders wirksame Art und Weise in die gesellschaftliche Auseinandersetzung darüber ein, was ein Verbrechen ist und was nicht.