Hauman Star Trek - Corps of Engineers 16: Der hippokratische Eid
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86425-715-5
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 16, 100 Seiten
Reihe: Corps of Engineers
ISBN: 978-3-86425-715-5
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Dr. Elizabeth Lense hat eine vorbildliche Karriere. Sie war Klassenbeste ihres Jahrgangs an der Akademie, sogar noch vor dem genetisch verbesserten Julian Bashir, und eine Heldin im Krieg gegen das Dominion. Nun ist sie medizinischer Offizier an Bord der U.S.S. da Vinci. Doch sie ist nicht ganz auf der Höhe: Sie ist lustlos, reagiert gestresst und überlässt ihre Pflichten mehr und mehr dem medizinischen Notfallprogramm der da Vinci. Und diese Probleme könnten zu keinem schlechteren Zeitpunkt auftreten, denn auf Shermans Planet ist ein Virus ausgebrochen, das die gesamte Bevölkerung des Planeten und auch die Mannschaft der da Vinci bedroht ... Wird Lense ihrer Depression Herr werden, um ein Heilmittel gegen die Seuche finden zu können? Was, wenn die Heilung am Ende schlimmer ist als die Krankheit selbst ...?
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Kapitel 2
Shermans Planet (nach den einander widersprechenden Informationen in der Memory-Alpha-Datenbank entweder so genannt, um eine Kneipenrechnung zu bezahlen, als Warnung, dass ein besonders widerwärtiges Individuum dort lebte, oder um eine Frau zu beeindrucken) befindet sich in einem Bereich des Weltalls, der von den Terranern zuerst im Jahre 2067 kartografiert wurde, genauer gesagt vom Chefastronomen der Royal Academy of England, John Burke. In der Umlaufbahn des nahe gelegenen Donatu V wurde im Jahre 2242 eine Schlacht zwischen der Föderation und den Klingonen ausgetragen. Die Zugehörigkeit der Siedlungen in diesem Sektor wurde nie endgültig geklärt, bis zwanzig Jahre später die Organier kamen und eine Art unilateralen Frieden zwischen beiden Seiten stifteten. Shermans Planet wurde unter den Auflagen des Vertrags von Organia von der Föderation kolonisiert. Es gab einen unschönen Zwischenfall mit dem Klingonischen Reich, bei dem es um Spionage, Hungersnot und eine vergiftete Getreidelieferung ging, aber das ist nur eine Randnotiz aus den frühen Tagen der Planetengeschichte.
Die Klingonen sind nach dem Zwischenfall nie mehr in diese Gegend der Galaxie zurückgekehrt. Sie haben offenbar eine Abneigung gegen die Region entwickelt. Es ist beinahe so, als seien sie gegen etwas dort allergisch.
Der Planet selbst ist nicht sehr fruchtbar, die meisten Pflanzen von der Erde gediehen nicht und es gibt nur wenige Ausnahmen – glücklicherweise ist die Traube eine von ihnen. Innerhalb weniger Jahre nach der Besiedlung wurde der Planet Heimat diverser überdurchschnittlich guter Jahrgänge. Einige Arten der einheimischen früchtetragenden Flora vertragen sich hervorragend mit der irdischen Traube, und so konnten einige nie da gewesene Weinvariationen entwickelt werden. Alles in allem waren die Kolonisten in der Lage, ein bequemes Leben zu führen, selbst bevor die Replikatortechnik jedem Mitglied der Föderation ein bequemes Leben ermöglichte.
Die menschliche Bevölkerung des Planeten ist im letzten Jahrhundert schnell auf über drei Millionen angewachsen. Natürlich bietet ein Planet, der ungefähr die Größe der Venus hat, viel Platz, sodass sich die Leute darauf weitläufig verteilen können. Es kommt nur selten vor, dass eine Familie weniger als ein halbes Dutzend Hektar Land besitzt, selbst wenn dieses Land hauptsächlich aus Felsen und Wäldern besteht.
Mit einer planetaren Infrastruktur, die sich entwickelte, nachdem die Energieprobleme durch die Möglichkeit, Dilithium zu rekristallisieren, gelöst worden waren, genießen es die Leute, sich ausbreiten zu können. Privatshuttles und andere Fahrzeuge erleichtern die Reise in die nächste Stadt, selbst wenn diese fünfhundert Kilometer entfernt liegt. Und da inzwischen beinahe jede Familie einen eigenen Replikator auf dem Gelände besitzt, besteht auch keine Gefahr mehr, dass etwas Lebensnotwendiges ausgeht. Eine Wiederholung der Hungersnot, die einst die Kolonie an den Rand des Zusammenbruchs gebracht hat, ist nicht zu befürchten, auch wenn Großeltern ihren Enkeln nach wie vor bewegende Geschichten über diese Hungersnot erzählen – zumindest für die Großeltern sind sie bewegend.
Generell scheinen Krieg und Hunger der Vergangenheit anzugehören. Das Leben ist sicher und angenehm. Niemand will viel, keiner braucht viel. Das größte Problem der Planetenverwaltung besteht darin, dass immer mehr junge Leute von diesem „langweiligen Felsen“ verschwinden und die Galaxie bereisen wollen. Ein Problem, mit dem allerdings die meisten Föderationswelten dieser Tage zu kämpfen haben.
Abe Auerbach hatte ein ähnliches Problem: Er wollte ebenfalls diesem Felsen entkommen, und dabei war er gerade erst angekommen.
Zum fünften Mal an diesem Tag verfluchte er seine Mutter, die auf Shermans Planeten einen Neuanfang wagen wollte, für die Entscheidung, auf dem Planeten umzuziehen. Er war aus einem zivilisierteren Teil der Galaxie gekommen und nun saß er hier draußen fest, um ihr mit „seinem Erbe“, wie sie es nannte, zu helfen. Er nannte es eine endlose hügelige Wildnis mitten im Nirgendwo. Strände waren eher sein Geschmack. Vorzugsweise die von Risa, mit einem schönen kalten Drink in der Hand. Aber seine Mutter hatte beschlossen, nach Armstrong City zurückzukehren, und entschieden, dass ihr pflichtbewusster Sohn ihre Angelegenheiten auf Shermans Planeten regeln sollte, was beinhaltete, das Haus, in dem sie bisher hier gelebt hatte, aufzulösen und zu verkaufen.
Nachdem er hier am Ende der Galaxie angekommen war, entdeckte Abe, dass seine Mutter aus Altersgründen das Haus ziemlich hatte verkommen lassen und dass es in diesem Zustand wohl niemand kaufen würde, wenn er keine größeren Renovierungsarbeiten durchführte. Was er in den letzten beiden Monaten getan hatte.
Er hatte die meisten der Hausreparaturen erledigt, die er im Winter hatte in Angriff nehmen können, aber nun, wo es Frühling wurde, war er endlich in der Lage, den Swimmingpool anzulegen. Er hatte bereits die Büsche und Bäume gefällt, die im Weg waren, und einen industriellen Phaser gemietet, um das Loch auszuheben, indem er die Erde desintegrierte. Er hatte sich für einen tiefen Pool entschieden und bereits viereinhalb Meter in die Tiefe gegraben. Unglücklicherweise begann es zu regnen, bevor er die Arbeit hatte beenden können, und so machte er für diesen Tag Schluss. Wahrscheinlich war es ohnehin ganz gut, dass der Regen die neu ausgehobene Erde etwas anfeuchtete, damit es nicht so staubte.
Der Regen und der Dreck förderten jedoch (buchstäblich) etwas zu Tage, das auf der Oberfläche von Shermans Planet seit ungefähr dreitausend Jahren nicht mehr gesehen worden war.
Abe würde nie davon erfahren. Er wollte die Grubenwände für den Pool verstärken, wenn der Regen aufhörte, aber dann hatte er sich einen Schnupfen eingefangen und fühlte sich nicht danach. Er verkroch sich im Haus und sah sich alte Aufzeichnungen von Komödien an, aber schaltete auf Dramen um, als die Komödien zu viel Gelächter und damit auch heftige Hustenanfälle auslösten.
Persönliches Logbuch des Captains Sternzeit 53663,3
Die ist seltsam still. Die meisten Besatzungsmitglieder befinden sich nicht auf dem Schiff, sie sind entweder mit verschiedenen Reparaturprojekten auf Shermans Planet beschäftigt oder damit, ihren längst überfälligen Urlaub zu genießen. Auf dem Schiff sind nur noch ich selbst, da ich erst vor einer Woche Urlaub hatte; Wong an der Steuerkonsole, der uns davor bewahrt, aus der Umlaufbahn zu geraten; Stevens, der darum gebeten hat, trotz seines Urlaubs hierbleiben zu dürfen, „weil sich ja jemand um das Schiff kümmern muss“; Hawkins, weil Corsi darauf bestand, dass jemand von ihren Leuten an Bord blieb und Hawkins seinen Urlaub bereits nach dem Zwischenfall auf der ohnehin aufgebraucht hat.
Und Dr. Lense.
Ich war zwiegespalten, ob ich Dr. Lense hierbehalten sollte. Auf der einen Seite hätte ihr ein Urlaub vielleicht ganz gutgetan. Auf der anderen Seite könnte ängstlich herumzulaufen, während sie Urlaub hat, noch mehr Aufmerksamkeit auf sie ziehen, was ich gerne vermeiden würde. Außerdem, jetzt, wo das Schiff so gut wie ausgestorben ist, können wir eine längere Sitzung abhalten, ohne mitleidige Blicke, Fragen oder Ähnliches von der Mannschaft zu ernten.
Ich werde eine Kopie unserer Sitzungen in meinem persönlichen Logbuch aufbewahren. Das wird mir helfen, meine Gedanken und Beobachtungen zu ordnen. Zudem habe ich so etwas, das ich notfalls der medizinischen Abteilung der Sternenflotte übergeben kann. Ich hoffe nicht, dass es so weit kommt, aber nach der heutigen Sitzung glaube ich, zu erahnen, wie traumatisiert Dr. Lense wirklich ist. Die angehängte Aufzeichnung soll diesen Eindruck illustrieren.
[]
L: Hallo, Captain.
G: Hallo, Doktor, schön, Sie zu sehen.
L: Wenn Sie das sagen.
G: Setzen Sie sich. Ein Wasser?
L: Ja. Sie entwickeln schon eine Routine, nicht wahr?
G: Das hoffe ich doch. Meine Großmutter sagte immer, dass gutes Benehmen auf alle Fälle Routine sein sollte.
L: Entzückend. War sie auch der Meinung, man solle sich in anderer Leute Privatleben einmischen?
G: Das tat sie aus tiefster Überzeugung.
L: Natürlich tat sie das.
G: Ich mache die Leute eben gern meschugge. Wenn Sie es vorziehen, kann ich auch meinen Rang als Captain ausspielen. Wenn Ihnen das nicht passt, dann suchen Sie sich einen Schiffscounselor. Sollen wir anfangen?
L: Sicher, warum nicht.
G: Also.
L: Also.
G: Wo möchten Sie gerne anfangen?
L: Ich möchte am liebsten gar nicht.
G: Nein, nein, nein. Das ist keine Option.
L: Natürlich nicht....