Hax-Schoppenhorst / Herrmann | Treue und Vertrauen | E-Book | sack.de
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E-Book, Deutsch, 464 Seiten

Hax-Schoppenhorst / Herrmann Treue und Vertrauen

Handbuch für Pflege-, Gesundheits- und Sozialberufe

E-Book, Deutsch, 464 Seiten

ISBN: 978-3-456-96009-8
Verlag: Hogrefe AG
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)



Treue und Vertrauen sind Tugenden oder Ressourcen, ohne die zwischenmenschliches Leben und eine bedürfnisgerechte Behandlung und Pflege nicht möglich sind. Die Haltung der Treue ist zentral für das Verhältnis eines Menschen zu sich selbst und der Wahrheit. Treue ist lebenswichtig für die Gesellschaft im Sinne von Verbindlichkeit und Verlässlichkeit. Vertrauen ist eine Erfahrung, die es Menschen erlaubt, sich auf Unsicherheit und Ungewissheit einzulassen. Wenn auch Vertrauen ein riskantes Gefühl ist, so ist es auch ein sozialer Kitt und Klebstoff, der uns zu sozialen Wesen macht und verbindet und zur ‚Software ethischen Verhaltens' gehört. Obwohl es sich um zentrale Kategorien handelt, sind Treue und Vertrauen bislang in ihrer Bedeutung noch nicht ausreichend beschrieben, begriffen und mit Blick auf die Praxis reflektiert worden. Erörtert man dabei auch Synonyme wie Liebe, Loyalität, Solidarität und Verbundenheit, dann ergeben sich daraus viele für das Gesundheitswesen essenzielle Handlungsfelder. In seinen drei Teilen bietet das interdisziplinäre Handbuch Menschen, die Gesundheitsberufen tätig sind, grundlegende Informationen, Konzepte sowie Empfehlungen und bezieht dabei aktuelle gesellschaftliche Diskussionen sowie Fragen der persönlichen Lebensgestaltung mit ein. Somit passt es in eine komplizierte Zeit, die vielfach von Verunsicherung und Ungewissheit geprägt ist, da es angemessen provoziert, mahnt, aber auch Mut macht, anregt und Lösungen beschreibt. Treue und Vertrauen zwischen Einzelnen, Gruppen und innerhalb von Gesellschaften sind wie Wasser: im Idealfall überall, alles durchdringend, Leben nährend. Wie eine Landschaft ohne Wasser zur Wüste wird, vertrocknet auch Zwischenmenschliches und verdorren Lebensgemeinschaften aller Art. Treue und Vertrauen sind der Kitt, der Kontinente, Länder, Gesellschaften und Gemeinschaften jeder Art -zusammenhalten könnte - würde man sich die Mühe machen, sie auch wirklich breitbandig zu leben. Was geschieht, wenn diese beiden Essenzen vernachlässigt werden, wird an den verschiedenen gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Zerfallserscheinungen der letzten Jahre und Jahrzehnte mehr als deutlich.
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Zielgruppe


Pflegeberufe, Gesundheitsberufe, Sozialberufe, Mediziner*innen, Psycholog*innen, Psychiater*innen

Weitere Infos & Material


1;Inhalt und Geleitwort von Prof. Dr. Rita Süssmuth;7
2;Assoziationen – Statt eines Vorworts der Herausgeber;27
3;1 Everlasting Love? Treue – Auslaufmodell oder Relaunch?;31
3.1;1.1 Einleitung;31
3.2;1.2 Treue als Tugend;32
3.3;1.3 Einmal Freunde, immer Freunde? Treue als Beziehungskitt;33
3.4;1.4 Treue zwischen Pflicht und Zwang;34
3.5;1.5 Beziehungskrise – Nagelprobe für die Treue;34
3.6;1.6 Treue heute: schöner als früher;34
3.7;1.7 Geschenk der Treue, Lohn der Treue;35
3.8;1.8 Tücken der Treue;36
3.9;1.9 Sich selber treu sein;36
3.10;1.10 Literatur;37
4;2 Treu – Doof? – Lohn der Beharrlichkeit;38
4.1;2.1 Einleitung;38
4.2;2.2 Öffentliche Engführung;38
4.3;2.3 Was gibt unserem Leben Stabilität?;39
4.4;2.4 Irritationen der Treue;40
4.5;2.5 Ideal oder Überforderung?;41
4.6;2.6 Versprechen und Verzeihen;41
4.7;2.7 Schöpferische Treue;42
4.8;2.8 Treue Gottes – Treue des Menschen;43
4.9;2.9 Der Weg der Treue: Beginn – Rhythmus – Ziel;44
4.10;2.10 Die Gnade des guten Beginns – Faszination;44
4.11;2.11 Die Gnade, auf dem Weg zu bleiben;46
4.12;2.12 Die Gnade, das Ziel zu sehen;48
4.13;2.13 Der treue Zeuge – Jesus;49
4.14;2.14 Literatur;49
5;3 Gesellschaftsexperiment Treue – So machen es alle?;51
5.1;3.1 Einleitung;51
5.2;3.2 Eine Wette mit Folgen;52
5.3;3.3 Missverstanden – und inspirierend;53
5.4;3.4 „Cosi fan tutte“ in der Relecture;55
5.5;3.5 Treue – biografisch;56
5.6;3.6 Projekt Anerkennung;57
5.7;3.7 Finale;58
5.8;3.8 Literatur;59
6;4 Der Heilberuf als Versprechen;60
6.1;4.1 Einleitung;60
6.2;4.2 Das Versprechen als Sich-Zusprechen;61
6.3;4.3 Das Versprechen als das Strikte;61
6.4;4.4 Das Versprechen als das Nicht-Widerrufbare;62
6.5;4.5 Das Versprechen als das Verbindende;62
6.6;4.6 Versprechen als Vertrauenseinladung;63
6.7;4.7 Versprechen als Sich-verletzlich-Machen;63
6.8;4.8 Das Versprechen als Antwort auf die Verantwortung;64
6.9;4.9 Versprechen als implizites Treuebekenntnis;65
6.10;4.10 Treue als Wert und Haltung;66
6.11;4.11 Treue in der Medizin als Herausforderung;67
6.12;4.12 Literatur;68
7;5 Solidarität und Pflege;69
7.1;5.1 Einleitung: Solidarität verstehen;69
7.2;5.2 Ist Solidarität eine moralische Forderung?;71
7.3;5.3 Die Würde der Pflegebedürftigen;72
7.4;5.4 Gewährleistung der Würde und moralische Grenzen;73
7.5;5.5 Pflege als Tugendkonzept;74
7.6;5.6 Solidarität braucht menschengerechte Institutionen;75
7.7;5.7 Bedürfnisse abhängiger Pflegebedürftiger;76
7.8;5.8 Eine an Würde orientierte Pflege;78
7.9;5.9 Selbsthilfe der alternden Zivilgesellschaft unterstützen;80
7.10;5.10 Literatur;82
8;6 Vertrauensvolle Führung in der Pflege;84
8.1;6.1 Einleitung;84
8.2;6.2 Demografischer Wandel – eine mehrfache Herausforderung;84
8.3;6.3 Rolle der Führungskraft in Zeiten der Veränderung;85
8.3.1;6.3.1 Führung und Vertrauen;85
8.3.2;6.3.2 Transformationale Führung;85
8.4;6.4 Wege zur Bindung von Mitarbeitenden;86
8.4.1;6.4.1 Kliniken als Magnet;87
8.4.2;6.4.2 Individuelle Einarbeitung;87
8.4.3;6.4.3 Gezielte Karriereentwicklung;89
8.4.4;6.4.4 Mitarbeiter*innenbindung durch Praxisentwicklung;91
8.5;6.5 Ausblick;92
8.6;6.6 Literatur;92
9;7 Freiwillige als Brücke der Gesellschaft zum Sterben;93
9.1;7.1 Einleitung;93
9.2;7.2 Freiwillige in der Palliativversorgung;93
9.3;7.3 Die soziale Unterstützung Freiwilliger;96
9.4;7.4 Tragweite des Erlebens der Freiwilligen;100
9.5;7.5 Diskussion;101
9.6;7.6 Literatur;104
10;8 Treue: Beziehungen zwischen Verpflichtung und Vertrauen;107
10.1;8.1 Einleitung;107
10.2;8.2 Vier Aspekte der Treue;108
10.3;8.3 Treue als Verbindung zur gesellschaftlichen Dynamik;109
10.4;8.4 Treue als vereinbarte Selbsttäuschung;111
10.5;8.5 Die Macht der Wiederholung;111
10.6;8.6 Vom Vertikalen zum Horizontalen;112
10.7;8.7 Das Problem Vertrauen;113
10.8;8.8 Vertrauen als Praxis;114
10.9;8.9 Der Nutzen des Misstrauens;114
10.10;8.10 Ritterlichkeit;115
10.11;8.11 Treue und Vertrauen in helfenden Berufen;116
10.12;8.12 Literatur;117
11;9 In ewiger Treue – Vom Beharrungsvermögen der Freundschaft;118
11.1;9.1 Einleitung;118
11.2;9.2 Was ist ein treuer Freund?;119
11.3;9.3 Treue im Kontext von Freundschaft;120
11.4;9.4 Freiwilliges und doch verbindliches Treuegebot?;122
11.5;9.5 Literatur;123
12;10 Treue und Vertrauen aus der Sicht Hochbetagter;124
12.1;10.1 Einleitung;124
12.2;10.2 Die Weisheit der Alten;124
12.3;10.3 Psychosoziale Entwicklung nach Erikson;126
12.4;10.4 Philosophie von Treue und Vertrauen;127
12.5;10.5 Hohes Alter, Seinsvertrauen und Glück;128
12.6;10.6 Literatur;128
13;11 Schlaglichter der Treue;129
13.1;11.1 Einleitung;129
13.2;11.2 Immer zur Stelle;129
13.3;11.3 Gemeinsame Wege;130
13.4;11.4 Geduldige Stütze zur rechten Zeit;130
13.5;11.5 Massiver Treuekonflikt;130
13.6;11.6 Ohne Kompromisse;131
13.7;11.7 Weiterführende Literatur;131
14;12 Wie viel Verbindlichkeit braucht die Liebe?;132
14.1;12.1 Einleitung;132
14.2;12.2 Biochemie der Bindung;132
14.3;12.3 Beziehung als Konsumgut;133
14.4;12.4 Was bedeutet Treusein?;133
14.5;12.5 Dem anderen und sich selbst treu;134
14.6;12.6 Bindungsmuster prägt Beziehung;134
14.7;12.7 Keine emotionale Sprache;134
14.8;12.8 Kommunikationsdefizite ausgleichen;135
14.9;12.9 Heimlich auf Abwegen;135
14.10;12.10 Langeweile und Narzissmus;136
14.11;12.11 Kind-Modus und Konfliktscheue;136
14.12;12.12 Spannungsfeld von Nähe und Autonomie;136
14.13;12.13 Untreue zerstört Bindung;137
14.14;12.14 Beziehung durch „Beichte“ kitten?;137
14.15;12.15 Engagiert oder arrangiert?;137
14.16;12.16 Balance von Nähe und Distanz;138
14.17;12.17 Lohn der Treue;138
14.18;12.18 Lust versus Liebe;139
14.19;12.19 Alltägliche Lustkiller eliminieren;139
14.20;12.20 Berührung macht glücklich;139
14.21;12.21 Bedürfnis nach Bindung;140
14.22;12.22 Literatur;140
15;13 Die Matrix der Treue – 60 Jahre Doppelkopf;141
15.1;13.1 Einleitung;141
15.2;13.2 Die formativen Jahre – Eine Spielkultur entsteht;142
15.3;13.3 Spielkultur und Lebensform;143
15.4;13.4 Was hat die Doppelkopfgruppe zusammengehalten?;144
15.5;13.5 Was Treue ausmacht;146
15.6;13.6 Literatur;147
16;14 Treue in der spirituellen Praxis;149
16.1;14.1 Einleitung;149
16.2;14.2 Kontemplation – Was ist das?;149
16.2.1;14.2.1 Kontemplation als Gebetsweg;150
16.2.2;14.2.2 Kontemplation als Verfassung und Bewusstseinszustand;150
16.2.3;14.2.3 Kontemplation als Verwandlungs-, Wandlungs- und Heilungsweg;150
16.2.4;14.2.4 Kontemplation als alltägliche Lebenshaltung;151
16.2.5;14.2.5 Spiritualität und Lebenskunst aus der Stille;151
16.3;14.3 Erträge der Kontemplation;153
16.3.1;14.3.1 Die spirituelle Grundfrage;153
16.3.2;14.3.2 Kontemplation lädt zu Gegensätzlichem ein;153
16.3.3;14.3.3 Nicht das Tun, sondern das Lassen als Weg;154
16.3.4;14.3.4 Konfrontativ und heilsam;155
16.4;14.4 Treue in der spirituellen Praxis;156
16.5;14.5 Treue auf dem spirituellen Pfad;156
16.5.1;14.5.1 Wirkungsfeld personale Entwicklung;157
16.5.2;14.5.2 Wirkungsfeld transpersonale Entwicklung;157
16.6;14.6 Literatur;158
17;15 Vertrauen – Eine soziologische Perspektive;161
17.1;15.1 Einleitung;161
17.2;15.2 Alltagssprache und Vertrauensphänomene;162
17.3;15.3 Bezugshorizonte des Vertrauens;163
17.3.1;15.3.1 Persönliche Kontexte;163
17.3.2;15.3.2 Professionelle Kontexte;163
17.3.3;15.3.3 Politische Kontexte;164
17.4;15.4 Bausteine einer Vertrauenstheorie;165
17.5;15.5 Ambivalenz des Vertrauens;166
17.6;15.6 Modalitäten des Vertrauens;167
17.6.1;15.6.1 Reflexiver Modus;168
17.6.2;15.6.2 Habitueller Modus;168
17.6.3;15.6.3 Fungierender Modus;169
17.7;15.7 Resümee;170
17.8;15.8 Literatur;170
18;16 Neurobiologische Grundlagen des Vertrauens;172
18.1;16.1 Einleitung;172
18.2;16.2 Das frühe „Drama“ des Vertrauens;175
18.3;16.3 Synchronie als biologische Vertrauensbasis;176
18.4;16.4 Vertrauensbildendes Berühren;177
18.5;16.5 Security Priming: Das „Gedächtnis“ des Vertrauens;178
18.6;16.6 Predictive Coding: Vertrauensbasierte Wahrnehmung;180
18.7;16.7 Furcht vor dem Unbekannten;181
18.8;16.8 Biologie der Adversität;182
18.9;16.9 Das vertrauenserfüllte Selbst;183
18.10;16.10 Vertrauen als prosoziale Energie;185
18.11;16.11 Fazit;186
18.12;16.12 Literatur;187
19;17 Treue und Vertrauen in der psychiatrischen Pflegepraxis;191
19.1;17.1 Einleitung;191
19.2;17.2 Treue in der Gesundheitsversorgung;194
19.3;17.3 Treue und Vertrauen in der psychiatrischen Pflege;195
19.4;17.4 Literatur;200
20;18 Die heilende Kraft des Vertrauens;202
20.1;18.1 Einleitung;202
20.2;18.2 Der Wert des Vertrauens;202
20.3;18.3 Das soziale Gesundheitswesen;203
20.4;18.4 Mediziner*innen und Pflegende in sozialer Verantwortung;204
20.5;18.5 Kranke Welten und individuelle Hoffnung;205
20.6;18.6 Schlechte und gute Medizin und Pflege;207
20.7;18.7 Das Gesundheitswesen als sozialer Organismus;208
20.8;18.8 Bürgerschaftliche Selbstorganisation und Vertrauen in das Gemeinwesen;209
20.9;18.9 Pflegenotstand muss es nicht geben!;210
20.10;18.10 Ökonomie vertrauenswürdiger Medizin und Pflege;211
20.11;18.11 Leistungsversprechen und patientenorientiertes Controlling;213
20.12;18.12 Soziale Gesundheitswirtschaft;215
20.13;18.13 Literatur;217
21;19 Treue und Vertrauen in der Chirurgie;219
21.1;19.1 Einleitung;219
21.2;19.2 Treue;220
21.3;19.3 Vertrauen;221
21.4;19.4 Vertrauensaufbau in Notfallsituationen;222
21.5;19.5 Vertrauensaufbau in Elektivsituationen;223
21.6;19.6 Pflege und Festigung von Vertrauen;225
21.7;19.7 Treue des Patienten zum Arzt;227
21.8;19.8 Treue des Chirurgen;228
21.9;19.9 Literatur;229
22;20 Vertrauen(-Müssen) in einem Dreieck;231
22.1;20.1 Einleitung;231
22.2;20.2 Vertrauen als relationaler Prozess;231
22.3;20.3 Vertrauen beginnt im Individuum;233
22.4;20.4 Vertrauen für eine erfolgreiche Zusammenarbeit;236
22.5;20.5 Macht, Vertrauen und Vertrauensbruch;238
22.6;20.6 Kontrolle und Veränderbarkeit der Haltung;239
22.7;20.7 Fazit;240
22.8;20.8 Literatur;241
23;21 Offene Kommunikation am Lebensende;243
23.1;21.1 Einleitung;243
23.2;21.2 Vertrauensvolle Beziehung;243
23.3;21.3 Gesellschaftlicher Umgang mit Sterben und Tod;244
23.4;21.4 Sterben und Tod – schwere Gespräche;246
23.5;21.5 Ethnografie der institutionalisierten Palliative Care;248
23.6;21.6 Kommunikation braucht und gibt Vertrauen;250
23.7;21.7 Schlussfolgerung;252
23.8;21.8 Literatur;252
24;22 Vertrauensvolle Kommunikation in der psychiatrischen Pflege;255
24.1;22.1 Einleitung;255
24.2;22.2 Begegnungsräume;255
24.3;22.3 Herausforderndes Verhalten;256
24.4;22.4 Warum wir uns so verhalten;259
24.5;22.5 Das Gezeitenmodell;260
24.6;22.6 Literatur;261
25;23 Vertrauenswürdige Beziehungsgestaltung in der Pflege;263
25.1;23.1 Einleitung;263
25.2;23.2 Vertrauen in der Pflegebeziehung;264
25.2.1;23.2.1 Erwartung von Kompetenz;264
25.2.2;23.2.2 Wohlwollen der anderen;264
25.2.3;23.2.3 Zerbrechlichkeit/Vulnerabilität;265
25.2.4;23.2.4 Das Element des Risikos;265
25.2.5;23.2.5 Vertrauenswürdigkeit als Gewinn;265
25.3;23.3 Vertrauen messbar machen;267
25.3.1;23.3.1 Trust in Nurses Scale (TNS);267
25.3.2;23.3.2 Items der TNS;267
25.3.3;23.3.3 Organisation und Struktur der TNS;268
25.3.4;23.3.4 Pflegerische Kommunikation in der TNS;268
25.3.5;23.3.5 Pflegefachliches Handeln in der TNS;269
25.3.6;23.3.6 Transfer;269
25.4;23.4 Vertrauenswürdig pflegen;269
25.4.1;23.4.1 Organisatorische & strukturelle Maßnahmen;270
25.4.2;23.4.2 Kommunikation;272
25.4.3;23.4.3 Pflegefachliches Handeln;272
25.4.4;23.4.4 Übergreifende Elemente;273
25.5;23.5 Schlussbetrachtung;273
25.6;23.6 Literatur;274
26;24 Vertrauen und Nachhaltigkeit in der Pflege;275
26.1;24.1 Einleitung;275
26.2;24.2 Vertrauen und das pflegerische Versprechen;276
26.3;24.3 Pflege und ein nachhaltiges Versprechen;277
26.3.1;24.3.1 Ziele für nachhaltige Entwicklung;279
26.4;24.4 Nachhaltige Spuren durch Pflegende;282
26.5;24.5 Literatur;282
27;25 Vertrauen in der Freundschaft – Bemerkungen zu Aristoteles;284
27.1;25.1 Einleitung;284
27.2;25.2 Freundschaft und Beständigkeit;286
27.3;25.3 Die „Wohlgesinntheit“ als „Anfang“ der Freundschaft;286
27.4;25.4 Die Zeit der Prüfung;289
27.5;25.5 Sicherheit des Wissens über Vertrauenswürdigkeit;291
27.6;25.6 Literatur;292
28;26 Selbstvertrauen finden;293
28.1;26.1 Einleitung;293
28.2;26.2 Selbstvertrauen, Selbstbewusstsein, Selbstwert und Eigensinn;293
28.3;26.3 Meine eigene Geschichte;296
28.4;26.4 Fazit;300
28.5;26.5 Literatur;300
29;27 Sich getraut haben, sich vertraut haben;301
29.1;27.1 Einleitung;301
29.2;27.2 Wer wagt, gewinnt;301
29.3;27.3 Was bleibt?;302
29.4;27.4 Wer A sagt, muss auch B sagen;302
29.5;27.5 Auf geht’s!;302
29.6;27.6 Die Hoffnung stirbt zuletzt;303
29.7;27.7 Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste;304
29.8;27.8 Jeder ist ersetzbar;305
29.9;27.9 Aller Anfang ist schwer;306
29.10;27.10 Glücksschmiede und Wanderer;307
29.11;27.11 Watt mutt, dat mutt;308
29.12;27.12 Epilog;309
29.13;27.13 Literatur;309
30;28 Wege zu mir selbst;311
30.1;28.1 Einleitung;311
30.2;28.2 Wer bin ich und was ist mein Weg?;311
30.2.1;28.2.1 Die eigene Berufung;312
30.2.2;28.2.2 Deine Werte;313
30.2.3;28.2.3 Alles beginnt mit einem Traum;314
30.3;28.3 Selbsttreue – sich selbst treu sein;315
30.3.1;28.3.1 Edelsteine im Keller – Die eigene Fülle erkennen;315
30.3.2;28.3.2 Deine Präsenz ist dein Geschenk an die Welt;316
30.3.3;28.3.3 Dein Körper – Antenne für deine Selbsttreue;318
30.3.4;28.3.4 Die Sprache deines Herzens verstehen;318
30.3.5;28.3.5 Ist Selbsttreue egoistisch?;320
30.3.6;28.3.6 Die eigenen Grenzen achten;320
30.4;28.4 Selbstvertrauen;320
30.4.1;28.4.1 Ein kleiner Ausflug in dein Gehirn;321
30.4.2;28.4.2 Wenn andere dich aufregen;321
30.4.3;28.4.3 Auflösen von Glaubensmustern – Übung;323
30.4.4;28.4.4 Entwicklung findet außerhalb deiner Komfortzone statt;327
30.5;28.5 Selbsttreue und Selbstvertrauen im Alltag leben;328
30.6;28.6 Literatur;329
31;29 Vertrau auf dich!;331
31.1;29.1 Einleitung;331
31.2;29.2 Die Anfänge;331
31.3;29.3 Auf dem Weg zu Visionen;332
31.4;29.4 Erleben und umsorgen;334
31.5;29.5 Weiterführende Literatur;334
32;30 Mehr Romantik in der psychiatrischen Pflege;335
32.1;30.1 Einleitung;335
32.2;30.2 Mentalisieren als Theorie der Verbundenheit;339
32.3;30.3 Die Pflegenden vom Fach;342
32.4;30.4 Literatur;348
33;31 Kampagne „Jahr des Vertrauens 2018“;350
33.1;31.1 Einleitung;350
33.2;31.2 Das „Jahr des Vertrauens“ im Überblick;350
33.3;31.3 Vertrauensschwund in Gesellschaft und Medizin;351
33.4;31.4 Vertrauen stärken – Misstrauen abbauen;352
33.5;31.5 „WerteWelten“ und „Weltethos praktisch“;352
33.6;31.6 Jürgen Wertheimer – Die „Anatomie des Vertrauens“;353
33.7;31.7 Vertrauen stabilisiert das soziale Bindegewebe;353
33.8;31.8 Straßentheaterprojekt „Vertrauen zu Migranten“;354
33.9;31.9 Der „Medizinische Aschermittwoch“;355
33.10;31.10 Für eine Medizin der Menschlichkeit und Hinwendung;355
33.11;31.11 Vertrauensdialog: Menschen schenken uns ihr Vertrauen;357
33.12;31.12 Karl Schlecht: Vertrauensbildung im Fokus;357
33.13;31.13 Vertrauen heißt: „Gemeinsam sehen …“;359
33.14;31.14 Abschlussplädoyer für Menschlichkeit von Konstantin Wecker;359
33.15;31.15 Literatur;360
34;32 Gründe für Werteverlust und Werteverfall;363
34.1;32.1 Einleitung;363
34.2;32.2 Glaube an einen Werteverfall;364
34.2.1;32.2.1 Die Struktur der Presseberichterstattung;364
34.2.2;32.2.2 Gemeinschaftswerte versus Moral;364
34.2.3;32.2.3 Viele unbekannte neue moralische Probleme;368
34.3;32.3 Ein Katalog moralischer Pflichten;369
34.4;32.4 Die Nichtbeachtung moralischer Pflichten;371
34.5;32.5 Literatur;372
35;33 Humanität der Treue nach Zygmunt Bauman;373
35.1;33.1 Einleitung;373
35.2;33.2 Treue im Schatten der Menschheitskatastrophen;375
35.3;33.3 Die Fragilität des Humanen;376
35.4;33.4 Dem „Antlitz des anderen“ treu sein;377
35.5;33.5 Gewaltlose Treue;378
35.6;33.6 Treue als Sensibilität in der Nähe zum anderen;379
35.7;33.7 Treulosigkeit als „seelenlose Indifferenz“;379
35.8;33.8 Die „veruntreute“ Gesellschaft;380
35.9;33.9 „Verworfenes Leben“ – Treulosigkeit im globalen Maßstab;381
35.10;33.10 Treue als universale Solidarität;382
35.11;33.11 Fazit: Treue angesichts „unheilbarer Zerbrechlichkeit“;383
35.12;33.12 Konsequenzen für die gesellschaftliche Praxis;384
35.13;33.13 Literatur;385
36;34 Ein Ethos des Vertrauens – eine Skizze;386
36.1;34.1 Einleitung;386
36.2;34.2 Über die Moralisierung hinaus;386
36.3;34.3 Intermezzo mit Niklas Luhmann;387
36.4;34.4 Wohin mit Vertrauen?;390
36.5;34.5 Ein Vorschlag zum Widerstand;391
36.6;34.6 Der Schweizer Eid – Zurück zum ärztlichen Ethos;392
36.7;34.7 Literatur;393
37;35 Plastikwort Solidarität? Ein kritisches Essay;394
37.1;35.1 Einleitung;394
37.2;35.2 Bestandsaufnahme;394
37.3;35.3 Solidarität oder Entsolidarisierungssystem?;395
37.4;35.4 Ursachenforschung;397
37.5;35.5 Der Blick zurück;397
37.6;35.6 Gegenwart 1: Berufssoziologische Betrachtung;398
37.7;35.7 Gegenwart 2 und Zukunft (?): Pädagogische Betrachtung;399
37.8;35.8 Synthese;399
37.9;35.9 Literatur;400
38;36 Üb’ immer Treu und Redlichkeit – Schlaglichter;401
38.1;36.1 Einleitung;401
38.2;36.2 Was macht Vertrauen unabdingbar?;401
38.3;36.3 Ärztin-/Arztsein im wirtschaftlichen Kontext und Umfeld;403
38.4;36.4 Regularien und Alternativen;407
38.5;36.5 Literatur;408
39;37 Die Instrumentalisierung des Treuebegriffs in der SS;410
39.1;37.1 Einleitung;410
39.2;37.2 Treue beim Militär;410
39.3;37.3 Stellenwert der Treuesemantik;411
39.4;37.4 Der Treuebegriff in der SS;412
39.5;37.5 Literatur;415
40;38 Politische Stabilisierung durch Bindung und Vertrauen?;418
40.1;38.1 Einleitung;418
40.2;38.2 Freundschaft und Gesellschaft heute;418
40.3;38.3 Wie entstehen Freundschaften?;422
40.4;38.4 Entwicklungspsychologische Aspekte der sozialen Motivation;423
40.5;38.5 Biopsychologisch-evolutionäre Entwicklungsbedingungen menschlicher Kooperation;425
40.6;38.6 Von Natur aus sozial – an Gruppen gebunden?;426
40.7;38.7 Literatur;427
41;39 Inklusion ist nicht nett, sondern ehrlich;428
41.1;39.1 Einleitung;428
41.2;39.2 Inklusion ist nicht nett;428
41.3;39.3 Inklusion als gesamtgesellschaftliche Aufgabe;429
41.4;39.4 Jeder nickt und keiner fühlt sich angesprochen;431
41.5;39.5 Inklusion braucht Strukturen und Beziehung;432
41.6;39.6 Ausblick: Exklusionstendenzen begegnen;433
41.7;39.7 Literatur;433
42;40 Treue-Pröbchen;434
43;41 Vertrauen in Beziehung und Organisationen;436
43.1;41.1 Einleitung;436
43.2;41.2 Vertrauen und seine praktisch-normative Bedeutung für den Gesundheitsbereich;437
43.2.1;41.2.1 Wortbedeutungen;438
43.2.2;41.2.2 Die affektive und moralisch-normative Vertrauensdimension;438
43.2.3;41.2.3 Vertrauensverhältnisse im Gesundheitsbereich als soziale Praxis;441
43.3;41.3 Vertrauen zwischen Fürsorge und Autonomie;442
43.4;41.4 Vertrauen und vertrauenswürdige Organisationen;445
43.5;41.5 Literatur;448
44;Anhang;451
44.1;Nachwort der Herausgeber;453
44.2;Verzeichnis der Herausgeber;454
44.3;Autorinnen und Autoren;456
45;Sachwortverzeichnis;462


1 Everlasting Love? Treue – Auslaufmodell oder Relaunch?
Martin Hecht 1.1 Einleitung
In Zeiten einer sich immer hektischer wandelnden Multioptionsgesellschaft gerät die Treue ins Hintertreffen. Egal, ob zum Ehepartner, zu den Freunden oder zum Fußballverein. Switchen, hoppen, weiterziehen. Wir alle sind, im Vergleich zu unseren Vorfahren, ziemlich treulose Tomaten geworden. Treue ist eine alte, manche sagen veraltete und scheinbar aussterbende Tugend. Aber hat sie in Zeiten von Unsicherheit und Überforderung nicht auch ihre geheimen Vorzüge? Worin bestehen sie? Nimmt sie uns alle am Ende vor uns selbst in Schutz – und ist vielleicht nicht schon bald die Tradition der neue Fortschritt? Treue – worin liegen ihre Chancen und Risiken, und was ist sie uns noch wert?   Wer in Frankfurt am Main den „Eisernen Steg“ oder in Köln die Deutzer Brücke (Abb. 1-1) überqueren möchte, begegnet dort einem Phänomen, das es seit Jahren auch auf vielen anderen Brücken dieser Welt gibt: Tausende Vorhängeschlösser am Geländer, in das Metall eingraviert die Namen zweier Liebenden. So viele hängen am „Eisernen Steg“, dass die Stadt Frankfurt 2016 schon mit der Flex anrücken musste. Durch die Verwitterung war es zur Korrosion der Stützstangen gekommen. In Paris kennt man dasselbe Problem, hier ist das Geländer des Pont des Arts vor ein paar Jahren unter der Last der Liebesschlösser buchstäblich in die Knie gegangen – und zusammengebrochen. Abbildung 1-1: Treueversprechen an der Deutzer Brücke, Köln (© Foto: Thomas Hax-Schoppenhorst) Auf dem Grund der Seine, des Mains oder des Rheins, die unter diesen Brücken fließen, dürften genauso viele Schlüssel liegen, wie oben an der Brücke Schlösser festgemacht sind. Denn das Ritual sieht vor, dass man nach dem Treueschwur das Schloss feierlich verschließt und den Schlüssel, womöglich rückwärts über die Schulter, ins Wasser wirft, auf dass ihn niemand je wiederfinden kann. Und damit ist eines so sicher wie das Amen in der Kirche: Das Schloss bleibt verschlossen. Es sei denn, die Stadtverwaltung rückt an. In alle Ewigkeit. Und genauso lange soll auch die Liebe halten. Wenn man über solch eine Brücke geht, kann man sich fragen: Wie viele dieser Beziehungen, die da beschworen wurden, sind wohl heute noch lebendig? Wie viele sind trotz Vorhängeschloss längst Vergangenheit, aufgelöst in Schmerzen der Trauer und Wut oder vielleicht auch ausnahmsweise einmal in beiderseitigem Einvernehmen? Wie viele dieser „auf ewig geschlossenen“ Beziehungen halten bis heute? Und wie viele davon halten gar länger, egal, wie lange, einen Tag oder zehn Jahre, weil es diese Schlösser gibt? Wie viel mehr an Bindekraft vermag ein Ritual, ein Schwur verleihen, wie sehr vermag er die normale Haltbarkeit menschlicher Liebesbeziehungen verlängern? Ganz ähnlich sieht es aus, wenn man die Praxis von immer mehr eher jüngeren Menschen in den Blick nimmt, die sich den Namen ihrer Liebsten als Treue-Tattoo unter Schmerzen irgendwo auf die Haut stechen lassen. Unauslöschlich und in alle Ewigkeit. Es ist genauso der Wunsch nach Unverbrüchlichkeit, Beständigkeit und Dauer, der diese Praktik regiert. 1.2 Treue als Tugend
Was ist also Treue? Ein Impuls? Eine Haltung? Eine Sehnsucht? Eine Weltanschauung gar? Treue klingt nach bedingungslosem Zusammenhalt, auf Biegen und Brechen, auf Leben und Tod. Nach Gehorsam, Militär oder wahlweise Fußballverein. Aber auch nach Größe und Edelmut. Wir alle haben mit ihr unsere Erfahrungen gemacht. Erfahrungen, in denen wir treu waren oder untreu, Erfahrungen, in denen andere uns treu waren – oder eben nicht. Das Konzept der Treue folgt der Idee, einen gefühlten Idealzustand in einer Beziehung verewigen zu wollen. In der Treue liegt der Wunsch nach emotionaler unbedingter Verlässlichkeit, Verbindlichkeit in einer Beziehung. Irgendwie etwas sehr Altes. Aber auch Unscharfes, Schillerndes, Ambivalentes, etwas Faszinierendes und gleichzeitig, zumindest ab einem gewissen Punkt, Unfreies, Befremdliches. Treue ist eine Tugend. Philosophisch gesehen gehört sie nicht zu den sogenannten Kardinaltugenden – Weisheit, Gerechtigkeit, Tapferkeit und Mäßigung. Auch nicht zu den christlichen Tugenden, nämlich Glaube, Liebe, Hoffnung. Sie taucht erst bei den sogenannten Rittertugenden auf. Ist sie ein Wert an sich? Oder nur eine „Sekundärtugend“? Man kann sagen, Treue ist eine Art Ableitung der Liebe. Andererseits, wenn man wirklich liebt, muss man eigentlich gar nicht treu sein, oder? Denn wo echte Liebe waltet, braucht es keine Treue mehr. Sie ergibt sich von selbst, könnte man einwenden. Oder doch nicht? Die Liebe, zu jeder Zeit, sie soll immer währen. Aber heute scheint der Wunsch nach dieser Ewigkeit größer zu sein denn je. Wohl weil uns auch schon in ihrem Anfangszauber klar ist, wie zerbrechlich menschliche Beziehungen in einer Zeit geworden sind, in der Flexibilität, Mobilität unsere Welt und auch unser Beziehungsleben prägen, ja generell „Veränderungsakzeptanz“ zu einem unumstößlichen Wert geworden ist – und gleichzeitig Abschied, Trennung und Beziehungsbruch, neue Isolation und Einsamkeit zu immer häufiger wiederkehrenden Realerfahrungen zählen. Nie war das Leben so ungewiss wie heute – und nie die Liebe. Aber es sträubt sich da scheinbar etwas in uns – und wir wollen dem Vorschub leisten, den „Bestand sichern“ und wappnen uns mit Symbolen, Ritualen und Treueschwüren gegen den immer schnelleren Wandel, der alles mitzureißen droht. Die Liebesschlösser am Brückengeländer sind gewissermaßen wie eine Gegenbewegung zu all den Shorttime-Dating-Beziehungen aus dem Internet, wo man sich einfach wegwischt und zum nächsten Partner wechselt, wenn man den alten satthat. Man will der Bewegung etwas entgegensetzen, was bleibt. Der Journalist Markus Spieker hat zur Treue ein Buch geschrieben, „Mono. Die Lust auf Treue“ (2011). „Es gibt Zeiten“, so behauptet er, „wo durch Wohlstand, durch eine bestimmte Bildung vielleicht das Expressive, das Gefühlige ganz wichtig ist und jeder dann sein Ding macht, gerne experimentiert. Und es gibt wieder Zeiten, wo man enger zusammendrückt, mehr kuscheln will. Und ich glaube, in so eine Zeit gehen wir jetzt“ (Spieker, zit. in Hecht, 2019, S. 5). Ist das wirklich so? 1.3 Einmal Freunde, immer Freunde? Treue als Beziehungskitt
Bei der Treue denkt man vor allem an die Ehe. Treue zwischen Ehepartnern, Vorhängeschlösser, die zwei dicke platonische Freunde an einem Brückengeländer anbringen – sie gibt es so gut wie nicht. Dennoch ist die Treue als psychologischer Beziehungsverstärker nur auf den ersten Blick den Liebespaaren dieser Welt vorbehalten. Im Grunde waltet sie in allen menschlichen Beziehungen, die eine gewisse Nähe und Intensität aufweisen – auch in der Freundschaft. Was es dort allerdings kaum gibt, ist das Äquivalent eines Treueversprechens, das da lautet, „bis dass der Tod euch scheidet“. Mag sein, dass es in alten Western die Blutsbrüderschaft – etwa zwischen Old Shatterhand und Winnetou – gibt, die da ganz ähnlich beschworen wird. Und im Kindesalter gibt es Banden, in denen man erst per Ritual aufgenommen wird und dann schwören muss, die „Schwarze Hand“ nie zu verlassen – oder gar zur Konkurrenz aus der Nachbarstraße überzulaufen. Dennoch, unter Freunden thematisiert man so gut wie nie die Treue – oder drückt sie gar durch ein feierliches Ritual aus. Sie verbindet zwei meist unausgesprochen – ohne Gelöbnis. Bemerkbar macht sie sich aber dennoch. Und zwar jedes Mal, wenn wir einem Freund die Stange auch dann noch halten, wenn er etwas getan hat, was wir eigentlich missbilligen. Wir tun das, weil das alte Wohlwollen ihr oder ihm gegenüber die Entgleisung, die sie oder er sich da geleistet hat, aufwiegt: Wir nehmen sie ihr/ihm nicht übel (oder zumindest nicht so sehr), weil viel mehr Grund und Boden da ist, auf dem diese Freundschaft steht, als dass sie von einer Irritation weggespült werden könnte: Treue ist ein Bestandteil der Beziehungskonstruktion, die gewährleistet, dass eine Freundschaft über eine Meinungsverschiedenheit oder einen handfesten Konflikt hinaus Bestand hat – als solche ist sie immer schon in eine Freundschaft eingebaut. Wer genau hinsieht, erkennt Treue aber auch schon in der Routine. Ich muss nicht mehr jedes Mal prüfen, ob ich jemandem, der mein Freund ist, vertraue, ob ich die Zeit mit ihm gerne verbringe – das ist alles geklärt, aufgehoben im Treuegefühl. Treue spart Zeit und lässt Freunde schneller zum Wesentlichen kommen: dem Spaß am Zusammensein, der Freude am gegenseitigen Verständnis und Teilnehmen am Leben des anderen. 1.4 Treue zwischen Pflicht und Zwang
Eines der ersten Merkmale moderner Beziehungen, egal, ob Partnerschaft oder Freundschaft, ist die Freiwilligkeit, auf der sie gründen. Im Unterschied zu Blutsverwandtschaften gehen wir sie freiwillig ein – Goethes Begriff der Wahlverwandtschaft trifft dies gut. Die Psychologin Monika Keller (1996) hat in ihren Untersuchungen zur Freundschaft jedoch immer wieder den Gedanken umkreist, dass auch in Freundschaften über kurz oder lang Pflichten einziehen – man „sollte“ mal wieder. Wie in der Verwandtschaft, wo man auch nicht unbedingt „will“,...


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