Heggan Kennwort: Schwarzer Ritter
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95576-561-3
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Thriller
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
Reihe: MIRA Taschenbuch
ISBN: 978-3-95576-561-3
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Zu viel Champagner, zu viele riskante Abenteuer mit Fremden, denen Lust alles und die Seele nichts bedeutet - jetzt ist Molly tot. Die schöne Anwältin Kate Logan ermittelt. Zusammen mit ihrem Geliebten Mitch Calhoon gerät sie in einen gefährlichen Dschungel von Internet-Sex, organisiertem Verbrechen und korrupter Justiz. Hier will jeder seine dunklen Geheimnisse bewahren. Um jeden Preis. Auch um den eines Menschenlebens.
Christiane Heggan wurde in Nizza geboren, an der traumhaften französischen Riviera! Als Teenagerin träumte sie aber davon, wehzuziehen - nach Rom, Paris oder London. Erst als Christiane ihren ersten Freund hatte, ließ das Fernweh nach - doch nur vorübergehend. Denn als Christiane tatsächlich den Mann ihres Lebens traf, der beim amerikanischen Militär war, dauerte es keine sieben Monate, und sie war - abenteuerlustig, jung, verliebt - in die USA gezogen!
Der Traum vom Auswandern war zu Beginn eher ein Albtraum: Christiane Heggan sprach kein Wort Englisch und war dazu als Hausfrau völlig ungeübt. Aber mit ihrem Elan hatten sich all diese Dinge ein Jahr später geändert und sie hatte sie außerdem rein aus Langeweile zu einem Kurs für kreatives Schreiben angemeldet.
Durch die vielen Versetzungen ihres Ehemannes lebte das Paar in Kalifornien, Lousiane, New Jersey und Delaware. Später ging es sogar nach Marokko, Deutschland und Spanien. In Spanien kam Christiane Heggan zu Ohren, dass die Zeitung des Militärstützpunktes eine neue Reporterin suche. Christiane als Reporterin? Auf den ersten Blick hatte das ja nichts mit kreativem Schreiben zu tun. Doch eine Freundin überzeugte sie, sich zu bewerben. Mit ein wenig Flunkerei was ihren journalistischen Lebenslauf anging, bekam sie eine Chance: einen Probeartikel, der so gut gelang, dass sie angestellt wurde. (Erst später erfuhr sie, dass ihr der Verleger beim Vorstellungsgespräch kein Wort geglaubt hatte, sie aber mutig und motiviert fand, sodass er ihr eine Möglichkeit geben wollte, sich zu beweisen.) Seine Abschiedsworte waren: 'Bleib am Schreiben dran, dann wirst du es einmal weit bringen.'
Zum Liebesroman kam Christiane Heggan durch ihren zweiten Mann, der ihr diese Idee schmackhaft machte. Und schon bald war sie davon überzeugt, dass sie nun ihre wahre Berufung gefunden hatte!
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Das einstöckige Motel, das einzige Gebäude an der wenig befahrenen Landstraße, zeichnete sich weiß gegen den nachtschwarzen Himmel im Norden Virginias ab. Nur der in regelmäßigen Abständen aufleuchtende rote Neonschriftzug „Zimmer frei“ zuckte durch die alles umhüllende Dunkelheit.
Geräuschlos bog der dunkle Mercedes auf den Parkplatz des Motels ein und rollte in eine Parklücke. Der Mann hinter dem Steuer ließ den Motor im Leerlauf brummen, während er die Umgebung in Augenschein nahm. Sein Blick blieb am Fenster von Zimmer 12 am Ende des Gebäudes hängen. Ein Gefühl der Erregung verdrängte seine Müdigkeit. Er war sich immer noch nicht sicher, ob dieses Treffen eine gute Idee war. Er hatte nicht genügend Zeit gehabt, um Auskünfte über das Mädchen einzuholen und sich davon zu überzeugen, dass sie war, was sie zu sein behauptete – ein Chatroom-Junkie auf der Suche nach ein paar Stunden voller wildem, hemmungslosem Sex.
Sie hatte sich zum ersten Mal vor zwei Wochen im eingeloggt, aber vom ersten Moment an, als sie sich unter dem Pseudonym Guinevere angemeldet hatte, übte sie einen unwiderstehlichen Reiz auf ihn aus. Obwohl sie, wie sie gestand, ein Neuling im Sex-Chatroom war, hatte sie doch eine Menge Erfahrung auf dem Gebiet des erotischen Small Talks. Manchmal gab sie sich sogar regelrecht verdorben, und das erregte ihn über alle Maßen.
Aus irgendeinem unerfindlichen Grund hatte sie ausgerechnet ihn ausgesucht, um ganz offen und schamlos mit ihm zu flirten. Sie machte ihm klar, dass sie ein gemeinsames Karma hatten wegen ihrer jeweiligen Decknamen – Guinevere und Der Schwarze Ritter. Kaum hatten sie in der ersten Nacht im Chatroom Kontakt aufgenommen, war sie auch schon mit ihm in einen privaten Bereich gegangen und hatte ihm vorgeschlagen, sich zu treffen, um ein paar Spiele zu machen und ein bisschen Spaß zu haben. Immer wieder hatte er versucht, sie abzuwimmeln, aber sie war hartnäckig geblieben. Sehr hartnäckig sogar.
Deshalb hatte er das während der vergangenen Woche nicht besucht. Diese Frau bedrängte ihn nämlich in einer Art und Weise, wie er es zuvor noch niemals erlebt hatte, und das bereitete ihm Unbehagen. Er hatte das vor drei Jahren entdeckt und es sich zur Regel gemacht, genaue Erkundigungen über die Frauen einzuholen, mit denen er sich persönlich treffen wollte. Guinevere hatte sich allerdings geweigert, ihm etwas über sich selbst zu erzählen. Das Geheimnis um ihre Identitäten, hatte sie behauptet, sei ein wesentlicher Teil des Nervenkitzels – warum hätte man sich sonst treffen sollen? Das Einzige, was sie von sich preisgab, war die Tatsache, dass sie in Delaware lebte und bereit war, auch woanders hinzufahren.
Seine Gleichgültigkeit ihren wiederholten Bitten gegenüber hatte sie nur entschlossener werden lassen. Erst gestern hatte sie ihn unbarmherzig gequält, ihn einen bösen Jungen gescholten und beschuldigt, sich ihr zu verweigern. Sehr zum Vergnügen der anderen Anwesenden im Chatroom hatte sie ihm gnadenlos detailliert mitgeteilt, was sie mit ihm anstellen wollte, wenn sie endlich einander gegenüberstünden. Sie hatte mit ihm gesprochen, als seien sie bestens miteinander bekannt, als wüsste sie um seine Wünsche und seine Begierden.
Sein gesunder Menschenverstand hatte ihm geraten, sie nicht länger zu beachten und in einen anderen Chatroom zu wechseln. Da draußen gab es schließlich jede Menge Frauen, die bereit waren, sich mit ihm unter Bedingungen zu treffen, die er bestimmte. Dieses Mädchen war einfach zu wild, zu sehr auf Abenteuer aus. Aber gleichzeitig hatte die Gefahr, die von ihr ausging, seinem Begehren ganz neue Dimensionen eröffnet. Sein Widerstand zerbröckelte nach und nach, als ihre Botschaften immer heißer wurden und Bilder heraufbeschworen, die es ihm geradezu unmöglich machten, sich auf etwas anderes zu konzentrieren als auf diese erregenden Worte.
Er holte tief Luft. Es gibt keinen Grund zur Sorge, beruhigte er sich. Der Ort, den er schon öfters ausgewählt hatte, war vollkommen sicher. Hier stiegen meistens Fernfahrer ab, die viel zu müde waren, um sich auch nur im Geringsten darum zu scheren, was im Nebenzimmer passierte.
Sein Blick wanderte noch einmal über den Parkplatz, und er fragte sich, welche der drei Limousinen wohl ihr gehören mochte. Keine hatte ein Nummernschild von Delaware. Das bedeutete, dass sie entweder einen Wagen gemietet oder ausgeliehen hatte, um hierher zu fahren. Er nickte anerkennend. Sie war ebenfalls vorsichtig, und das beruhigte ihn. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass jene Frauen, die am meisten zu verlieren hatten, die geringsten Schwierigkeiten machten.
Ein Schauer der Vorfreude durchrieselte ihn, als er den Motor abstellte. Er stieg aus dem Wagen und lief hastig über den Parkplatz.
Die Vorhänge von Zimmer 12 waren bis auf einen Spalt in der Mitte zugezogen. Es reichte aus, um ihm einen Eindruck vom Zimmer und seiner Bewohnerin zu vermitteln. Er hielt den Atem an, als er sie erblickte. Sie war da und drehte ihm den Rücken zu. Sie trug nur einen schwarzen Stringtanga sowie schwarze Lederstiefel und ging lässig im Zimmer umher. Ihr langes platinblondes Haar bedeckte zur Hälfte ihr Gesicht.
Wie angewurzelt blieb er stehen und sog den Anblick ein: ihre sinnlichen Hüften, den perfekt gerundeten Hintern, die langen, wohl geformten Beine. Er wartete darauf, dass sie sich umdrehte, damit er den Rest von ihr sehen konnte, aber das tat sie nicht. Ob sie wohl ahnt, dass ich sie beobachte? fragte er sich. Hatte sie die Vorhänge nur deshalb nicht ganz zugezogen?
Er überlegte, ob er sie warten lassen und damit klar machen sollte, wer hier das Sagen hatte, aber als sie sich vorbeugte, um eine Flasche Champagner aus dem Sektkühler zu nehmen, der am Fußende des Bettes stand, durchfuhr es ihn wie ein heftiger, aber ihm wohl vertrauter Schock, dass er nicht hier war, um harmlose Spielchen zu spielen.
Dann ging er endlich zur Tür und öffnete sie. „Guten Tag, Guinevere.“
Sie fuhr herum, und als er den entsetzten Ausdruck auf ihrem Gesicht wahrnahm, blieb sein Herz beinahe stehen. Er versuchte, etwas zu sagen, aber er konnte kein Wort hervorbringen.
Obwohl sie genauso erschrocken war wie er, erholte sie sich schnell und reagierte, wie es typisch war für sie. Sie warf den Kopf zurück und brach in schallendes Gelächter aus.
„Sei still.“ Wenigstens hatte er seine Stimme zurückgefunden, wenn auch noch nicht seine Gelassenheit. Er schloss die Tür und bemühte sich um einen energischen Tonfall. „Willst du das ganze Haus aufwecken?“
Sie warf ihr Haar – eine Perücke, wie er jetzt feststellte – über die Schultern. Sie wirkte nicht im Geringsten eingeschüchtert. „Willst du mir etwa vorwerfen, dass ich mich amüsiere? Das ist wirklich unglaublich!“ Sie stützte die Hände in die Hüften, während sie ihn langsam von oben bis unten musterte. „Gar nicht mal so schlecht, die Verkleidung.“ Sie legte einen Finger an die Oberlippe. „Der Errol-Flynn-Schnäuzer gefällt mir besonders. Das gibt dir ein gewisses … .“
„Halt den Mund und hör zu“, sagte er scharf. „Ich gehe jetzt durch diese Tür, und du ziehst dich an und tust dasselbe. Dieses Treffen hat niemals stattgefunden, ist das klar?“
„Ganz und gar nicht, José.“ Sie ließ ein ordinäres Lachen hören. „Das ist zu gut, um darauf zu verzichten.“ Langsam kam sie auf ihn zu. Unter anderen Umständen hätte ihn die Art, wie sie es tat, erregt. Aber im Moment spürte er nur nackte, kalte Angst.
„Warte nur, bis die Chatter vom erfahren, wer der Schwarze Ritter ist“, sagte sie verächtlich. „Du, mein Freund, bist bestimmt wochenlang das Thema Nummer eins.“
„Du wirst keinem gegenüber auch nur ein Sterbenswort davon sagen!“
„Und mir den ganzen Spaß verderben?“ Sie schüttelte den Kopf. „Vergiss es. Ich kann es kaum erwarten, dass ganz Washington erfährt, was für eine Art Perversling du bist.“
Sie begann, kichernd um ihn herumzulaufen. „Wer hätte gedacht“, sagte sie mit ihrer leisen, verführerischen Stimme, „dass tief in deiner puritanischen Seele so ein heißes Feuer lodert.“ Sie fuhr ihm mit der Hand über den Rücken. „Aber mir gefällt das, weißt du.“ Er spürte ihren Mund an seinem Ohr. „Das macht mich an“, flüsterte sie.
Er stieß sie von sich. „Zieh dich an.“
„Aber warum? Gefällt dir diese kleine Nummer nicht?“ Sie drehte sich vor ihm im Kreis und klimperte mit den Augenlidern. „Das habe ich extra für dich gekauft.“ Ihre Stimme wurde spöttisch. „Du bist erregt, stimmt’s? Komm, gib’s doch zu. Du willst mich. Ich kann es in deinen Augen lesen, an der Art, wie du atmest.“
Sie kam näher und presste ihre Brust gegen seine. Ihr Mund war nur Millimeter von seinem entfernt, rot, verführerisch und tödlich. Es war ihm peinlich, dass er davon erregt wurde.
„Ich habe ein paar von den Spielsachen mitgebracht, von denen ich dir erzählt habe.“ Sie fuhr sich mit der Zungenspitze über die Oberlippe. „Willst du sie mal ausprobieren?“
Er folgte ihrem Blick zu einem Stuhl, auf dem sie verschiedene Fesselungsrequisiten – Seile, Handschellen, Augenmasken – ausgebreitet hatte.
„Was ist los mit dir, Liebling? Hast du einen Knoten in der Zunge?“ Ihr verführerischer Blick verriet pure Lust. „Das käme uns doch jetzt wirklich sehr ungelegen.“
Sein Mund war trocken. Das Blut pochte so laut in seinen Ohren, dass er glaubte, sie würden platzen.
„Ach, komm schon“, neckte sie...