Heitz | Die Magie des Herrschers | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 544 Seiten

Reihe: Fantasy

Heitz Die Magie des Herrschers

Ulldart. Die dunkle Zeit 5
10001. Auflage 2010
ISBN: 978-3-492-95215-6
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ulldart. Die dunkle Zeit 5

E-Book, Deutsch, 544 Seiten

Reihe: Fantasy

ISBN: 978-3-492-95215-6
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nach langen Jahren des Krieges sehnt sich auch Lodrik, der übermächtige Kabcar von Tarpol, nach Frieden. Allein die Bastionen der Rogogarder und Kensustrianer leisten ihm noch Widerstand, und der Traum von einem geeinten Reich scheint in greifbare Nähe zu rücken. Lodriks Berater aber, der durchtriebene Mortva Nesreca, schmiedet im Hintergrund gefahrvolle Ränke – und der Herrscher gerät in einen Hinterhalt … Erstmals in der lang erwarteten ungekürzten Fassung – die Fortsetzung der großen Saga »Ulldart – Die Dunkle Zeit«.
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Kalisstron, Bardhasdronda,


Winter 457/58 n. S.


Kalisstra hat ihre Gnade endgültig von uns genommen. Nur die Fremdländler sind daran schuld«, hörte Lorin einen Mann zu Akrar, dem Schmied, sagen. »Und du hast den Jungen auch noch bei dir in die Lehre genommen.«

»Beruhige dich«, versuchte Akrar den Unbekannten zu beschwichtigen.

»Nein, ich denke nicht daran«, empörte sich der Mann. »Ihretwegen sind die Fischströme ausgeblieben, und die Pelzjäger klagen ebenfalls. Sie sagen, dass die Zobel und Schneemarder weniger geworden sind als in den Jahren zuvor.«

»Wenn ich wie Soini von morgens bis abends in der Kneipe säße und mich lieber am Feuer herumdrückte, als nach meinen Fallen zu schauen, hätte ich auch keine Pelze, die ich verkaufen könnte«, hielt der Schmied dagegen. »Wir wissen beide, dass Soini ein faules Stück ist, dem der Vorwand nur recht kommt, oder?«

»Aber die Fische sind weg!« Der für Lorin unsichtbare Sprecher blieb hartnäckig. »Da, nimm die Münzen und gib mir die Nägel, die ich bestellt habe.«

Der Knabe kam aus der Werkstatt, den Beutel mit den Nägeln in der Hand. »Hier, werter Herr. Da habt Ihr Eure Ware. Dreißig lange Nägel.«

Der Mann, offensichtlich ein Angehöriger der Zimmermannszunft, warf ihm einen bösen Blick zu. »Da haben wir ja den Grund für die schlechte Lage der Stadt.« Unfreundlich nahm er Lorin das Säckchen aus der Hand und prüfte einen der Eisenstifte. Zufrieden packte er ihn zurück. »Gute Arbeit, Akrar.«

»Die hat der Junge gemacht«, meinte der Schmied tonlos. »Er ist geschickt, wenn es um die Feinarbeit geht.«

Der Zimmermann wog die Nägel abschätzend in der Hand, dann steckte er sie ein. Grußlos stapfte er hinaus und kämpfte sich durch den Neuschnee, der knöchelhoch in den Gassen und Straßen von Bardhasdronda lag.

»Würde die Bleiche Göttin uns Fische ebenso großzügig wie dieses weiße Zeug aus den Wolken schicken, könnten wir ein Jahrhundert lang von Trockenfisch leben«, seufzte Akrar und fuhr Lorin mit der breiten, schwieligen Hand über den Kopf. »Hör nicht auf die Leute. Sie suchen einfach jemanden, dem sie die Schuld geben können.«

»Das sagt Arnarvaten auch«, meinte der Junge und ging hinüber zur Esse, um dem Farbenspiel der glühenden Kohlestücke zuzusehen. Für ihn wirkten sie, als wären sie und das Feuer, das sie entfachten, lebendig. »Aber sie werfen immer noch unsere Scheiben ein, sogar jetzt, nachdem wir in den Hafen umgezogen sind. Matuc traut sich schon gar nicht mehr, die Läden zu öffnen. Und Geld für neues Glas haben wir auch keines mehr.« Er betätigte den Blasebalg; mit einem Fauchen erwachten die kleinen Flammen zum Leben, eine Funkenwolke stob auf und tanzte den Schlot des Kamins empor.

»Den Menschen hängt der Magen in den Kniekehlen, da werden sie schnell ungerecht«, versuchte der Schmied das Verhalten seiner Landsleute zu erklären. »Aber wenn die neuen Getreidelieferungen ankommen, werden sie ganz schnell wieder friedlich, du wirst schon sehen.« Er reichte ihm ein langes Stück Eisen. »Komm, ich zeige dir, wie man ein Messer schmiedet. Man muss das richtige Gespür dafür haben, und so wie es aussieht, hast du mehr Begabung für die wirklich feinen Arbeiten.«

Unter Akrars Anleitung formte Lorin nach und nach ein recht akzeptables Schneidewerkzeug aus der Rohform. Danach setzte er sich an den Schleifstein, um dem Stahl die richtige Schärfe zu geben.

Stolz präsentierte er seinem Meister die vollbrachte Arbeit, und Akrar nickte anerkennend.

»Dein erstes Messer ist dir ordentlich gelungen, Lorin.« Er schaute dem eher schmächtigen Jungen in die blauen Augen. »Ich denke, du wärst ein viel besserer Schmuckmacher als ein Schmied. Die Feinarbeit liegt dir mehr. Zumal du – ohne es böse zu meinen – für den schweren Hammer wohl nicht unbedingt geschaffen bist.«

Das Gesicht seines Lehrlings wurde lang. »Dann tauge ich also nichts?«

»Doch, doch«, beeilte sich Akrar zu versichern. »Du wärst wahrscheinlich ein guter Schmied, aber du müsstest für die schweren Arbeiten wie das Beschlagen von Pferden immer einen Gehilfen haben.« Er klopfte dem Jungen auf die Schulter. »Natürlich kannst du weiter bei mir bleiben. Aber wenn du möchtest, höre ich mich um, ob einer der Gold- und Silberschmiede dich aufnehmen würde.«

»Ha, ja sicher, Akrar«, winkte Lorin ab. »Den kleinen Fremdländler, der den Kalisstra-Gamur getötet hat und schuld an allem Unglück ist, das in der Stadt geschieht, den wollen bestimmt alle in ihrer Werkstatt haben.«

Der Schmied musste lachen. »Sei nicht so schwarzseherisch. Und nun lauf nach Hause und zeige Matuc und Fatja das Messer.«

»Ja, gut. Bis morgen, Akrar.« Lorin warf sich die Winterjacke über und lief hinaus.

Er dachte nicht im Traum daran, auf das Hausboot zu gehen. Zuerst wollte er seinen neuen Strandsegler ausprobieren, den er zusammen mit Blafjoll gebaut hatte.

Das Gefährt war viel besser als das, welches ihm Byrgten zertrümmert hatte. Gerne hätte er es in einem Rennen gegen andere Jungs aufgenommen, aber niemand wollte ihn dabeihaben. Sein Ruf, allem und allen Unglück zu bringen, wurde in Bardhasdronda mittlerweile schon legendär.

Der Großteil des Hafens lag in einer Eisschicht gefangen; nur ein Stück der künstlich geschaffenen Bucht blieb befahrbar, und jeden Morgen sorgten der Hafenmeister und seine Angestellten dafür, dass es so blieb. Die Getreideschiffe, die vom Süden heraufkamen, benötigten Platz zum Anlegen.

Ansonsten wirkten die Piers seltsam verwaist. Die kleineren Kähne waren aus dem Wasser gehoben worden, und die langen Walfangboote lagen unter einer dicken Schicht Schnee begraben.

Die Fischer hatten nichts zu tun, außer in den Bootshäusern ihre Netze zu flicken und neue zu knüpfen, in der Hoffnung, die Bleiche Göttin werde endlich die Fische schicken, auf die die Bevölkerung so dringend angewiesen war. Die Schornsteine der Räuchereien ragten in den Himmel, ohne Qualm und den typischen, köstlichen Geruch in der Umgebung zu verbreiten.

Lorin fühlte sich ein wenig schuldig, wenn er die trostlosen, menschenleeren Plätze sah. Er wusste nicht mehr, wie oft er gebetet hatte, anfangs nur zu Kalisstra, dann irgendwann auch zu Ulldrael dem Gerechten und zu Taralea, der allmächtigen Göttin. Aber offensichtlich schien keine der Gottheiten gewillt zu sein, etwas Gutes geschehen zu lassen.

Vielleicht würde es besser werden, wenn wir die Stadt wirklich verließen?, fragte er sich gewiss zum hundertsten Mal. Seit sie gehört hatten, dass eine seltsame Frau, deren Beschreibung auf Paktaï passte, an Bord eines Schiffes gegangen war, das nach Tarpol segelte, lebten sie etwas angstfreier. Dennoch blieb die Sorge, was wohl als Nächstes von Nesreca und seinen Helfern drohte. Auch fragten sie sich, ob Paktaï ihren Aufenthaltsort vor ihrer Abreise in Erfahrung gebracht hatte. Und ob sie zurückkehren würde.

Matuc hatte einen Ortswechsel schlichtweg abgelehnt. Er fühlte sich berufen, dem Glauben an den Gerechten im schicksalsträchtigen Bardhasdronda zum Durchbruch zu verhelfen.

Seine große Schwester wollte bei Arnarvaten bleiben, und Waljakov hatte mit einem Brummen deutlich gemacht, dass er keinen Grund sehe, die »Flucht vor ein paar Kleingläubigen zu ergreifen« – wie er es nannte.

In Gedanken versunken schob der Junge den Strandsegler hinaus auf den vereisten Sand und tauschte die Rollen gegen die Kufen aus, die bei den derzeitigen Witterungsverhältnissen angebrachter waren.

In einiger Entfernung sah er bereits andere Gefährte über den Schnee und das Eis zischen. Er wickelte sich den Schal mehrmals ums Gesicht, ließ nur einen winzigen Spalt für die Augen frei und hopste in den schmalen Sitz. Kaum füllte sich das Segel mit Wind, sauste Lorin auch schon los. Die Stadt und seine Sorgen blieben zurück.

Dank seines geringen Eigengewichtes und der hohen Geschwindigkeit, die der Neubau erreichte, gehörte er zu den Wenigen, die es in voller Fahrt versuchen konnten, sich mit den breiten Kufen für wenige Augenblicke aufs Wasser zu wagen. Trotzdem war dieses Manöver gefährlich, denn wenn die Böe nur geringfügig nachließ, würde er in dem eisigen Meer untergehen.

Aber Lorin fand diesen Reiz ungeheuer aufregend. Er war der Einzige, der es schaffte, mehr als 100 Schritte über Wasser zu flitzen. Dabei verbot er sich selbst, mithilfe seiner magischen Fertigkeiten einzugreifen. Er nutzte sie lediglich, um sich die Steuerung des Strandseglers zu erleichtern. Wenn andere an den Seilen ziehen mussten, konzentrierte er sich kurz, und schon korrigierte sich die Leinwand wie von selbst.

Die anderen Kinder bemerkten ihn und lenkten ihre Gefährte in einem Bogen zurück zum Hafen.

Umso mehr Platz für mich, dachte er grimmig und schwenkte das Segel mit seinen magischen Fertigkeiten so, dass es sich voll in den Wind legte. Eisiger Wind peitschte ihm entgegen, aber er jauchzte nur freudig.

So lange wie selten zuvor raste Lorin den verschneiten Strand entlang; hin und wieder schweifte sein Blick dabei zu den Feuertürmen, die alle fünf Meilen auf den Klippen wie Zeigefinger drohend nach oben in das Grau des Himmels wiesen.

Dort saßen Wachmannschaften, die beobachteten, ob und wann sich Schiffe oder Wracks nahe der Küste zeigten. Mithilfe von Rauch- oder Feuerzeichen, die von Stadt zu Stadt unterschiedlich waren und des Öfteren geändert wurden, signalisierten sie, was auf die Siedlungen zukam oder ob es fette Beute zu machen galt.

Von diesem steinernen Thron herab hatte man...


Heitz, Markus
Markus Heitz, geboren 1971, lebt als freier Autor im Saarland. Mit »Ulldart« begann seine einzigartige Karriere. Seine Romane um »Die Zwerge« wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt und standen wochenlang auf den Bestsellerlisten. Mit »Die Legenden der Albae« führte Markus Heitz alle Fans in die Welt der Dunkelelfen. Als einziger deutscher Autor gewann er bereits elf Mal den Deutschen Phantastik Preis.



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