Helen | Bonded by Thorns – Dornengeküsst | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 464 Seiten

Reihe: Beasts of the Briar-Reihe

Helen Bonded by Thorns – Dornengeküsst

Roman
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-641-33028-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, Band 1, 464 Seiten

Reihe: Beasts of the Briar-Reihe

ISBN: 978-3-641-33028-6
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Vier Fae-Prinzen.
Ein tödlicher Fluch.
Eine Welt voller Gefahren, Magie und dunkler Liebe.

Als George O'Connell, der Vater der zurückhaltenden Buchhändlerin Rosalina, eines Tages ohne ein Wort des Abschieds aus der kleinen Stadt Orca Grove verschwindet, läuten bei Rosalina sämtliche Alarmglocken. Schließlich konnte ihr Vater nie akzeptieren, dass seine Frau ihn vor Jahren verlassen hat. Ganz im Gegenteil: Er ist überzeugt davon, dass sie von Fae entführt wurde, was ihm in Orca Grove den Ruf eines Spinners eingebracht hat. Als sich Rosalina auf die Suche nach George macht, führt sie seine Spur tief in den Wald, und ehe sie sichs versieht, befindet sie sich in einem verwunschenen Tal. Ihr Vater hatte recht, die Fae gibt es wirklich. Und sie sind eiskalt und grausam, bildschön und gefährlich erotisch …

»Bonded by Thorns« ist ein Fantasy-Roman für Erwachsene. Er enthält Themen mit explizitem sexuellem Inhalt (M/F, M/M) und richtet sich an Leser*innen ab 18 Jahren.

Elizabeth Helen ist der Künstlername der beiden Schwestern Elizabeth und Helen. Sie lieben es, gemeinsam Fantasy-Romane zu schreiben und ihre Held*innen auf die wildesten Abenteuer zu schicken. Wenn sie nicht gerade schreiben, knuddeln sie ihre Katzen, sind draußen in der Natur oder spielen Dungeons & Dragons.

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1


Rosalina

Ich bin schon viel herumgekommen. Ich bin die Chinesische Mauer entlanggelaufen, habe im legendären Eiffelturm-Restaurant gespeist und bin mit dem Shinkansen von Tokio nach Osaka gebraust. Und das ist noch nicht alles. Ich habe auf dem Rücken eines Drachen eine Armee in die Schlacht geführt, einem gefährlichen Mafiaboss den Kopf verdreht, Zeitreisen unternommen und mich in der Vergangenheit Hals über Kopf verliebt. Mal in einen Wikinger, mal in einen Ritter der Tafelrunde. Ich habe unendlich viele Leben gelebt.

Warum nur ist das einzige echte so verdammt beschissen?

Seufzend klappe ich das Buch zu, in das ich gerade vertieft war. Es gefällt mir. Eine Geisterjägerin, die sich versehentlich in das Gespenst verliebt, das sie aufspüren soll. Manche nennen so etwas Schund, aber warum sollte ich mich dafür schämen, ab und zu in eine andere Welt abzutauchen, sei es auch noch so kurz?

Im Buchladen ist heute absolut tote Hose, daher kann ich zwischendurch problemlos ein paar Seiten einschieben … oder auch ein paar Hundert. Es ist wie jeden Herbst. Sobald sich die Touristen verzogen haben, fällt Orca Cove in den Winterschlaf. Lediglich ein paar Stammkunden schauen noch vorbei und die kommen gut – oder gerne – ohne mich klar.

Ich streiche mir eine Haarsträhne hinters Ohr, es ist mir zu mühsam, sie wieder in meinen wirren Dutt einzusortieren. Mein Blick fällt durch die große Glasfront am Eingang des Buchladens und unwillkürlich greife ich nach meinem Pulli. Regen gehört im Herbst zum Pazifischen Nordwesten wie die Taube zur Großstadt, doch das hält die Einheimischen nicht davon ab, sich übers Wetter zu beklagen. Ich drücke die Hand gegen die beschlagene Fensterscheibe, achte dabei aber penibel darauf, meine kunstvoll drapierten Bücher nicht umzuwerfen. Ich mag Regen. Wenn es regnet, kann ich mich ganz ohne Schuldgefühle drinnen einigeln, allein und fernab von allem. Würde ich das jemandem erzählen, würde man mich sicher für verrückt halten. Aber, hey, auch das ist eben nicht anders zu erwarten, genau wie Regen in Orca Cove oder Tauben in der Großstadt.

Die Ladenglocke über der Tür klimpert, als diese geöffnet wird. Herein kommen Josie und Tiffany, die in ein angeregtes Gespräch vertieft sind. Sie sind Vorzeigeexemplare der hiesigen Bevölkerung: nicht mehr jung, dem Wein zugeneigt, immer in derselben Clique unterwegs. Ihre Ehemänner sind Bootsführer hier.

»Hallo«, sage ich und tue so, als wäre ich dabei, die Bücher neu zu arrangieren und nicht wie eine Bekloppte in den Regen zu starren. »Na, wie läuft’s?«

Josie bleibt stehen und stemmt die Hände in die Hüften. Sie kommt gerade frisch vom Friseur, kurze Strähnen kräuseln sich unter ihren Ohren. »Rosalina, ich komme hier jeden Tag vorbei und jedes Mal sehe ich dich am Fenster stehen. Gibt dir Richard denn nie frei?«

Richard ist mein Chef. Und ich bin sicher, dass er mir liebend gerne frei geben würde … am liebsten unbezahlt und dauerhaft. Doch hier im Dorf würde er niemals eine andere Dumme finden, die gerne fast täglich den Laden öffnet und wieder schließt, und zwar ohne bezahlte Überstunden.

»Oh, ich arbeite freiwillig so viel.« Ich stelle mich hinter die Ladentheke. »Das hält mich auf Trab.«

Josie und Tiffany werfen sich einen mitleidigen Blick zu.

»Ich glaub, ich hab deinen Vater neulich durch den Ort fahren sehen«, sagt Tiffany langsam. »Wo hat er sich denn diesmal herumgetrieben?«

»Er ist gerade aus Petra zurückgekommen. Jordanien.« Ich wende mich ab, damit sie nicht sehen, wie ich rot werde. »Ist aber schon wieder unterwegs.«

»Hat wohl keine Feen in Petra gefunden, wie?«, wirft Josie ein. Sie versucht, es wie eine ernsthafte Frage klingen zu lassen, doch hinter ihren Worten verbirgt sich die glucksende Gier danach, neuen Stoff für ihre kleinen Klatschrunden in den Cafés und Workout-Sessions zu sammeln. Den werde ich ihr nicht liefern.

»Nein«, murmele ich. »Er hat noch nicht das gefunden, was er sucht.«

»Komm, wir schauen uns die neuen Zeitschriften an.« Tiffany zerrt Josie in Richtung des hinteren Ladenbereichs.

Ich stütze mich auf die Ladentheke und vergrabe den Kopf in den Händen. Vielleicht hat Richard mich deshalb noch nicht gefeuert. Außerhalb der Saison kann man den Laden nur am Laufen halten, indem man sich vor den Dorfbewohnern zum Affen macht.

Ich sollte mir solche Gedanken verbieten. Josie und Tiffany sind wirklich in Ordnung. Und ich hatte einen Haufen Freunde in Orca Cove. Klar, nach der High School sind sie alle weggezogen, um aufs College zu gehen oder in einer der großen Städte Karriere zu machen. Ich höre kaum noch etwas von ihnen. Und wenn, dann fällt es mir schwer, ihren Neuigkeiten zu folgen – über Promotionen, Reisepläne oder was auch immer für aufregende Abenteuer … Ich bin immer noch hier. Und arbeite im Buchladen. Passe auf Papa auf.

Ich beschäftige mich, indem ich mir einen Stapel frisch ausgepackter -Zeitschriften schnappe und in den hinteren Ladenbereich trage, um sie Josie und Tiffany zu zeigen. Trotz der langen Arbeitstage liebe ich meinen Job. Ich bin im wahrsten Sinne des Wortes von Büchern. Was könnte es Besseres geben?

Der Seagull’s Gullet Buchladen ist lang gezogen und schmal, vollgestopft mit Bücherregalen, die den Ort zu einem echten Labyrinth machen. Richard übernahm ihn einst von seinen Eltern, und ehrlich gesagt glaube ich nicht, dass er Bücher wirklich liebt, doch er liebt sowohl seine Monopolstellung als auch, mich herumzukommandieren.

Mir jedoch ist es zu verdanken, dass dieser heruntergekommene, löchrig-zugige Bretterverschlag zu dem wurde, was er jetzt ist. Magst du Gemütlichkeit mit Lichterketten? Komm vorbei! Lust auf wöchentlich wechselnde Schaufensterdekos mit Fokus auf die Umgebung? Komm vorbei! Du willst nie mehr den neuesten James Patterson verpassen? Komm vorbei! Klar, einige meiner Ideen erwiesen sich als Flop. Zum Beispiel, als ich einmal mutterseelenallein in einem leeren Stuhlkreis in der Mitte des Ladens saß, eine unangetastete Kanne dampfenden Tees neben mir, und niemand zu dem Buchclub erschien, den ich ins Leben gerufen hatte. Oder als Richard mich aufforderte, meine Schaufenstergestaltung zu lokalem Brauchtum wieder abzubauen, mit der Begründung, sie würde dem guten Ruf seines Geschäfts schaden.

Doch von alldem lasse ich mich nicht entmutigen. Der Buchladen ist mein Leben.

Und deshalb mache ich mich jetzt auch beflissen auf den Weg, um Josie und Tiffany die neuen Zeitschriften zu präsentieren.

»So ein Jammer aber auch. Es ist jetzt, warte, acht Jahre her, dass sie die High School beendet hat? Ohne ihren Vater wäre sie bestimmt auch von hier weggegangen, wie all die anderen jungen Leute es tun.« Josies Stimme dringt durch die Zeitschriftenstapel hindurch. Ich schlüpfe hinter eines der höchsten Regale, ziehe geräuschlos ein Buch hervor und beobachte sie.

Die beiden hocken dicht beieinander und tun so, als wären sie in die Magazine vertieft, widmen sich in Wirklichkeit jedoch dem, was man in diesem kleinen Ort am besten kann: Klatsch und Tratsch.

»Na klar, es ist alles die Schuld ihres Vaters«, flüstert Tiffany zurück.

»Man kann sagen, was man will: Sie ist eine echte Schönheit. Sieht aus wie eine dieser berühmten Filmstars, findest du nicht? Kein Wunder, dass Lucas Poussin so verrückt nach ihr war. Weißt du noch, Lucas?«

»Wie könnte ich den vergessen?«, erwidert Josie schwärmerisch. »Etwas Besseres hätte ihr nicht passieren können. Zu schade, dass er sie nicht mit in die Stadt genommen hat. Er hat ihr zwar das Leben gerettet, aber vor dem Wahnsinn ihres Vaters konnte er sie auch nicht bewahren. Seit fünfundzwanzig Jahren macht Crazy George nun schon seine Streifzüge!«

Tiffany legt sich die Hand vor den Mund. »Anfangs war das ja ganz amüsant. Aber mittlerweile ist es einfach nur noch traurig. Er würde eher sein gesamtes Geld und die Zukunft seiner Tochter in den Wind schießen, als zu akzeptieren, dass ihn seine Frau sitzen gelassen hat.«

»Aber nein, sie wurde doch von den Feen entführt! Wer weiß, vielleicht arbeitet sie ja jetzt im Spielzeugladen vom lieben Herrn Nikolaus persönlich«, prustet Josie los, woraufhin Tiffany ihr mahnend auf den Arm schlägt.

Ich spüre, wie mir das Blut ins Gesicht steigt und Tränen in die Augen schießen.

Mir ist schon klar, dass die Leute reden. Wie könnte mir das entgehen? Aber es so hautnah mitzukriegen, tut einfach weh …

Am liebsten würde ich hinter dem Regal hervorstürmen und ihnen entgegenschreien, dass ich jedes einzelne Wort mitangehört habe. Dass sie überhaupt nichts verstanden haben.

Dass Papa nicht verrückt ist. Dass er mit jeder seiner Reisen, jedem Kredit, den er zur Finanzierung einer Exkursion erhält, seinem Ziel ein Stück näher kommt.

Aber mit einigem haben sie auch recht.

Lucas hat mir tatsächlich das Leben gerettet.

Mit hängenden Schultern schleiche ich wieder zur Ladentheke zurück. Als ich höre, wie sie in Richtung Ausgang schlendern, setze ich ein Lächeln auf und winke ihnen zum Abschied zu.

Eine Welle von Schuldgefühlen breitet sich in mir aus: Warum bin ich nicht für mich eingetreten? Für Papa! Aber was hätte das schon gebracht?

Nichts wird jemals die Tatsache ändern, dass ich anders bin.

Vielleicht haben sie recht, was Papa angeht.

Vielleicht haben...


Helen, Elizabeth
Elizabeth Helen ist der Künstlername der beiden Schwestern Elizabeth und Helen. Sie lieben es, gemeinsam Fantasy-Romane zu schreiben und ihre Held*innen auf die wildesten Abenteuer zu schicken. Wenn sie nicht gerade schreiben, knuddeln sie ihre Katzen, sind draußen in der Natur oder spielen Dungeons & Dragons.



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