Hentrich / Tamm | Regeln für eine freie Gesellschaft | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 96 Seiten, Gewicht: 1 g

Reihe: Meisterdenker der Freiheitsphilosophie

Hentrich / Tamm Regeln für eine freie Gesellschaft

Ein James-Buchanan-Brevier

E-Book, Deutsch, 96 Seiten, Gewicht: 1 g

Reihe: Meisterdenker der Freiheitsphilosophie

ISBN: 978-3-03823-933-8
Verlag: NZZ Libro
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



James M. Buchanan (1919–2013) trug mit seinen Werken viel zum Verständnis politischer und gesellschaftlicher Prozesse bei. Dabei ging er immer von der individuellen Freiheit aus, die geschützt werden muss. Das Brevier stellt den politischen Ökonomen und seine relevanten Ideen vor, die für das Verständnis von politischen Entscheidungen bedeutsam sind. Einleitung und Nachwort gehen auf Person, sein Schaffen und insbesondere die politische Aktualität seines Werkes ein. Sowohl die analytischen Erkenntnisse als auch die Vorschläge zur Gestaltung von Verfassungsordnungen, welche die individuelle Freiheit schützen, werden dabei behandelt. Die Schwerpunkte des Breviers sind: methodologischer Individualismus, Public Choice, Vertragstheorie, Verfassungstheorie, öffentliche Güter, Gerechtigkeit und Staatsfinanzen. Damit werfen die Herausgeber einen pointierten Blick auf die wichtigsten Thesen, Ideen und Werke des bekannten Nobelpreisträgers.
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Freiheit und Herrschaft 1. Freiheit Was ist Freiheit? Ich werde Freiheit nur negativ definieren: Der Einzelne ist frei, bzw. es steht ihm frei, eine Aktivität auszuführen, wenn er (oder sie) nicht von einem Dritten, sei dies ein Einzelner oder eine Gruppe, durch Zwang davon abgehalten wird. Ob der Einzelne die Fähigkeit oder Macht hat, die Aktivität auszuführen, die ihm freisteht, ist eine andere Frage; es kann die Diskussion nur verwirren, wenn Freiheit mit Fähigkeit oder Macht gleichgesetzt wird oder die Bedeutung des Begriffes so erweitert wird, dass er diese Merkmale einschließt. (PÖV, 108) Das Verlangen nach Freiheit Das universell verbreitete Verlangen der Menschen nach Freiheit ist eine geschichtliche Tatsache, und seine allgegenwärtige Abneigung dagegen, «regiert zu werden», garantiert, daß sich seine vermeintlichen Herren, die auch nur Menschen sind, niemals endender Rebellion und dauerndem Ungehorsam gegen jene Vorschriften gegenübersehen, die das Individualverhalten zu lenken und ordnen suchen. Im egoistischen Kalkül sieht die ideale Situation eines Menschen so aus, daß ihm volle Handlungsfreiheit gewährt wird, während das Verhalten der anderen so weit eingeschränkt wird, daß ihm die Erfüllung seiner Wünsche möglich ist. Das heißt, jedermann sucht die Herrschaft über eine Welt von Sklaven. In einem umfassenderen gesellschaftlichen Rahmen, von dem der Mensch annehmen kann, daß er im Bereich des Möglichen liegt, wird jedoch das anarchistische Regime freier Menschen, wo jeder die Rechte der anderen respektiert, zu einem utopischen Traum. Die realen Gesellschaftsordnungen weichen von diesem Traum ab, und jene Menschen (und Gelehrten), die sich selbst für potentiell ideale Bürger halten, sind zur Enttäuschung über die Wirklichkeit verurteilt. (GdF, 130 f.) Das Primat der Rechte des Individuums Es gibt keinerlei Grundlage für die häufig anzutreffende Meinung, dass die Rechte des Individuums in irgendeiner Weise vom Staat festgelegt werden. Vielmehr setzen Individuen eine Regierung ein, damit diese die Rechte garantiert und schützt, auf die sie sich vertraglich geeinigt haben. Unabhängige Handlungen der «Regierung» (oder der Personen, die als Repräsentanten der Regierung handeln), die die Rechte von Personen modifizieren oder ändern, verletzen den Geist des Vertrages. (BvR, 34) Keine Freiheit ohne Regeln Viele Ökonomen modellieren den Menschen in allen Aspekten seines Verhaltens als Nettonutzenmaximierer. Sie vermögen nicht zu erkennen, dass der Mensch nur dann in einer sinnvollen Bedeutung des Wortes «frei» sein kann, wenn er sich innerhalb der Grenzen, die durch die Bedingung wechselseitigen Vorteils gegeben sind, bewegt. (PÖV, 47) Regeln und technischer Fortschritt In welchen Bereichen möglicherweise zwischen den Menschen Konflikte ausbrechen, ob ein Trade-off (im Sinne der Realisierungsgrade zweier konkurrierender Ziele, d. Übers.) zwischen uneingeschränkter individueller Handlungsfreiheit und den durch Gesetze oder Regeln festgelegten Verhaltensrestriktionen gefunden werden muß, hängt entscheidend von der eingesetzten und verfügbaren Technologie ab. Wie sich exogene Veränderungen in der Ressourcenverfügbarkeit auswirken, ist ebenfalls klar. Eine Vermehrung der Ressourcen, über die eine Gesellschaft verfügen kann, vermindert im einfachen ökonomischen Sinne das Konfliktpotential. Sobald die Ressourcen weniger knapp werden und das wirtschaftliche Problem an Schärfe verliert, sollte der Bedarf an Verhaltensrestriktionen und Gesetzen, die Individualrechte begrenzen, deutlich geringer werden. (GdF, 181) 2. Liberalismus Klassischer Liberalismus und Sozialismus – Kritik «gesellschaftlicher» Ziele Klassischer Liberalismus und Sozialismus unterscheiden sich grundsätzlich dadurch, dass die eine Denkrichtung das Individuum idealisiert, die andere hingegen das Kollektiv. Das Individuum steht im Zentrum der liberalen Vision: Er oder sie strebt nach Zielen, die von allen Mitgliedern der Gesellschaft verfolgt werden können. Gerade weil diese Ziele nur im Bewusstsein derjenigen existieren, die Entscheidungen treffen und entsprechend handeln, sind die Ergebnisse weder messbar noch von Bedeutung als «gesellschaftliche» Errungenschaft. Dennoch wird das von uns verwendete statistische Zahlenwerk zumeist aus «gesellschaftlicher» Motivation erhoben: Man denke an die Daten, mit denen amerikanische Steueranalysten die steuerliche Belastung der Nation beschreiben, oder die Arbeitslosenstatistik, wie sie von der Regierung regelmäßig veröffentlicht wird. Sobald wir uns auf einen gesellschaftlichen Zweck beziehen, wenn auch nur als grobe Zielsetzung, verletzen wir die Prinzipien des Liberalismus. Doch unterlagen auch klassische Liberale dieser Versuchung. Sie haben selbst die Debatte mit der Behauptung vermischt, dass die idealtypische Wirkung des Marktes ein größeres «Bündel» wertvoller Güter als die sozialistische Alternative hervorbringt. Eine Effizienznorm so holzschnittartig anzuwenden, wenn auch nur begrifflich, kommt einer Kapitulation gleich. Wir haben uns dessen fast alle schuldig gemacht, da wir uns ohne Zweifel sicher sind, dass die Marktwirtschaft in jeglicher Beziehung mehr als jede andere Alternative zu leisten vermag. Doch Aufmerksamkeit für irgendeinen kollektiven Wertmaßstab lenkt davon ab, dass die liberale Ordnung für die Verwirklichung der Ziele der individuellen Freiheit ohne Alternative ist. (Übersetzung; SSCL) Eine Vision des Liberalismus Eine neue Vision, eine neue Seele des Liberalismus erschaffen, das ist unsere Herausforderung für heute. Damit meine ich nicht, dass wir uns auf den Entwurf umfassender politischer Programme beschränken sollten. Politik verläuft in kleinen Schritten, einer nach dem anderen. Ich schlage vor, dass diejenigen, die Liberalismus lehren, sich auf eine Vision konzentrieren sollten – die Verfassung der Freiheit –, statt sich in utilitaristischen Berechnungen zu ergehen, die zeigen, dass eine liberale Gesellschaft zu besseren Ergebnissen führt als überregulierte Wirtschaftssysteme. Mit anderen Worten sollten sich Liberale nicht zurücklehnen und so tun, als ob die Arbeit erledigt wäre. Die Folgen und der intellektuelle Bankrott des Sozialismus haben die Relevanz der wieder aufgelebten und andauernden Debatte um die politische Philosophie nicht reduziert. Wir brauchen die Diskussion zur Rettung und Wiederbelebung unserer Auffassung von der Seele des klassischen Liberalismus. Ohne das Verständnis der Öffentlichkeit für seine grundlegenden Prinzipien wird die Marktordnung nicht überleben. (Übersetzung: SSCL) Die Aufgabe des liberalen Ökonomen Nur durch das Verständnis oder die Wertschätzung des Funktionsprinzips oder der Ordnung des Marktes lässt sich der Mensch von den Torheiten der Politik abbringen. Unterstützer von Mindestlöhnen, Mietkontrollen, Mindestpreisen oder expansiver Geldpolitik sind schlichtweg nicht in der Lage, das Individuum oder den Markt zu verstehen. Für Wissenschaftler läuft das Verständnis dieser Zusammenhänge auf ein Eintreten für die Belange des klassischen Liberalismus hinaus. Doch Wirtschaftswissenschaftler allein besitzen nicht die Autorität, ihrer Auffassung öffentlich Geltung zu verschaffen, es kommt darauf an, die Bürger selbst zu überzeugen. (Übersetzung; SSCL) 3. Eigentum Eigentumsrechte und freier Tausch Was damit aufgezeigt werden soll, ist einfach. Ein ökonomischer Tausch zwischen Personen wird durch wechselseitige Übereinstimmung über die Eigentumsrechte erleichtert. Dieser Grundsatz muß beidseitig erfüllt sein. Die Individualrechte müssen genau festgelegt und dürfen nicht willkürlich sein. Sie müssen zusätzlich den Beteiligten bekannt und von ihnen anerkannt sein. Wenn bekannt ist, daß die Rechte genau festgelegt und nicht willkürlich sind, gleichzeitig aber nur die Personen sich Kenntnis von diesen Rechten verschaffen können, die in den Erwerb dieses Wissens investieren, dann werden zahlreiche für alle Beteiligten vorteilhafte Tauschgeschäfte nicht zustande kommen. Wenn das jedoch nicht der Fall ist und die Grenzen der jeweiligen Rechte durch eine Übereinkunft klar gezogen sind, dann wird der ökonomische Tausch quasi zum Archetyp geordneter Anarchie. Die Individuen können aufgrund freiwilliger Entscheidungen ohne Zwang oder Drohung miteinander Handel treiben. Sie können Tauschhandlungen anbahnen und durchführen, ohne näher über die politischen Überzeugungen, das Sexualverhalten oder die wirtschaftlichen Verhältnisse ihres jeweiligen Handelspartners Bescheid zu wissen. Die Tauschpartner unterscheiden sich möglicherweise in vieler Hinsicht. Beim Tausch selbst treten sie jedoch einander als gleichberechtigte Partner gegenüber. In dieser klassischen Bedeutung ist der ökonomische Tausch vollkommen unpersönlich, was genau dem Idealtypus von Interaktion entspricht, der durch die geordnete Anarchie verkörpert wird. Jeder wird in einer solchen Beziehung gerade so behandelt, wie er ist und wie er vermutlich sein möchte. Der Händler am Obststand verdrischt vielleicht sein Pferd, erschießt Hunde und verspeist Ratten. Doch keine dieser Eigenschaften braucht meinen Tausch mit ihm, der sich ja nur auf das Ökonomische bezieht, zu beeinflussen. In einem sozialen System, in dem die Rechte des Individuums zu handeln genau festgelegt und anerkannt sind, bietet der freie Markt maximalen Spielraum für private oder persönliche Exzentrizitäten, für individuelle Freiheit in ihrer...


Steffen Hentrich (* 1968), Dipl. Volkswirt, Volkswirtschaftsstudium, danach wissenschaftl. Referent (Institut für Wirtschaftsforschung, Halle) und wissenschaftlicher Mitarbeiter beim Sachverständigenrat für Umweltfragen in Berlin. Seit 2008 Referent für Energie- und Umweltpolitik am Liberalen Institut der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit.
Sascha Tamm (* 1965), Studium von Philosophie, Politikwissenschaften und Physik, dann freiberuflicher Autor, Ghostwriter und Trainer. Seit 2001 Mitarbeiter der Friedrich-Naumann-Stiftung, 2009–2012 Leiter des Büros in Moskau. Regelmässige Beiträge auf dem Blog 'antibuerokratieteam.net' sowie in verschiedenen Print- und Online-Medien.


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