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E-Book

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

Hertz Sternschnuppen


1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7499-0485-3
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 496 Seiten

ISBN: 978-3-7499-0485-3
Verlag: HarperCollins eBook
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Das Leben ist eine Wundertüte

Svenja hat alles im Griff. Sie hat einen großen Sprung auf der Karriereleiter gemacht, ist Chefin eines Luxushotels. Ihr Freund Carsten will bald zu ihr ziehen, alles läuft rund und wie geplant. Nur mit Kindern hat es nie geklappt, daher fällt sie aus allen Wolken, als sie erfährt, dass sie schwanger ist - gleich mit Zwillingen. Damit enden die Überraschungen aber nicht: Carsten betrügt sie, und plötzlich steht Svenja allein da. Wie soll sie Kinder und Karriere unter einen Hut bekommen? Die Antwort: alles eine Frage der Organisation. Zumindest denkt Svenja das und sucht für ihre beiden eine Nanny. Dass es allerdings der attraktive Alexej wird, war nicht geplant. So nimmt das Chaos seinen Lauf ...



Anne Hertz ist das Pseudonym der Schwestern Frauke Scheunemann und Wiebke Lorenz. Bevor die Autorin 2006 in Hamburg zur Welt kam, wurde sie 1969 und 1972 in Düsseldorf geboren. 50 Prozent von ihr studierten Jura, die andere Hälfte Germanistik und Anglistik. Danach arbeiteten 100 Prozent als Journalistin. Anne Hertz hat im Schnitt 3,5 Kinder, 1,0 Männer und 0,3 Haustiere, sie ist 170,5 cm groß und wiegt - je nach Jahreszeit - zwischen 58,6 und 69,5 kg. Ihre Romane haben sich weltweit über 2 Millionen Mal verkauft.

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Autoren/Hrsg.


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Prolog


Natürlich habe ich schon viele solche Geschichten gehört. In meinem Job wird man rund um die Uhr von irgendwelchen Leuten zugelabert. Meistens nicke ich dann nur freundlich und gebe mir Mühe, einen möglichst interessierten Eindruck zu machen – wobei ich in Wahrheit innerlich auf Durchzug schalte.

Besonders schlimm war es in der Zeit, als ich nach meiner Ausbildung den Job in einem großen Kölner Hotel bekam und die ersten Monate an der Bar arbeiten musste. Kaum zu glauben, mit welcher Hartnäckigkeit sich Gäste – vor allem einsame Geschäftsleute – am Tresen festkrallen können, um einem stundenlang und in epischer Breite ihre gesamte Lebensgeschichte auseinanderzusetzen. Ob man sie hören will oder nicht. Wie sie einmal mit bloßen Händen einen wild gewordenen Kampfhund gebändigt haben. Wie das damals war, als sie ihre Frau kennengelernt haben – und warum die Schlampe dann später mit ihrem besten Kumpel durchgebrannt ist und auch noch den Porsche mitgenommen hat. Wobei meist der Verlust des Porsches und des Kumpels wesentlich mehr zu schmerzen schien als das Entschwinden der Gattin. Und irgendwann, nach dem achten bis zehnten Gin Tonic, holen solche Typen dann immer die Fotos ihrer Kinder aus dem Portemonnaie und zeigen sie mit stolzgeschwellter Brust herum, als wären sie die einzigen Menschen auf der Welt, die zur Fortpflanzung fähig sind. Genau zu diesem Zeitpunkt kommt stets eine Ausführung über die dramatische Geburt des Sprösslings. Wie sie damals, drei Wochen vor Termin, mit ihrer Frau überstürzt ins Krankenhaus mussten, weil plötzlich die Wehen eingesetzt hatten. Im Taxi, bei Schnee und Regen, Orkanböen und Katastrophenwarnungen. Beinahe noch während der Fahrt, quasi auf der Rückbank des Wagens, ist das Kind schließlich zur Welt gekommen, nur mit Mühe und Not hat man es noch in den Kreißsaal geschafft, wo die Ärzte eigentlich nur die Nabelschnur durchtrennen mussten. Ein Wettlauf mit der Zeit, ein gnadenloser Kampf um Leben und Tod …

Na ja, bisher habe ich dann immer gedacht, dass an solchen Geschichten wahrscheinlich nur eine einzige Sache stimmt: die Fahrt mit dem Taxi zum Krankenhaus. Gibt’s doch in der heutigen Zeit und bei der modernen Medizin gar nicht mehr, so eine Geburt kann man schließlich richtig schön gemütlich planen. Genau so habe ich das gesehen. Bis vor ungefähr zwanzig Minuten jedenfalls. Seit neunzehn Minuten liege ich nämlich selbst auf der Rückbank eines Taxis. Und wenn der Fahrer nicht gleich aufhört, vor jeder dunkelgelben Ampel brav anzuhalten, stehen die Chancen gut, dass ich ihm für alle Zeiten die Sitze versaue.

Bevor ich ihn anbrüllen kann, dass er gefälligst aufs Gas drücken soll, wenn er nicht Augenzeuge einer blutigen Sturzgeburt werden will, fährt mir ein stechender Schmerz durch den Körper. Ich kann nur noch laut nach Luft schnappen und mich zusammenkrümmen.

»Vsjo horoschó, chto horoschó koncháetsya.«

Ach ja, als wäre meine Lage an sich nicht schon misslich genug, sitzt neben mir auf der Rückbank auch noch ein Kerl, der hektisch meinen Kopf tätschelt und dabei verständnisloses Zeug redet. Alexej heißt er, allerdings wird er lieber Sascha genannt. Als ich ihn vor einem guten halben Jahr kennenlernte, hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich ausgerechnet in seiner Gegenwart mein Leben aushauchen würde. Aber ich habe mir in meinem Leben so einiges nicht träumen lassen. Meine eigentlichen Pläne wurden vor nicht allzu langer Zeit durch diverse Widrigkeiten in Schutt und Asche gelegt. Da kommt es auf so eine Kleinigkeit wie die genauen Umstände meiner ersten Entbindung auch nicht mehr an.

»Vsjo horoschó, chto horoschó koncháetsya!«, ruft Sascha jetzt noch einmal beschwörend, nimmt meinen Kopf in beide Hände wie in eine Schraubpresse und beugt sich über mich. Seine grünen Augen mustern mich eindringlich, als wolle er per Hypnose die Geburt verzögern. »Vsjo horoschó, chto horoschó koncháetsya!«

»Was faselst du da eigentlich?«, bringe ich stoßweise mit letzter Kraft hervor.

»Ich mache dir Mut«, erklärt Sascha. »Das ist ein Sprichwort aus meiner Heimat, von meiner Mama: Alles ist gut, was gut endet. Ich bin sehr zuversichtlich, dass wir das schon schaffen, Svenja.« Sein stark durchbrechender russischer Akzent straft ihn Lügen, denn eigentlich spricht Sascha ziemlich akzentfrei Deutsch. Er scheint also sehr nervös zu sein.

Trotz meiner Schmerzen bringe ich so etwas wie ein Lächeln zustande. »Ja, das schaffen wir schon«, erwidere ich mit dem Optimismus der Verzweifelten. Jetzt lächelt Sascha auch und streicht mir über den Kopf.

»Alles wird gut«, meint er wieder. »Ich bin da. Ich bleibe immer da.«

Immer?

Ob das wirklich so gut ist?

Fünf Minuten später haben wir die Frauenklinik des Universitätskrankenhauses Eppendorf erreicht, und ich werde von zwei geübten Helfern auf ein rollbares Bett gewuchtet. Als wir den Eingang zum Kreißsaal erreichen, sehe ich ein bekanntes Gesicht – die Hebamme von der Voranmeldung! Sie begrüßt mich freundlich.

»Na, Frau Christiansen? Ich dachte, wir sehen uns erst in drei Wochen?«

»Dachte ich auch«, erwidere ich schlapp. »Aber offenbar hat’s hier irgendwer etwas eiliger.«

»Versuchen Sie, sich zwischen den Wehen zu entspannen. Ich werde Sie gleich untersuchen.« Sie nickt dem Pfleger, der mittlerweile die Sanitäter abgelöst hat, zu. »Kreißsaal 3 ist frei, ich komme sofort hinterher.«

Sascha steht ein wenig unschlüssig herum und tritt von einem Bein aufs andere.

»Ich bin übrigens Hebamme Barbara«, stellt sie sich ihm vor. »Kommen Sie mit. Sie wollen doch bestimmt Ihre Frau bei der Geburt unterstützen.« Sofort nickt er erfreut und marschiert hinter meinem Bett her. Ich will das Missverständnis aufklären, aber die nächste Wehe trifft mich mit einer derartigen Wucht, dass ich nur noch aufstöhnen kann und mich ergeben in mein Schicksal füge.

Eigentlich wollte meine Schwester Merle bei der Geburt dabei sein, aber die war weder zu Hause noch auf dem Handy zu erreichen. Dann also Sascha statt Merle, ich werde mit ihr telefonieren, wenn ich das alles hier hinter mir habe. Was hoffentlich bald ist, denn noch so eine Wehe, und ich lasse mich freiwillig einschläfern.

»So, mal sehen …« Die Hebamme beginnt mit ihrer Untersuchung. »Hm, der Muttermund ist noch ziemlich fest, die Wehen waren wohl noch nicht so effektiv. Sind zwar schon in sehr kurzen Abständen, aber sie müssen noch stärker werden.« Bitte? Was sagt die dumme Kuh da? Hat die eine Ahnung, welche grauenhaften Schmerzen ich erlebe?

»Auf alle Fälle haben wir noch Zeit, ein CTG zu schreiben.« Als sie Saschas Blick sieht, erklärt sie kurz: »Cardiotokogramm. Das ist ein Gerät, das die Wehen der Gebärenden und die Herztöne des Kindes aufzeichnet. Damit man immer weiß, wie es dem Baby geht.«

Ein CTG, auch das noch! Bei allen Vorsorgeuntersuchungen musste ich dafür zwanzig Minuten still liegen, das schaffe ich jetzt unter keinen Umständen. Außerdem sagt mir mein Gefühl, dass wir keineswegs noch so viel Zeit haben. Es wird mich garantiert gleich zerreißen – ich könnte wetten, dass ich noch in der nächsten halben Stunde Mutter werde.

Während mich die Hebamme verkabelt, greife ich unwillkürlich nach Saschas Hand. Sie ist weich und warm, und als er meinen Druck erwidert, fühle ich mich ein ganz kleines bisschen sicherer. »Ich bleibe da«, flüstert er und lächelt mich an. »Wir haben’s schon bald überstanden.«

Ich würde lachen, wenn ich nicht so große Schmerzen hätte.

Wir? Ja, aber sicher doch!

Eine Viertelstunde später steht fest, dass ich recht damit behalte, dass es nicht mehr lange dauern kann. Allerdings anders als gedacht. Die Hebamme guckt kurz auf die Aufzeichnung des CTG, dann holt sie einen Weißkittel, der sich uns als Dr. Meyer-Klose vorstellt. Auch er schaut sich das Blatt an, wendet sich dann zur Hebamme und nuschelt etwas von »pathologischem CTG«. Sie nickt, dann zieht sich Meyer-Klose einen Stuhl an mein Bett, setzt sich und fällt sein Urteil.

»Frau Christiansen, ich denke, wir werden jetzt einen Kaiserschnitt machen. Die kindlichen Herztöne sind nicht besonders gut, und eine natürliche Geburt wäre wahrscheinlich zu anstrengend. Ich würde auch lieber eine Vollnarkose machen, denn dann können wir schneller operieren, als wenn wir jetzt noch warten, bis die Spinale sitzt.«

»Ich fürchte, ich verstehe Sie nicht ganz«, versuche ich so...



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