E-Book, Deutsch, Band 1, 318 Seiten
Reihe: Stella-Reihe
Hesse Stella rollt an
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-948346-68-3
Verlag: MAXIMUM Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Band 1
E-Book, Deutsch, Band 1, 318 Seiten
Reihe: Stella-Reihe
ISBN: 978-3-948346-68-3
Verlag: MAXIMUM Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Let's Roll!
Für die elfjährige Stella gibt es nichts Himmlischeres, als mit ihren Freundinnen Nelly und Lou auf Rollschuhen durch die Gegend zu sausen. Jede freie Minute verbringen die drei unzertrennlichen Rolling Angels auf der Rollschuhbahn. Blöd nur, dass es immer wieder Streit mit der Gang rund um Anführer Eric gibt. Die Jungs nerven mit ihren Inlinern und Hockeyschlägern und nennen sich ausgerechnet Skating Devils. Wie abgedreht ist das denn? Und Schönling Eric geht Stella mit seinen obercoolen Sprüchen doch schon in der Schule total auf den Stopper!
Doch dann soll zum Entsetzen aller die Rollbahn abgerissen werden. Nun rollen Angels und Devils aufeinander zu, um eine gemeinsame Rettungsaktion zu starten. Ein teuflisch guter Plan muss her!
Der Beginn der liebenswert-frechen Buchreihe rund um Stella und ihre Freunde. Das Buch ist bei Antolin gelistet.
Weitere Infos & Material
1.
Zitronenkuchen mit Schokostückchen und ein Wunsch
Heute kann es regnen, stürmen oder schneien, denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein …
Schlagartig bin ich wach. Wenn die Musik von Rolf Zuckowski so laut durchs Haus schallt, dass man sie von der Küche bis in mein Zimmer hört, kann das nur eines bedeuten: Es ist so weit! Ich habe Geburtstag und bin nun elf Jahre alt.
Mein Magen kribbelt voller Vorfreude. Ich liebe den Geburtstagsmorgen. Und auch dieser wird toll werden. Woher ich das weiß? Weil Geburtstage bei uns Vögeln immer gleich ablaufen. Keine Überraschungen! Natürlich ausgenommen der Geschenke. Vogel ist übrigens unser Familienname.
Wenn ein Vogel Geburtstag hat, verlassen die anderen Vögel schon früh ihre Nester. In der Küche läuft Wie schön, dass du geboren bist. Ich kann mich nicht erinnern, dass jemals ein anderes Lied gespielt wurde. Papa liebt es, dabei ist er mit achtundvierzig Jahren eigentlich zu alt für Kindergartensongs.
Okay, ich mag Kinderlieder ja auch. Weil sie so schön vertraut sind und mir ein warmes Gefühl in den Bauch zaubern. Aber inzwischen fahre ich auf ganz andere Musik ab. Ich mag Lieder, zu deren Rhythmen man sich bewegen und tanzen kann. Songs von Rihanna, Katy Perry oder Ed Sheeran. Musikalisch betrachtet, lebt jedes Familienmitglied in diesem Haus in einem anderen Universum.
Aus Mamas Radio in der Küche dudelt den ganzen Tag 80er-Jahre-Musik. Keiner darf es wagen, ihren Lieblingssender zu verstellen. Leider schafft es auch die musikalische Untermalung nicht, dass sie sich aufs Kochen konzentriert. Irgendetwas schmeckt immer angebrannt. Wenn es nicht die Kartoffeln trifft, dann die Bratwürste oder die Dosenerbsen. Nudeln gibt es bei uns wahlweise super al dente oder super matschig. Aber wir meckern inzwischen nicht mehr. Paps sagt: „Der Hunger treibt’s rein.“ Und Mama betont: „Ich bin doch kein Gourmet-Restaurant.“
Meine ältere Schwester Jule zieht sich lieber Fantasy-Hörbücher statt Musik rein. Das heißt, wenn sie nicht gerade über ihren Schulbüchern hängt und lernt oder buchdicke Referate verfasst. Sie ist fünfzehn, furchtbar klug und lässt das ständig obernervig raushängen. Dafür stecke ich sie sportlich dreimal in die Tasche. Jule kann nicht mal richtig Rollschuhlaufen. Ich habe ein paarmal versucht, es ihr beizubringen. Aber sie bekommt selbst die einfachsten Drehungen nicht hin. Nun verstauben ihre pinken Rollschuhe im Keller. In zwei oder drei Jahren könnten sie mir passen. Dann werde ich sie aus ihrem Dornröschenschlaf befreien. Aber nur, wenn man sie irgendwie umfärben kann. Pink ist nicht so mein Ding.
Voller Vorfreude angele ich nun ein Paar Socken aus meinem Kleiderschrank. Zum Glück ist heute Samstag und ich kann meinen Geburtstagsmorgen in voller Länge genießen. Ich schlüpfe in Jeans und das nächstbeste T-Shirt, binde meine schulterlangen dunklen Haare zum Pferdeschwanz und laufe ins Bad. Ich spritze mir mit den Händen etwas kaltes Wasser ins Gesicht und lege eine Turborunde Zähneputzen ein. Die Katzenwäsche muss reichen. Schnell noch die Hausschuhe an und dann schieße ich die Treppe ins Erdgeschoss zur Küche hinunter.
Flüstern.
„Sie kommt.“ Paps.
„Augenblick noch! Wir sind noch nicht so weit!“ Mama.
„Verdammt. Wo ist denn das Feuerzeug schon wieder? Das lag doch gerade noch hier.“ Paps.
„Mach doch die Augen auf. Liegt genau vor deiner Nase.“ Mama.
„Mensch Paps, pass doch auf, das Kerzenwachs tropft auf den Kuchen.“ Jule.
„Mist!“ Paps.
„Ist ja nicht so schlimm, kratzen wir später ab.“ Mama.
„Okay, jetzt kannst du reinkommen.“ Jule.
„Heute kann es regnen, stürmen oder schneien, denn du strahlst ja selber wie der Sonnenschein …“ Rolf Zuckowski.
G-e-n-i-a-l! Habe ich schon erwähnt, wie sehr ich das liebe?
Die bunte Happy-Birthday-Girlande aus Stoff hängt quer im Raum. Der Küchentisch ist über und über mit Geschenken bedeckt. In der Mitte steht mein Geburtstagskuchen. Ich tippe auf Zitronenkuchen mit dunklen Schokostückchen.
Mein Lieblingskuchen! Die Kerzen am Kuchenrand brennen. Ich muss sie nicht abzählen. Ich weiß, dass es elf sind. Darauf ist Verlass. Über meinem Stuhl hängt die Stuhl-Husse mit der kleinen goldenen Krone. Alles wie immer! Schön!
„Alles Gute zum elften Geburtstag, mein Schatz“, brüllt Mama gegen die Musik an.
Sie läuft mir entgegen und drückt mich so kräftig, dass ich fast keine Luft bekomme. Ihre Augen sind feucht. Sie heult an jedem Vogelküken-Geburtstag. Wenn Paps Geburtstag hat, macht sie das nie. An ihrem eigenen auch nicht. Ihr siebenundvierzigster Geburtstag letztes Jahr bildete da allerdings eine Ausnahme. Da heulte sie den ganzen Tag, weil sie an diesem Morgen mehrere graue Haare auf ihrem Kopf entdeckt hatte. Paps hat sie getröstet und gemeint, sie solle nicht traurig sein. Sie könnte ihre Haare ja färben und sie hätte wenigstens noch welche. Er würde sich in der Dauermauser befinden und trotzdem nicht in Tränen ausbrechen.
Ich mag meinen Paps, so wie er ist. Auch mit ganz kurz geschorenen zwei Millimeter langen Haaren. Es fühlt sich schön an, wenn man ihm über den Kopf streicht. So samtig.
Paps reguliert die Lautstärke an der kleinen Musikanlage. Endlich kann man wieder sein eigenes Wort verstehen.
„Mein Küken“, sagt er und breitet seine Arme aus.
„Paps“, beschwere ich mich, falle ihm aber dennoch in die Arme. Ich mag es nicht, wenn er mich mit diesem Kosenamen anredet. Wann kapiert er endlich, dass ich kein Baby mehr bin?
Dann kommt Jule, beugt sich zu mir hinunter und küsst mich auf die Wange. „Happy Birthday, Schwesterchen“, sagt sie und rückt ihre Brille zurecht.
„Puste mal schnell die Kerzen aus, bevor das ganze Wachs auf den Kuchen tropft“, meint Mama.
Ich brauche zwei Anläufe bis alle Kerzen erloschen sind.
„Oh Mama, du hast dich bei der Kuchendeko mal wieder selbst übertroffen!“, rufe ich begeistert.
Der Kuchen mit dunkler Schokoladenglasur ist mit einem großen Rollschuh aus buntem Fondant verziert. Fondant ist so was wie Knete aus Zuckerteig.
„Der Kuchen ist viel zu schön, um ihn anzuschneiden“, sage ich.
„Na ja, der Rollschuh ist mir nicht so richtig gelungen. Die Rollen sind nicht rund, und die Schnürsenkel zu dick“, entschuldigt sich Mama.
„Der Rollschuh ist toll! Und wenn unter der Schokoglasur mein Lieblingskuchen steckt, ist alles perfekt.“
Sie lächelt. „Wie immer, Zitronenkuchen mit Schokostückchen, so wie du es magst, mein Geburtstagsspatz.“
Dann geht’s endlich ans Geschenkeauspacken. Ich nehme mir immer erst das Päckchen vor, das am langweiligsten aussieht. Eines, bei dem man bereits erahnen kann, was in dem Geschenkpapier steckt. Bücher erkennt man sofort an der Form oder an dem Geschenkpapier unserer Lieblingsbuchhandlung. Die verpacken ihre Bücher wahlweise in buntes Teddy- oder smaragdgrünes Papier mit Glitzerpunkten. Auf dem Tisch liegen genau zwei solcher Päckchen. Ich wähle das kleinere und packe es aus.
„Ein Buch“, versuche ich die Überraschte zu mimen. Es ist ein hübsches, buntes Notizbuch mit Stiftlasche und Gummiband.
„Wenn du mal etwas Schönes aufschreiben willst“, sagt Mama.
Aufschreiben? Am Schreibtisch hängen ist Jules Hobby. Ich habe mein Leben dem Rollerskaten gewidmet.
„Du könntest dir Tanzschritte notieren“, schlägt Jule vor. Kann sie Gedanken lesen?
„Stimmt. Mensch, danke.“
Ich öffne das nächste Päckchen im bunten Happy-Birthday-Papier. „Wow, wie cool!“
Es ist ein kurzärmeliges T-Shirt in Dunkelblau. Auf dem Rücken steht in großen Lettern Rollerqueen. Auf der Vorderseite ist ein weißer Rollschuh aufgedruckt.
Mama lächelt und reicht mir ein weiteres Geschenk. „Öffne das als Nächstes.“
Um die Spannung zu erhöhen, drücke ich an dem flachen kleinen Päckchen herum und schüttele es. „Hm. Fühlt sich weich an.“
„Mega! Mega! Mega!“, jubele ich, nachdem ich es aufgemacht habe. Ich halte die bunt geringelten Kniestrümpfe in die Höhe. „Kniestrümpfe fürs Skaten.“
„Wie du sie dir gewünscht hast“, sagt Mama.
„Die sind so hübsch. Sie werden toll zu meinen Jeansshorts und den Skates aussehen.“
Mama strahlt. „So bin ich früher als Teenager auch rumgelaufen. Wenn bei uns im Jugendhaus am ersten Samstag im Monat die Rollerdisco stattfand, sind meine Freundinnen und ich …“
„… so lange Rollschuh gelaufen, bis uns die Füße gequalmt haben“, beendet Jule den Satz.
Wir haben die Geschichte schon tausend Mal gehört.
Mama seufzt. „Ja, genau. Also ihr Interesse und das Talent fürs Rollschuhlaufen hat Stella definitiv von mir.“
„Ja, ja, Mama“, sage ich und grinse.
Alles, was ich gut kann, habe ich angeblich von ihr geerbt. Und das, was ich nicht beherrsche, wie Ordnung halten oder Mathe, liegt an Paps’ Genen.
„Und dann bin ich Hand in Hand mit Boris zu Boogie Wonderland gelaufen. Das ist ein Song aus einem alten Rollschuhfilm der späten 70er-Jahre. Der Film heißt Roller Boogie.“ Sie bekommt einen verträumten Gesichtsausdruck. „Der Boris hatte es...




