E-Book, Deutsch, 354 Seiten
Heuser Heinz' Life
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-446-42414-2
Verlag: Carl Hanser Fachbuchverlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
1962-2032. Kleine Geschichte vom Kommen und Gehen des Computers
E-Book, Deutsch, 354 Seiten
ISBN: 978-3-446-42414-2
Verlag: Carl Hanser Fachbuchverlag
Format: PDF
Kopierschutz: Adobe DRM (»Systemvoraussetzungen)
Woher kommen die Computer und wohin gehen sie? Diese Frage beantwortet Professor Dr. Lutz Heuser, der Leiter von SAP Research, zusammen mit den Pionieren und Vordenkern der deutschen und internationalen Informatik- und Kommunikationsbranche, in diesem Tagebuch von Heinz.
Wir schreiben das Jahr 2032. Heinz blickt auf sein Leben zurück, das nicht nur beruflich eng mit der Informations- und Kommunikationsbranche verquickt war. Zusammen mit ihm erleben Sie, wie sich die Computer von den raumfüllenden Servern mit eigenem Kraftwerk bis hin zu unsichtbaren Helfern entwickelt haben, die jeder nutzt, aber kaum einer noch wahrnimmt. Anschaulich und unterhaltsam berichtet Heinz, was diese eingebetteten Computer heute schon in unseren Alltagsgeräten Erstaunliches leisten und welche nützlichen und umwälzenden Anwendungen in den nächsten 20 Jahren auf uns warten und unser Leben verändern werden.
"Man muss kein Prophet sein, um davon auszugehen, dass in etwa 20 Jahren der PC genauso rasch wieder von der Bildfläche verschwunden sein wird, wie er sie zur Jahrtausendwende als Statussymbol des Informationszeitalters erklommen hat. Warum? Ganz einfach: Er wird schlicht überflüssig, weil Tausende von Minirechnern aus unserer jeweiligen Umgebung seine Arbeit übernehmen. Genauso wenig werden wir noch ein Handy oder einen festen Fernsehbildschirm brauchen. All das ist der Elektroschrott von morgen."
Prof. Dr. Lutz Heuser
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
1;Vorwort;6
2;Inhalt;10
3;1962: Großes Baby in der Großrechnerzeit;15
4;1963: Deutschlands erster Transistorencomputer;20
5;1964: Maschinelle Rechentechnik im Osten;25
6;1965: Der Kampf der Giganten im Westen;29
7;1966: Logik – Die Kraft der Gedanken;35
8;1967: Erste Schritte eines Grafikpioniers;39
9;1968: Mama und Software in der Krise;42
10;1969: Mein erster Schultag;47
11;1970: Wie sich aus Eitelkeiten Kapital schlagen lässt;50
12;1971: Sowjetische Großrechentechnik im Einsatz;55
13;1972: Wo, bitte schön, ist Japan?;61
14;1973: Made in Germany;64
15;1974: Ein Vordenker für Internet und Hyperlink;68
16;1975: Reif fürs Museum: Die Welt der Großrechner;72
17;1976: Analoge Ionen und digitale Bits;75
18;1977: Erste Begegnung mit dem Internet;79
19;1978: High Speed dank ISDN;82
20;1979: Tusch für den Taschenrechner mit Gedächtnis;90
21;1980: „Da stimmt wohl was mit dem Computer nicht“;94
22;1981: Ein Sommer in Massachusetts;100
23;1982: Das Cleverle und das Forschungszentrum;109
24;1983: Smalltalk – Programmieren mit eingebauter Müllabfuhr;112
25;1984: You have Mail!;117
26;1985: ENC – Heidelberger Alternativen zum Internet;122
27;1986: Babylon im zwanzigsten Jahrhundert;127
28;1987: Vom Ernst des Lebens;132
29;1988: Mit Rotwein geht alles besser;136
30;1989 Als die Bilder ein weiteres Mal laufen lernten;140
31;1990: Wandel durch Handel;144
32;1991: Was ist los in Humenné?;149
33;1992: Von Fahrrad- und Prozessketten;153
34;1993: Kosten-Nutzen-Rechnung in einem Biergarten;157
35;1994: Go East;162
36;1995: Mit Sushi und Hummer in virtuelle Welten;166
37;1996: AltaVista – Wer suchet, der findet;170
38;1997: Der allgegenwärtige Computer kündigt sich an;174
39;1998: Die Schreibmaschine in der Hosentasche;179
40;1999: Wie viele Realitäten gibt es eigentlich auf dieser Welt?;182
41;2000: Der Millenium-Bug und andere Zukunftsvisionen;187
42;2001: Erst reden sie wie wir – und dann sehen sie auch noch so aus!;197
43;2002: Polka in Zeitlupe oder im Schweinsgalopp;203
44;2003: Einkauf im Dritten Jahrtausend;208
45;2004: Auf dem Weg zu neuen Ufern;212
46;2005: Web 2.0 – Von Blogs, Poesiebüchern und der Weisheit von vielen;216
47;2006: Überall und doch unsichtbar;220
48;2007: Von unechten Mühlrädern und echten Produkten;226
49;2008: Human Touch in der virtuellen Welt;231
50;2009: Die Wissensoase im Wüstensand;235
51;2010: Wenn die Umgebung beginnt mitzudenken;238
52;2011: Die neuen Internet-Adressen kommen;242
53;2012: Fünfzig! – Mit allem, was das Herz begehrt;249
54;2013: Handel im Wandel;252
55;2014: Auto mit Authentifizierung;257
56;2015: Einchecken wie im Fluge;261
57;2016: Oh, Mandy! – Alles unter Kontrolle;264
58;2017: Reisefreuden – Reiseleiden;270
59;2018: Information im Überfluss;275
60;2019: Bahrain – ich komme!;280
61;2020: Erneuerbare Energien;284
62;2021: Medizin hilft dem Hirn auf die Sprünge;289
63;2022: Mein neues Traumauto X202;294
64;2023: Blick zurück in die Zukunft;300
65;2024: Do it yourself: Herzklappe aus eigenen Stammzellen;305
66;2025: Das intelligente Haus;308
67;2026: PC – Was war das noch?;311
68;2027: Die gestohlene Identität;317
69;2028: Waggons – Der individuelle Massentransport;321
70;2029: „TschupTschup“ – Kommunikation ist alles;325
71;2030: Unsichtbare Abläufe für diskrete Betreuung im Alter;330
72;2031: Meine digitale Zukunft;335
73;2032: Siebzig – und was kommt jetzt?;339
74;Die Autoren;342
75;… und zum Schluss ein Wort des Dankes;346
1985 ENC - Heidelberger Alternativen zum Internet (S. 109-110)
16. Juli 1985
Mein Studium als Wirtschaftsinformatiker an der TU Darmstadt läuft inzwischen recht problemlos - vorausgesetzt, dass ich mich ans permanente Büffeln gewöhne. Betriebsblind möchte ich darüber aber nicht werden, deshalb versuche ich, mich über Fachzeitschriften in der Uni-Bibliothek und weitere Quellen ständig über technologische Neuentwicklungen, neue Trends oder Kommunikationsmöglichkeiten auf dem Laufenden zu halten. Auf die Ankündigung und Beschreibung der Gründung des European Networking Center1 in Heidelberg durch IBM bin ich in der Süddeutschen und der FAZ gestoßen. Der Gründungstag ist heute! In dieser Einrichtung möchte ich gern mal Mäuschen spielen. Insgesamt geht es hier um neue Wege, große Datenmengen über weite Entfernungen möglichst rasch zu transportieren. Aber auf welcher Basis? Am liebsten möchte ich dort mal ein Praktikum machen, fürchte aber, dass das meinen Horizont doch übersteigen dürfte.
Wenn ich mir die derzeitige Lage so anschaue, dann ist die Informations- und Kommunikationstechnik (ITK) durch Großrechner gekennzeichnet, die lose miteinander verbunden sind. Die IBM ist technisch und wirtschaftlich ihrer despektierlich unter dem Sammelbegriff BUNCH2 zusammengefassten Konkurrenz mit der SNA3 meilenweit voraus. Die analoge Kommunikation wird von den nationalen Telekomgesellschaften bestimmt. Beide Welten existieren separat nebeneinander und leben gut davon.
Die Wissenschaft ist sich einig, dass es nicht dem Fortschritt dienen kann, wenn die übertragung von ein paar digitalen Fotos von Heidelberg nach Hamburg mit einer Rechnung von DM 25.000 bestraft wird. Diese Form der ITInfrastruktur ist also schlicht zu teuer. Nicht nur die Ingenieure wissen, dass IuK4 technisch zusammenfinden müssen, wenn man billigere und attraktivere Dienste haben will. Ob dieses technische Wissen allerdings die Motivation für die Gründung des ENC 1985 in Heidelberg ist?
Dafür lösen sich die Ideen, wie Telekommunikation und Datenverarbeitung in Zukunft organisiert sein sollten, einfach zu rasant ab. Nachtrag vom 12. Juni 2007 Komme gerade von einem amüsanten Abend nach Hause. Es gab einen Empfang anlässlich eines hochkarätig besetzten Symposiums an unserer Fakultät. Dort habe ich Professor Müller kennengelernt. Wir standen zufällig zusammen in der Schlange vom Buffet, und er erklärte mir die Warteschlangentheorie5. Ich war baff. Selbst beim Warten auf das Essen bringen diese Informatik-Professoren nebenbei ihr Wissen an. Auf meine Rückfrage, was er denn so mache, erzählte er mir - während wir uns langsam der reichen Speisenauswahl näherten - aus seinem beruflichen Werdegang.
Und da erwähnte er, dass er der ehemalige Gründer und erste Direktor jenes ENCs war, das ich vor 17 Jahren als mein Wunschziel für ein Praktikum ausgeguckt hatte. Das musste ich Müller gleich erzählen. Er schien allerdings inzwischen ein recht gespaltenes Verhältnis zum ENC und seiner Entwicklung zu haben. Er warf jedenfalls einen eher kritischen Blick zurück auf die Entwicklungen im ENC und dessen Einflüsse auf die ITK-Landschaft. Als wir die Pasta à la Panna vom Buffet genommen und uns an einen Tisch in der Ecke zurückgezogen hatten, begann er, aus dem Nähkästchen zu plaudern. Ich habe jetzt zwar über 15 Jahre Abstand, seit meinem Ausscheiden dort, trotzdem kann ich diese Zeit nicht objektiv analysieren.
Dafür war ich zu sehr in die Geschehnisse involviert. Zwar entstand das ENC erst 1985, aber schon lang vor der Gründung wurden in vielen Begegnungen und Gesprächen seit 1981 die neu entstehenden Rechnernetzaktivitäten in aller Welt analysiert. So entstand die überzeugung, dass OSI6 das beste Konzept sei, um die IuK-Vision in naher Zukunft Wirklichkeit werden zu lassen. Es gab aber noch viele andere Kandidaten. Und das Internet erschien als die unwahrscheinlichste Option. Es verfügte gerade einmal über vier Knotenpunkte und wurde von damals wenig angesehenen Wissenschaftlern namens Vinton Cerf und Robert Kahn in Stanford vorangetrieben."