E-Book, Deutsch, Band 20, 471 Seiten
Reihe: Liebe, Gerüchte und Skandale - Die unvergesslichen Regency Liebesromane von Georgette
Heyer Damenwahl
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-7325-3179-0
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 20, 471 Seiten
Reihe: Liebe, Gerüchte und Skandale - Die unvergesslichen Regency Liebesromane von Georgette
ISBN: 978-3-7325-3179-0
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
England, 1816: Kitty Charing bekommt ein unmoralisches Angebot. Die hübsche Adoptivtochter eines zänkischen Millionärs kann dessen Vermögen nur erben, wenn sie einen seiner Neffen heiratet. Da Kitty schon seit Jahren in ihren attraktiven Vetter Jack verliebt ist, sollte das eigentlich kein Problem sein. Aber Jack - ein stadtbekannter Herzensbrecher - zeigt kein Interesse, und Kitty ersinnt einen Plan, um den heiratsunwilligen Lebemann zu überzeugen. Sie verlobt sich zum Schein mit dem gutmütigen Freddy Standen, der Kitty nach London begleitet, damit sie dort den Mann ihres Herzens erobern kann ...
Georgette Heyers 'Damenwahl' (im Original 'Cotillion') ist ein amüsanter Reigen mit unwiderstehlich spritzigen Dialogen und liebenswürdigen Charakteren.
Autoren/Hrsg.
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Kapitel 2
Einige Minuten später betrat Miss Catherine Charing das Zimmer, begleitet von einer ältlichen Dame, deren spärliches graues Haar als Ringellocken zu beiden Seiten des liebenswürdigen, wenn auch reizlosen Gesichts baumelte. Sie trug kein Häubchen, ein Zeichen dafür, dass sie unverheiratet war. Ihr hochgeschlossenes Kleid war äußerst unkleidsam in Flohbraun gehalten, in der knochigen Hand hielt sie ein Retikül. Kaum hatte Mr. Penicuik sie erblickt, als er auch schon unnötig heftig ausrief: »Nicht Sie, Weib, nicht Sie! Glauben Sie, dass ich heute nicht schon genug von Ihrem Gesicht hatte? Fort mit Ihnen! Fort mit Ihnen!«
Die ältliche Dame gab einen schwachen gluckernden Laut von sich. Aber obwohl sie erschreckt dreinsah, schien sie von dieser unkonventionellen Begrüßung nicht überrascht zu sein. Sie sagte: »Oh, Mr. Penicuik! Zu einer solchen Zeit und bei einem so heiklen Anlass!«
»Kitty!«, unterbrach sie Mr. Penicuik. »Wirf Fish aus dem Zimmer!«
Die ältliche Dame kreischte protestierend auf, doch Miss Charing schob sie sanft, aber unerbittlich über die Schwelle. Sie sagte: »Ich habe dir ja gesagt, wie es sein würde!« Dann schloss sie die Tür, schenkte der Gesellschaft einen nachdenklichen Blick aus großen Augen und ging in die Mitte des Zimmers.
»Braves Mädchen!«, sagte Mr. Penicuik beifällig. »Setz dich!«
»Nimm diesen Sessel!«, drängte Lord Biddenden.
»Hier wirst du bequem sitzen, meine liebe Kitty«, sagte Ehrwürden Hugh und wies auf den Stuhl, von dem er sich bei ihrem Eintritt erhoben hatte.
Um nicht ausgestochen zu werden, schluckte Lord Dolphinton und sagte: »Nimm meinen hier! Nicht bequem, aber würde mich sehr freuen, wenn – bitte, nimm ihn!«
Miss Charing war eine recht kleine Brünette. Sie hatte eine hübsche Gestalt und sehr hübsche Hände und Füße. Ihr Gesicht gewann an Schönheit durch ein großes dunkles Augenpaar, dessen Ausdruck ehrlich und unschuldig war. Sie hatte die Gewohnheit, diese Augen ernst (und manchmal beunruhigend) auf ihren Gesprächspartner zu heften. Sie hatte eine leichte Stupsnase, eine kurze Oberlippe, ein energisches Kinn und eine Fülle dunkler Locken, die so frisiert waren, wie ihr Vormund und ihre Erzieherin es wünschten. Sie trug ein damenhaftes Kleid aus grünem Batist mit hoher Taille und langen Ärmeln und einem einzigen schmalen Volant. Um ihren Hals hing ein kleines goldenes Medaillon an einem Band. Es war ihr einziges Schmuckstück.
Lord Biddenden, ein Mann mondäner Neigungen, hatte das Gefühl, dass ein paar Schmuckstücke und ein moderneres Kleid ihr Aussehen verbessert hätten. Sein Bruder wiederum betrachtete ihre bescheidene Erscheinung mit Beifall.
»Also, Kitty«, sagte Mr. Penicuik, »ich habe diesen dreien da erzählt, was für Absichten ich habe, und jetzt können sie für sich selbst sprechen. Biddenden natürlich nicht: Ihn meine ich nicht, obwohl ich nicht bezweifle, dass er schnell genug reden würde, wenn er könnte. Was den hergebracht hat, weiß ich wirklich nicht!«
»Ich vermute«, sagte Miss Charing und betrachtete seine Lordschaft, »er ist gekommen, um Hugh in Fahrt zu bringen.«
»Aber, Kitty! Auf mein Wort!«, stieß Biddenden hervor, sichtlich aus der Fassung geraten. »Es ist an der Zeit, dass du lernst, deine Zunge im Zaum zu halten!«
Miss Charing sah überrascht drein und richtete einen fragenden Blick auf Hugh. Dieser sagte mit ernster Güte: »George meint, dass Ausdrücke wie ›in Fahrt bringen‹ ungehörig sind, wenn sie ein Frauenzimmer benützt, liebe Base.«
»Ho!«, sagte Mr. Penicuik. »Das also hat er gemeint, ja? Nun, nun! Dann wäre ich ihm dankbar, wenn er seine Nase aus Sachen heraushielte, die ihn nichts angehen. Außerdem lasse ich nicht zu, dass ihr dem Mädchen beibringt, zimperlich zu reden. Nicht, solange sie unter meinem Dach lebt! Ich habe diesbezüglich von dieser Fish vollkommen genug!«
»Ich muss Ihnen sagen, Sir, dass meine Base vielleicht gut daran täte, ihre Konversation eher nach dem Vorbild Miss Fishguards zu formen und nicht nach dem – wie ich vermute – Vorbild von Jack«, erwiderte Hugh, der jede Silbe des Namens der Erzieherin betont ausgesprochen hatte.
»Blödsinn!«, sagte Mr. Penicuik rüde. »Es ist nicht Jacks Beispiel, dem sie folgt! Es ist meines! Ich wusste ja, wie es sein würde: Ich werde heute Nacht kein Auge zutun können. Zum Teufel, ich kenne keinen Burschen, der mir die Galle so hochsteigen lässt wie du, Hugh, mit diesem steifen Gesicht und deiner Weitschweifigkeit! Wenn ich mich nicht dazu entschlossen hätte, dass – aber ist ja egal! Ich habe mich nun einmal entschlossen, und ich werde mein Wort nicht zurückziehen. Das habe ich noch nie getan und ich werde es auch nie tun. Aber das ist noch kein Grund, dass Kitty sich schnell entschließen soll, welchen von euch sie haben will. Wenn sie meinem Rat folgt, wird sie abwarten und sehen, ob ... Nicht, dass es einer von euch verdient! Und wenn ihr glaubt, dass ich nach eurer Pfeife tanze, dann werdet ihr bald feststellen, dass ihr euch täuscht!«
Mit diesen plötzlich giftigen Worten zog Mr. Penicuik wieder am Klingelzug. Das tat er so heftig, dass es nicht überraschte, als nicht nur der Butler, sondern auch der Kammerdiener in den Salon stürzte, noch bevor der Nachhall des Klöppels ganz verklungen war. Mr. Penicuik verkündete seinen Entschluss, sich in die Bibliothek zurückzuziehen, und fügte hinzu, er habe für diesen Tag genug von seinen Verwandten gehabt. Er würde sie jedoch am nächsten Morgen wiedersehen, falls er – was mehr als wahrscheinlich sei – dann nicht zu krank wäre, um überhaupt jemanden außer dem Arzt zu empfangen. »Was aber nicht heißt, dass es mir nur im Geringsten gut täte, den zu sehen«, sagte er. Er stieß ein scharfes Geheul aus, als er aus seinem Sessel hochgehievt wurde, verfluchte seinen Kammerdiener und warf Lord Biddenden einen missgünstigen Blick zu. »Und wenn ich die ganze Nacht durchschlafen sollte, ohne ein einziges Zwicken dieser verdammten Gicht, möchte ich dich, George, trotzdem nicht mehr hier sehen!«, erklärte er.
Lord Biddenden wartete, bis man den Großonkel aus dem Zimmer geführt hatte und bemerkte dann mit einem bedeutsamen Blick: »Es ist natürlich nicht schwer zu verstehen, was ihn in diese üble Laune versetzt hat!«
»Hat dich eben nicht eingeladen«, sagte Dolphinton, sein Verständnis bekundend.
»Oh, halt den Mund!«, rief Biddenden aufgebracht. »Onkel muss wirklich altersschwach sein! Eine übel bewerkstelligte Angelegenheit –«
»In der Tat schlecht bewerkstelligt«, sagte Hugh. »Eine Taktlosigkeit, die zwar nicht dir, wohl aber unserer Base hier äußerst unangenehm sein muss!«
»Sie ist nicht unsere Base!«
»Mein lieber Bruder, wir haben sie für unsere Base gehalten, seit sie in der Wiege lag.«
»Ja, das weiß ich«, sagte Biddenden, »aber du hast gehört, was Onkel gesagt hat. Sie ist es nicht!«
Hugh sagte eisig: »Das habe ich nicht gemeint. Ich bin froh, sagen zu können, dass mir ein solcher Verdacht nie durch den Kopf ging.«
»Du hast ein bisschen zu dick aufgetragen, Hugh!«, sagte Biddenden mit einem kurzen Auflachen.
»Du vergisst, in wessen Gesellschaft du dich befindest!«, sagte Hugh, und seine Stimme wurde scharf vor Ärger.
Lord Biddenden besann sich, wurde rot und warf Kitty einen entschuldigenden Blick zu. »Verzeihung! Aber diese Angelegenheit hat mich derart gereizt ... Sie ist so zusammengepfuscht! Aber ich wollte dich nicht in Verlegenheit bringen. Wir sind es doch alle wirklich gewöhnt, leger miteinander zu verkehren, sodass es keinen Grund gibt, warum du auch nur im Geringsten gekränkt sein solltest!«
»O nein, bin ich gar nicht!«, versicherte ihm Kitty. »Ja, das ist etwas, das ich mich selbst sehr oft gefragt habe; nur sagte mir Hugh, er sei überzeugt, es könne nicht sein. Worüber ich, ehrlich gesagt, sehr froh war.«
»Ehrlich wahr?«, sagte Lord Biddenden, zwischen Amüsement und Missbilligung hin- und hergerissen. »Hugh hat dir das gesagt, ja? Das ist also dein feines Gerede wert, mein lieber Bruder! Keinen Verdacht, was du nicht sagst! Ich frage mich nur, ob du ewig versuchen wirst, uns alle an der Nase herumzuführen. Du solltest über solche Sachen nicht mit Hugh reden, meine liebe Kitty, aber ich halte schon meinen Mund! Zweifellos stehst du mit ihm in recht gutem Einvernehmen, und ich bin darüber wirklich froh!«
»Nun ja, ich wusste, dass es nutzlos gewesen wäre, die arme Fish zu fragen«, sagte Kitty naiv, »deshalb sprach ich Hugh darauf an, weil er ein Geistlicher ist. Hat euch Onkel Matthew gesagt, dass ich nicht seine Tochter bin?«
Sie wandte ihre Augen Hugh zu, während sie sprach, und er erwiderte etwas zurückhaltend: »Du bist die Tochter des...




