Heyer | Der Tote am Pranger | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 319 Seiten

Reihe: Georgette-Heyer-Krimis

Heyer Der Tote am Pranger


1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7325-4326-7
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 1, 319 Seiten

Reihe: Georgette-Heyer-Krimis

ISBN: 978-3-7325-4326-7
Verlag: beTHRILLED
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



England, 1935: Der steinreiche Minenbesitzer Arnold Vereker hat eine Menge Feinde. Als er eines Morgens mitten auf dem Dorfplatz gefesselt und erstochen aufgefunden wird, hat die Polizei es daher mit einer ganzen Reihe an Verdächtigen zu tun, allen voran die beiden Halbgeschwister des Ermordeten. Plötzlich taucht auch noch der tot geglaubte Alleinerbe wieder auf. Superintendent Hannasyde hat alle Mühe damit, die Verhältnisse in der zerstrittenen und korrupten Familie Vereker zu entwirren. Welcher der exzentrischen Verwandten hat das Zeug zum Mörder?

Ein klassischer Krimi mit skurrilen Figuren und englischem Charme - jetzt als eBook bei beTHRILLED.

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Kapitel 1


Mitternacht war vorüber, und die Bewohner der Häuschen, die um den dreieckigen Gemeindeanger herum standen, waren längst schlafen gegangen. Kein Fenster war erleuchtet, aber der Vollmond segelte am saphirblauen Himmel dahin und übergoss das Dorf mit einem fahlen Licht, kalt wie der Schimmer einer stählernen Klinge. Bäume und Häuser warfen groteske, kohlschwarze Schatten; jeder Gegenstand trat im Mondschein scharf und deutlich, aber farblos hervor, und selbst die prosaische Reihe von Benzinpumpen wirkte ein bisschen gespenstisch.

Ein Wagen stand am einen Ende des Angers; aus seinen Scheinwerfern fielen zwei goldene Lichtkegel auf die Straße, und der Motor pochte leise. Die eine Wagentür stand offen. Im Schatten der großen Ulme neben dem Wagen bewegte sich etwas; ein Mann trat ins Mondlicht, blickte erst nach der einen, dann nach der anderen Seite, als fürchtete er, jemanden zu sehen, und nach kurzem Zögern stieg er rasch in den Wagen und wendete ihn, wobei die Gänge ein wenig kreischten. Er warf noch einen Blick auf die Ulme und auf einen in ihrem Schatten nur undeutlich zu erkennenden Gegenstand; dann fuhr er in Richtung London davon. Das Motorengeräusch erstarb langsam in der Ferne; irgendwo in der Nähe bellte ein Wachhund kurz auf, dann war es wieder still.

Während der Mond seine Himmelsbahn weiterwanderte, verkürzte sich der Schatten der Ulme; das unheimliche Licht stahl sich unter das Geäst und beschien bald zwei Füße in Lackschuhen, die in den Fußlöchern eines Blocks steckten. Die Füße bewegten sich nicht, und in dem näher kriechenden Mondlicht wurde eine weiße Hemdbrust sichtbar.

Eine Stunde später fuhr ein Radfahrer um die Straßenkurve vor dem King’s Head. Es war Wachtmeister Dickenson, der von seiner nächtlichen Streife zurückkam. Der Block war jetzt vom Mond hell beleuchtet. Man konnte einen Herrn im Abendanzug darin sitzen sehen, der zu schlafen schien, denn sein Körper war nach vorn zusammengesackt, und der Kopf hing ihm auf die Brust. Wachtmeister Dickenson pfiff beim Fahren leise vor sich hin, aber plötzlich brach er ab, und sein Vorderrad stellte sich quer. Der Block war ein vertrauter Bestandteil des Gemeindeangers von Ashleigh, aber der Wachtmeister konnte sich nicht erinnern, dass schon einmal jemand darin gesessen hätte. Es versetzte ihm einen richtigen Schock. Blau wie ’n Veilchen, dachte er. Sieht so aus, als hätte dir jemand einen Streich gespielt, mein Junge.

Er stieg ab, schob sein Fahrrad auf den Rasen und lehnte es vorsichtig an die Ulme. Die Gestalt auf dem Bänkchen rührte sich nicht. »Heh, Sir, aufwachen!«, sagte der Gendarm freundlich, aber vorwurfsvoll. »Sie können doch hier nicht übernachten!« Er legte die Hand auf die eine schlaffe Schulter und schüttelte sie ein wenig. »Kommen Sie, Sir, zu Hause sind Sie bestimmt besser aufgehoben.« Keine Antwort. Er schüttelte die Schulter etwas energischer und legte dem Mann einen Arm um die Schultern, um ihm aufzuhelfen. Noch immer keine Antwort; nur der Arm, der auf den Knien des Mannes gelegen hatte, rutschte herunter und blieb baumelnd hängen, wobei die schlaffe Hand die Hose des Wachtmeisters streifte. Der Wachtmeister bückte sich und spähte in das gesenkte Gesicht. Er suchte in der Tasche nach seiner Taschenlampe und knipste sie an, und dann trat er ziemlich hastig zurück. Die leblose Gestalt, durch sein Schütteln aus dem Gleichgewicht gebracht, kippte zur Seite, nur die Füße wurden vom Fußblock gehalten. »O Gott!«, flüsterte Dickenson, und sein Mund war mit einem Mal ganz trocken. »O Gott!« Er wollte die Gestalt nicht noch einmal anfassen oder auch nur näher herangehen, denn seine Hände fühlten sich klebrig an, und er hatte noch nie einen Toten gesehen.

Er bückte sich, um die Hand am Gras abzuwischen, und sagte sich, er sei doch ein rechter Waschlappen. Mit etwas stockendem Atem trat er wieder zu der Gestalt, leuchtete sie mit der Taschenlampe ab und berührte ganz vorsichtig die eine schlaffe Hand. Sie war nicht direkt kalt, nicht feuchtkalt, wie es immer in den Büchern heißt, sie war einfach kühl. Er wusste nicht, ob ihm eiskalt nicht lieber gewesen wäre. Diese Lauwärme war irgendwie eklig.

Er riss sich zusammen. Es hatte keinen Zweck, bei der Leiche herumzustehen – er sollte sich lieber schleunigst auf den Weg zur Polizeiwache in Hanborough machen. Er schob sein Fahrrad auf die Straße zurück, stieg wieder auf und fuhr flink zu einem Häuschen mit sauberen Musselinvorhängen am anderen Ende des Angers.

Er schloss auf und ging zum Telefon – vorsichtig, um seine Frau, die im Oberstock schlief, nicht zu wecken. Sonst hätte sie ihn heraufgerufen, und er hätte ihr erzählen müssen, was los war, und das wollte er nicht, denn sie erwartete ihr erstes Kind, und es ging ihr nicht gut.

Während er den Hörer abhob, kamen ihm Zweifel, ob es wirklich richtig gewesen war, einen offenbar Erstochenen mitten im Dorf allein zu lassen. Irgendwie kam es ihm nicht anständig vor.

Der diensttuende Sergeant meldete sich. Es erstaunte Dickenson, wie fest seine eigene Stimme klang, denn er fühlte sich – kein Wunder – wirklich ein bisschen mitgenommen. Er erzählte seine Geschichte, so sachlich er konnte, und der sehr viel weniger phlegmatische Sergeant sagte erst: »Was?«, und dann: »Im Block?«, und schließlich: »Jetzt passen Sie mal auf: Sie sind sich ganz sicher, dass er tot ist?«

Wachtmeister Dickenson war sich ganz sicher, und als er dem Sergeant von dem Blut und der Rückenwunde berichtet hatte, hörte der mit seinen ungläubigen Ausrufen auf und sagte kurz: »Schon gut. Gehen Sie wieder hin und passen Sie auf, dass niemand die Leiche anfasst. Der Inspektor wird in zwei Minuten mit dem Krankenwagen da sein.«

»Halt, Sergeant, einen Augenblick«, sagte der Wachtmeister in dem Bestreben, alle Auskünfte, die er geben konnte, mitzuteilen. »Es ist kein Fremder. Ich konnte ihn identifizieren – es ist Mr. Vereker.«

»Mr. Wer?«, fragte der Sergeant.

»Vereker. Der Herr aus London, der das Riverside Cottage gekauft hat. Sie wissen doch, Sergeant: kommt immer zum Wochenende her.«

»Aha!«, sagte der Sergeant etwas vage. »Also kein Hiesiger.«

»Nein, eigentlich nicht«, gab der Wachtmeister zu. »Aber eines verstehe ich nicht: Wie kommt der Mann dazu, um diese Nachtzeit da im Block zu sitzen? Noch dazu im Abendanzug.«

»Na ja, fahren Sie wieder hin und behalten Sie alles im Auge, bis der Inspektor kommt«, sagte der Sergeant und hängte ein.

Wachtmeister Dickenson hörte den Klick und war etwas bekümmert, denn jetzt, da er Zeit gehabt hatte, sich von seiner Bestürzung zu erholen, fielen ihm mehrere merkwürdige Dinge an diesem Mord auf, über die er gern mit dem Sergeant gesprochen hätte. Aber jetzt konnte er nur tun, was ihm befohlen war, und so hängte er den Hörer an seinen Haken und ging auf Zehenspitzen hinaus zu dem Eisengitter, an das er sein Fahrrad gelehnt hatte.

Als er zu dem Block zurückkam, fand er den Toten in derselben Position wie vorhin. Nichts deutete darauf hin, dass in der Abwesenheit des Wachtmeisters jemand hier gewesen wäre. Nachdem er mit Hilfe seiner Taschenlampe ein Weilchen den Boden abgesucht hatte, weil er irgendetwas, vielleicht eine Fußspur, zu finden hoffte, lehnte er sich an den Baum und bemühte sich, solange der Inspektor noch nicht da war, selbst das Geheimnis zu enträtseln. Nach nicht allzu langer Zeit hörte er in der Ferne einen Wagen, der gleich darauf neben dem Anger hielt; Inspektor Jerrold sprang leichtfüßig heraus, wandte sich um und half einem untersetzten Mann aus dem Wagen, in dem der Wachtmeister den Polizeiarzt Dr. Hawke erkannte.

»Nun?«, fragte der Inspektor lebhaft. »Wo ist die Leiche, Dickenson? Oh! – ah!« Er trat hinzu und leuchtete mit seiner Taschenlampe die leblose Gestalt ab. »Hm! Sieht so aus, als wäre nicht mehr viel für Sie zu tun, Doktor. Richten Sie die Scheinwerfer einmal hierher, Hill. So ist es besser. Saß er so da, als Sie ihn fanden?«

»Nein, Sir, nicht ganz. Er saß aufrecht da – na ja, wenn ich sage, er saß –, er hing irgendwie vornüber, wenn Sie verstehen, was ich meine. Ich dachte, er schliefe. Da er im Abendanzug war und seine Füße so wie jetzt im Block steckten, dachte ich nur, er hätte ein Gläschen zu viel getrunken – und da bin ich hingegangen und hab ihm die Hand auf die Schulter gelegt und ihn ein bisschen geschüttelt, damit er aufwachte. Zweimal hab ich ihn geschüttelt, und dann fiel mir auf, dass er irgendwie merkwürdig aussah, und meine Handfläche fühlte sich so komisch nass und klebrig an, und dann habe ich meine Taschenlampe angeknipst – und da sah ich natürlich, dass er tot ist. Weil ich ihn geschüttelt habe, ist er zur Seite gekippt, wie Sie sehen.«

Der Inspektor nickte, den Blick auf den Arzt gerichtet, der hinter dem Toten kniete. »Sergeant Hamlyn sagt, Sie haben ihn identifiziert. Wer ist er? Sein Gesicht kommt mir nicht bekannt vor.«

»Kann schon...



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