Hildmann | simple things - einfach wirkungsvoll | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 19, 131 Seiten

Reihe: erleben & lernen

Hildmann simple things - einfach wirkungsvoll

Erlebnispädagogisch arbeiten mit Alltagsmaterial
1. Auflage 2017
ISBN: 978-3-497-60980-2
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Erlebnispädagogisch arbeiten mit Alltagsmaterial

E-Book, Deutsch, Band 19, 131 Seiten

Reihe: erleben & lernen

ISBN: 978-3-497-60980-2
Verlag: Ernst Reinhardt Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Erlebnispädagogische Lern- und Entwicklungsprozesse gut zu begleiten ist eine Herausforderung. Eines ist allerdings sicher: Aufwendiges Klettermaterial und Ähnliches braucht man dafür nicht! Einstiege gestalten, Gruppen einteilen, Kooperationsaufgaben stellen, die Veranstaltung auswerten - die Autorin zeigt mit ihrem Simple-things-Konzept, wie sich einfach mit dem, was vor Ort verfügbar ist, zu ganz unterschiedlichen Zielsetzungen erlebnisorientierte Aktivitäten realisieren lassen. Das Buch stellt viele praktische Methoden vor und liefert konkrete Anleitungen für die Prozessbegleitung. ErlebnispädagogInnen erhalten außerdem Tipps, wie sie selbst Übungen und Aktionen entwickeln können.

Dr. Jule Hildmann, Sonder- und Erlebnispädagogin, lehrt und forscht im Bereich Outdoor Education an der University of Edinburgh. Sie gehört zum Lehrtrainerteam am Centrum für Erlebnispädagogik Volkersberg in der Nähe von Würzburg.
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7    Einstiege gestalten

Oft wird betont, wie wichtig der erste Eindruck ist. Das lässt sich auch auf Veranstaltungen übertragen: Um nicht mit einer zähen Frontalsitzung einzusteigen, können Vorstellungsrunden, die Abklärung gemeinsamer und individueller Lernziele sowie Organisatorisches in handlungsorientierter und interaktiver Weise dargeboten werden. Dies bedeutet keineswegs, dass Informationen niemals frontal, rein verbal und schnell vermittelt werden sollten. Es ist allerdings sinnvoll zu überdenken, welche Alternativen es gibt, die mitunter für die Wirkung auf den Lernerfolg einer speziellen Gruppe besondere Vorteile bieten.

7.1   Sich kennenlernen

Je nachdem wie gut sich die Teilnehmer einer Veranstaltung bereits kennen, ist lediglich eine kurze Willkommensrunde oder sind mehr oder weniger umfassende Aktivitäten zum gegenseitigen Kennenlernen sinnvoll.

Gerade wenn es sich um eine völlig neue Gruppe handelt, können die Programmpunkte zwar eventuell humorvoll sein. Sie sollten allerdings nicht zu wild oder gar albern sein, wie das z. B. bei kleinen Spielen, die als Warm-ups oder Energizer genutzt werden, der Fall sein darf. Die Vertrauensbasis dafür muss innerhalb der Gruppe erst schrittweise wachsen.

Das Ziel solcher Einstiegsaktionen ist, dass die ankommenden Teilnehmer die Möglichkeit haben, die Gesichter, Namen und erste Informationen zu den einzelnen Personen kennen zu lernen. So kann sich jeder Teilnehmer ein Bild von der Gesamtgruppe machen und evtl. auch davon, in welcher Rolle und Position er selbst seinen Platz in der Gruppe findet. Dieser Prozess wird hier nur angestoßen und setzt sich in späteren Phasen fort.

Die nachfolgenden Methoden variieren in ihrer Geschwindigkeit, ihrem Grad an Formalität und Körpernähe, und darin, ob sie eher verbal oder handlungsintensiv sind.

Personen-Uno

Beim Kartenspiel Uno (früher Mau Mau) dürfen nur Karten aufeinander gelegt werden, die in mindestens einem Merkmal übereinstimmen. Bei dieser Übung wird diese Idee auf Menschen übertragen: Die Gruppe wird gebeten, sich nach vielen kurzen Absprachen in einer Reihe oder – was etwas schwieriger ist – in einem geschlossenen Kreis zu ordnen. Allerdings dürfen nur Personen nebeneinander stehen, die ein sichtbares Merkmal teilen, wie z. B. Augenfarbe, Brillenträger, Stöckelschuhe, Körpergröße von über 1,80m. In der zweiten Runde müssen die gemeinsamen Merkmale unsichtbar sein, z. B. gleicher Herkunftsort, Berufsbezeichnung, Position in der Firma, gleiche Anzahl an Geschwistern.

Diese Einstiegsaktion eignet sich sehr gut als Eisbrecher für untereinander fremde Teilnehmer und formelle Kontexte.

Fragentausch

Aus einer Schale o. ä. nimmt sich jeder Teilnehmer ein kleines Objekt. Die Objekte können zum Veranstaltungsthema passen, z. B. Bürobedarf, Natur materialien, Emoticons. Jeden Gegenstand gibt es genau zwei Mal.

Die Teilnehmer laufen im Raum umher und tauschen ihre Objekte wahllos. Auf ein Signal hin sucht jeder das Gegenstück zu dem Objekt, das er gerade in der Hand hält. Diese Paare unterhalten sich kurz zu einem Thema, das die Trainer vorgeben, z. B. über den Herkunftsort, die Jahre im Betrieb oder über Erfahrungen zu einem bestimmten Thema. Nach ein bis zwei Minuten wird das Signal dazu gegeben, wieder umher zu laufen und die Objekte auszutauschen. Beim nächsten Signal sucht man seinen neuen Partner für das aktuelle Objekt usw.

Diese Methode haben 2016 die Teilnehmer des Moduls Natur Pur der Ausbildung zum Erlebnispädagogen am Centrum für Erlebnispädagogik Volkersberg (CEP) entwickelt.

So toll bin ich

Diese Übung eignet sich als lockerer Einstieg für Gruppen, die sich untereinander schon kennen. Das Wertvolle daran ist, dass man unerwartet Nützliches oder auch Unnützes übereinander erfährt, was im einen Fall als Ressource, im anderen Fall der Erheiterung dienen kann.

Zunächst erhält jeder Teilnehmer einen kleinen Zettel und einen Stift. Ohne es den anderen zu sagen oder zu zeigen, schreibt jeder auf seinen Zettel etwas Besonderes, das er kann, ist oder hat, und das möglichst wenige der Anwesenden über ihn wissen. Es darf gerne etwas Skurriles oder völlig Unnützes sein. Es sollte ohne Namensangabe und gut leserlich geschrieben werden. Dann werden die Zettel in einem Beutel o. ä. gesammelt und gemischt. Nun zieht jeder einen Zettel, liest ihn und steckt ihn schweigend in die Tasche. Es darf auch der sein, den man selbst geschrieben hat – man darf es nur nicht verraten.

Die erste Person liest nun ihren Zettel vor, und alle überlegen kurz und im Stillen, wer dies geschrieben haben könnte. Auf ein Kommando zeigt jeder auf die vermutete Person. Der tatsächliche Zettelautor gibt sich zu erkennen und darf kurz etwas dazu sagen, die genannte Begabung demonstrieren o. ä. Dann liest der nächste Teilnehmer seinen Zettel vor usw.

7.2   Zielbestimmung

Auch wenn Vorabsprachen mit einem Teamleiter, z. B. einem Klassenlehrer, als offiziellem Auftraggeber klare Ziele für die Veranstaltung ergeben haben, erfahren die Teilnehmer davon nicht immer. Bisweilen unterscheiden sich die Ziele, Bedürfnisse und Wünsche von Auftraggebern und anwesenden Teilnehmern sogar deutlich. Und „wer nicht weiß, wo er hin will, braucht sich nicht wundern, wenn er ganz wo anders ankommt“ (wird verschiedenen Autoren zugeschreiben, u. a. Mark Twain).

Es ist daher ratsam, das vorab vereinbarte Veranstaltungsziel zu benennen („Ziel dieser Veranstaltung ist eine Optimierung eurer Interaktion im Team“) und die Teilnehmer anzuregen, innerhalb dieses Rahmens selbst Gruppen- und individuelle Ziele zu setzen („Was wäre innerhalb dieses Rahmens ein besonderer Gewinn für dich / Sie?“).

Die Lernforschung zeigt, dass wir schneller und nachhaltiger lernen, wenn wir die Lernziele kennen und selbst (mit)bestimmen dürfen. Dies steigert die Relevanz, Motivation und Eigenverantwortung für die Lernenden. Für die Trainer ergibt sich dadurch ein klarer Auftrag mit einem höheren Maß an Verbindlichkeit im Sinne eines Vertrages mit den Anwesenden (Kap. 14).

Gedanken aus der Zukunft

Die Methode „Gedanken aus der Zukunft“ lehnt sich an Verfahren an, die in der systemischen und hypnotherapeutischen Arbeit verwendet werden. Diese Verfahren sind lösungsorientiert, da sich die Teilnehmer gedanklich in einen positiven Zustand in der Zukunft hinein versetzen, von dem aus sie auf ihre gegenwärtige Situation blicken. Die Methode soll so im Sinne einer positiven selbsterfüllenden Prophezeiung wirken.

Hierfür ein konkretes Beispiel: Zu Beginn einer erlebnispädagogischen Maßnahme wird auf ein Flipchart eine große Sprechblase gezeichnet, in der steht „Die Woche war echt super, weil …!“. Statt „die Veranstaltung“ wird ausdrücklich der Zeitraum („die Woche“, „das Wochenende“) bezeichnet, damit auch solche Faktoren genannt werden können, die zwar außerhalb der Veranstaltung liegen, die aber dennoch einen erheblichen Einfluss auf die Aufnahmefähigkeit der Teilnehmer haben – wie etwa der Besuch eines Freundes, das traditionelle Weinfest etc.

Die Teilnehmer erhalten Zettel, auf denen sie den begonnenen Satz für sich beenden. Diese werden dann in die große Sprechblase geklebt und dienen den Trainern als Richtlinie für die Veranstaltung.

Wunschkarten

Diese Methode regt dazu an, sich von der eigenen Perspektive zu lösen und stattdessen Wünsche und Ziele für die Gruppe als Ganzes zu formulieren.

Zur Vorbereitung wird buntes Papier (am besten dickes Papier oder Tonkarton) auf DIN A5 Größe zugeschnitten und in der Mitte gefaltet, sodass Klappkarten in DIN A6 Größe entstehen. Jeder Teilnehmer erhält eine Karte und schreibt einen Wunsch auf, den er in Bezug auf die Veranstaltung oder die Gruppe hat. D. h. dort steht dann z. B. „Liebes Team-Seminar, ich wünsche dir engagierte Teilnehmer, viele Aha-Momente, und dass wir ganz viel von dir mitnehmen können. Deine XY“.

Die Vorderseite der Karten darf jeder selbst gestalten. Bunt- oder Filzstifte eignen sich hierfür gut. Die beschriebenen Karten werden an den Sitznachbarn übergeben und nacheinander laut vorgelesen.

Abschließend können sie zur Dekoration und visuellen Erinnerung aufgestellt und ggf. am Veranstaltungsende wieder aufgegriffen werden.

Mein roter Luftballon

Im Hintergrund dieser Übung steht die Imagination eines Kindes, das einen Tag auf einem Rummelplatz verbracht hat und sich zum Abschluss dieses Tages ein Souvenir wünschen darf. Es wählt einen roten Ballon, der symbolisch mit den großartigen Erlebnissen dieses bunten Tages gefüllt ist.

Nun sollen sich die Teilnehmer gedanklich an das Ende dieser Veranstaltung versetzen, die ja hoffentlich ebenfalls voll großartiger Einsichten und Erfahrungen gewesen sein wird. „Wofür steht dein roter Luftballon? Was ist die eine besondere Erinnerung / Erfahrung / Erkenntnis, die du von diesem Rummelplatz mitnehmen möchtest?“. Jeder Teilnehmer erhält einen roten Luftballon und einen wasserfesten Stift, um seinen Wunsch darauf festzuhalten.

Anschließend werden diese roten Ballons im Plenum vorgestellt und für die Dauer der Veranstaltung an eine Schnur gebunden.

7.3   Organisatorisches

Meist werden organisatorische Themen wie Zeitplanung, Räume für Arbeit und Freizeitgestaltung, Essenszeiten etc. frontal und...


Dr. Jule Hildmann, Sonder- und Erlebnispädagogin, lehrt und forscht im Bereich Outdoor Education an der University of Edinburgh. Sie gehört zum Lehrtrainerteam am Centrum für Erlebnispädagogik Volkersberg in der Nähe von Würzburg.



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