E-Book, Deutsch, 414 Seiten
Hill Der Himmel über Castlegate - oder: Liebe völlig ausgeschlossen
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98690-967-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman
E-Book, Deutsch, 414 Seiten
ISBN: 978-3-98690-967-3
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Melissa Hill ist eine USA-Today-Bestsellerautorin aus dem irischen County Wicklow. Ihre Romane über Familie, Freundschaft und Liebe erschienen bislang in über 26 Sprachen. Ihr Roman »Ich schenk dir was von Tiffany's« wurde von Reese Witherspoons Produktionsfirma »hello sunshine« für Amazon Prime mit dem Titel »Weihnachtsgeschenke von Tiffany« verfilmt. Die Website der Autorin: www.melissahill.info Auf Facebook: www.facebook.com/melissahillbooks Auf Instagram: @melissahillbooks Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre gefühlvollen Romane »Ich schenk dir was von Tiffany's«, »Wiedersehen in Irland«, »Der Himmel über Castlegate«, »Die Schwestern von Killiney«, »Wiedersehen in Dublin«, »Das Glücksarmband«, »Briefe für ein ganzes Leben«, »Die Freundinnen von Glengarrah«, »Der Himmel über Dublin«, und »Das kleine Café von Lakeview«.
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KAPITEL 2
Sie lächelte bei sich, als sie die zweispurige Autobahn entlangfuhr, und genoss das Gefühl des Windes in ihrem Gesicht. Trotz der späten Stunde schien die Sonne noch, und der Himmel war blau. Alles war so perfekt, dass man hätte meinen können, wer immer für das Wetter verantwortlich war, hätte ihr diesen wunderbaren Abend absichtlich geschenkt.
Natürlich freute sie sich immer darauf, nach Hause nach Castlegate zu fahren, einem kleinen, malerischen und sehr beliebten Touristendorf ungefähr zwanzig Meilen von Dublin City entfernt. Und erneut fragte sie sich, ob Glenn und sie ernsthaft daran denken sollten, wieder hierherzuziehen. Doch Glenn liebte das Stadtleben, und da die Mehrzahl von ihren Klienten in der Hauptstadt zu finden war, wäre es noch nicht praktikabel. Doch es war sicher etwas, über das man in Zukunft nachdenken konnte.
Sie schaltete das Cabrio in den fünften Gang und wechselte auf die Überholspur. Erst im letzten Moment dachte sie daran, in den Rückspiegel zu schauen. lii! Ihr Herz tat einen Sprung, doch Gott sei Dank war niemand hinter ihr. Sie atmete tief aus und schüttelte den Kopf. Es mochte schön sein, so guter Stimmung zu sein, doch sie sollte wirklich besser aufpassen, vor allem, wenn sie dieses verdammte Ding fuhr.
Als sie sich weiter unten einer roten Ampel näherte, nahm Tara den Fuß vom Gas. Typisch, sobald man an der ersten Ampel halten muss, muss man auch bei allen halten, stöhnte sie innerlich und klopfte ungeduldig mit den Fingernägeln aufs Lenkrad. Vage spürte sie, dass sie beobachtet wurde, sah nach links und entdeckte, wie der Fahrer eines Autos neben ihr ihr ein anerkennendes Lächeln zuwarf.
Tara wurde rot und schaute weg. Verzweifelt betete sie darum, dass die Ampel grün wurde. Sie sollte sich inzwischen an solche Aufmerksamkeit gewöhnt haben, da das sportliche Renault-Cabrio überall Köpfe zum Drehen brachte – sehr zu Glenns Entzücken –, doch sie kam sich in diesem Ding immer wie eine verdammte Angeberin vor.
Aber eine Blondine in einem Cabrio erregte immer Aufmerksamkeit, oder? Egal, dass die betreffende Blondine in Wahrheit eine Erdbeerblondine war, deren Haaransatz dringend gefärbt werden musste, dass sie außerdem sehr wenig Make-up und heute eindeutig wenig glamouröse sportliche Kleidung trug – also diese Aufmerksamkeit absolut nicht verdiente. Wenn überhaupt, sah sie aus wie eine freche Diebin, die das Ding kurzgeschlossen hatte.
Sie starrte geradeaus und versuchte, nicht auf den anderen Fahrer zu achten. Warum um Himmels willen sie sich von Glenn dazu hatte überreden lassen, es zu kaufen, würde sie nie begreifen.
Doch war es nicht ein echter Segen, dass das Wetter schön war? Denn selbst wenn sie das Auto nun schon seit ein paar Wochen fuhr, hatte sie noch nicht herausfinden können, wie man das Verdeck hochkurbelte. Sie hatte Glenn, bevor sie wegfuhr, fragen wollen, ob er es ihr zeigte, hatte es jedoch vergessen.
Glenn war wie immer entsetzt über Taras Mangel an Wertschätzung, was Autos anging.
»Was ist der Sinn, so ein Klasseteil zu haben, wenn du es nicht zu schätzen weißt?«, fragte er, während Tara die Augen verdrehte und erklärte, dass sie viel glücklicher in einem normalen, gewöhnlichen Golf oder so gewesen wäre als in diesem todschicken, die Aufmerksamkeit erregenden Flitzer, den er unbedingt haben wollte.
Sie erspähte schließlich die Kurve zum Haus ihrer Eltern, das in einer kleinen Gasse außerhalb von Castlegate lag. Vorsichtig fuhr sie auf das Haus zu und hoffte, dass keiner, der sie kannte, sie dieses angeberische Auto fahren sehen möge. Sie konnte sich die Kommentare fast vorstellen. »Hast du die Harrington in ihrem schicken Auto gesehen? Für wen hält die sich, von Dublin herzukommen und es uns vorzuführen? Als Nächstes wird sie uns allen vorschreiben wollen, wie wir unser Leben zu führen haben, wie sie es mit diesen ganzen Snobs in der Stadt macht.«
Taras Berufswahl war etwas, mit dem ihre arme Mutter, wie sie wusste, furchtbare Mühe hatte, es den Nachbarn zu erklären, und das sie selbst auch nicht ganz begriffen hatte.
»Man muss den Leuten doch sicher nicht sagen, wie sie ihr Leben zu leben haben, Tara?«, meinte Isobel, als Tara mit ihrer Beratung angefangen hatte. »Sie haben doch sicher genug gesunden Menschenverstand, um die Dinge selbst zu klären.«
Tara hatte es aufgegeben, ihre Mutter davon zu überzeugen, dass manche Leute in ihrem Leben eine Art Anleitung brauchten, jemanden Objektiven, der ihnen half, mit Dingen fertig zu werden wie Zeitmanagement, Beziehungsfragen und – besonders oft – dabei, ihr Selbstvertrauen zu stärken. Und am wichtigsten war, dass es da draußen Leute gab, die bereit waren, gutes Geld dafür zu zahlen.
»Es ist perfekt für dich«, hatte ihre beste Freundin Liz gesagt, als Tara ihr die Idee des Lifecoaching zum ersten Mal nahegebracht hatte. »Du besitzt ein natürliches Mitgefühl für Menschen, und anders als viele Leute, die ich kenne, hast du die tolle Fähigkeit, Dinge objektiv zu sehen, ganz zu schweigen davon, dass du sehr viel gesunden Menschenverstand hast – naja, abgesehen von deinem Liebesleben«, fügte sie sarkastisch hinzu.
Tara überging den Seitenhieb. Es war in Ordnung bei Liz, denn solange sie ihre Freundin kannte, hatte diese Ehe und Babys und glückliche Familie und so weiter gewollt. Tara dagegen hatte kein wie auch immer geartetes Interesse an der Ehe, und sie und Glenn waren vollkommen glücklich damit, wie sie lebten. Tara verbrachte die meiste Zeit damit, Menschen dabei zu helfen zu entscheiden, was sie vom Leben wollten und wie sie es bekamen, doch trotz allem, was Liz dachte, hatte sie selbst dieses Problem nicht.
Beim Haus ihrer Eltern angekommen, parkte sie und betete, dass es den Rest des Abends nicht regnen würde. Trotz des Sonnenscheins von vorhin sammelten sich nun am Himmel ein paar Wolken, also musste sie die Daumen drücken. Glenn wäre nicht besonders erfreut, wenn das schöne Leder im Innern des Autos durchnässt würde. Nach kurzer Überlegung wühlte sie im Handschuhfach und holte die Gebrauchsanweisung heraus. Sie würde ihren Dad dazu bringen müssen, sie sich anzusehen. Vielleicht konnte er das Mysterium enträtseln, wie man das Dach hob und wieder senkte.
Sie klingelte an der Tür und warf einen sehnsüchtigen Blick auf den gutgepflegten Garten ihres Dads. Ihre Eltern hatten auf demselben Grundstück gelebt, seit Tara geboren war und die ganzen darauffolgenden vierunddreißig Jahre.
Als sie an ihr und Glenns gemietetes Haus in Dublin und an ihre höflichen, aber ziemlich distanzierten Nachbarn dachte, empfand Tara eine kurze Einsamkeit angesichts des Gemeinschaftssinns, der hier immer geherrscht hatte. Die meisten Nachbarn lebten hier schon genauso lange wie ihre Eltern und kannten einander gut. Auch wenn es natürlich richtig nervig gewesen war, wenn sie als Teenager dabei erwischt worden war, wenn sie sich nachts aus dem Fenster geschlichen hatte, um in die Disko zu gehen, dachte Tara nun, dass es doch schön war zu wissen, dass da jemand war, dem man Ersatzschlüssel anvertrauen konnte, oder jemand, zu dem man kurz zum Plaudern gehen konnte, wann immer man sich ein wenig einsam fühlte. Tara hatte eigentlich niemanden, seit Liz vor fast einem Jahr mit ihrem Mann Eric (der ein Jugendfreund von Tara aus Castlegate war) und ihrem kleinen Sohn hierhergezogen war. Und allein eine Lifecoachberatung zu führen war nicht gerade etwas, was zu Klatsch und Tratsch beitrug.
Doch sie würde später bei Liz vorbeigehen und plante, bei ihr zu übernachten, und dann würden sie ausgiebig quatschen können.
Tara lächelte warm, als ihre Mutter die Tür aufmachte. »Ich dachte, du kämst früher«, sagte Isobel zur Begrüßung mit unbewegtem Gesicht, als sie ihre ältere Tochter betrachtete. »Zu sehr damit beschäftigt, den Leuten zu sagen, wie sie ihr Leben zu leben haben, nehme ich an.«
»Hi, Mum!« Tara beachtete die Bemerkung nicht, trat vor und umarmte ihre Mutter. Isobel hatte das, womit ihre Tochter ihren Lebensunterhalt verdiente, nie ernst genommen, und Tara erwartete nicht, dass sich das jetzt ändern würde. »Ich habe auch gedacht, ich wäre früher da, aber es war viel Verkehr, und ich hatte die rote Welle.«
»Ist Glenn nicht mit dir gekommen?«, fragte ihre Mutter und blickte an Tara vorbei. Ihre Augen wurden groß, als sie den Wagen entdeckte. »Gehört das Ding da dir?«
Tara zuckte mit den Schultern. »Ja. Glenn wollte schon seit einer Ewigkeit eines. Solange es vier Räder und ein Lenkrad hat, ist es mir egal, was ich fahre.« Sie war sich nicht sicher, warum sie in Bezug auf das Auto so abschätzig redete, vor allem da das Geld, um es zu kaufen, schwer verdient und, wie Glenn beharrte, »absolut verdient« war. Vielleicht hatte sie das Gefühl, es wäre besser, wenn sie den Spott anbrachte, bevor ihre Mutter die Möglichkeit dazu hatte.
»Ich verstehe. Ein bisschen vornehm, oder?«
»Es ist nur ein Auto, Mum. Und nein, wie du sehen kannst, ist Glenn nicht bei mir. Er musste ein paar Überstunden machen, um Zeit für den Urlaub zu bekommen. Ich dachte, das hätte ich dir erzählt?«
»Stimmt. Nun, wahrscheinlich ist es ebenso gut, dass er nicht da ist«, bemerkte Isobel kryptisch, doch Tara hörte sie kaum.
»Ist Dad hier? Der Garten sieht toll aus, und ich kann nicht glauben, wie sehr sich seit letztem Jahr die Klematis ausgebreitet hat...« Sie sprudelte glücklich alles hervor, als sie vom Flur zur hinteren Seite des Hauses und hinaus in die Küche gingen. Dann blieb sie abrupt stehen.
Taras jüngere Schwester Emma saß am Küchentisch neben ihrem Vater. Ihr Gesicht war ernst und traurig, und sofort wusste Tara, dass etwas los war.
Als sie vor ein paar...




