E-Book, Deutsch, Band 1, 176 Seiten
Reihe: Familiendrama
Hinzmann Licht und Schatten
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7427-4202-5
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
unergründlich
E-Book, Deutsch, Band 1, 176 Seiten
Reihe: Familiendrama
ISBN: 978-3-7427-4202-5
Verlag: neobooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
bin verheiratet, Mutter von vier Kindern und Oma von acht Enkelkindern. Ich zeichne und male seit ich vier oder fünf Jahre alt bin. Liebe Tiere. Wir haben einen Hund und fünf Hühner auf dem Hof, fahre gern Fahrrad und wandere gern.
Autoren/Hrsg.
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20 Jahre zu vor
Die Zeit schreibt das Jahr 1980. Es ist Sommer. Ein Tag wie es ihn nur im Sommer geben kann, herrlicher Sonnenschein, strahlend blauer Himmel. Im Hause Senior Haiser herrscht große Aufregung. „Johanna beeile dich, sonst kommt ihr zu spät zu eurer eigenen Trauung.“ Mutter Haiser steht im Flur des alten Bauernhauses in Müß und schaut ungeduldig nach oben. „Wo bleibt ihr denn nur? Macht mal zu, dass Auto ist auch schon da.“ Vater Haiser hat sich schick gemacht. In einem grauen Anzug, einem Hemd in Altrosa sowie einem breiten Schlips dazu, tritt er nervös von einem Fuß auf den anderen. „Ich glaube ich brauche noch einen Schluck aus der Pulle, man ist mir mulmig im Magen.“ „Heiratest du oder deine Tochter“, antwortet die Mutter. Sie schüttelt den Kopf und sagt ganz leise, „Männer“! Der angehende Schwiegersohn dagegen, steht vor dem Haus und raucht eine Zigarette nach der anderen. Dabei schaut Jens in den blauen Himmel, „Ach was für ein Tag!“ Was hatten ihn die Hochzeitsvorbereitungen für Nerven gekostet! Zunächst gab es für den langen Jens keinen passenden Anzug zukaufen. Nicht in der Stadt, nicht anderswo. Nur weil er der Verkäuferin im Herrenbekleidungsgeschäft leidtat, kam man dann doch noch zu einer Lösung. Das Jacko eines Anzugs in einer größeren Bekleidungsgröße und die Hose von einem kleineren Anzug. Dann war da noch die Sache mit dem Schlips. Jens sträubte sich, so ein „Olles Ding“ wie er es nannte, zukaufen. Auch hier einigte man sich letztendlich auf eine Fliege. Und das allergrößte Problem, waren die Eheringe. Wohl gab es Ringe in der Stadt, aber nicht für Jens. So lang wie er war, so groß erschienen auch die Hände. Erst die Erbstücke vom Großvater halfen, dass der Goldschmied für Jens einen Ring anfertigen konnte.
Nun ist endlich soweit, heuet heiratet Jens seine Jugendliebe, Johanna. Lange genug hat er um die Liebe zu Johanna gekämpft. Johanna und er kennen sich seit dem Kindegarten. Es war Liebe auf dem ersten Blick, sozusagen bereits im Sandkasten. Sie mochten sich ohne viele Worte. Viel Zeit ist seitdem vergangen. Sie haben gemeinsam die Polytechnische Schule besucht und erfolgreich ihren 10 Klassenabschluss gemeistert. Jens hat eine Lehre als Elektriker absolviert und seine große Liebe ist Verkäuferin geworden. Nie haben sie sich aus den Augen verloren. Vor genau einem Jahr nun bat Jens um die Hand der Tochter von Familie Haiser. Er, der aus einem Heim kam und nichts besaß als sich selbst. Er wagte es, die angesehene Familie Haiser um die Hand der Tochter Johanna zu fragen. Entgegen seiner Vorstellung, sagten die Haisers nicht nein. Im Gegenteil, man nahm Jens freudig im Kreise der Familie auf. Seit einigen Wochen nun wohnen sie gemeinsam aber jeder in einem anderen Zimmer, unter dem Dach der Eltern. Johannes Eltern leben in einem alten Bauernhaus am Rande von Schwerin. Sie haben das Haus schon von ihren Eltern geerbt. Die Großeltern wiederum von deren Eltern und somit ist das Haus seit vier Generationen in Familienbesitz. Mit einem Reetdach gedeckt, fällt es in der Dorfstraße jedem Betrachter ins Auge.
Den Haisers geht es richtig gut. Die Eltern arbeiten beide im Ministerium für Landwirtschaft. Dass ihre Tochter, ihr einziges Kind nur Verkäuferin gelernt hat, gefällt ihnen zunächst nicht. Aber was tut man nicht alles für die geliebte Tochter. Die Haisers verehren ihr Kind abgöttisch. Und alles was Johanna will, wird für selbstverständlich getan. So manch einer Familie im Dorf sind die Haisers ein Dorn im Auge. Neidisch ist man. Zur Hochzeit ganz ohne Wissen des Brautpaares, werden sie den alten „Trabbi“ der Brauteltern geschenkt bekommen. Die Haisers haben dafür die Aussicht auf einen fast neuen „Wartburg 354“. Besorgt, um tausend Ecken, von einem alten Kumpel. Eigentümer eines neuen Warburgs sein zu dürfen, entspricht nur wenigen privilegierten Mitbürgern in dieser sozialistischen Gesellschaft. Aber was macht nicht alles, um der Tochter willen. Wie dem auch sei, wenn nur alles so klappt, wie die Haisers sich es vorgestellt haben. Endlich erscheint Johanna auf dem oberen Treppenabsatz, im Hintergrund steht ihre beste Freundin. Vater und Mutter schauen stolz nach oben. „Ach sieht unsere Tochter nicht schön aus? Wie Lilli Marlen, nur viel schöner.“ Die langen blonden Haare liegen in großen Wellen auf den Schultern. Ein kleiner zarter Haarreif schmückt den Kopf und ein schneeweißes langes Brautkleid bestückt mit weisen Stoffrosen geben der Braut ein elfenhaftes Aussehen. Mit ihren gerade mal 50 kg Körpergewicht sieht sie zauberhaft aus. Betont langsam geht Johanna die steile Treppe nach unten, ihre Freundin Marlies folgt ihr. Ein Duft von Opium umgibt die junge schöne Frau. Beim Anblick der Tochter, laufen Mama Haiser die Tränen, so sehr ist sie vom Aussehen ihrer Tochter ergriffen. „Nun Mädel, was heulst du jetzt schon, ist doch noch nicht soweit.“ Vater Bernd versteht die Ergriffenheit seiner Frau nicht. Er kann sich nicht erinnern, dass seine Mutter an seinem Hochzeitstag geheult hätte. „Typisch Weiber“, mault Bernd und geht seiner Tochter voraus nach draußen, wo mit Spannung der Bräutigam wartet. Jens verschlägt es die Sprache. Wortlos schaut er zu seiner zukünftigen Frau. „Oh man, ich bin hin und weg, schaust du schön aus!“ So viel Glück auf einmal, Jens kann es kaum fassen. Immer wieder muss er seine Johanna anschauen. Wie schön sie doch ist, seine Johanna. Schwiegermutter hat Recht, wenn sie behauptet, dass Johanna einer Elfe gleicht. Mit ihren knapp 1,60 muss sich der Bräutigam bücken, möchte er die Braut auf den Mund küssen. „So liebes Brautpaar ab ins Auto, ansonsten findet die Trauung ohne euch statt. Die Zeit bleibt nicht stehen.“ Vater Bernd hat ein Machtwort gesprochen. Für die Fahrt zum Standesamt steht ein „weißer Kugelporsche“, sprich ein „Trabant 500“ bereit. Liebevoll geschmückt mit roten Rosen. „Steigt ein, ich werde euch chauffieren.“ Galant bittet Vater Bernd das Brautpaar zum Wagen. Doch wie soll ein 1,90m großer Mann auf dem Rücksitz Platz finden? Dem Bräutigam ständen die Knie bis an die Ohren. „Nein so geht das nicht“, sagt der Brautvater nun verärgert. „Musst eben vorn bei mir sitzen, geht eben nicht anders!“ So hatte Vater Bernd es sich zwar nicht vorgestellt, aber an die Größe seines Schwiegersohnes hatte er nicht gedacht. Endlich sitzt Jens neben dem Brautvater und die Braut alleinauf dem Rücksitz. Die übrigen Gäste folgen mit dem geliehenen Wagen des Nachbarn zum Standesamt. Die Fahrt geht mit viel Gehupe durch die Altstadt bis zum Standesamt. Während der Tour will Jens unbedingt erfahren, wo der Schwiegervater den Trabant aufgetrieben hat. „Nee mein lieber zukünftiger Schwiegersohn, du kannst gewiss alles essen, aber nicht alles wissen. Hab halt so meine Beziehungen.“ Mehr will er nicht verraten. Am Ziel angekommen, wartet die nächste Überraschung auf das verblüffte Brautpaar. Soweit sich Johanna und Jens erinnern, sollte es eine Trauung im engsten Kreise der Familie werden. Was hier vor dem Standesamt wartet, übertrifft bei weitem der Vorstellung einer kleinen Familienfeier. Vater Bernd steigt aus dem „Kugelporsche“ und hilft seiner Tochter aus dem Auto. Dann läuft er geschwind um das Auto, um auch seinen Schwiegersohn behilflich zu sein. Vor der Treppe stehen in Spalier Verwandte, Bekannte und die besten Freunde. Wer hatte sie wohl alle eingeladen? Jens schaut seinen zukünftigen Schwiegervater an, der jedoch zuckt mit den Schultern, als wüsste er von nichts. „Weiter, weiter gehen nicht stehen bleiben, staunen könnt ihr nach der Trauung“. Behutsam schiebt er das Brautpaar vor sich her. Vorbei an die vielen Gäste, hoch in das große Trauzimmer des hiesigen Stadesamtes von Schwerin. Nach einigen Minuten des Wartens, öffnen sich die großen Flügeltüren und eine Standesbeamtin bittet die Hochzeitsgesellschaft herein. Ihr fallen fast die Augen aus dem schön gepflegten Kopf, als sie das Gefolge des Hochzeitspaares erblickt. „So viele! Ich glaube fest, dass die Stühle nicht ausreichen werden! Leicht verwirrt, bittet sie das Brautpaar und die Hochzeitsgäste in den Saal. „Das Brautpaar nimmt vorn am Tisch Platz, dann die Eltern, Onkel und Tanten und die Freunde. Verärgert über sich selbst, was sie daherredet, versucht die Standesbeamtin ihre Worte zurück in die richtige Bahn zu lenken. Als alle im Saal einen Platz gefunden haben, atmet die gestresste Standesbeamtin durch, „Gott sei Dank“. Schließlich hat sie für jede Trauung nur 20 Minuten. Leise wird die Tür von außen verschlossen. Musik erklingt und die Standesbeamtin erhebt sich von ihrem Stuhl, um das Brautpaar zu begrüßen. Johanna und Jens aber befinden sich im „siebenten Himmel“ und müssen erst durch ein Räuspern der Standesbeamtin zurück in den Trauungssaal beordert werden. „Darf ich dann beginnen? Liebes Brautpaar…“Während der Rede der Standesbeamtin schaut sich das Brautpaar unentwegt an. Dass Frau Mama hinter ihnen heftig schnäuzt, bemerken die beide nicht. So sehr sind sie mit sich beschäftigt. Erst als die Musik verstummt, horchen beide auf. Vater Bernd stupst seine Tochter an, beugt sich zu ihr vor und flüstert verärgert, „Man hört endlich zu, verliebt sein könnt ihr hinterher so ewig.“
Jens und Johanna antwortet auf die Frage der Standesbeamtin, ob sie den Bund der Ehe eingehen wollen. Natürlich beantworten die zwei die Frage mit einem zärtlichen Ja! Vor lauter Aufregung und weil die Finger von Jens geschwollen sind, bekommt die Braut den Ehering nicht über den Finger gestreift. Sie schwitzt Blut und Wasser. Hilfesuchend schaut sie die Standesbeamtin an. Diese nickt wohlwollend. Johanna versucht es ein letztes Mal. Die Anstrengung hat sich gelohnt, endlich sitzt der Ring da, wo er...




