Hodgson | Wer braucht schon einen Mann? | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 336 Seiten

Hodgson Wer braucht schon einen Mann?

Roman.
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-96122-076-2
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman.

E-Book, Deutsch, 336 Seiten

ISBN: 978-3-96122-076-2
Verlag: Gerth Medien
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Colorado, Ende des 19. Jahrhunderts: Ida Sinclair lässt sich in einer unkultivierten Bergarbeitersiedlung nieder. Doch im Gegensatz zu ihren Schwestern will sie sich hier keinen Ehemann angeln, sondern Karriere machen. Doch Gott hat andere Pläne für sie: Gleich zwei Männer treten in ihr Leben, die ihr Herz höher schlagen lassen. Da ist der erfolgreiche Anwalt Colin, der ihre beruflichen Ambitionen unterstützt, und der Wanderprediger Tucker. Und so steht Ida bald vor der entscheidenden Frage: Was nimmt den ersten Platz in ihrem Leben ein?

Mona Hodgson ist Autorin zahlreicher Kinderbücher, Gedichte, Artikel und Kurzgeschichten. Sie hält Vorträge auf Frauenfreizeiten, in Schulen und auf Konferenzen und hat die christliche Autorenkonferenz 'Glorieta' ins Leben gerufen. Sie ist seit fast vierzig Jahren verheiratet und hat mit ihrem Mann zwei erwachsene Töchter und vier Enkelkinder.
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1

Portland, Maine, 18. September 1896

Ida Sinclair wusste nicht, wohin ihr Ehrgeiz sie führen würde, aber sie wusste, dass sie eine ordentliche Portion davon besaß. Deshalb war die »Handelsschule Merton« auch genau der richtige Ort für sie. Und deshalb saß sie im Unterricht in der ersten Reihe. Sie wollte sich nicht das kleinste Detail des Unterrichts entgehen lassen – es konnte sie vielleicht dem Erfolg ein Stück näher bringen.

Ida sah von den Berechnungen an der Tafel zu den dunklen Augen ihres Dozenten, die von seinem mit Silbersträhnen durchsetzten Haaransatz eingerahmt wurden. Sie wartete, bis Mr Bradley Ditmer seine Anmerkungen über Kundenbetreuung beendet hatte, bevor sie ihre Hand hob.

»Haben Sie eine Frage, Miss Sinclair?«

Ida fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ja. Ich wüsste gerne, wie man bei einer Geschäftsgründung die Finanzierung sicherstellen –«

Ein tiefes, schallendes Lachen ließ sie erschrocken innehalten. Sie wandte sich um und starrte den schlaksigen jungen Mann mit der Hakennase an, der auf der anderen Seite des Gangs saß und der Auslöser des Gelächters war.

»Mach dir mal keine Gedanken um die Finanzen, Kleines«, sagte er. »Lern lieber, wie man guten Kaffee kocht und die Ablage in Ordnung hält, dann werde ich dich vielleicht in meinem Geschäft anstellen.«

Noch mehr Gelächter ertönte im Klassenzimmer, bis der Dozent auf den Tisch des vorlauten Studenten zuging. Beim Klang von Mr Ditmers Schritten verstummten alle anderen Geräusche.

»Mr Burn-«

»Burkett.«

»Ihre Überheblichkeit ist ausgesprochen kindisch. Behalten Sie sie zukünftig bitte für sich.«

Ida spürte wieder die vertraute Röte in ihrem Gesicht aufsteigen, die schon an ihrem ersten Unterrichtstag ihr Begleiter gewesen war. Ihre Klassenkameraden hielten nichts von ihren Plänen und Bestrebungen. Nicht einmal die anderen Frauen. Aber durch Mr Ditmers galantes Eingreifen ob eines so rüpelhaften Benehmens fühlte sie sich doch etwas bestätigt.

Der Dozent räusperte sich. »Um Ihre Frage zu beantworten, Miss Sinclair: Bankiers, private Investoren und Leute an der Börse können das nötige Kapital für eine Geschäftsgründung bereitstellen.« Er schlenderte wieder nach vorne, drehte sich dann um und sah sie an. »Aber Investoren verschleudern ihr Geld gewöhnlich nicht an leichtfertige Vorhaben. Jedes einzelne Geschäftsvorhaben wird genau auf seine Erfolgschancen geprüft.«

»Danke, Sir.« Ida verkniff sich die unzähligen weiteren Fragen, die seine Antwort aufgeworfen hatte.

Sie war immer noch dabei, ihre Gedanken und Ideen in ihr Notizbuch zu schreiben, als Mr Ditmer den Unterricht beendete, sodass sie die Letzte war, die den Raum verließ.

»Miss Sinclair?« Mr Ditmers klare Stimme hallte von den leeren Tischen im Raum wider.

Ida hielt inne, blieb wenige Schritte von der Tür entfernt stehen und wandte sich zu ihrem Dozenten um. Oh ja, er war sehr gutaussehend. Er war zwar kein Teddy Roosevelt, aber er besaß die gleiche eindrucksvolle Erscheinung und strahlte das gleiche unwiderstehliche Selbstbewusstsein aus.

Sie blickte auf ihr Handtäschchen, das sie in der einen, und die Büchermappe, die sie in der anderen Hand hielt. Dann sah sie wieder zu den ersten Tischreihen. Offenbar hatte sie nichts vergessen. Was also wollte Mr Ditmer von ihr?

Er kam auf sie zu, blieb dann aber in angemessener Entfernung stehen. »Ich wollte fragen, ob wir uns einmal unterhalten könnten.«

Ida nickte, während ihre Gedanken fieberhaft nach einer Erklärung suchten. Sie hatte an diesem Morgen im Unterricht viele Fragen gestellt, aber sie meinte nicht, Verärgerung in seinen Augen zu lesen. »Gibt es irgendein Problem, Mr Ditmer? Ich wollte den Unterricht nicht stören, Sir. Ich finde das Thema ›Geschäftsethik‹ nur sehr faszinierend.«

»Sie stören mit Ihren Fragen den Unterricht nicht, Miss Sinclair – ganz im Gegenteil.« Sein Lächeln ließ zwei Reihen perfekter Zähne aufblitzen. »Was mich betrifft, so schätze ich Ihre Beteiligung am Unterricht und finde Ihr Interesse und Ihre Fragen anregend, ja, sogar bereichernd. Diskussionen über Wirtschaftsethik können – meistens – etwas langweilig sein.«

Wenn ihr Dozent sie nicht wegen ihrer übermäßigen Neugier schelten wollte, worüber wollte er dann mit ihr sprechen?

»Miss Sinclair, Sie haben sich in den Kopf gesetzt, in einem Bereich erfolgreich zu sein, der als reine Männerdomäne gilt.« Das war keine Frage.

Obgleich er von ihren unkonventionellen Plänen nicht im Geringsten eingeschüchtert oder abgestoßen zu sein schien, straffte sie doch ihre Schultern ein wenig mehr. Sie war bereit, ihre Entschlossenheit ihm und jedem anderen gegenüber zu verteidigen, der ihr Vorhaben, in der Geschäftswelt Fuß zu fassen, infrage stellen würde. »Ja, Sir, das habe ich.«

»Dann würde ich gerne einige Möglichkeiten mit Ihnen besprechen.«

Ida verlagerte ihr Gewicht, in der Hoffnung, ihren Puls dadurch zu beruhigen und entspannter zu wirken, als sie es tatsächlich war. Bradley Ditmer besaß eine große Bekleidungskette in New York. Nichts täte sie lieber, als mit ihm über Geschäftliches zu reden, besonders wenn diese Unterhaltung es ihr ermöglichen könnte, sich künftig ihren Lebensunterhalt zu verdienen.

Sie sah auf die Wanduhr über dem Bücherregal. Diese zeigte fünf Minuten nach halb eins an. Es waren nur noch fünfundzwanzig Minuten von ihrer Mittagspause zwischen dem Unterricht und ihrer Arbeit im Schulsekretariat übrig.

Leider hatte sie an diesem Tag in ihrem Zeitplan keinen Spielraum, und ein solches Gespräch konnte leicht ihre gesamte Pause in Anspruch nehmen oder sogar noch mehr. Ihr Vorgesetzter würde erst am Montag wieder ins Büro kommen, und er verließ sich darauf, dass sie sich um den Berg an Arbeit kümmerte, den er ihr hinterlassen hatte, und sie sollte auch noch Vorstellungsgespräche mit zwei potenziellen Studenten führen. Aber hier stand der Mr Bradley Ditmer vor ihr, einer von New Yorks führenden Magnaten, und interessierte sich für ihre Geschäftspläne.

»Sie wollen mit mir über meine Zukunft in der Wirtschaft sprechen?«, fragte sie.

»Ja, wenn Sie dafür offen sind.«

»Natürlich.« Dabei klang ihre Stimme unbeabsichtigt viel zu erfreut. »Es würde mich sehr interessieren, was Sie zu sagen haben.«

»Zum Mittagessen habe ich eine Verabredung. Und ich weiß, dass Sie zur Arbeit müssen.« Er strich sich eine silberne Haarsträhne aus der Stirn, ganz so wie es ihr Vater immer tat, nur dass Vaters Haar eher meliert als grau war. »Wir könnten uns nach Ihrer Arbeit unterhalten.«

Das würde jedoch bedeuten, dass es ein sehr langer Tag werden würde und sie vielleicht erst nach Einbruch der Dunkelheit nach Hause käme, aber Mr Ditmer war sehr sachkundig und einflussreich. Ihr Vater würde wollen, dass sie ihren Traum verwirklichte, und es wäre tröstlich für ihn zu wissen, dass sie eine vielversprechende und sichere Zukunft hatte.

»Wir könnten uns bei einer Tasse Kaffee über berufliche Möglichkeiten unterhalten.« Dabei zog er fragend die Augenbrauen hoch.

»Kaffee klingt wunderbar.«

»Gut, dann werde ich um fünf Uhr in meinem Büro eine Kanne frischen Kaffee aufsetzen.«

In seinem Büro. Ida fingerte an dem Umhang über ihren Schultern. Natürlich wollte er sich mit ihr in seinem Büro treffen. Es war naheliegend, dass er seine Kontaktadressen in seinem Büro hatte – und alle seine Geschäftskontakte. Sie presste ihre Taschen an ihre Brust. Nicht dass sie nicht schon einmal in seinem Büro gewesen wäre. Sie hatte ihm Unterlagen und Telefonnotizen gebracht. Das ungute Gefühl in ihrer Magengegend war überflüssig. Sie benahm sich wie ein nervöses Schulmädchen, und das konnte sich eine Frau, die Erfolg haben wollte, nicht leisten.

Ida nickte ihm kurz zu, ging mit schnellen Schritten zur Tür hinaus und zog diese hinter sich zu. Sie zog die Taschenuhr ihrer Mutter aus ihrem Beutel und warf einen Blick auf das Ziffernblatt. Von ihrer Pause waren nur noch fünfzehn Minuten übrig. Das war kaum genug Zeit, um in den Waschraum zu eilen und dann um ein Uhr das Sekretariat aufzuschließen.

Nachdem sie vier Stunden lang Unterlagen geordnet, getippt und Buchhaltung gemacht hatte, holte Ida ihre Sachen unter dem Schreibtisch hervor und legte sich ihren Umhang um.

Mr Ditmer hatte als Gastdozent sein Büro am Ende des leeren Flures. Idas flache Absätze hallten auf dem Parkettfußboden wider, als sie um die Ecke bog und an drei leeren Klassenzimmern vorbeiging. Als sie sich seinem Büro näherte, holte sie noch einmal tief Luft, um Mut zu fassen.

Mr Bradley Ditmer war ihr Geschäftssinn aufgefallen. Ihr Vater und ihre Schwestern Kat und Nell erwarteten, dass sie nach ihrem Abschluss im nächsten Monat nach Cripple Creek in Colorado zog. Aber sie hätten sicher Verständnis dafür, dass sie eine einträgliche Arbeitsstelle in New York nicht ablehnen konnte. Das wäre einfach dumm.

Nachdem sie das glänzende Messingschild an der Tür bewundert hatte – Bradley P. Ditmer III., Industrieller und Gastprofessor –, klopfte sie leise an.

»Treten Sie ein.«

Als sie das tat, strömte ihr der vollmundige Geruch von frisch aufgebrühtem Kaffee entgegen. Ihr Dozent stand hinter einem Eichenschreibtisch und sein Jackett hing an einem...


Mona Hodgson ist Autorin zahlreicher Kinderbücher, Gedichte, Artikel und Kurzgeschichten. Sie hält Vorträge auf Frauenfreizeiten, in Schulen und auf Konferenzen und hat die christliche Autorenkonferenz "Glorieta" ins Leben gerufen. Sie ist seit fast vierzig Jahren verheiratet und hat mit ihrem Mann zwei erwachsene Töchter und vier Enkelkinder.



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