Höffe | Hobbes: Die Hauptwerke | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 280 Seiten

Höffe Hobbes: Die Hauptwerke

Ein Lesebuch
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7720-0132-1
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Ein Lesebuch

E-Book, Deutsch, 280 Seiten

ISBN: 978-3-7720-0132-1
Verlag: Narr Francke Attempto Verlag
Format: EPUB
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Thomas Hobbes (1588-1679) ist einer der bedeutendsten Philosophen der Neuzeit und einer der größten Rechts- und Staatsphilosophen des Abendlandes. Besonders wirkungsmächtig sind seine Theorie des Gesellschaftsvertrags, die Metapher des Staats als übermächtigem Leviathan und der Gedanke des Naturzustandes, in dem ein Krieg aller gegen alle herrscht. Hobbes' Ansichten zum Naturrecht und zum Staat können sowohl als Plädoyer für einen absolutistischen als auch einen liberalen Staat gelesen werden. Bis heute aktuell und provokativ ist sein umfassendes philosophisches Gedankengebäude mit der Mathematik als methodischem Vorbild und einem konsequenten Materialismus, Sensualismus und Hedonismus. Der Band versammelt ausgewählte Originaltexte, die nach Themen geordnet und jeweils mit einer Einleitung versehen sind. Damit ist es auch dem philosophischen Laien möglich, zentrale Grundgedanken von Hobbes' Werk zu erkennen und ein Verständnis seiner Philosophie zu entwickeln.

Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otfried Höffe ist Emeritus der Philosophie an der Universität Tübingen und Leiter der dortigen Forschungsstelle für Politische Philolosophie.
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Einführung: Leben, Werk und Wirkung


Geboren wird Thomas Hobbes in Westport, nahe des für seine Abtei berühmten Landstädtchens Malesbury. Auf diese Herkunft ein Leben lang stolz, wird er viele seiner Schriften als „Thomas Hobbes of Malesbury“ signieren. In den Tagen seiner Geburt, Karfreitag, den 5. April 1588, segelt eine riesige spanische Flotte, die Armada, gen England. Daher wird Hobbes später mit großem rhetorischem Gespür schreiben: „Und eine solche Furcht empfing da meine Mutter, daß sie Zwillinge gebar, mich und zugleich die Furcht“.

Der intellektuell früh- und hochbegabte Thomas erwirbt in seiner Schulzeit gründliche Sprach- und Literaturkenntnisse des Lateinischen und Griechischen. Als 15-Jähriger geht er zum Studium der Logik, Physik und Metaphysik an die Universität Oxford, das er mit dem Grad des Baccalaureus artium abschließt, verbunden mit dem Recht, Vorlesungen zur Logik zu halten.

Wie andere Philosophen der frühen Neuzeit entwickelt sich auch Hobbes nicht innerhalb der Universität zu einem großen Denker heran, sondern als Tutor, Reisebegleiter, Privatsekretär und Freund einer wohlhabenden Adelsfamilie, des später zum Earl (Graf) of Devonshire erhobenen Barons William Cavendish, dessen Familie er sein Leben lang verbunden bleibt. In diesen Jahren vertieft Hobbes seine Kenntnisse der Antike, nimmt sich die Zeit, das griechische Vorbild kritischer Geschichtsschreibung, Thukydides’ (1629), viel später noch Homers (1675) und die (1676) zu übersetzen. „Nebenbei“ erwirbt er politische Erfahrung und Weltläufigkeit und wird mit führenden Wissenschaftlern seiner Zeit bekannt, so mit dem Staatsmann und Philosophen Francis Bacon, mit dem Mathematiker, Physiker und Metaphysiker René Descartes, dem Naturforscher Galileo Galilei und dem materialistischen Philosophen Pierre Gassendi.

In diesen typischen Lebensweg eines jungen Gelehrten der frühen Neuzeit fällt Hobbes’ wissenschaftlich-methodisches Schlüsselerlebnis. Er entdeckt für sich Euklids axiomatisch-deduktiv aufgebautes Handbuch der Geometrie, die , lateinisch . Nach diesem Vorbild wird er sein dreiteiliges philosophisches System (, 1655), (, 1658) und (, schon 1642) nennen.

In seinen einzelnen Schriften folgt Hobbes aber nicht Euklids Methode. Ohnehin gibt er sich mit dem Entwurf eines Systems der Philosophie nicht zufrieden. Er übersetzt nicht bloß wie erwähnt Thukydides und Homer. Er schreibt auch eine Geschichte des englischen Bürgerkrieges: (1688–70; mangels Druckerlaubnis erst posthum, 1679 erschienen). Ferner verfaßt er kirchengeschichtliche Schriften und einen (posthum 1681). Selbst sein Hauptwerk zur politischen Philosophie, der , führt historisch-pragmatische Argumente an und bietet der Auslegung biblischer, vor allem alttestamentarischer Texte einen großen Raum. Nicht zuletzt erlaubt Hobbes seiner rhetorischen Begabung, sich frei zu entfalten.

Nach drei Jahrzehnten geruhsamer Lehr- und Wanderjahre gerät der Philosoph in die politisch-religiösen Kriege und Bürgerkriege, die ein zweites, jetzt politisches Schlüsselerlebnis ausmachen. In seinem Heimatland kämpft das auf alte Rechte (der Steuerbewilligung und der Mitwirkung bei der Gesetzgebung) beharrende Parlament gegen den höheren Adel, an dessen Spitze der zum Absolutismus neigende König Karl I. steht. Überlagert wird der Streit von konfessionellen Konflikten der anglikanischen Staatskirche mit den Katholiken auf der einen und den calvinistisch geprägten Puritanern, noch mehr mit den schottischen Presbyterianern auf der anderen Seite.

Hobbes hofft, diese hochexplosive Situation mittels einer streng rationalen, von Zank und Zwiespalt freien Argumentation zu entschärfen. Mit dieser Hoffnung scheitert er jedoch. Seine erste einschlägige Schrift, (1640), kann nämlich den Bürgerkrieg nicht verhindern, im Gegenteil trägt sie zur Verschärfung der Konflikte bei.

Dieses grandiose Scheitern hätte Hobbes vorhersehen können. Denn statt sich über die Parteien zu stellen, verteidigt er zum einen die Krone gegen das opponierende Parlament, zum anderen die anglikanische Staatskirche sowohl gegen die Katholiken als auch gegen die Protestanten. Wegen dieser Parteinahme ist das Unterhaus so aufgebracht, daß der Philosoph, um der drohenden Verfolgung zu entkommen, nach Paris flieht. Hier, im Exil, erscheint schon einen Monat nach Ausbruch des Bürgerkrieges in Hobbes’ Heimat, im April 1642, (). Obwohl dieser Text in einer winzigen Auflage gedruckt wird, steigt der Autor über Nacht zu einer europäischen Berühmtheit auf.

Knapp ein Jahrzehnt später, im Jahr 1651, veröffentlicht Hobbes sein umfangreichstes Werk, eine wahre Enzyklopädie der philosophischen Wissenschaften: (). In der von Hobbes selbst ins Lateinische übersetzten, oft knapperen Fassung finden sich die zu geflügelten Worte aufsteigenden Formeln vom „Kriege aller gegen alle“ (bellum omnium contra omnes) und daß „eine Autorität, nicht die Wahrheit ein Gesetz macht“ („sed aucthoritas, non veritas facit legem“).

Weil die französische Geistlichkeit im die Kritik politischer Ansprüche der katholischen Kirche wahrnimmt, soll der Autor auf ihr Betreiben von der Justiz verfolgt werden. Um sich der Verfolgung zu entziehen, vielleicht aber auch aus Sehnsucht nach seinem Heimatland macht sich der mittlerweile 63-jährige Philosoph mitten im Winter 1651/52 auf eine beschwerliche Reise nach England. Dort unterwirft er sich dem damaligen Herrscher, dem Militärführer und späteren Lordprotektor Oliver Comwell, der ihn offensichtlich schätzt. Hobbes schreibt später: „Ich, ein alter Mann, scharfer Wind, stürmisches Pferd und holpriger Weg, so kam ich nach London. Aber nirgends in der Welt konnte ich sicherer sein.“

In den nächsten Jahren veröffentlicht Hobbes die zwei noch fehlenden Teile der : () und (). Obwohl er schon mehr als ein Jahrzehnt vor seinem Tod an Schüttellähmung (morbus Parkinson) leidet, bleibt er höchst kreativ, zudem angriffslustig. So läßt er sich auf eine heftige theologische Auseinandersetzung mit Erzbischof Bramhall über den Begriff der Freiheit ein. Er verfaßt die genannte Geschichte des Bürgerkrieges (1668–70), versucht, selbstverständlich vergeblich, die Quadratur der Kreises zu beweisen, schreibt den erwähnten und übersetzt Homer.

Im Alter von 91 Jahren, am 4. Dezember 1967, stirbt Thomas Hobbes auf den Gütern der Familie Cavendish. Auf dem Sterbebett soll er gesagt haben, er zöge die „Kirche von England allen anderen vor“. Jedenfalls wird er in einer Gemeindekirche nach anglikanischem Ritus beigesetzt.

Im Laufe der Zeit ist Hobbes so wohlhabend geworden, daß er auch ohne die ihm von König Karl II. ausgesetzt Jahrespension von hundert Pfund Sterling (nach heutigem Wert etliche zehntausend Euro) komfortabel leben und seinen Freunden und Verwandten großzügige Geschenke machen konnte. Sein Nachlaß beträgt eintausend Pfund Sterling, also immerhin zehn Jahresgehälter der ihm versprochenen Pension, nach heutigem Wert einige hunderttausend Euro.

Obwohl sich Hobbes mit seiner unnachgiebigen Angriffslust viele Feinde macht, wird sein Tod doch von seinen recht zahlreichen Freunden betrauert. Für die breite Öffentlichkeit seiner Zeit geht jedoch ein Verteidiger des Absolutismus, ein Kritiker der politischen Ansprüche der Kirche, vor allem ein „Monstrum“ des Materialismus, des Hedonismus und des Unglaubens dahin.

Zu Hobbes’ außergewöhnlicher Wirkung genügen wenige Hinweise: Zunächst kennt man die Person nicht als Philosophen, sondern nur als Thukydides-Übersetzer und als einen Gesprächspartner in den damaligen naturwissenschaftlichen Debatten. Seit wird er aber weit über die Grenzen Englands mehr als nur bekannt, als Recht- und Staatstheoretiker ist er eine europäische Berühmtheit, in Großbritannien entsteht die literarische Figur des Hobbist.

Führende Politiker und Intellektuelle zollen dem Philosophen ihre Hochachtung. Über die Vertragstheoretiker Spinoza, Locke, Rousseau und Kant und deren Kritiker wie David Hume hinaus reicht sein Einfluß bis weit in die Gegenwart. Selbst Hegel, einer der späteren Kritiker der Vertragstheorie, sagt: „Ausgezeichnet und berühmt wegen der Originalität der Ansichten ist Hobbesius“. „Der Krieg aller gegen alle ist der wahre Naturzustand, wie Hobbes sehr richtig bemerkt hat“. Hegel montiert allerdings, daß „Aus der ganz richtigen Ansicht, in den der allgemeine Wille verlegt wird, in den Willen des Einen, des Monarchen, ein Zustand der absoluten Herrschaft, des vollkommenen Despotismus“ hervorgeht (, 3. Teil, 2. Abschnitt, 2. Abtlg., 3. Hobbes: Werke in 20 Bden., Bd. 20, 225–229).

Diese...



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