Hohlbein / Winkler | Das Netz | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 541 Seiten

Hohlbein / Winkler Das Netz

Roman
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-95520-548-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

Roman

E-Book, Deutsch, 541 Seiten

ISBN: 978-3-95520-548-5
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



'Was ist, ich soll Angst vor dem Tod haben?', fragte Gabriel. Er lachte rau. Der Klang seiner Stimme kam ihm selbst fremd vor, aber die Worte brachen aus ihm heraus, ohne dass er sie aufhalten konnte. 'Sie sind ein Narr. Sie können mich töten, wenn Sie es wollen. Aber Sie können mich nicht dazu bringen, Ihr Spiel nach Ihren Regeln weiterzuspielen.' Berlin im Jahr 2033: Gabriel Richter ist Bibliothekar - und arbeitet gelegentlich als Drogenkurier im 'Netz', einem intelligenten, digitalen Raum, in dem die Grenze zwischen Realität und Cyberspace verschwimmt. Als ihm eines Tages die Netzpolizei auf die Schliche kommt, muss Gabriel fliehen. Eine gefährliche Reise durch das Netz beginnt, auf der ihm unvorstellbare Gefahren begegnen und an deren Ende er auf eine schreckliche Wahrheit stößt ... Wird die Welt längst nicht mehr von den Menschen beherrscht? Ein visionärer Roman, realistisch und fantastisch zugleich! Jetzt als eBook: 'Das Netz' von Wolfgang Hohlbein und Dieter Winkler. dotbooks - der eBook-Verlag

Wolfgang Hohlbein, 1953 in Weimar geboren, ist Deutschlands erfolgreichster Fantasy-Autor. Der Durchbruch gelang ihm 1983 mit dem preisgekrönten Jugendbuch MÄRCHENMOND. Inzwischen hat er 150 Bestseller mit einer Gesamtauflage von über 44 Millionen Büchern verfasst. 2012 erhielt er den internationalen Literaturpreis NUX. Bei dotbooks erschienen von Bestsellerautor Wolfgang Hohlbein exklusiv die eBooks der weltbekannten Fantasy-Reihe »Die Enwor-Saga«: »Enwor - Der wandernde Wald« »Enwor - Die brennende Stadt« »Enwor - Das tote Land« »Enwor - Der steinerne Wolf« »Enwor - Das schwarze Schiff« »Enwor - Die Rückkehr der Götter« »Enwor - Das schweigende Netz« »Enwor - Der flüsternde Turm« »Enwor - Das vergessene Heer« »Enwor - Die verbotenen Inseln« »Enwor - Der ewige Schlaf« »Enwor - Das magische Reich« »Enwor - Die verschollene Stadt« »Enwor - Der flüsternde See« »Enwor - Der entfesselte Vulkan« Bei dotbooks erschienen von Wolfgang Hohlbein auch die folgenden Mystery-Thriller: »Das Netz« »Im Netz der Spinnen« »Schiff des Todes« »Azrael« »Azrael - Die Wiederkehr« Weiterhin erschienen bei dotbooks von Wolfgang Hohlbein die drei Katastrophen-Thriller. »Sturm« »Feuer« »Flut« Die drei Romane sind auch im Sammelband »Die Todeselemente« enthalten. Auch erschienen von Wolfgang Hohlbein bei dotbooks die folgenden Kinder- und Jugendbücher: »Teufelchen« »Schandmäulchens Abenteuer« »NORG - Im verbotenen Land« »NORG - Im Tal des Ungeheuers« »Der weiße Ritter - Wolfsnebel« »Der weiße Ritter - Schattentanz« »Nach dem großen Feuer« »Saint Nick - Der Tag, an dem der Weihnachtsmann durchdrehte« »Ithaka« »Der Drachentöter« Die Kinderbücher der »Operation Nautilus«-Reihe sind in folgender Reihenfolge erschienen: »Die vergessene Insel« »Das Mädchen von Atlantis« »Die Herren der Tiefe« »Im Tal der Giganten« »Das Meeresfeuer« »Die schwarze Bruderschaft« »Die steinerne Pest« »Die grauen Wächter« »Die Stadt der Verlorenen« »Die Insel der Vulkane« »Die Stadt unter dem Eis« »Die Rückkehr der Nautilus« Gemeinsam mit Dieter Winkler hat Wolfgang Hohlbein bei dotbooks die Horrorkurzgeschichtensammlung »Almanach des Grauens« veröffentlicht.
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1. Kapitel

Laura starrte wütend auf ihre antike Swatchuhr aus dem Jahre 1987. Der Kerl ließ sie jetzt bereits eine Viertelstunde warten vor seiner Tür, ohne jegliche Rücksicht auf die Gepflogenheiten. Persönlicher Kontakt war im Berlin dieser 30er Jahre nur noch selten erwünscht, und schon gar nicht, wenn es sich um einen normalen beruflichen Vorgang handelte. In einer Zeit, in der über das Netz jeder überall erreichbar war, galt es als schwerer Verstoß gegen die guten Sitten, einen anderen Menschen vor Ort festzuhalten, nur weil man mit ihm sprechen wollte.

Vor allem ärgerte es sie, dass diesmal nicht sie am Drücker war. Der Kerl hatte Macht, wahrscheinlich mehr Macht als sie und die gesamte StaPo zusammen. Und besonders übel war, dass er sie demonstrierte, ihr mit einer einfachen Geste klarmachte, dass sie ein Nichts war, ein winziges Rädchen in einem Getriebe, das Männer wie er in Gang hielten.

Am liebsten wäre sie aufgesprungen und rausgerannt oder hätte zumindest über das Netz Erkundigungen eingeholt über Oberst Michael Müller vom Netz Abschirm Dienst, dieser dubiosen Organisation, die unter dem Kürzel NAD außerhalb des Sichtfelds normaler Bürger zu einem der wichtigsten Machtfaktoren Berlins geworden war. Aber das war natürlich Schwachsinn, denn das Netz würde ihr, einer kleinen Polizistin, keine Auskunft über den NAD geben.

Sie versuchte sich ins Gedächtnis zu rufen, was sie über den NAD wusste. Er war gleich in der Zeit des Netzaufbaus vor dreißig Jahren ins Leben gerufen worden, um, wie es hieß, ein für alle Mal terroristische Anschläge gegen die Hauptschlagader des Landes auszuschließen. Und er hatte von Anfang an im Verborgenen gewirkt, und immerhin so effizient, dass in der Tat schwere Angriffe gegen das Netz nie publik wurden. Wenn es sie denn überhaupt je gegeben hatte.

Parallel dazu hatte die Stadtpolizei schleichend an Einfluss verloren. Die Bürger merkten kaum etwas davon, sie hatten in der Regel direkt nur mit der StaPo oder ERT-Beamten zu tun, die alle regulären Verstöße gegen das Netz verfolgten. Nominell unterstand die StaPo denn auch nicht dem NAD, doch in der Praxis sah das ganz anders aus. NAD und das Netz waren eng miteinander verwoben. Und das aus gutem Grund: Wer das Netz kontrollierte, konnte über seine virtuelle Welt so tief in die Gedanken und Seelen der Menschen eindringen, dass sie sich wie folgsame Lämmer alles gefallen ließen, statt aufzubegehren.

Vor Lauras Augen flackerte ein Neon auf mit der Aufforderung: „Bitte treten Sie jetzt ein.“ Sie biss sich auf die Lippe. Seit sie den Aufstieg aus der Unterwelt in die glitzernde Welt des Zwischendecks geschafft hatte, hatte sie sich nicht mehr so gedemütigt gefühlt. Mit einem Ruck richtete sie sich auf und trat auf die Tür von Oberst Müllers Dienstzimmer zu; im letzten Moment glitt die Tür mit einem fast erschrocken wirkenden Satz zur Seite.

Oberst Müller stand mit dem Rücken zur Tür, drehte sich jetzt aber um und blickte missbilligend in ihre Richtung. Sein weißer Anzug auf dunkelbrauner Haut verlieh ihm etwas Unwirkliches, so, als wäre er gar nicht hier, sondern ein aus Trugbildern zusammengesetzter Schemen. Graues Haar fiel ihm mit weißen Strähnen auf die breiten Schultern, und seine Augen – wahre Feuersteine in einem braunen Gesicht mit hundert Linien und Fältchen – strahlten hart und kalt.

Er musterte Laura ohne die Spur eines Lächelns und sagte dann ganz einfach: „Sie verstoßen gegen die Netz-Etikette.“

Laura fühlte sich wie vor den Kopf gestoßen. „Ich tue was?“, brachte sie schließlich hervor.

„Sie verstoßen gegen die Netz-Etikette“, wiederholte Müller. Er verschränkte die Arme, und Laura bemerkte, dass er die Ärmel fast bis zu den Ellbogen aufgerollt hatte. Seine braunen Unterarme waren nackt, ohne Uhr oder sonstiges Schmuckstück; so braun und stark, als wollten sie jeden Moment zuschlagen.

„Ich habe Sie nicht rufen lassen, um mit Ihnen von Angesicht zu Angesicht zu sprechen.“

Die plötzliche Erkenntnis traf sie wie ein kalter Wasserguss eine Schnecke, die sich dann zu einer kleinen Kugel zusammenrollt und nicht mehr der in die Lebendigkeit tastende Organismus ist wie noch kurz zuvor. Er hatte sie reingelegt, spielte ein Spiel, dessen Regeln sie nicht verstand. Er wollte sie demütigen, sie fertigmachen – sie und die Behörde, für die sie arbeitete.

„Ich verstehe nicht ganz“, sagte sie langsam.

„Sie verstehen sehr gut. Die Regeln unserer Gesellschaft sind eng gefasst, was den persönlichen Kontakt angeht. Doch Sie verstoßen regelmäßig dagegen. Statt das Netz zu nutzen, suchen Sie persönliche Konfrontationen.“ Seine Stimme wurde noch eine Spur kälter: „Das ist sehr gefährlich.“

„Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen“, behauptete die StaPo. Sie ließ nervös die Zunge über die Lippen gleiten.

Für eine Weile trat Stille ein. Oberst Müller musterte sie stumm. Aber irgendetwas geschah mit ihm, eine zuerst fast unmerkliche Veränderung, die sie anfangs kaum registrierte und die sich ihr dann geradezu widerlich aufdrängte. Seine Miene schien eine Spur zu eingefroren zu sein, das Braun seiner Haut eine Spur zu dunkel, aber das war es nicht.

Irgendetwas schien mit seinem Gesicht nicht zu stimmen. Es waren seine Wangenknochen. Sie schienen ihren Halt zu verlieren, sich nach außen zu wölben, als drücke sie eine unsichtbare Geschwulst plötzlich dorthin. Dann zogen sie sich wieder zurück, nur um sich anschließend wieder nach außen zu wölben.

Die Veränderung stand im krassen Kontrast zu den scharfen Zügen von Müllers durchaus gutgeschnittenem Gesicht. Als die Wangenknochen langsam zu pulsieren begannen, konnte Laura ein Gefühl des Ekels nicht unterdrücken. Sie versuchte den Blick von den immer schneller pulsierenden Wangenknochen zu wenden; es erschien ihr grotesk, hier im Hauptgebäude des NAD mit einer abstoßenden Spielerei, einem Cyberscherz, konfrontiert zu werden.

„Dem Netz entgeht nichts, Laura Berendt“, sagte der Oberst schließlich, als sei nichts geschehen. „Sie sollten in Zukunft sehr vorsichtig sein.“

„Ich weiß, verdammt noch mal, nicht, was Sie überhaupt von mir wollen.“ Im gleichen Moment, in dem sie den Satz ausgesprochen hatte, verfluchte sie sich dafür. Es hatte kalt und herablassend klingen sollen, doch stattdessen schwang die klägliche Bitte mit, einfach in Ruhe gelassen zu werden.

„Dem Netz entgeht nicht, dass Sie ... sagen wir einmal, einen sehr eigenwilligen Kommunikationsstil pflegen. So wie Sie meine Aufforderung zu einem Gespräch missverstanden haben. Dieses Verhalten ist Ihrer Position als StaPo absolut unangemessen.“

Der Kontrast zwischen seinen sorgfältig gewählten Worten und der monströsen Veränderung in seinem Gesicht hätte nicht größer sein können. Aber das war kein TriVi und kein Scherz irgendwelcher Kinder, die mit Hilfe des Netzes versuchten, harmlosen Touristen einen Schreck einzujagen. Einen Herzschlag lang war sie versucht, ihm deutlich zu sagen, was sie von billigen Cyber-Scherzen inmitten eines ernsthaften Gesprächs hielt, aber dann entschied sie sich dagegen. Sie würde ihm nicht die Freude bereiten, ihm ihre Verwirrung auch noch unter die Nase zu reiben.

„Hören Sie. Wenn daraus eine Dienstaufsichtsbeschwerde werden soll, dann wenden Sie sich bitte an meinen Chef ...“

„Aber Laura. Ich darf Sie doch Laura nennen?“ Wider Willen nickte die StaPo. „Also Laura, es geht nicht um einen Vorgang polizeilicher Disziplin. In solche Fälle mischt sich der NAD nun wirklich nicht ein.“

„Um was, bitte sehr, geht es denn dann?“

Die Wangenknochen des Obersts hörten schlagartig auf zu vibrieren. Laura wollte schon aufatmen, das Ganze aus ihrem Bewusstsein beiseiteschieben wie eine Werbebotschaft, die zu aufdringlich geraten war und durch ihre penetrante Art nur noch abschreckende Wirkung hatte. Schließlich war sie wie alle ihre Mitmenschen gewohnt, auf die ständige Reizüberflutung auf den öffentlichen Straßen mit automatischem Verdrängen zu reagieren; kein Mensch hätte sonst die ganzen Neons, flüsternden Versprechen und die laute Effekthascherei von Werbetreibenden und Exhibitionisten aushalten können.

Doch dann hörte sie plötzlich dieses Geräusch in dem ansonsten absolut stillen Raum. Zuerst überlagerte es nur ganz leicht ihren eigenen Atem, um dann schlagartig lauter zu werden. Es klang wie das Quietschen eines Tiers, einer Ratte, um genau zu sein. Einer Ratte, die irgendwo eingeklemmt wurde, gegen etwas ankämpfte, vergeblich und in Todesangst ihre letzten Kraftreserven mobilisierte. In Laura verkrampfte sich alles; sie blockte sofort die Geräusche der virtuellen Welt ab, aber das Quietschen blieb. Das konnte nur bedeuten, dass es in der wirklichen Welt existierte!

„Ich wollte Sie um einen kleinen Gefallen bitten“, fuhr der Oberst dazwischen. Sie hatte Mühe, den Sinn seiner Worte zu verstehen.

„Ich höre“, brachte sie mühsam hervor.  Im gleichen Moment ging das Quietschen der imaginären Ratte in ein Wimmern über und verstummte schließlich ganz. Die Stille danach war fast schlimmer als das Geräusch selber. In welches Irrenhaus war sie hier geraten? Sie spürte, wie ihre Schläfen zu pochen begannen.

„Es ist schön, dass Sie hören.“ Der Oberst lächelte, aber seine Augen funkelten kalt wie Rubine. „Zuvor fehlen mir allerdings noch ein paar Puzzleteile Ihrer Persönlichkeit. Ich weiß schließlich gerne, mit...


Hohlbein, Wolfgang
Wolfgang Hohlbein, 1953 in Weimar geboren, ist Deutschlands erfolgreichster Fantasy-Autor. Der Durchbruch gelang ihm 1983 mit dem preisgekrönten Jugendbuch MÄRCHENMOND. Inzwischen hat er 150 Bestseller mit einer Gesamtauflage von über 44 Millionen Büchern verfasst. 2012 erhielt er den internationalen Literaturpreis NUX.

Der Autor im Internet: www.hohlbein.de

Bei dotbooks veröffentlichte Wolfgang Hohlbein die ELEMENTIS-Trilogie mit den Einzelbänden FLUT, FEUER und STURM, die große ENWOR-Saga sowie die Romane DAS NETZ, IM NETZ DER SPINNEN und FLUCH – SCHIFF DES GRAUENS.



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