E-Book, Deutsch, Band 7, 368 Seiten
Reihe: Sportwissenschaft studieren
Hottenrott / Neumann / Brettschneider Trainingswissenschaft
3. Auflage 2016
ISBN: 978-3-8403-1191-8
Verlag: Meyer & Meyer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Ein Lehrbuch in 14 Lektionen
E-Book, Deutsch, Band 7, 368 Seiten
Reihe: Sportwissenschaft studieren
ISBN: 978-3-8403-1191-8
Verlag: Meyer & Meyer
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark
Prof. Dr. phil. habil. Kuno Hottenrott (Jahrgang 1959) ist Professor für Trainingswissenschaft an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und lehrte davor an den Universitäten Kassel und Marburg. Prof. Dr. med. habil. Georg Neumann (Jahrgang 1938) ist Professor für Sportmedizin und hat über viele Jahre nationale Auswahlmannschaften sportmedizinisch betreut. Er ist Verfasser von zahlreichen Monografien zur Sportmedizin, Leistungsphysiologie und Sporternährung.
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Lektion 1
Gegenstand der Trainingswissenschaft
Was ist von dieser Lektion zu erwarten?
1.1 Zu den Begriffen Training, Trainingslehre und Trainingswissenschaft
Der Begriff des hat sich in den letzten Jahren gewandelt. Ein Grund dafür sind die veränderten gesellschaftlichen Bedürfnisse. Das ursprüngliche Ziel des Trainings waren Höchstleistungen im Sport (Nett, 1964; Harre, 1971). Dabei wurde das sportliche Training als die physische, technisch-taktische, intellektuelle, psychische und moralische Vorbereitung des Sportlers mit Hilfe von Körperübungen verstanden (Matwejew, 1972). Training kann als ein komplexer Handlungsprozess aufgefasst werden, mit dem Ziel einer planmäßigen und sachorientierten Einwirkung von Leistungen und der Entwicklung von Fähigkeiten zur bestmöglichen Leistungspräsentation in Bewährungssituationen (Carl, 1989). Diese Definitionen zum Begriff Training orientierten sich ausschließlich auf Ausprägung der sportlichen Leistung. Eine Erweiterung dieser Auffassung stellten Hohmann, Lames & Letzelter (2007) vor. Sie definieren Training als die planmäßige und systematische Realisierung von Maßnahmen zur nachhaltigen Erreichung von Zielen im Sport und durch Sport.
Definition von Training:
Ableitend von dieser allgemeinen Definition, wird klar, dass das körperliche Training für alle Populationen (Kinder, Jugendliche, Berufstätige, Ältere) offen sein muss und nicht nur der Leistungsentwicklung dient, sondern auch der Prävention und Rehabilitation. Durch den Sport werden auch erzieherische Ziele unterstützt. Dazu gehören Fairness, Kommunikation, Sozialverhalten, Durchsetzungsvermögen u. a. Durch Sport wird die Lebensqualität gesteigert, die Gesundheit erhalten, das Lebensalter erhöht und Risikofaktoren vermindert. Die Anwendungsfelder des Trainings sind daher vielfältig und betreffen alle Altersgruppen. Durch die unterschiedliche Interessenslage gehen die Motive zur sportlichen Betätigung weit auseinander und erweitern die Vorstellungen zum Leistungssport bedeutend (Abb. 1/1.1).
Abb. 1/1.1:
Die hat sich aus der Sportpraxis, der Trainingslehre sowie Disziplinen der Sportwissenschaft entwickelt (s. Abb. 2/1.1) und ist aus heutiger Sicht eine interdisziplinäre Wissenschaft (Martin et al., 1993).
Die ist der handlungsorientierte Teil der Trainingswissenschaft und die die Technologie und Didaktik des Trainierens (Schnabel & Thieß, 1993, S. 878f.). Ursprünglich stützte sich die Trainingslehre nur auf sportpraktische Erfahrungen, die wissenschaftlich nicht geprüft waren. Nach Schnabel und Thieß (1993, S. 879) ist gegenwärtig ein Teil ihrer Aussagen und Handlungsorientierungen wissenschaftlich begründet, ein anderer Teil jedoch noch erfahrungswissenschaftlich nicht belegt. Dennoch ist sie in ihrer Gesamtheit für ein systematisches Training unentbehrlich. Aus der allgemeinen Trainingslehre haben sich sportartspezifische Trainingslehren etabliert, welche Inhalte der allgemeinen Trainingslehre in spezifischer Ausrichtung enthalten und entsprechend der Sportartspezifik ergänzt werden. In diesem Zusammenhang wurden auch Lehren für die Sportartengruppen erarbeitet (z. B. Ausdauersportarten, Sportspielarten, Kampfsportarten). Die von Schnabel und Thieß (1993) gekennzeichnete Unterscheidung von Trainingslehre und Trainingswissenschaft wird auch in neueren Publikationen weitgehend gestützt (Hohmann, Lames & Letzelter, 2007, S. 25).
Abb. 2/1.1:
Definition von Trainingswissenschaft:
Die ist eine interdisziplinär ausgerichtete sportwissenschaftliche Disziplin und befasst sich aus einer ganzheitlichen und angewandten Sicht mit der wissenschaftlichen Fundierung von Training und Wettkampf, unter Berücksichtigung der Leistungsfähigkeit und der Leistungsdiagnostik in den verschiedenen Handlungs und Anwendungsfeldern von Bewegung, Spiel und Sport.
Definition von Trainingslehre:
Die ist Teil der Trainingswissenschaft. Sie umfasst eine systematische Aufbereitung aller handlungsrelevanten Aussagen für die Sportpraxis und reflektiert die Erkenntnisse und Erfahrungen der im Trainings- und Wettkampfprozess agierenden Personen.
Immer mehr Menschen nutzen den Sport zur Erfüllung individueller Bedürfnisse und betreiben den Sport nicht leistungsorientiert.
1.2 Gegenstandsbereiche der Trainingswissenschaft
Als Gegenstandsbereiche der Trainingswissenschaft werden allgemein das Training, die Entwicklung der Leistungsfähigkeit oder Leistung und der Wettkampf angesehen (Schnabel et al., 2003; Hohmann et al., 2007). Zur Analyse der Leistungsfähigkeit des Sportlers, zur Festlegung individueller Belastungsbereiche und zur Evaluierung des Trainingsprozesses sind sportartspezifische leistungsdiagnostische Tests unabdingbar. Diese Tests müssen sinnvoll in den Trainingsprozess integriert und auf die Leistungsstruktur der Sportart abgestimmt sein. Fundierte trainingswissenschaftliche Kenntnisse sind hierzu erforderlich. Insofern gehört die Leistungsdiagnostik auch zum Gegenstandsbereich der Trainingswissenschaft. Das Schnittmengendiagramm in Abb. 1/1.2 soll auf die Wechselbeziehungen der vier Gegenstandsbereiche aufmerksam machen. Die Überlappungen (Schnittmengen) können unterschiedlich groß sein. Die kurzen Ausführungen zu den Gegenstandsbereichen erfolgen aus lerndidaktischer Sicht und sind nicht vollständig. Die Gegenstandsbereiche werden ausführlich in den nachfolgenden Lektionen behandelt.
Abb. 1/1.2:
1.3 Anwendungsfelder des sportlichen Trainings
Als (lat.: = Ereignis) gilt eine risikoreiche Unternehmung oder auch ein Erlebnis. Beim Abenteuer wird das gewohnte Umfeld bewusst verlassen und eine Aktivität mit unbekanntem Ausgang gestartet. Der Abenteurer will auf sich selbst gestellt sein, hat sich von der Zivilisation abgesetzt und nimmt bewusst Schwierigkeiten in Kauf. Der österreichische Bergsteiger Reinhold Messner führte in seinen zahlreichen Büchern über Bergbesteigungen und Expeditionen aus, dass es ohne Gefahr kein Abenteuer gibt. Für ein Abenteuer braucht es neben dem „Auf-sich-selbst-gestellt-sein“ und „Ausgesetztsein“ auch die Überwindung von Schwierigkeiten (Messner, 1999). Abenteuer liegt in der Hierarchie der Gefühle zwischen Erlebnis und Risiko, d. h., es wird diesem speziellen Fall der Gefühlsregung ein Ausnahmecharakter zugeschrieben, der durch eine zeitliche und/oder räumliche Besonderheit bedingt ist (Breuer & Sander, 2003). Sportler, die das Abenteuer suchen, begeben sich bewusst in eine unbekannte Risikosituation, deren Ausgang ungewiss ist. Erfolg und Scheitern sind gleichermaßen möglich. Abenteuer sind schwer planbar, sie sind für den Akteur ein kalkulierbares Wagnis mit erhofftem positiven Ausgang (Gissel & Schwier, 2003). Abenteuersuchende Personen sollten eine gute Grundkondition aufweisen, da das Unternehmen oft mit enormen körperlichen...