Hottinger | Die Länder des Islam | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 368 Seiten, Gewicht: 1 g

Hottinger Die Länder des Islam

Geschichte, Traditionen und der Einbruch der Moderne
1. Auflage 2013
ISBN: 978-3-03823-985-7
Verlag: NZZ Libro
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Geschichte, Traditionen und der Einbruch der Moderne

E-Book, Deutsch, 368 Seiten, Gewicht: 1 g

ISBN: 978-3-03823-985-7
Verlag: NZZ Libro
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Nahost- und Islam-Experte Arnold Hottinger - ein engagierter Vermittler zwischen Orient und Okzident - analysiert in einem faszinierenden Überblick die islamischen Länder von Ägypten bis zur Türkei, von Nordafrika bis zum Irak, vom Iran bis Afghanistan. Arnold Hottinger Die Länder des Islam Geschichte, Traditionen und der Einbruch der Moderne Format E-Book: EPUB. 2013. Karten & Pläne. sFr. 19.90 / ? (D) 19.90 / ? (A) 20.50 ISBN 978-3-03823-985-7

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Einführung

Die Vielfalt der Welt des Islam

Dieses Buch ging ursprünglich von der Frage aus: Ist es wirklich nur «der Islam», der Geschichte und Gegenwart der islamischen Völker und ihrer Kulturen bestimmt? – Viele Aussenstehende, Nichtmuslime in Europa und in Amerika, scheinen dies anzunehmen. Der Umstand, dass die muslimischen Völker «dem Islam» angehören, wird immer wieder als Erklärung dafür herangezogen, dass im islamischen Raum dieses oder jenes geschieht oder dass dieser Raum «anders» sei als der europäisch-amerikanische.

Bei genauerem Hinsehen jedoch gibt es gute Gründe für die Skepsis gegenüber solchen Erklärungsversuchen. Monsieur islam n’existe pas lautet der Titel des Buches einer französischen Autorin mit algerischen Wurzeln, Dounia Bouzar, der es darum ging, klärend in Fragen der Einwanderungsproblematik zu wirken.1 Sie hat recht: «Der Islam» schlechthin ist eine Abstraktion, die es im konkreten Leben nicht gibt. Der Islam mag für den gläubigen Muslim in Gott ruhen, er ist aber auf Erden immer in Menschen, und zwar in sehr unterschiedlichen Menschen verkörpert. Jeder Muslim wird zustimmen: Gott hat den Islam über Koran und Propheten an die Menschen gesandt.

Man kann auch ganz einfach auf die Geschichte schauen: Wenn es nur einen unveränderlichen Islam gäbe und dieser alleine die Geschichte und Kultur der Muslime bestimmte, würde die Geschichte aller Muslime stillstehen.

Auch die Geografie macht deutlich: Es gibt viele Arten von Muslimen in sehr verschiedenen Ländern, was bedeuten muss, dass es noch andere Einflüsse gibt, die auf ihre Vergangenheit und ihre Gegenwart einwirken, als nur ein immer gleicher «Islam».

Im Verlauf vieler Reisen, die der Verfasser mit Mitreisenden unternahm, denen er die muslimischen Länder nahezubringen suchte, wurde ihm deutlich: Viel von der Eigenart und Besonderheit der besuchten Orte und Stätten lässt sich fassen und verdeutlichen, wenn man auf die besondere Natur des Landes schaut, in dem man sich befindet. Die besonderen Charakteristiken einer Landschaft und eines ganzen Landes bedingen und prägen das Leben seiner Bevölkerung über die Jahrhunderte hin. Diesen prägenden Charakteristiken entspricht eine Geschichte «auf lange Sicht», die sich mit bestimmten Konstanten abwickelt. Allein der Nahe Osten kennt viele Variationen von sehr verschiedenen geografischen und natürlichen Rahmen, in denen sich über viele Generationen hinweg Menschenleben abgespielt hat. Markant sind die grossen Bewässerungstäler des Nils und des Zweistromlandes. Im Gegensatz dazu stehen die reinen Wüsten mit ihren Beduinen als der einzigen Art von Menschen, die dort zu leben vermögen. Wieder andere Gegebenheiten prägen die Menschen und formen ihr Leben in Ländern, die weitgehend aus Wüste bestehen, aber auch bewässerte Nischen und Flecken kennen, deren grösste sogar Städte ernähren. Es gibt Bergländer, grosse Ebenen und Übergangsregionen.

Derartige Grundtypen finden sich wieder, modifiziert, aber doch erkennbar, in der weiteren Umgebung des nahöstlichen Kerns, die auch zur weiten islamischen Welt gehört. Grosse Flusstäler gibt es in Zentralasien, in Indien und bis zum Wadi al-Kebir, den einst die hispanischen Muslime bevölkerten, dem heutigen Guadalquivir-Tal. Wüsten gibt es von der Sahara bis zur Takla Maqam. Man kann eine weitere Gruppe von Ländern hinzufügen, indem man auf Nordafrika schaut: Korridor oder Brückenländer, die bevölkerte Übergangsstrassen bilden, welche die Völker durchwandern. Anatolien ist sogar ein Übergangskontinent. Afghanistan lässt sich als eine doppelte Landbrücke beschreiben, auf der sich die West-Ost- und die Nord-Süd-Wege nach Indien kreuzen.

Die Geschichte, langfristig gesehen, ist jeweils in den unterschiedlichen Naturen der Länder und Grossregionen verankert. Geografie sei Schicksal, sagte Napoleon. Die Menschen lebten während der zwei-, drei- oder viertausend Jahre, über die sich ihre Geschichte in den meisten Ländern dieser Regionen zurückverfolgen lässt, in erster Linie vom Land und dessen Ertrag. Ihre Lebensumstände waren weitgehend durch die Natur ihres Landes bedingt. Das Land in seiner Vielfältigkeit hat die Menschen in ihren Variationen geformt: Beduinen, Bewässerungsbauern, Oasenbewohner. Und natürlich haben die Menschen auch das Land geformt: Bewässerung mit Dämmen und Kanälen, über der Erde und unterirdisch; Wege und Strassen; Siedlungen aller Art, Kulturpflanzen und Gärten – für Baumaterial war man auch auf das Land angewiesen, bis – im Westen – der Zement erfunden wurde.

Auch was man den kulturellen Oberbau nennen kann, war eng mit dem Land verbunden: die Tempel mit Stadtgöttern und Naturgottheiten sowie später der Dienst an dem Einen, dem Schöpfergott. Sein Kultgebäude erhebt sich über den alten Tempeln am gleichen heiligen Ort. Die Gedichte, die Musik, das Tanzen, Statuen, Bilder, alle haben sie spezifische Wurzeln in den jeweiligen Ländern und Landschaften ihrer Genese und Ausübung.

Der Islam entstand im Wüstenraum, aber an zwei eher städtischen Orten, in denen jedoch noch die soziale Ordnung der Wüstenbewohner herrschte, das Stammeswesen. Er ergoss sich dann in die Länder alter Kultur, und er war gezwungen, sich an sie anzupassen, wenn er erfolgreich über sie herrschen wollte. Er prägte diese Länder um, und er wurde von ihnen umgeprägt. Er schlug Wurzeln. Wenn man die heutigen Muslime fragt, die von der Pilgerfahrt heimkehren, was ihnen am meisten Eindruck gemacht hat, kommt häufig die Antwort: die Verschiedenartigkeit der Muslime. So viele, so unterschiedliche Menschen, so viele Sprachen, Farben, Arten von Menschen sind alle in Mekka zusammengekommen. Ja, sie kamen alle im Zeichen des Islam. Es gab etwas Grosses, sie Einigendes, über den Einzelnen und über den vielen verschiedenen Gemeinschaften. Doch die Vielfalt ist unbestreitbar überaus eindrücklich. Zahlreiche Kulturen, nicht nur eine einzige Kultur, sind in den islamischen Jahrhunderten gewachsen. Geschichten haben sich in der Geschichte des Islam abgespielt: Es gibt eine Geschichte von Mesopotamien, eine andere von Anatolien, eine von Zentralasien, eine Ägyptens und eine Nordafrikas. Noch eine andere war in Südspanien zu Hause. Sie ist abgeschlossen seit 1492. Natürlich hat jede dieser Geschichten vielfache Berührungspunkte und Überschneidungen mit jenen des Nachbarlandes. Doch man kann die Umrisse einer jeden nachzeichnen.

Es gibt kriegerische Ereignisse und kulturelle Entwicklungen, die den ganzen Raum oder grössere Teile davon erfassen, wie die Religion des Islam es getan hat, wie schon vorher der Hellenismus Alexanders des Grossen. Doch die darunter liegenden Strukturen bleiben bestehen, tauchen wieder auf, manchmal verwandelt, entstellt, neu aufblühend, aber dennoch an die Natur, die Gegebenheiten der Länder gebunden.

Der grosse Einschnitt im 19. Jahrhundert

Wenn man versucht, das ganze komplexe Gebilde, das man die islamischen Völker und ihre Kulturen nennt, ein Lebewesen aus vielen Gliedern, die sich natürlich auch mit den Zeitläufen ändern, zu überschauen, gelangt man überall an einen entscheidenden Graben: Im 19. Jahrhundert, am deutlichsten ab 1850, ändert sich alles grundlegend und immer schneller und immer mehr, bis heute und morgen. Die islamischen Völker leben nicht mehr primär unter sich in dem vielfältigen Haus und Gefüge, das man als Dar ul-Islam anspricht. Das ist mehr als «Haus des Islam», aber nicht ganz «Palast des Islam», denn «Dar» bedeutet ein Herrenhaus. – Eine fremde, immer unwiderstehlicher eindringende Macht hat zuerst die Gärten und äusseren Häuser besetzt, drang dann durch Türen und Fenster ein, drückte die Mauern mit Bulldozern nieder, setzte sich fest, nahm alles in Beschlag, was sie zu ergreifen vermochte, schrieb und schreibt weiter vor, wie das Leben auszusehen hat. Sie setzt neue Paradigmen, Leitschemen für die Gegenwart und die Zukunft. Sie krempelt alle bisherigen Gegebenheiten radikal um. Nichts ist mehr, wie es war und sich seit Urzeiten aus der Vergangenheit fortgesetzt hat. Alles wird anders – und die Fremden bestimmen wie.

Die Bedeutung der alten naturbasierten Strukturen nimmt ab, verblasst, denn die fremde, von der Technologie beherrschte Kultur hegt den Ehrgeiz und hat Mittel entwickelt, um die Natur zu beherrschen, sie zu instrumentalisieren. Die Menschen fügen sich nicht mehr in ihren natürlichen Rahmen ein, sondern bauen ihn um oder neu. Dies entwertet zum ersten Mal die althergebrachten Rahmen, in denen sich das Leben bisher abgespielt hat. Beispiele: Man fährt heute mit dem Tankwagen durch die Wüste, um Kamelen und Schafen Wasser zu bringen, statt sie zum Wasser hinzuführen. Man staut den Nil, um permanent und nicht gemäss dem alten Rhythmus der Jahreszeiten bewässern zu können. Dabei verzichtet man auf die natürliche Düngung mit Nilschlamm. Dieser lagert sich heute im Nassersee ab. Um die Felder fruchtbar zu erhalten, braucht man Kunstdünger. Diesen produziert man mit Hilfe der Elektrizität, die der Staudamm liefert. All das muss man tun, um die riesig angewachsene Bevölkerung zu ernähren. Sie hat so stark zugenommen, weil man mit den aus Europa übernommenen Methoden der Seuchen und der Kindersterblichkeit Herr wurde.

In Nordsyrien wächst Hartweizen. Dieser wird exportiert, damit die Italiener Spaghetti daraus machen können. Als Gegenleistung werden grössere Mengen von weichem Weizen aus Amerika oder Kanada importiert. Man braucht ihn dringend, um die wachsende Bevölkerung zu ernähren.

Kuwait besitzt Erdöl; das Land, das eigentlich nur aus einer einzigen Stadt besteht, zieht sehr viele Menschen an. Kuwait City ist stark gewachsen. Das Klima...



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