Houdret | Wasserkonflikte sind Machtkonflikte | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 293 Seiten, eBook

Houdret Wasserkonflikte sind Machtkonflikte

Ursachen und Lösungsansätze in Marokko
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-531-92318-5
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark

Ursachen und Lösungsansätze in Marokko

E-Book, Deutsch, 293 Seiten, eBook

ISBN: 978-3-531-92318-5
Verlag: VS Verlag für Sozialwissenschaften
Format: PDF
Kopierschutz: 1 - PDF Watermark





Dr. Annabelle Houdret promovierte bei PD. Dr. habil. Jochen Hippler am Institut für Politikwissenschaft und Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen und bei Prof. Dr. Yves Sintomer, Département de Science Politique, Université Paris 8. Sie ist Senior Project Manager bei Adelphi Research in Berlin.

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1;Vorwort;6
2;Inhalt;8
3;Abbildungs- und Tabellenverzeichnis;13
4;Abkürzungsverzeichnis;15
5;Einleitung;17
6;1 Ursachen und Folgen der Süßwasser-Knappheit;25
6.1;1.1 Die „Wasserkrise“ als ökologische und politische Frage;25
6.1.1;1.1.1 Probleme der Einschätzung von „Wasserknappheit“;27
6.1.2;1.1.2 Die bewässerte Landwirtschaft: Spiegel von Machtbeziehungen;29
6.1.3;1.1.3 Mögliche Anpassung an Wasserknappheit;33
6.1.4;1.1.4 Wasserprobleme in der MENA Region;36
6.2;1.2 Wasserressourcen als Sicherheitsfaktor;39
6.2.1;1.2.1 Veränderte Konzepte nationaler und internationaler Sicherheit;40
6.2.2;1.2.2 Die politische Wahrnehmung ökologischer Sicherheitsaspekte;43
6.2.3;1.2.3 Wasser als Sicherheitsfaktor innerhalb von Staaten;46
6.2.4;1.2.4 Zwischenstaatliche Wasserkonflikte;52
7;2 Die Forschung zu innerstaatlichen Wasserkonflikten;54
7.1;2.1 Die Umweltsicherheitsforschung;55
7.1.1;2.1.1 Entstehung und Schwerpunkte des Forschungszweiges;55
7.1.2;2.1.2 Ergebnisse der empirischen Studien;60
7.1.3;2.1.3 Defizite der bisherigen Forschung;62
7.2;2.2 Die Common-Pool-Resource Forschung;66
7.2.1;2.2.1 Grundannahmen zum Ressourcenmanagement;66
7.2.2;2.2.2 Nutzen der Theorien für die Analyse von Wasserkonflikten;69
7.3;2.3 Die Konfliktforschung;73
7.3.1;2.3.1 Die konstruktive Funktion gesellschaftlicher Konflikte;74
7.3.2;2.3.2 Das Konzept der Konflikttransformation;75
7.3.3;2.3.3 Mögliche Akteure der Konflikttransformation;81
8;3 Ein neuer Forschungsansatz;87
8.1;3.1 Begriffsklärung: Wasserkonflikte und ihre Austragungsformen;87
8.2;3.2 Die Forschungsfragen;91
8.3;3.3 Methodische Herangehensweise und Hypothesen;93
9;4 Konfliktpotentiale durch Wandel der soziopolitischen Strukturen in Marokko;98
9.1;4.1 Das konventionelle Makhzen-System;100
9.1.1;4.1.1 Die traditionelle Legitimität des Könighauses;100
9.1.2;4.1.2 Die Rolle der ländlichen königstreuen Eliten;106
9.2;4.2 Die Herausforderung der etablierten Strukturen und Akteure;108
9.2.1;4.2.1 Die Legitimität der demokratischen Institutionen;108
9.2.2;4.2.2 Alternative, nichtstaatliche Interessensvertreter;112
9.2.3;4.2.3 Die Entstehung eines „neuen Makhzen“;117
10;5 Marokkos Wasserpolitik vor neuen Herausforderungen;121
10.1;5.1 Die strategische Bedeutung der ländlichen Entwicklung;122
10.1.1;5.1.1 Wasser und Land als Entwicklungs- und Machtfaktoren;122
10.1.2;5.1.2 Zunehmende Disparitäten;127
10.2;5.2 Wasserpolitik im Wandel;129
10.2.1;5.2.1 Vom Wasser Gottes zum Wasser des Staates;129
10.2.2;5.2.2 Die Dezentralisierung des Wassermanagements;131
10.3;5.3 Aktuelle politische Prioritäten und Konfliktpotentiale;142
10.3.1;5.3.1 Zunehmende Konkurrenz durch steigende Wasserknappheit;142
10.3.2;5.3.2 Folgen der wirtschaftlichen Liberalisierung und Privatisierung;144
11;6 Die Region Souss und das Privatisierungsvorhaben;152
11.1;6.1 Zunehmende Konkurrenz um Land und Wasser;153
11.2;6.2 Institutionelle und machtpolitische Aspekte der Wasserkrise;161
11.2.1;6.2.1 Staatliche Politik: Liberalisierung versus Ressourcenschutz;162
11.2.2;6.2.2 Zivilgesellschaftliches Engagement in der Wasserversorgung;167
11.3;6.3 Das Pilotprojekt El Guerdane zur Bewässerungsversorgung;171
11.3.1;6.3.1 Die Rolle des privaten Unternehmens;172
11.3.2;6.3.2 Die Partnerschaft: Privatisierung als „Royalisierung“?;176
11.3.3;6.3.3 Konzeptionelle Schwächen des Projektes;182
12;7 Wasserkonflikte und Kooperation in El Guerdane;187
12.1;7.1 Die Konfliktparteien der Auseinandersetzungen um Wasser;188
12.2;7.2 Wachsende ökologische Disparitäten zwischen Landwirten;191
12.2.1;7.2.1 Höhere Verluste an bewässerter Ackerfläche bei Kleinbauern;191
12.2.2;7.2.2 Tiefenbohrungen bei Großbauern stärker verbreitet;194
12.2.3;7.2.3 Wasser- und Landzugang bedingen Anbau lukrativer Produkte;195
12.3;7.3 Ökologische und sozioökonomische Unterschiede verstärken sich;198
12.3.1;7.3.1 Ungleiche Verteilung alternativer Einkommensquellen;199
12.3.2;7.3.2 Geringe Bedeutung des Bildungsstandes;201
12.3.3;7.3.3 Schlechterer Marktzugang für Kleinbauern;202
12.4;7.4 Anbaufläche und Wasserzugang beeinflussen Konflikthäufigkeit;204
12.4.1;7.4.1 Großbauern seltener von Konflikten um Bewässerung betroffen;205
12.4.2;7.4.2 Schlechte Wasserversorgung erhöht Konfliktwahrscheinlichkeit;208
12.5;7.5 Der Erfolg von Vermittlern in Wasserkonflikten;210
12.5.1;7.5.1 Die Legitimität der Vermittler;211
12.5.2;7.5.2 Vermittlungserfolge abhängig von Schlichter und Konflikttyp;212
12.6;7.6 Zwischenfazit: Wasserkonflikte und Machtpolitik in El Guerdane;218
12.6.1;7.6.1 Die Verschärfung von Armut und Wasserkonflikten;219
12.6.2;7.6.2 Die öffentlich-private Partnerschaft als Machtpolitik;222
13;8 Lokale Wasserkonflikte als Spiegel nationaler Machtverhältnisse;226
13.1;8.1 Machtverhältnisse im Wandel: Königshaus, Bevölkerung, Eliten;226
13.1.1;8.1.1 Die neuen Strategien des Makhzen;227
13.1.2;8.1.2 Perspektiven der politischen Liberalisierung;230
13.1.3;8.1.3 Der neue Regel- und Institutionenpluralismus;233
13.1.4;8.1.4 Die Gefährdung der Legitimität von Regierung und König;237
13.2;8.2 Perspektiven für die Transformation von Wasserkonflikten;240
13.2.1;8.2.1 Wasserkonflikte als soziales und politisches Phänomen;241
13.2.2;8.2.2 Die Möglichkeiten der Interessensverhandlung;242
13.2.3;8.2.3 Die Schlüsselrolle von Vermittlern auf der intermediären Ebene;243
13.2.4;8.2.4 Günstige Zeitpunkte für neue Strategien;244
13.3;8.3 Weiterer Forschungsbedarf;245
14;9 Handlungsoptionen zum Umgang mit Wasserkonflikten;248
14.1;9.1 Prävention von Wasserkonflikten verstärken;248
14.2;9.2 Wasserpolitik als gesellschaftliche (De-) Stabilisierung verstehen;251
14.2.1;9.2.1 Nationale und internationale Veränderungen begleiten;252
14.2.2;9.2.2 Nationale Wasserpolitik konfliktsensibel gestalten;254
14.3;9.3 Konfliktpotentiale erkennen, Transformation unterstützen;255
14.3.1;9.3.1 Strukturelle Konfliktpotentiale erkennen;255
14.3.2;9.3.2 Konflikte durch Wasserprojekte vermeiden;257
14.3.3;9.3.3 Konfliktsensible Gestaltung öffentlich-privater Partnerschaften;259
14.3.4;9.3.4 Konfliktsensible Projektkonzeption und -evaluation;261
14.4;9.4 Konstruktiv mit Wasserkonflikten umgehen;262
14.4.1;9.4.1 Bewusstsein um Konflikte und Austragungsformen schärfen;262
14.4.2;9.4.2 Konstruktive Transformation von Konflikten verbessern;263
15;Fazit;267
16;Literaturverzeichnis;273

Ursachen und Folgen der Süßwasser-Knappheit.- Die Forschung zu innerstaatlichen Wasserkonflikten.- Ein neuer Forschungsansatz.- Konfliktpotentiale durch Wandel der soziopolitischen Strukturen in Marokko.- Marokkos Wasserpolitik vor neuen Herausforderungen.- Die Region Souss und das Privatisierungsvorhaben.- Wasserkonflikte und Kooperation in El Guerdane.- Lokale Wasserkonflikte als Spiegel nationaler Machtverhältnisse.- Handlungsoptionen zum Umgang mit Wasserkonflikten.


5 Marokkos Wasserpolitik vor neuen Herausforderungen (S. 125-126)

„Allah, el Watan oua el Malik“ [„Gott, die Nation und der König“]
Inschrift über den marokkanischen Staudämmen

„Gott, die Nation und der König“ so lautet die weithin sichtbare Inschrift auf den Felsen über jedem Staudamm in Marokko. Diese „heilige Dreieinigkeit“ ist nicht nur die Bestätigung der in den vorangegangenen Kapiteln erläuterten Stellung des Königs. Die Formel ist darüber hinaus ein äußerst treffendes Symbol der strategischen Rolle der Staudämme für die Sicherung der königlichen Herrschaft, und des zeitweise starken politischen und sozialen Drucks, der auch durch die Wasserverteilung bedingt ist.

Wasserressourcen ermöglichen einem Land die Erschließung und Entwicklung neuer Lebensräume, Produktions- und Einkommensquellen. Die technische Regulierung der Ressource impliziert jedoch immer auch eine Gestaltung der sozialen und politischen Beziehungen, denn: „ein Bewässerungssystem zu fördern bedeutet nicht nur, die Wasserverteilung zu rationalisieren, sondern auch, bezüglich der Nutzung und der Verteilung des Wassers Stellung zu beziehen“ (Pérennès 1993: 157).

Le Coz äußert sich ähnlich bezüglich der Bedeutung der Landwirtschaft: „Wenn man mit H. Lefèvre übereinstimmt, der ‚Raum als Produkt der Gesellschaft’ betrachtet, ist das landwirtschaftliche System eines der Instrumente, durch welche sich diese Handlung vollzieht. Und diesem Phänomen kommt eine umso größere Bedeutung zu, als dass die landwirtschaftliche Tätigkeit an sich viel Raum einnimmt“ (Le Coz 1990: 15).

Sowohl das Wassermanagement als auch die Gestaltung der Landwirtschaft werden hier deshalb explizit als das Ergebnis bestimmter Politiken und soziopolitischer Kräfteverhältnisse verstanden.

Dieses Kapitel geht der spezifischen Herrschaftssicherung durch die Wasser- und Landwirtschaftspolitik nach und analysiert die mit den aktuellen Veränderungen einhergehenden Konfliktpotentiale. Neben den in Kapitel 4 dargestellten soziopolitischen Strukturen sind vor allem die hier erläuterten Bedingungen des Wassermanagements und der ländlichen Entwicklung für die Analyse struktureller Ursachen von Wasserkonflikten relevant.

Die bestehenden sozialen und ökonomischen Ungleichheiten im ländlichen Raum werden, so die These dieses Kapitels, durch die wirtschaftliche Liberalisierung und die zunehmende Wasserknappheit in vielen Fällen verstärkt. Dies stellt, zusammen mit den reformierten Formen des Wasser- und Landmanagements, die Herrschaftslegitimierung durch die Verteilung der natürlichen Ressourcen in Frage. Gleichzeitig ermöglicht die politische Liberalisierung neue Handlungsspielräume, da die staatlichen Akteure in Teilen des Produktionsprozesses weniger präsent sind, neue Organisationsformen wie Nutzergruppen und NGOs toleriert werden und der Privatsektor sich zunehmend in ehemals staatlichen Monopolen etabliert.

Die Potentiale und Herausforderungen dieser Entwicklungen werden hier am Beispiel der sog. ‚Großen Bewässerungssektoren’ (grands périmètres irrigués) untersucht. Diese Sektoren werden überwiegend aus Großstaudämmen gespeist und staatlich verwaltet. Zusätzlich existieren kleine und mittlere Bewässerungssektoren (petite et moyenne hydraulique), die meist aus Brunnen, Quellen und Kleinstaudämmen gespeist werden.


Dr. Annabelle Houdret promovierte bei PD. Dr. habil. Jochen Hippler am Institut für Politikwissenschaft und Institut für Entwicklung und Frieden der Universität Duisburg-Essen und bei Prof. Dr. Yves Sintomer, Département de Science Politique, Université Paris 8. Sie ist Senior Project Manager bei Adelphi Research in Berlin.



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