Howard | Das Spiel der Mackenzies | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 211 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

Howard Das Spiel der Mackenzies


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95576-596-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 211 Seiten

Reihe: MIRA Taschenbuch

ISBN: 978-3-95576-596-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Notlandung in der Wüste! Sunny Miller verdankt Pilot Chance Mackenzie ihr Leben. Doch weiß sie wirklich, was hier gespielt wird? Chance hat eigene Pläne ...



Seit Linda Howards Karriere als vielfach beachtete Autorin begann, hat sie mehr als 25 Romane geschrieben, die weltweit eine begeisterte Leserschaft gefunden haben und millionenfach verkauft wurden. Zahlreiche Auszeichnungen sprechen für den internationalen Ruhm, den sie durch ihr Schaffen erreicht hat. Zusammen mit ihren Mann und zwei Golden Retrievers lebt sie in Alabama.

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DER ANFANG


Jedes Mal, wenn er zurück nach Wyoming kam, zurück nach Hause, wusste Chance Mackenzie nicht, welches seiner intensiven Gefühle überwog – die Freude oder das Unbehagen. Grundsätzlich war er der Typ Mann, der sich allein wohler fühlte, auch wenn er in den ersten vierzehn Jahren seines Lebens erfahren hatte, was Einsamkeit bedeutet. Wenn er allein war, brauchte er sich keine Gedanken um andere zu machen, und umgekehrt konnte ihn dann niemand mit seinen Sorgen behelligen. Sein Job verstärkte diesen Hang zum Alleinsein noch. Verdeckte Ermittlungen und Anti-Terror-Einsätze erforderten nun mal Geheimhaltung und Argwohn. Er musste ständig auf der Hut sein und durfte keinen an sich heranlassen. Chance vertraute niemandem.

Trotzdem … er hatte eine Familie. Groß, laut, alle enorm erfolgreich und vor allem nicht willens, ihn aus ihrer Mitte gehen zu lassen. Wobei er nicht einmal sicher war, ob er sie verlassen würde, sollten sie es erlauben. Er empfand es immer als verstörend, alarmierend verstörend, in diesen Kreis aus Wärme und Herzlichkeit zu treten, ausgefragt und geneckt zu werden – er wurde tatsächlich gefoppt, ausgerechnet er, ein Mann, den die gefährlichsten Leute der Welt zu Recht fürchteten! Er wurde umarmt und geküsst, bemuttert und angebrüllt und … geliebt, so als wäre er wie jeder andere. Dabei war ihm stets gegenwärtig, dass er nicht war wie andere. Und dennoch zog es ihn zurück, immer und immer wieder, wie magnetisch angezogen von gerade den Dingen, die ihn so irritierten – und nach denen er sich tief in seinem Inneren doch sehnte. Liebe war ein riskantes Unterfangen, er hatte es früh und auf die harte Tour erfahren. Er konnte sich auf niemanden außer auf sich selbst verlassen.

Die Tatsache, dass er bisher überlebt hatte, betrachtete Chance als Beweis für seine Zähigkeit und seine Intelligenz. Weder wusste er, wie alt er war, noch wo sein Geburtsort lag. Auch den Namen kannte er nicht, den er als Kind getragen hatte – oder ob man ihm überhaupt einen Namen gegeben hatte. Er konnte sich nicht an eine Mutter oder einen Vater erinnern, da war niemand, der sich um ihn gekümmert hatte. Viele Leute verdrängten und vergaßen ihre Kindheit einfach, aber Chance konnte sich nicht einmal damit trösten. Dafür gab es zu viele Episoden, die immer wieder und nur allzu deutlich vor sein geistiges Auge traten.

Er sah noch vor sich, wie er Essen stahl, kaum dass er groß genug war, um auf Zehenspitzen die Obstauslagen im Supermarkt erreichen zu können. Da Chance mittlerweile mit so vielen Kindern verschiedenen Alters zu tun und so Vergleichsmöglichkeiten hatte, schätzte er, dass er damals ungefähr drei gewesen sein musste … wenn nicht jünger.

Er erinnerte sich daran, dass er bei warmem Wetter draußen in Straßengräben geschlafen hatte. War es kalt oder fiel Regen, suchte er Schutz in Scheunen, Lagerhallen, Ställen. Kleidung hatte er gestohlen, manchmal, indem er sie einem allein im Garten spielenden Jungen einfach vom Leib zog. Chance war immer stärker als andere Jungen seiner Statur gewesen, einfach aufgrund der körperlichen Anstrengung, am Leben zu bleiben – und er wusste, wie man kämpfte, aus demselben Grund.

Einmal hatte sich ihm ein streunender Hund angeschlossen, ein schwarz-weißer Mischling, der tagsüber neben ihm hertrottete und sich nachts neben ihm zusammenrollte. Chance erinnerte sich daran, wie dankbar er für die Wärme gewesen war. Doch er wusste auch noch, wie er an einem Tag nach einem Stück Fleisch griff, das er aus den Tonnen vor einem Restaurant gestohlen hatte, und der Hund ihn biss. Noch heute waren die Narben auf seiner linken Hand sichtbar. Der Hund hatte das Fleisch gefressen, und Chance war einen weiteren Tag hungrig geblieben. Schon damals verübelte er es dem Hund nicht, schließlich hatte das Tier ebensolchen Hunger gehabt. Doch danach hatte Chance den Hund verscheucht. Es war schwierig genug, für sich selbst etwas zu essen zu stehlen, ohne auch noch einen Hund versorgen zu müssen. Außerdem wusste er eines ganz genau: Wenn es ums Überleben ging, war sich jeder selbst der Nächste. Diese Lektion mochte er im Alter von fünf Jahren gelernt haben, aber er hatte sie sehr schnell verinnerlicht.

Dieses erzwungene Überlebenstraining sowohl auf dem Land als auch in der Stadt bildete die Grundlage dafür, dass er heute so gut war in dem, was er tat. Also hatte seine Kindheit wohl doch auch Gutes bewirkt. Trotzdem … er würde keinem Hund das Gleiche wünschen, nicht einmal dem Köter, der ihn gebissen hatte.

Sein wirkliches Leben hatte an dem Tag begonnen, als Mary Mackenzie ihn am Straßenrand fand, entkräftet von einer unbehandelten Grippe, die zu einer Lungenentzündung geführt hatte. Viel von den darauffolgenden Tagen wusste er nicht mehr, dazu war er zu krank gewesen, nur, dass er in einem Krankenhaus gelegen hatte. Und an die Angst, an die erinnerte er sich. Denn er war dem System in die Hände gefallen, und das hieß, dass er effektiv ein Gefangener war. Natürlich sah jeder ihm an, dass er minderjährig war, noch dazu ohne Papiere. Das würde automatisch das Jugendamt auf die Bildfläche rufen. Sein ganzes Leben hatte er sorgsam darauf geachtet, gerade eine solche Situation zu vermeiden. Er hatte versucht, Pläne für eine Flucht auszuarbeiten, doch seine Gedanken waren wirr und trübe und sein Körper viel zu schwach gewesen.

Woran er sich jedoch erinnerte … da war dieser Engel mit warmen grau-blauen Augen und hellbraunem seidigem Haar, mit kühlen Händen und einer sanften Stimme. Und neben ihr stand ein großer dunkler Mann, ein Halbblut, der sofort die tiefste Furcht in Chance ansprach: "Wir werden nicht zulassen, dass sie dich mitnehmen", hatte der große Mann gesagt, wann immer Chance aus seiner fiebrigen Bewusstlosigkeit auftauchte.

Er traute ihnen beiden nicht, glaubte den Versprechungen des großen Halbbluts nicht. Chance hatte bereits selbst herausgefunden, dass er zum Teil Indianer war. Na und? Das hieß nicht, dass er diesen Leuten mehr trauen konnte als dem verdammten undankbaren Köter. Doch er war zu krank und zu schwach gewesen, um zu fliehen, er hatte ja nicht einmal genug Kraft, um sich zu wehren. Und in diesem hilflosen Zustand hatte Mary Mackenzie ihn irgendwie mit ihrer Fürsorge gefesselt. Er hatte es nie geschafft, sich davon zu befreien.

Er hasste es, wenn andere ihn anfassten. Wenn ihm jemand so nahe kam, dass er ihn berühren konnte, dann war dieser Jemand auch nahe genug für einen Angriff. Gegen die Krankenschwestern und Ärzte, die ihn mit ihren Nadeln und Spritzen traktierten und ihn herumhievten, als wäre er ein Stück Fleisch, konnte er nichts unternehmen. Mit zusammengebissenen Zähnen ertrug er es. Denn er wusste, sollte er sich wehren, würden sie ihn am Bett festbinden. Er wollte frei bleiben, damit er entkommen konnte, sobald er wieder genügend Kraft gesammelt hätte.

Doch sie schien die ganze Zeit über da zu sein. Natürlich wusste er, dass sie irgendwann auch mal das Krankenhaus verlassen haben musste. Dennoch … wenn das Fieber in ihm wütete, war sie es, die sein Gesicht mit einem kalten Tuch abwischte und ihm mit Eiswürfeln die Lippen benetzte. Sie kämmte sein Haar zurück und massierte seine Stirn, wenn sein Schädel zu explodieren schien. Sie war es, die ihn wusch, seit sie erkannt hatte, welche Angst er hatte, sobald die Schwestern es versuchten. Seltsam, aber es war erträglicher für ihn, wenn sie das tat. Seine Reaktion verwunderte ihn selbst.

Sie berührte ihn ständig. Sie ahnte seine Wünsche im Voraus. Sie schüttelte sein Kissen auf, noch bevor ihm bewusst wurde, dass ihm unbequem war. Bevor ihm zu kalt oder zu heiß wurde, regulierte sie die Raumtemperatur. Sie massierte ihm Rücken und Beine, wenn die Fieberkrämpfe seine Muskeln verspannten. Er fand sich überschüttet mit mütterlicher Fürsorge, komplett eingehüllt darin. Es ängstigte ihn zu Tode, doch Mary nutzte seinen geschwächten Zustand aus und überwältigte ihn mit ihrer Liebe, so als sei sie entschlossen, ihm in den wenigen Tagen alles an Mutterliebe zu geben, was er über die Jahre vermisst hatte.

Und irgendwann während der Tage im Fieberwahn begann ihm diese kühle Hand auf seiner Stirn zu behagen. Er horchte, ob er nicht die sanfte Stimme hören konnte, selbst wenn er nicht genügend Kraft hatte, die Lider zu heben. Die Stimme beruhigte ihn und brachte ihm Frieden auf einer tiefen, unbewussten Ebene. Einmal träumte er, er wusste nicht, was, aber als er in Panik aufwachte, lag sein Kopf an ihrer schmalen Schulter. Wie ein kleines Kind hatte er sich an sie geschmiegt. Sie strich ihm unablässig übers Haar und sprach beruhigend auf ihn ein, und er war wieder in den Schlaf geglitten, mit dem Gefühl von Geborgenheit und Sicherheit.

Es wunderte ihn immer wieder, selbst heute noch, wie winzig sie war. Jemand mit einem so eisernen Willen müsste eigentlich zwei Meter groß sein und mindestens hundert Kilo wiegen, dachte Chance manchmal. Dann hätte er verstehen können, wie sie es damals schaffte, das Krankenhauspersonal herumzukommandieren, selbst die Ärzte, bis sie genau das bekam, was sie wollte. Sie war es, die ihn auf vierzehn Jahre schätzte. Er war gut einen Kopf größer als die zierliche Frau, die sich resolut in sein Leben drängte. Doch das war völlig unerheblich – gegen sie war er absolut machtlos, genau wie das Klinikpersonal.

Er konnte nichts gegen seine immer stärker werdende Sucht nach Mary Mackenzies Fürsorge tun, auch wenn ihm klar war, dass er da eine Schwäche entwickelte, die ihn zu Tode ängstigte. Noch nie hatte er für irgendetwas oder irgendjemanden Gefühle verspürt und wusste instinktiv, wie verletzlich ihn das machte. Doch weder das Wissen darum noch der Argwohn...



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