Howe | Die falsche Geisel | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Thea Paris

Howe Die falsche Geisel

Thriller
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-492-99153-7
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, Band 1, 432 Seiten

Reihe: Thea Paris

ISBN: 978-3-492-99153-7
Verlag: Piper ebooks in Piper Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Seit ihr kleiner Bruder vor vielen Jahren vor ihren Augen entführt wurde, quälen Thea Paris grauenhafte Schuldgefühle. Aus diesem Grund hat sie ihr Leben einer einzigen Aufgabe gewidmet: dem Befreien von Geiseln. Als Chefin der Sondereinheit für Entführungen hat sie schon unzähligen Menschen das Leben gerettet. Doch dann wird Theas schlimmster Albtraum wahr: Ihr Vater verschwindet spurlos. Für Thea und ihr Team beginnt eine rasante und gefährliche Suche nach dem einzigen Menschen, dem Thea noch vertraut. Doch ist dieses Vertrauen berechtigt?
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Kapitel  01


150 Meter über Kwale, Nigeria
1. November
2:30 Uhr

Thea Paris wusste, wie es lief.

Wenn der Einsatz scheiterte, würde niemand ihre Leiche bergen. Sie würde zurückgelassen werden und im Dschungel verwesen, nicht identifiziert und vergessen. Und das kam nicht infrage. Sie konnte schließlich nicht die Party zum sechzigsten Geburtstag ihres Vaters versäumen.

Ihre behandschuhte rechte Hand glitt routiniert lässig über ihre kugelsichere Weste und ihren M4-Karabiner. Nachtsichtgerät, Leuchtraketen, Handgranaten, Ersatzmagazine – alles war leicht zugänglich. Sie hatte die Waffe geprüft, gereinigt und geölt, die den Dschungel durchdringende Feuchtigkeit würde ihr nichts anhaben können. Alle nötigen Checks für den Einsatz waren gemacht.

Das hypnotische Schnurren des für Geheimmissionen wie diese wieder aus der Versenkung geholten Tarnhubschraubers Hughes 500P bestimmte den Ton der Operation. Schwarz und unsichtbar, in jeder Hinsicht. Geräusche, Bewegung, Licht – alles war auf ein Minimum reduziert. Sie flogen im Konturenflug, dicht über dem Boden, die Beschaffenheit des Geländes nutzend, um unter dem Radar zu bleiben.

Sie leitete den Einsatz und hatte ihn mit ihrem Sechsmannteam unzählige Male auf einem dem Zielgebiet nachempfundenen Gelände geprobt. Jetzt stand die Ausführung kurz bevor. Brown hatte Kopfhörer auf und hörte Jimi Hendrix – das war seine Art, sich psychisch zu wappnen. Johansson starrte ins Leere und dachte wahrscheinlich an seine schwangere Frau, die alles andere als glücklich war, dass er sich für diesen Einsatz gemeldet hatte. Team A, das ihnen in dem anderen umgerüsteten Hubschrauber folgte, bestand aus den in Schottland geborenen Zwillingsbrüdern Neil und Stewart und einem von seiner langen Kampferfahrung gezeichneten Veteranen der französischen Fremdenlegion namens Jean-Luc, der sie, was seine Fähigkeiten als Schütze anging, alle in den Schatten stellte. Sie hatte jeden Einzelnen von ihnen aus der bei Quantum International Security zur Verfügung stehenden Truppe an Spezialisten sorgfältig ausgewählt.

Bis auf Rifat Asker, den Sohn ihres Chefs.

Der sie in diesem Moment anstarrte. Da ihre Väter sehr gute Freunde waren, kannten sie und Rif sich schon seit Kindheitstagen. Thea respektierte seine Fähigkeiten im Kampfeinsatz, doch was die Taktik anging, kriegten sich die beiden oft in die Haare. Sie fuhr mit dem Finger über die S-förmige Narbe auf ihrer rechten Wange, ein bleibendes Andenken an jenen Zwischenfall, bei dem Rif mit ihrem Bruder Nikos aneinandergeraten war.

Sie tippte auf das Display ihres Smartphones und ließ sich ihren Blutzuckerwert anzeigen: 105. Die Batterien des Messgeräts waren voll geladen. Perfekt. Nichts konnte den Erfolg eines Einsatzes stärker gefährden als ein niedriger Blutzuckerwert. Sie schob ihr Handy in die entsprechende Tasche ihrer taktischen Weste neben ihr Glucagon-Kit. Rif beobachtete sie immer noch, als sie ihre Weste zurechtrückte, und sie fragte sich, ob er Bescheid wusste. Sie hatte ihr Bestes getan, um die Tatsache, dass sie Diabetikerin war, geheim zu halten, aber ihm entging nur selten etwas. Wahrscheinlich hätte es nicht viel geändert, wenn es bekannt gewesen wäre, aber sie wollte nicht, dass irgendjemand im Team glaubte, dass sie dem Job nicht gewachsen war.

In ihrem Ohrhörer krächzte die Stimme des Piloten. »Drei Minuten bis zur Landung.«

»Verstanden. Wir sind bereit.«

Der Gewitterhimmel verbarg den zweiten Hubschrauber. Thea wischte sich ihre feuchten Hände an ihrem Tarnanzug ab. Regen prasselte auf den Rumpf des Hubschraubers, die Turbulenzen bescherten ihr einen flauen Magen. Sie war noch nie gerne geflogen. Die schlechte Sicht ermöglichte es ihnen, sich ihrem Ziel zu nähern, ohne vom Radar erfasst zu werden, aber die hohe Luftfeuchtigkeit und die Hitze konnten die Manövrierfähigkeit des Hubschraubers beeinträchtigen. Um möglichst leicht zu sein, hatten sie nur ein Minimum an Treibstoff im Tank, doch das bedeutete, dass sie kaum einen Puffer hatten, falls sie in Schwierigkeiten gerieten.

Rif verlagerte seine Position und sah Brown und Johansson an. »Also gut, Jungs, holen wir uns diesen Ölbaron.«

Die Geisel, John Sampson, ein texanischer Erdölingenieur, verdiente hohe sechsstellige Beträge damit, auf der ganzen Welt die Betreiber von Bohrstellen zu beraten und ihnen dabei zu helfen, die Fördermengen zu steigern. Sampson hatte zwei Kinder, seine Frau war Lehrerin und unterrichtete eine dritte Klasse. Jeden Donnerstagabend trainierte er eine Baseballmannschaft der Little League, aber die letzten zehn Spiele seiner Mannschaft hatte er versäumt, weil er von einer Gruppierung entführt worden war und als Geisel gehalten wurde, die sich »Bewegung für die Befreiung des Nigerdeltas« nannte, kurz BBND. Offenbar hatte jede Terroristengruppe ein einprägsames Kürzel, als ob sie allesamt PR-Agenturen beauftragt hatten, ihre Markennamen einer möglichst breiten Öffentlichkeit bekannt zu machen.

Diese militante nigerianische Gruppe würde unter keinen Umständen von ihrer Drei-Millionen-Dollar-Lösegeldforderung abrücken. Leider deckte Sampsons Entführungsversicherung nur eine Lösegeldsumme bis zu einem Betrag von einer Million Dollar ab. Damit blieb nur eine Option: Befreiung. Doch die Erfolgsquote bei Kommandoeinsätzen zur Befreiung von Geiseln lag nur bei zwanzig Prozent, was der Grund dafür war, weshalb Sampsons Leute sich an Quantum gewandt hatten. Wenn ein Leben auf dem Spiel stand, ging man zu den Besten.

»Sechzig Sekunden bis zur Landung«, verkündete der Pilot.

Thea setzte sich ihr Nachtsichtgerät auf und hielt sich an einer der an den Kabinenwänden verankerten Halteschlaufen fest.

»Bist du sicher, dass es keine undichte Stelle gibt?« Schwarze Tarnfarbe unterstrich die Anspannung, die in den Fältchen um Rifs Augen zum Ausdruck kam.

»Ja.« Sie konzentrierte sich auf das Positive. Das war immer besser, als sich von trüben Gedanken beeinflussen zu lassen, wenn man hinabsank in potenzielles Höllenfeuer. Sie müssten das Überraschungsmoment auf ihrer Seite haben, und sie hatte ein absolutes Topteam zusammengestellt. Jedes Mitglied des Teams würde für die anderen sein Leben riskieren, und mit ihrer gesammelten Einsatzerfahrung spielten sie in der Ivy League der Spezialkommandos mit.

Mithilfe des schmalen Wärmebildes, das die Infrarotkamera neben den Kufen des Hubschraubers lieferte, folgte der Pilot dem Flussbett. In einer mondlosen Nacht in einen dichten Dschungel hineinzufliegen war alles andere als optimal, aber ihrem Informanten zufolge hatten sie keine Zeit zu verlieren. Sie mussten Sampson noch in dieser Nacht befreien.

»Dreißig Sekunden.« Die Vorwarnung des Piloten verursachte einen Amphetaminschub. Sie schwebten über einer kleinen Lichtung inmitten des dichten Blätterdachs des Dschungels, gut drei Kilometer von dem Rebellenlager entfernt.

Ein Schweißfilm bedeckte Theas Nacken. Ihr Körper kribbelte. Sie fühlte sich lebendig, hellwach, adrenalingeflutet.

»Zehn Sekunden.«

Der Pilot zog die Nase des Hubschraubers hoch und setzte auf. Thea nickte den anderen zu, und sie sprangen schnell nach draußen, landeten auf dem Boden und rollten sofort von der Lichtung weg. Sie spürten den Regen auf ihrer Haut und die Hitze, die vom Rotor ausging und über sie hinwegfegte, als der Hubschrauber wieder aufstieg und davonflog.

Ein modriger Geruch schlug Thea entgegen und stieg ihr in Mund und Nase – ein Überbleibsel endloser Regenzeiten. Die Mitglieder des Teams kauerten im dichten, tropfenden Gebüsch, während der andere Hughes 500P Jean-Luc und die beiden Schotten absetzte. Sie suchten nach allen Seiten das Gelände ab. Das Rattern der Hubschrauber verblasste in der Ferne, die schwachen, aber typischen Silhouetten der beiden Hughes 500P ließen kurz erkennen, welche Veränderungen zu ihrer Tarnung vorgenommen worden waren.

Die normalen Nachtgeräusche des Dschungels kehrten zurück: das Zirpen der Grillen, das Glucksen des Wassers im nahen Fluss, das eigenartige Brüllen eines Nilpferds, das Prasseln des Regens. Sie warf einen Blick auf ihr GPS-Gerät, gab Rif ein Zeichen und rückte durch das dichte Buschwerk vor. Sie hatten exakt zweiundvierzig Minuten, um die Geisel zu befreien, zu den Hubschraubern zurückzukehren und zuzusehen, dass sie wieder verschwanden. Sie ging um das dichteste Dickicht herum und erstarrte.

Ein Geräusch. Ein Rascheln im Gebüsch. Ihre Hand verspannte sich um ihren M4-Karabiner. Ein Wachposten? So nah an ihrem Landepunkt?

Sie blickte über ihre linke Schulter. Rifs großer Umriss kauerte gut einen halben Meter hinter ihr. Brown und Johansson hockten neben ihm, während Team A die Seite in die andere Richtung deckte. Das Gestrüpp zu ihrer Linken raschelte in der auffrischenden Brise.

Stille. Ein Moskito ließ sich auf ihrem Nacken nieder. Sie ignorierte den brennenden Stich.

Dann knickte ein Zweig. Knirschende Schritte. Ein leiser, schriller Schrei.

Sie entsicherte ihr Sturmgewehr und sah erst nach links, dann nach rechts. Ihr Finger verharrte neben dem Abzug.

Dann eine Bewegung, direkt vor ihnen, in Bodenhöhe.

Ein Stachelschwein huschte vorbei, die Stacheln angriffsbereit aufgestellt.

Thea stieß einen langen Atemzug aus und bedachte Brown mit dem Ansatz eines Lächelns. Du heilige Scheiße! Um ein Haar hätte sie die stachelige Kreatur erschossen und damit ihre Tarnung auffliegen lassen. Brown tätschelte den Kaninchenfuß, der an einer Kette vor seinem Hals baumelte, und nickte. Einen Glücksbringer dabeizuhaben war bei einem Einsatz ein Muss. Sie trug immer den silbernen Santa-Barbara-Anhänger, den ihr Vater ihr zu ihrem zwölften Geburtstag geschenkt hatte....


Howe, K. J.
KJ Howe wurde in Toronto, Kanada geboren, doch durch die vielen Umzüge der Familie sah sie die ganze Welt – zum Beispiel Afrika, den Mittleren Osten, Europa und die Karibik. Neben ihrer Leidenschaft für das Reisen, die ihr bis heute erhalten geblieben ist, begeisterte sie sich schon früh fürs Lesen und bald wuchs in ihr der Wunsch, selbst Geschichten zu schreiben. In Toronto studierte sie zunächst Betriebswirtschaft und fasste nach dem Universitätsabschluss schnell Fuß in der Geschäftswelt. Doch ihr Traum vom Schreiben trieb sie bald wieder zurück zur Universität, wo sie Kreatives Schreiben studierte. Bislang veröffentlichte sie mehrere Fachbücher und Ratgeber. Heute lebt Howe wieder in Toronto, reist aber im Zuge ihrer Recherchen immer noch um die ganze Welt, nimmt an Kamelrennen in Jordanien teil, surft auf Hawaii, schlägt sich durch den Dschungel von Costa Rica, taucht mit Weißen Haien in Südafrika und arbeitet mit Elefanten in Botswana. »Die falsche Geisel« ist ihr erster Roman.



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